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Archiv "Fanal oder Trick?" (13.04.1978)

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Die Information:

Bericht und Meinung DIE GLOSSE

Fanal

oder Trick?

Leserbrief zu Heft 12 vom 23.

März 1978: „SPD-Programm ,ge- trost zu den Akten legen — , Seite 673 f.

Natürlich liest man mit wachem In- teresse, daß der Bundestagsabge- ordnete Udo Fiebig, Obmann für Gesundheitspolitik in der SPD- Bundestagsfraktion, sich in einem Diskussionsbeitrag vom gesund- heitspolitischen Programm seiner eigenen Partei weit distanziert und sogar die Partei selbst mit diesem Programm nicht mehr identifiziert wissen will. Das ist dankbar anzu- erkennen.

Der skeptische Leser muß jedoch fragen: Markiert dies eine Wende in der sozialdemokratischen Ge- sundheitspolitik? Ist die öffentli- che Herabsetzung von Genossen Fanal oder Trick?

Immerhin ist das gesundheitspoli- tische Programm der SPD nicht zuletzt deswegen in Windeseile beschlossen worden, weil es vor- her viele Monate lang an der Basis der Partei diskutiert worden war.

Beschlossene Programmpapiere gehen in die Basisdiskussion und in die Zielvorstellungen der Basis sehr viel wirksamer ein als noch so beachtliche Äußerungen verant- wortlicher Politiker in Evangeli- schen Akademien. Parteitagsbe- schlüsse binden die Partei unver- gleichlich stärker als kritische Äu- ßerungen dazu aus den eigenen Reihen, auch wenn sie pointiert, prominent und provokativ sind. — Auch in anderen Bereichen der Politik der Systemveränderer ist zu beobachten, daß sich ihre Taktik geändert hat. Man tritt nicht mehr in Hemdsärmeln auf, sondern be- tont höflich und leise. Der Marsch durch die Institutionen erfolgt schon lange nicht mehr in Arbeits- stiefeln, sondern in modischen Ringelsocken ä la Wolters, Füll- graf und Genossen. Gleichzeitig wird mit doppelzüngiger Dialektik geworben: für die gleichen legisla- tiven und exekutiven Maßnahmen,

die in den eigenen Reihen als Fort- schritte auf dem Wege zur Ver- wirklichung der sozialistischen Programmatik gefeiert werden, wird nach außen glatt abgestritten, daß es sich um Maßnahmen so- zialistischer Strukturveränderung handle. Das ist die Masche Ehren- berg, Fuchs, Holler und Genossen.

Es gibt sozialdemokratische Politi- ker in Partei, Parlament und Re- gierung, die diese dialektische Doppelstrategie in ihrer Person bei bester Gewissenskonstitution leben. Soweit man bisher beob- achten konnte, gehört der Bun- destagsabgeordnete Udo Fiebig nicht zu dieser Art doppelter Schulterträger. Aber der doppel- ten dialektischen Strategie dient es natürlich auch, wenn die einen nach innen das eine und die ande- ren nach außen das andere sa- gen ...

Vielleicht gelingt es dem Natur- freund Udo Fiebig mit der Bot- schaft, die er in Loccum nach au- ßen vertreten hat, hinkünftig auch seine eigene Partei im Inneren zu missionieren. Skepsis bleibt ange- zeigt. Dr. Sp.

BLÜTENLESE

Botschaft

Die letzte Kunstausstellung, die ich besuchte, zeigte brandneue Werke — made in Germany. Der Schöpfer nann- te sie „Dinge". Sie bestanden größtenteils aus angerosteten Arm- und Beinprothesen, ver- staubten Schaufensterpup- pen, verbeulten Heißwasser- speichern, ausgedienten Ge- bissen, Metallrohrstücken.

Der „Schöpfer" verkündete laut Prospekt, daß die „Dinge"

eine Botschaft der Liebe und des Hasses bringen. Sie tru- gen zum Teil einen kaum zu glaubenden Vermerk: Ver- kauft. Zu Hause fragte man mich: „na, wie war's?" Ich sagte nur: „chinesisch." Das tut mir jetzt leid. Durrak

Überschriften

In einer Tageszeitungsausgabe finden sich gleich zwei Beispiele dafür, wie grob vereinfachend und entstellend Überschriften sein können. (Man muß daran erinnern, daß Überschriften oft nicht vom Verfasser des dazugehörigen Arti- kels gemacht werden, daß sie oft in größter Eile entstehen und daß ihre Autoren noch mehr mit Platz- mangel zu kämpfen haben als die schreibenden Kollegen.)

Beispiel eins: Jemand hat sich über eine heftig umstrittene The- rapie geäußert: er ist dafür, er ist davon überzeugt. Der Journalist, der darüber berichtet, schreibt im Text: „Dr. X nennt es keine Hypo- these mehr, sondern eine wissen- schaftlich fundierte Aussage"; wo- mit also deutlich wird, daß andere die wissenschaftliche Untermaue- rung (noch) bestreiten.

Die Überschrift dazu lautet aber, eindeutig falsch: „Y-Therapie als gesicherte Wissenschaft". Leider werden etliche Zeitungsleser dar- auf reinfallen und es nicht verste- hen, daß ihr Arzt ihnen diese The- rapie verweigert. Ein sorgfältiger Überschriftenmacher hätte natür- lich bemerkt, daß hier Anfüh- rungszeichen notwendig waren:

„Y-Therapie als ,gesicherte Wis- senschaft — . Ein erheblicher Un- terschied!

Im Beispiel zwei geht es um eine Statistik, die auch im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT zu lesen war: Eine der Schlichtungs- oder Gutachter- stellen für ärztliche Behandlungs- fehler hatte Zwischenbilanz ge- macht: 1590 Anträge waren einge- gangen, davon wurden die mei- sten wegen Unzuständigkeit abge- wiesen, andere wurden erledigt, wieder andere sind noch in Bear- beitung — bisher wurde in nur 53 Fällen ein ärztlicher Behandlungs- fehler anerkannt. Die Überschrift sagt jedoch: „Von 1590 Arztfeh- lern blieben 53 übrig" — danach hätte es also 1590 Arztfehler gege- ben! gb

870 Heft 15 vom 13. April 1978 DEUTSCHES .ÄRZTEBLATT

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