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Archiv "Aids-Impfstoff-Forschung: Licht am Ende des Tunnels" (07.12.2001)

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ach Jahren der Stagnation hat die Impfstoffentwicklung im Bereich Aids wichtige Etappenziele er- reicht – und das mit entscheidender Un- terstützung deutscher Wissenschaftler, wie die Deutsche Aids-Stiftung auf ei- ner Pressekonferenz anlässlich des Welt-Aids-Tages in Bonn berichtete.

Mehr als zwanzig deutsche Firmen und Forschungseinrichtungen sind, weitge- hend unbemerkt von der Öffentlich- keit, an der Entwicklung einer HIV- Vakzine beteiligt. An den hiesigen Untersuchungen – sie beinhalten Grund- lagenforschungen ebenso wie klini- sche Studien – nehmen nicht nur die Universitäten Regensburg, Würzburg, Erlangen, Hamburg, Frankfurt, Frei- burg und Leipzig teil; auch Groß- forschungseinrichtungen wie die Max- Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft, das Deutsche Primatenzentrum (Göt- tingen), das Bernhard-Nocht-Institut (Hamburg), das GSF-Forschungszen- trum für Umwelt und Gesundheit (Mün- chen), das Paul-Ehrlich-lnstitut (Lan- gen), das Robert Koch-Institut (Berlin) sowie die Impfstoffwerke Dessau-Tor- nau (Rosslau), die BioTech-Firma Ba- varian Nordic (Martinsried), die Gene Art GmbH (Regensburg) und die Strath- mann AG (Hamburg) liefern wertvolle Bausteine.

„Die Aids-Epidemie hat katastro- phale Ausmaße erreicht, vor allem in Afrika, Asien und Osteuropa; weltweit werden pro Tag 15 000 HIV-Infektionen neu diagnostiziert“, sagte Ulrich Heide von der Deutschen Aids-Stifung. Daher sei für die Menschen in Entwicklungs- ländern eine Impfung die einzige, mit- telfristig realistische Chance auf Schutz vor einer HIV-Infektion. „Allerdings müssen potenzielle Impfstoffe nicht nur für die Industrienationen, sondern vor allem für die Dritte Welt erreichbar

sein“, betonte Heide. Aus diesem Grund kooperiert die Deutsche Aids- Stiftung mit der International Aids Vac- cine Initiative (IAVI), welche die For- schung von Impfstoffen für die Entwick- lungsländer unterstützt. Denn von den 90 derzeit vorliegenden HIV-Vakzine- Kandidaten richtet sich die Mehrzahl gegen den Virussubtyp B, der in den Vereinigten Staaten und Westeuropa dominiert. Zwei Prüfimpfstoffe gegen den HIV-Subtyp A, der in Kenia und an- deren Teilen Afrikas vorherrscht, wer- den von der IAVI unterstützt. Beide Vakzine werden in Nairobi in einer Pha- se-II-Studie getestet. „Die erste Kompo- nente einer Mehrfachimpfung, die an der Universität Oxford entwickelt und von den Impfstoffwerken Dessau-Tornau produziert wird, gilt nunmehr als verträg- lich und löst eine Immunreaktion aus“, sagte Dr. Matthias Wienold (Deutsche Aids-Stiftung).

Sonderkonditionen für Patente

Um bürokratische und logistische Hin- dernisse für die rasche Umsetzung von klinischen Impfstudien in Afrika zu mi- nimieren, hat die IAVI eine so genann- te Entwicklungspartnerschaft (Vaccine Development Partnership) konzipiert.

Im Rahmen dieses Projektes wird die Technik aus einem industrialisierten Land in das Entwicklungsland transfe- riert, und die Patentrechte werden dort zu Sonderkonditionen zur Verfügung gestellt. „Durch Vereinbarungen wird festgelegt, dass die Verwertungsrechte der Impfstoffe für Entwicklungsländer bei der IAVI verbleiben, wodurch nied- rigere Preise für die von Aids betroffe- nen Länder erreicht werden können“, erklärte Wienold. Ein Paradebeispiel dafür, dass diese ambitionierte Aufgabe

mit Erfolg und in Rekordzeit umgesetzt werden könne, sei die Oxford-Nairobi- Partnerschaft, die derzeit die Standort- vorbereitungen für die Phase-III-Studie der Vakzine in Kenia plant.

Um die Erprobung von Impfstoffen zu beschleunigen und nichtindustriellen Entwicklern zu öffnen, wird derzeit von der Europäischen Union eine „Clinical Trials Platform“ aufgebaut. „Im Rah- men der EU-Förderung wird das Pro- jekt EUROVAC mit 8,8 Millionen Eu- ro gefördert“, sagte Prof. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen Aids-Gesellschaft, in Bonn. Im Rah- men des Projektes arbeiten 20 Arbeits- gruppen aus acht Ländern zusammen.

Deutsche Teilnehmer sind Wissen- schaftler der Universität Regensburg, die einen Impfstoff entwickelt haben, der von den Impfstoffwerken Dessau- Tornau hergestellt wird und nächstes Jahr in Europa und China am Men- schen erprobt werden soll.

Seit November wird an Kliniken in München und Erlangen auch eine Aids- Vektor-Vakzine auf Verträglichkeit ge- testet. Als Vektoren dienen gentech- nisch veränderte, harmlose Vakzinia- Viren, in die der Bauplan für das HIV- Protein Nef eingeschleust wurde. Nef wird von HIV-infizierten Zellen gebil- det und sorgt für eine effektive Ver- mehrung des Erregers im Körper. Dies soll der Vektor-Impfstoff erschweren.

An der Vakzinestudie arbeiten die Fir- ma Bavarian Nordic aus Martinsried, das Karolinska-lnstitut in Stockholm sowie die finnische Universität Tam- pere. Keiner der bisher getesteten Impf- stoffkandidaten bietet einen verlässli- chen Schutz vor einer HIV-Infektion; sie können nach den Ergebnissen der Tier- studien lediglich den Ausbruch der Aidserkrankung verzögern (therapeuti- sche Impfung). Dr. med. Vera Zylka-Menhorn P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 49½½½½7. Dezember 2001 AA3247

Aids-Impfstoff-Forschung

Licht am Ende des Tunnels

Deutsche Forschungseinrichtungen und Firmen leisten

– von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet –

im internationalen Verbund entscheidende Beiträge.

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