Aus Bund und Ländern
VFA befürwortet Richtgrößen
BONN. Als sinnvolle Al- ternative bezeichnete die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arz- neimittelhersteller, Cornelia Yzer, die geplante Ablösung der Arzneimittelbudgets durch arztbezogene Richt- größen. Mit Blick auf die Krankenkassen nannte sie es unverantwortlich, dieses In- strument schon im Vorfeld zu desavouieren und ohne jeden Beleg Mehrkosten in Milliardenhöhe zu progno- stizieren. Schließlich verhan- delten die Krankenkassen selbst Struktur und Umfang der Richtgrößen. Der VFA verweist darauf, daß die ge- setzliche Krankenversiche- rung (GKV) 1996 rund 33,4 Milliarden DM für Arznei- mittel ausgegeben habe.
Dies entspreche einer Stei- gerung um 6,4 Prozent ge- genüber 1995.
Eine wesentliche Ursa- che für das Wachsen des GKV-Marktes ist nach An- sicht von Yzer die verstärkte
Nutzung innovativer Thera- piemöglichkeiten. Gestützt werde diese Entwicklung durch die überdurchschnitt- lich hohe Zahl neuer Arznei- mittel (36), die 1996 auf dem deutschen Markt eingeführt worden seien und vielfach
neue Therapiechancen er- öffnet hätten. Beispiele dafür seien Medikamen- te gegen Multiple Sklerose und Alzheimer-Demenz sowie Weiterentwicklungen in der AIDS- und Krebs- Therapie. HK
A-712 (20) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 12, 21. März 1997
P O L I T I K NACHRICHTEN
Das Bundesgesund- heitsministerium hat die Broschüre „Ver- braucherschutz im Lebensmittelrecht“
herausgegeben. Sie informiert über ge- setzliche Schutzvor- schriften und beant- wortet Fragen zu gentechnisch herge- stellten Lebensmit- teln, der Rinderseu- che BSE sowie Schad- und Zusatzstoffen in Lebensmitteln. Dar- über hinaus enthält die Broschüre den voll- ständigen Text des Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände- gesetzes. Der Ratge-
ber „Verbraucherschutz im Lebensmittelrecht“ kann unentgeltlich bezogen wer- den über: Bundesministerium für Gesundheit, Broschürenstelle, 53108 Bonn.
Ausland
Großbritannien:
Bisher 16 Fälle neuer CJK-Variante
LONDON. In Großbri- tannien sind nach Angaben des britischen Gesundheits- ministeriums bislang 16 Men- schen an der neuen Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) erkrankt. 13 von ihnen seien inzwischen gestorben, darunter zehn im vergange- nen Jahr und drei im Jahr da- vor, erklärte das Gesund- heitsministerium in London in seinem monatlichen Bulle- tin.
Bei den drei CJK-Kran- ken, die noch am Leben sind, sei die Krankheit anhand einer Probe aus dem Hirn diagnostiziert worden. In die- sem Jahr sei noch kein neuer Fall dieser CJK-Variante hinzugekommen. Insgesamt
starben in Großbritannien im vergangenen Jahr 48 Men- schen an der Creutzfeldt-Ja- kob-Krankheit, 1995 waren es 46. Die Opfer der neuen Form dieser Krankheit, die möglicherweise mit dem Rin- derwahnsinn in Zusammen- hang steht, waren im Schnitt 27,5 Jahre alt, während die Todesopfer der bislang be- kannten Krankheitsausprä- gung durchschnittlich 63 Jah- re alt waren. afp
Unicef verurteilt Beschneidung von Mädchen
BONN. Jedes Jahr wer- den nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef zwei Millionen Mädchen durch Beschneidung ihrer Geschlechtsorgane verstüm- melt. Derzeit gebe es etwa 130 Millionen Mädchen und
Frauen in 28 afrikanischen sowie in einigen asiatischen und nahöstlichen Ländern, die dieses Schicksal erlitten hätten. In Äthiopien, Eritrea und Gambia müßten sich 90 Prozent aller Frauen der Pro- zedur unterziehen. Die Frau- en litten wegen der Beschnei- dung oft unter schweren psy- chischen Störungen, Blutun- gen und lebensgefährlichen Infektionen, erklärte Unicef anläßlich des Weltfrauenta- ges am 8. März.
Die Eingriffe reichten von der Abtrennung der Vor- haut der Klitoris bis zur voll- ständigen Enfernung der Kli- toris und der kleinen Scham- lippen. Einschnitte in die großen Schamlippen, die an- schließend mit Dornen, Na- deln oder Fäden verschlossen würden, hätten die schlimm- sten Folgen, weil nur eine kleine Öffnung der Vagina übrigbleibe. Die Beschnei-
dungen würden meist ohne Betäubung und unter unhy- gienischen Bedingungen voll- zogen.
Das Kinderhilfswerk kriti- sierte, daß die Beschneidung von Mädchen und Frauen trotz Verbotes in Ländern wie Ägypten nur selten bestraft werde. Gegen die tief verwur- zelte Tradition helfe nur Auf- klärungs- und Informations-
arbeit. afp
USA: Zahl der
AIDS-Toten gesunken
WASHINGTON. Zum ersten Mal seit Ausbreitung der Immunschwächekrank- heit AIDS Anfang der 80er Jahre ist die Zahl der AIDS- Toten in den USA deutlich gesunken. Dies ist das Ergeb- nis einer Ende Februar veröf- fentlichten Studie des Zen- trums zur Kontrolle und Vor- beugung von Krankheiten in Atlanta.
Im ersten Halbjahr 1996 starben dem Bericht zufolge in den USA 22 000 Menschen an AIDS, im Vorjahreszeit- raum wurden noch 24 900 To- desfälle registriert. Das ist ein Rückgang um zwölf Prozent.
Der Studie zufolge ist dieser Erfolg vor allem auf Auf- klärungskampagnen sowie bessere Behandlungsmetho- den zurückzuführen. US-Prä- sident Bill Clinton verwies darauf, daß die Bundesmittel zur Bekämpfung von AIDS seit seinem Amtsantritt um 50 Prozent angehoben wor- den seien. Er kündigte an, das Gesundheitsministerium werde weitere 202 Millionen Dollar, umgerechnet rund 344 Millionen DM, für die Bekämpfung der Krankheit ausgeben. In der Altersgrup- pe der 25- bis 44jährigen ist AIDS immer noch die häufig- ste Todesursache in den USA.
Wie die Studie weiter fest- stellte, stieg die Zahl der In- fektionen mit dem HI-Virus weiter an. In den USA sind seit Anfang der 80er Jahre 581 429 Menschen mit der Immunschwäche registriert worden. afp