THEMEN D ZEIT TAGUNGSBERICHTE
behutsam Schritt für Schritt vorge- hen. Der Patient, der zum ersten Mal mit der Diagnose „Krebs" konfron- tiert werde, höre in der Regel kaum etwas von dem, was ihm der Arzt sonst noch sagt. Er müsse sich zu- nächst einmal mit der einschneiden- den Tatsache dieser Erkrankung aus- einandersetzen. Eine wesentliche Rolle spiele dabei, daß das, was der Arzt dem Patienten als eine Diagno- se mitteile, die Krebserkrankung, die nun behandelt werden müsse, von vielen Patienten als Prognose ver- standen werde, nämlich als die Mit- teilung: „Du wirst sterben". Es sei deshalb wichtig, daß der Arzt im Ge- spräch die Reaktion des Patienten abfängt und ihn nach und nach infor- miert über bestehende Therapiemög- lichkeiten und über zu erwartende Folgen, daß er jedoch auch heraus- findet, wo der Patient zusätzliche Ängste hat, die entweder nicht im medizinischen Bereich liegen oder unbegründet sind. Entscheidend sei, daß der Arzt den Patienten ernst nimmt.
Die Diskussion zeigte, daß viele Patienten schlechte Erfahrungen ge- macht haben bei den Aufklärungsge- sprächen, was dann zu einer schlech- ten Arzt-Patient-Beziehung führte und den weiteren Verlauf der Thera- pie, manchmal sogar der Krankheit, ungünstig beeinflußte. Selbst wenn solche Erfahrungen bereits Jahre zu- rücklagen, waren die dabei erlittenen Verletzungen häufig nicht überwun- den und behinderten immer noch die Krankheitsbewältigung. Berichte über gute Erfahrungen zeigten, daß es hilfreich ist, wenn der Arzt ein gu- tes Einfühlungsvermögen hat. Ent- scheidend bei jedem Schritt der Auf- klärung ist die Wahrhaftigkeit des Arztes. Gemeint ist damit nicht die
„Wahrheit" über die Krankheit.
Zwar sollen die Informationen, die der Arzt dem Patienten gibt, so zu- treffend wie möglich sein, doch auch der Arzt weiß nicht immer, was ei- gentlich „wahr" ist, vor allem, wenn sich die Information auf die Progno- se bezieht.
Anschrift der Verfasserin:
Elisabeth Pflanz Moorkamp 60 29223 Celle
In den Jahren 1980 bis 1989 war die Luft in der DDR aufgrund der vollständigen Umstellung der Ener- gieversorgung auf Braunkohle nach der Ölkrise stark mit Schwefeldioxid belastet. Wie Dr. Kurt Schwinkowski am Beispiel der Stadt Erfurt erklärte, waren die S0 2-Konzentrationen in dieser ungünstigen Talkessellage mit Jahresmittelwerten von 200 bis 400 Mikrogramm per Kubikmeter vier- mal so hoch wie im Ruhrgebiet.
Schwinkowski war ehemals auch für die nichtstaatlichen Umweltgruppen der DDR tätig und ist heute Leiter des Referates Anlagenbezogene Luftreinhaltung im Thüringer Um- weltministerium. Heute gebe es in Thüringen wie in allen neuen Bun- desländern zwar noch eine relativ ho- he Schadstoffbelastung der Luft.
Durch Betriebsstillegungen, Produk- tionsrückgänge, vor allem aber durch Brennstoffumstellungen und Sanie- rungsmaßnahmen von Altanlagen sei jedoch ein deutlich verringertes Emissionsvolumen zu verzeichnen.
Strahlenexposition durch Uranbergbau Die großflächige Umweltkonta- mination durch den Uranbergbau und die Hinterlassenschaften des Erzbergbaus in Sachsen und Thürin- gen stellten aufgrund ihres Umfangs aber eine völlig neue Situation für den Strahlenschutz in Deutschland dar. Ein erster Versuch, die gesund- heitsrelevanten Umweltgefahren durch die Wirkung von Radionukli- den in Ostthüringen zu bewerten, wird in der Studie „Gesundheitsrisi- ken durch Strahlenexposition in den Südbezirken der ehemaligen DDR"
gemacht. Ein Ergebnis dieser sehr ausführlichen Untersuchung, der un- ter anderem eine große Anzahl von Gesundheitsdaten aus der ehemali- gen DDR zugrundeliegt: Zwischen der Radon-Exposition und dem Er- krankungsrisiko für Krebsleiden ins- gesamt sowie für Lungenkrebs wurde kein Zusammenhang gefunden.
In einem ersten Meßprogramm in Thüringen zur Erfassung und Be- wertung der Dioxinbelastung erga- ben sich keine nennenswerten Auf- fälligkeiten. Die Werte der Bodenun- tersuchungen lagen jeweils unter den Empfehlungswerten und größtenteils unterhalb der Durchschnittswerte für die Bundesrepublik Deutschland.
Bisher wurden in Thüringen darüber hinaus 5 928 Altlastverdachtsflächen, einschließlich Standorten von Rü- stungsaltlasten, erfaßt. Bei den teil- weise problematischen Rüstungsalt- lasten handele es sich im wesentli- chen um Mineralöle, Lösungsmittel, Kampfmittelreste, aber auch um eine breite Palette von umwelt- und ge- sundheitsrelevanten Schadstoffen.
Die Erstbewertung des bislang vor- handenen Datenmaterials erfordere in den meisten Fällen eine genauere Nachermittlung, um den tatsächli- chen Gefährdungsgrad und den dar- aus folgenden Handlungsbedarf ab- leiten zu können, so Schwinkowski.
Den großen Einfluß von Um- weltschäden auf die menschliche Ge- sundheit betonte in Weimar auch Dr.
Wolfgang Hühn, Direktor des Medi- zinal-, Lebensmittel- und Veterinär- Untersuchungsamtes Erfurt. Er be- zweifelte aber, daß es in der Diagno- stik möglich sei, von Krankheitssym- ptomen auf konkrete kranheitsauslö- sende Schadstoffe in der Umwelt zu- rückzuschließen. Martin Wiehl
Gesundheitsrisiken durch Umweltbelastungen
Vertreter nichtstaatlicher Umweltgruppen in der damaligen DDR forderten zur Zeit der Wende eine schonungslose Aufdeckung von Umweltbelastungen mit- samt der bis dahin geheimgehaltenen Daten. Über den derzeitigen Erkennt- nisstand zu Umweltschäden und Gesundheitsrisiken in Thüringen gab eine Kongreßveranstaltung auf der „ärztewoche thüringen" in Weimar Aufschluß.
A-1438 (38) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 20, 20. Mai 1994