Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
BRIEFE AN DIE REDAKTION
KOOPERATION
Ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwi- schen Praxis und Krankenhaus:
Modell
Rendsburg - Eckernförde - Flensburg
Rationalisierung und Kostendäm- mung sind zu Schlagworten in unse- rer Medizin geworden und haben zu immer neuen Modellen geführt. Ei- nes dieser mag die seit jetzt etwa einem halben Jahr geübte Zusam- menarbeit zwischen den niederge- lassenen Ärzten der benachbarten Kreise Rendsburg-Eckernförde und Flensburg-Land, zusammenge- schlossen zu einer Laborgemein- schaft, einerseits und der in diesem Einzugsgebiet befindlichen drei Krankenhäuser Eckernförde, Rends- burg und Schleswig andererseits, zusammen etwa 1200 Akutbetten, sein. In diesem Bereich haben sich alle innerhalb und außerhalb dieser Krankenhäuser beteiligten Ärzte auf dieselben Labormethoden und ei- nen gemeinsamen Laborzettel geei- nigt, der sich lediglich entsprechend seiner Herkunft in seinem Kopf un- terscheidet. So einfach im Effekt, so langwierig sind die Vorgespräche gewesen.
Jetzt allerdings sprechen alle Betei- ligten eine Sprache, d. h. jeder Para- meter ist vergleichbar und basiert auf denselben Normalwerten. Wir bedienen uns hierfür eines Harn-, eines Serum- und eines Blutbildzet- tels, für Spezialuntersuchungen ei- nes weiteren, allerdings hier für Krankenhaus und Laborgemein- schaft getrennten. Jeder Laborzettel besitzt zwei Durchschläge, den un- teren perforiert für die Kurve im Krankenhaus oder die Karteikarte des praktischen Arztes, den mittle- ren für verwaltungstechnische Be- lange, versehen mit den Nummern für die Datenerfassung sowie für die geläufigen Gebührenordnungen E- Adgo und BMÄ. Das Deckblatt wan- dert mit der Einweisung vom einwei- senden Arzt ins Krankenhaus oder umgekehrt aus dem Krankenhaus mit der Entlassung zurück zum Hausarzt. Die Harn-, Blut- und Se-
rumzettel sind für mehrere Untersu- chungen ausgelegt. Diese Vereinfa- chung erspart bei der stationären Aufnahme die anfangs obligaten Doppelbestimmungen, bei der Ent- lassung das Aufführen der einzelnen Laborwerte in den Entlassungsbrie- fen. Also weniger Papier, kürzere Schreibzeit, weniger Personal. Nicht unwichtig ist ferner, daß die gemein- same Bestellung dieser Formulare für jeden Beteiligten zu einer spür- baren Verbilligung führt.
Regelmäßige vierteljährliche ge- meinsame Sitzungen aller Beteilig- ten sorgen für Korrekturen, Verbes- serungen und nicht zuletzt durch den hautnahen Kontakt für eine gute Zusammenarbeit zwischen Kranken- haus und niedergelassenen Ärzten.
Privatdozent Dr. E. Grabener Stadtkrankenhaus
Lilienstraße 2370 Rendsburg
AN EHRENBERG
Ein offener Brief an Bundesarbeitsmini- ster Dr. Herbert Ehrenberg, die ominöse Zeitungsanzeige betreffend, die auch Gegenstand des Artikels: „Verfehlte Sonderwerbung für ein verunglücktes Gesetz" war (Heft 35).
Sehr geehrter Herr Minister
. Ich möchte mir einen Kommen- tar zu dieser, auch mit meinen Steu- ergeldern finanzierten Anzeigen- Kampagne ersparen. Eine einzige Frage bitte ich mir jedoch baldmög- lichst zu beantworten. Sie schreiben in Ihrer Anzeige: „Einfache Arznei- mittel, etwa bei Unpäßlichkeiten, zahlen die Versicherten in Zukunft direkt." Ich bitte hierzu um eine ver- bindliche Äußerung zu
cp
was ich als freipraktizierender In- ternist als „Unpäßlichkeit" anzuse- hen habe,C wer trägt die Verantwortung für die nach den Gesetzen der Wahr- scheinlichkeit unausbleiblichen Irr- tümer und der Folgen?
Ich meinerseits erkläre mich trotz 22jähriger ärztlicher Tätigkeit außer- stande „Unpäßlichkeiten" von ernst zu nehmenden Symptomen zu trennen... .
Dr. med. K. Biersack Poststraße 35
7250 Leonberg-Eltingen
„KOSTENDÄMPFUNG"
Zu dem Artikel: „Die Zeitstufen der Ko- stendämpfung" im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLAU, Heft 28/1977:
Fauler Trick
Die zeitliche Abstufung der soge- nannten kostendämpfenden Maß- nahmen wird von einem Großteil der Ärzteschaft mit sichtlicher Erleichte-
rung aufgenommen, da „im Augen- blick ja nur die Patienten betroffen sind und wir zunächst nochmals Luft schnappen könnten". Das Tro- janische Pferd in dieser Maßnahme der verantwortlichen Politiker schei- nen die meisten Ärzte und ihre Stan- desvertreter nicht zu erkennen: zu- nächst wird der unmündige, nicht organisierte und durch keine Lobby vertretene Patient geknebelt, der sich im Laufe eines Jahres an den neuen Zustand gewöhnt haben wird.
Erst dann, ab 1. Juli 1978, werden die zu erwartenden drastischen Maßnahmen gegen die Ärzte vorge- nommen, die sich dann genausowe- nig wie in den vergangenen Mona- ten auf „ihre" Patienten verlassen können, die sich bisher gegenüber Flugblattaktionen u. ä. völlig resi- stent verhielten.
Die sogenannten „Sozial"-Politiker wissen nur zu gut, daß es für sie recht ungünstig stehen würde, wenn jetzt gleichzeitig die einigermaßen organisierten Ärzte mit ihren Patien- ten getroffen worden wären. Somit bedeutet diese zeitliche Verschie- bung: ein fauler politischer Trick un- ter dem Motto „divide et imperal
Dr. med. Albert Berghoff-Flüel Hans Albert Berghoff-Flüel 5769 Allendorf/Sauerland
2292 Heft 38 vom 22. September 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT