„Den 5. Juni 1888" - also vor hundert Jahren - „ist zu diesem aus Beiträgen der Bergwerksbesitzer durch die Westfälische Bergge- werkschaftskasse erbauten Krankenhause der Grundstein gelegt worden", stand in der Stiftungsurkunde von „Bergmannsheil Bo- chum", das am 1. März 1890 als erstes Unfallkrankenhaus der Welt in Betrieb genommen wurde. Mit ihren heutigen 560 Betten ge- nießt die Einrichtung, jetzt in der Trägerschaft der Bergbau-Be- rufsgenossenschaft, nach wie vor hohes Ansehen. Foto: B-BG
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Aus Bund und Ländern
Psychotherapeuten:
Gleichstellung mit Ärzten nicht möglich
BONN. Auch mit einer psychotherapeutischen Zu- satzausbildung könnten Di- plom-Psychologen selbst durch eine etwaige gesetzli- che Regelung nicht mit Ärz- ten gleichgestellt werden, er- klärte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesar- beitsministerium, Stefan Höpfinger, in einer schrift- lichen Antwort auf eine An- frage im Bundestag. Die SPD-Abgeordnete Dr. Mar- liese Dobberthien hatte wis- sen wollen, ob die Bundesre- gierung es auf die Dauer für vertretbar halte, daß Diplom- Psychologen im Delegations- verfahren den Ärzten fach- lich untergeordnet werden.
Die Entscheidung über ei- ne Psychotherapie müsse we- gen der möglichen organi- schen Ursachen einer psychi- schen Erkrankung oder we- gen ihrer Verbindung mit ei- nem organischen Leiden stets dem Arzt vorbehalten blei- ben, erklärte Höpfinger. Der nichtärztliche Psychothera- peut müsse an die Entschei- dung des Arztes gebunden bleiben. gb
Genügend Plätze für Ärzte im Praktikum
BONN. Nach einer Über- sicht des Bundesgesundheits- ministeriums stehen in Ber- lin, Bremen, Hessen, Rhein- land-Pfalz und Schleswig- Holstein die erforderlichen Plätze für die im Oktober 1988 erstmals anlaufende Arzt-im-Praktikum-Phase zur Verfügung. Niedersach- sen, Baden-Württemberg und Bayern waren im Früh- jahr noch nicht ganz so weit;
Hamburg, Nordrhein-West- falen und das Saarland lagen erheblich im Rückstand. Die Bundesregierung gehe je- doch davon aus, daß es gelin- gen müsse, genügend Plätze bereitzustellen. Die Bundes-
wehr halte etwa 250 AiP- Plätze bereit.
Auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag - die wissen wollten, ob die AiP- Phase als Teil der Aus- oder der Weiterbildung zu be- trachten sei -, antwortete der Parlamentarische Staatsse- kretär im Bundesgesund- heitsministerium, Anton Pfeifer, unter anderem: „Die Tätigkeit als AiP . . . ist nicht Teil des Medizinstudi- ums und deshalb nicht als akademische Ausbildung ein- zustufen. Ärzte und Ärztin- nen im Praktikum erbringen im Rahmen ihrer Ausbildung ärztliche Leistungen." Nach Beendigung der AiP-Phase bestehe für den Arzt, der die Approbation erhalten hat, Anspruch auf Arbeitslosen- geld oder -hilfe, wobei für die Höhe grundsätzlich das wäh- rend der Arzt-im-Praktikum- Zeit zuletzt erzielte Arbeits- entgelt maßgebend sei. gb
Ausland
Die Arztpflichten gegenüber den AIDS-Kranken
MONTE CARLO. Die Generalversammlung des Weltärztebundes wird Ende September über ein „State- ment" zu den Pflichten des Arztes, der AIDS-Patienten behandelt, beraten. Der Vor- stand hat Ende Mai den Ent- wurf gebilligt.
Wenn die Krankheit eines AIDS-infizierten Patienten innerhalb der Kompetenz ei- nes Arztes liegt, darf - so sagt das Statement des Weltärzte- bundes - der Arzt die Be- handlung nicht verweigern;
andernfalls muß er für eine Überweisung sorgen.
Umfangreicher ist in dem Statement eine andere Kon- stellation behandelt: die Pflichten eines selbst seropo- sitiven Arztes. Ein solcher Arzt sollte keine Tätigkeiten ausüben, die ein Übertra- gungsrisiko auf den Patienten enthalten. Bei Tätigkeiten, bei denen ein Übertragungs-
risiko nicht existiert, ist es auch nicht erforderlich, daß der Arzt den Patienten über seinen eigenen Serostatus in- formiert - dies „dient keinem vernünftigen Zweck" . Für den Fall jedoch, daß ein Patient es ausdrücklich wünscht, von (s)einem sero- positiven Arzt auch mit risi- kobehafteten Tätigkeiten be- handelt zu werden - zum Bei- spiel ein chirurgischer Ein- griff -, sollte der Arzt mit ganz besonderer Sorgfalt die
„wirklich informierte Zu- stimmung des Patienten`
bt
DDR-Ärzte „haben Einsatz beendet"
TRIPOLIS. Nach einer Meldung der ostdeutschen Nachrichtenagentur ADN hat eine Gruppe von Ärzten und Krankenschwestern aus der DDR eine mehrjährige Tätigkeit im Zentralkranken- haus der Bezirksstadt Zawia
„erfolgreich" abgeschlossen.
über die Gründe dafür wird ebenso wenig etwas mitge- teilt wie über die Größe der Gruppe. Es heißt lediglich, das „Kollektiv" aus der DDR habe innerhalb von acht Jahren mehr als 213 000 Patienten behandelt. gb
USA: Im Jahre 1993 450 000 AIDS-Fälle
WASHINGTON. Das amerikanische „Center for Disease Control" hat seine Vorausschätzungen über das Ausmaß der AIDS-Epidemie erweitert. In einer Konferenz hoher Gesundheitsbeamter wurde mitgeteilt, daß im Jah- re 1993 die kumulative Ge- samtzahl von 450 000 Fällen erreicht werden dürfte. Die bisher gültigen Schätzungen betrafen das Jahr 1991 mit 270 000 Erkrankten. Bis Mai dieses Jahres wurden 63 000 AIDS-Kranke in den USA gezählt. Man rechnet zur Zeit mit etwa eineinhalb Millio- nen noch symptomlosen HIV-Trägern.
Inzwischen gehen die AIDS-Epidemiologen im CDC davon aus, daß die HIV-Infektion in keinem Fal- le auf die Dauer „stumm`
Studien an Teilneh- mern einer Hepatitis-B-Stu- die , die 1979, also in der
„Vor-AIDS-Zeit" begann, haben eine mittlere Inkuba- tionszeit von 7,8 Jahren erge- ben. Aus diesen und anderen Untersuchungen wird gefol- gert, daß 99 Prozent der Infi- zierten früher oder später auch erkranken werden. bt Dt. Ärztebl. 85, Heft 24, 16. Juni 1988 (25) A-1793