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Archiv "Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology: Metastasen sind anders – Therapie sollte sich Tumorbiologie anpassen" (25.06.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 25

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25. Juni 2010 A 1251 JAHRESTAGUNG DER AMERICAN SOCIETY OF CLINICAL ONCOLOGY

Metastasen sind anders – Therapie sollte sich Tumorbiologie anpassen

Metastasierte Mammakarzinome haben häufig einen anderen Hormonrezeptorstatus als der Primärtumor, so dass es sinnvoll ist, vor Beginn der Rezidivtherapie eine Histologie zu veranlassen. Für die Behandlung gynäkologischer Tumoren im fort geschrittenen Stadium wurden in Chicago neue Ergebnisse vorgestellt.

W

eil Frauen mit Ovarialkarzi- nom lange Zeit keine Be- schwerden haben und ein generelles Screening auf Eierstockkrebs derzeit nicht empfohlen werden kann, ha- ben Patientinnen mit einem Mali- gnom nur bei etwa 30 Prozent der Neudiagnosen in einem frühen Sta- dium (FIGO I/II) gute Aussichten auf dauerhafte Heilung. Bei den meisten Patientinnen ist der Tumor bereits weiter fortgeschritten. Wenn der Angio genesehemmer Bevaci- zumab zur initialen Chemotherapie hinzugefügt und anschließend als Er- haltungstherapie weitergegeben wird, lässt sich die Progression eines fortgeschrit tenen Ovarialkarzinoms verzögern, wie eine bei der Jahresta- gung der American Society of Clini- cal Oncology vorgestellte Phase-III- Studie ergeben hat (1). „Zum ersten Mal konnte eine Verlängerung des

progressionsfreien Überle- bens (PFS) mit einem Angio- genesehemmstoff in einer Phase-III-Untersuchung ge- zeigt werden“, sagte der Lei- ter der Studie, Dr. Robert Burger (New York). Basie- rend auf den Ergebnissen dieser Studie sei Bevacizu- mab eine akzeptable Behand- lungsmöglichkeit.

In der internationalen Stu- die wurden 1 873 Frauen mit neu diagnostizierten Ovarial- karzinomen der Stadien III und IV, die bereits einer Ope- ration unterzogen worden waren, randomisiert und in drei Armen behandelt: Im ersten Arm erhielten die Frau- en die Standardchemothera- pie aus Paclitaxel und Carbo- platin, im zweiten Arm zusätzlich Bevacizumab und im dritten Arm zusätzlich nach der Dreierkombina- tion eine Bevacizumab-Erhaltungs- therapie. Im dritten Arm hatten die Patientinnen nach der Dreierkombi- nation bis zu zehn weitere Monate Bevacizumab erhalten. Hier zeigte sich ein statistisch signifikant län- geres medianes PFS von 14,1 Mona- ten im Vergleich zu dem Arm mit der Standardchemotherapie (media- ne PFS = 10,3 Monate). Die Frauen, die Bevacizumab zwar als Teil der Primär-, nicht aber der Erhaltungs- therapie bekommen hatten, überleb- ten median 11,2 Monate progressi- onsfrei. Der Unterschied im Ver- gleich zum Standardchemotherapie- arm war allerdings nicht signifikant.

Zu Hypertonie der Grade III und IV kam es in 1,6 Prozent (Arm 1), 5,4 Prozent (Arm 2) beziehungs-

weise 10,0 Prozent (Arm 3) der Fäl- le. Zu Perforationen, Blutungen oder Fistelbildung mindestens Grad 3 kam es in 0,8 Prozent (Arm 1), 2,6 Prozent (Arm 2) beziehungs- weise 2,3 Prozent (Arm 3) der Fäl- le. Auffällig war auch, dass es in Arm 3 häufiger zu Proteinurie min- destens Grad 3 kam, was auf ei- ne Glomerulonephritis hinweisen kann. Der bekannten Nebenwirkun- gen von Bevacizumab wegen sollte der Arzt individuell mit den Patien - tinnen klären, ob diese Erhaltungs- therapie als Option in Erwägung gezogen werden sollte, empfahl Burger, zumal die Kaplan-Meier- Überlebenskurven der drei Arme sich nach Beendigung der Erhal- tungstherapie wieder annäherten.

Neue Zweifel am Konzept der Lymphadenektomie

Nachdem die seit mehr als einem Jahrhundert praktizierte radikale Lymphadenektomie als Standard in der Karzinomchirurgie mehr und mehr relativiert wird (2) und bei Mammakarzinomen mit Befall des Wächterlymphknotens von der Ent- fernung der axillären Lymphknoten (ALND) abgelöst wurde, steht offen- bar auch dieses Vorgehen infrage.

Zwar konnte bisher gezeigt werden, dass es durch ALND häufig zu einer besseren lokalen Kontrolle der Er- krankung kommt, aber sie führt auch zu signifikanten Nebenwirkungen wie Schmerzen und Lymphödemen, und eine Überlebensverlängerung ist fraglich.

Eine neue, bei der Tagung vor ge- stellte randomisierte Studie bei Frau- en mit frühem Brustkrebs und Befall des Sentinallymphknotens nährt die Brustkrebszelle

in einer kolorierten, elektronenmikro - skopischen Auf - nahme, die die Zyto plasma-Aus - stül pungen deutlich erkennen lässt

Foto: SPL

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A 1252 Deutsches Ärzteblatt

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25. Juni 2010 bestehenden Zweifel (3). In der

bisher größten Phase-III-Studie zur ALND wurden Brustkrebspatientin- nen (T1 oder T2, N0, M0) mit Befall von einem oder zwei sentinalen Lymphknoten nach der Primäropera- tion randomisiert. Im Arm 1 wurden die axillären Lymphknoten entfernt, im Arm 2 nur die befallenen Wäch- terlymphknoten (SNB). Patientinnen beider Gruppen wurden danach be- strahlt und erhielten je nach Ein- schätzung der behandelnden Ärzte auch eine ad juvante Chemotherapie.

Nach fünf Jahren war es in der ALND- Gruppe in 3,7 Prozent der Patienten zu einem Rückfall gekommen im Vergleich zu 2,1 Prozent in der SNB- Gruppe (p = 0,16). Auch die Rück- fallquote der Lymphknoten (0,6 Pro- zent versus 1,3 Prozent, p = 0,16), das Gesamtüberleben nach fünf Jah- ren (91,9 Prozent versus 92,5 Pro- zent (p = 0,24) und das krankheits- freie Überleben (82,2 Prozent versus 83,8 Prozent, p = 0,13) unterschieden sich in den beiden Gruppen nicht. Die axilläre Lymphadenektomie brachte also keinen klinischen Vorteil für diese Gruppe von Patientinnen.

Eine Phase-III-Studie ergab, dass das neue Zytostatikum Eribulinme- sylat in Monotherapie bei Frauen

mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs das Ge- samtüberleben um 2,5 Monate ver- längerte, selbst wenn die Patientin- nen bereits stark vorbehandelt wa- ren (4). „Bis heute hat es keine Standardtherapie für Frauen in die- sem Krankheitsstadium und mit so vielen Vortherapien gegeben, die vergleichbar positive Ergebnisse geliefert hätte“, sagte Prof. Christo- pher Twelves, der leitende Autor (Leeds, Großbritannien).

Eribulin wird aus Meerschwäm- men gewonnen, hemmt die Bewe- gung der Mikrotubuli und damit die Zellteilung. In der internatio- nalen multizentrischen Studie wur- den 762 Patientinnen mit metasta- siertem Brustkrebs randomisiert und erhielten entweder Eribulin (508 Frauen) oder wurden nach freier Wahl des jeweiligen Arztes (TPC) behandelt (254 Frauen). Die TPC war fast immer eine andere Chemotherapie. Das mediane Über- leben in der Eribulingruppe war im Vergleich zur TPC-Gruppe signifi- kant länger: 13,1 versus 10,7 Mona- te (p = 0,04). Auch die Gesamt - ansprechrate war deutlich besser in der Eribulingruppe (12 Prozent ver- sus fünf Prozent, p = 0,005). Die

häufigsten Nebenwirkungen unter Eribulin waren Müdigkeit, Leuko- penie, Alopezie, Übelkeit und peri- phere Neuropathie. In Bezug auf schwere Nebenwirkungen gab es keinen Unterschied zwischen bei- den Gruppen. Weil die Ergebnisse der Anwendung von Eribulin als Einzelsubstanz derart positiv wa- ren, laufen bereits Studien zu Kom- binationstherapien.

Test auf Hormonrezeptoren und Wachstumsfaktoren Veränderungen im Ausbreitungsver- halten des Mammakarzinoms kön- nen offenbar mit einem Wechsel der Dichte der Hormonrezeptoren asso- ziiert sein. Darauf weist eine retro- spektive Untersuchung an Frauen mit metastasiertem Brustkrebs hin:

Die biologischen Charakteristika des Primärtumors wie Östrogen-, Progesteron- und HER2-Status hat- ten sich oft verändert, wenn der Tu- mor in der Leber Metastasen gebil- det hatte (5). Dieser Wechsel der Biologie führte in zwölf Prozent der untersuchten Fälle zu einer notwen- digen Änderung der Therapie. In dieser Studie hatten Forscher die Biopsiedaten des Primärtumors und der Lebermetastasen von 255 Frau- en mit metastasiertem Brustkrebs auf den Östrogen-, Progesteron- und HER2-Status hin untersucht.

Sie stellten eine Veränderung des Östrogenstatus bei 14,5 Prozent, des Progesteronstatus bei 48,6 Pro- zent und des HER2-Status bei 13,9 Prozent der Patientinnen fest.

„Traditionell starten wir bei Auf- treten eines Rezidivs die Therapie der Wahl gemäß der beim Primärtu- mor festgestellten Tumorbiologie.

Aber die Resultate dieser Untersu- chung sollten dazu führen, dass ei- ne neue Biopsie der Leber durchge- führt wird, wann immer das mög- lich ist“, resümierte der Autor Dr.

Giuseppe Curigliano, Mailand (Ita- lien). Eine erneute Therapie nach zehn oder mehr Jahren sollte auf jeden Fall der aktuellen Tumorbio- logie angepasst werden, damit die Patientinnen die effektivste Thera-

pie erhalten. ■

Dr. rer. nat. Annette Junker

@

Literatur im Internet:

www.aerzteblatt.de/lit2510 Die bislang größte randomisierte Studie, in der

die Effekte von Yoga bei Krebsüberlebenden un- tersucht wurden, ergab: Ein vierwöchiges Yoga- programm hilft Patienten, besser zu schlafen, mindert Fatigueleiden und bessert die Lebens- qualität (6). „Wenn überhaupt, gibt es nur sehr wenige Behandlungsoptionen gegen Schlafpro- bleme und Fatigue, die bei Krebsüberlebenden für längere Zeit wirken“, resümierte Prof. Dr.

rer. nat. Karen Mustian PhD (Mayo Clinic, Ro- chester, USA), die Autorin der Studie. „Als Fazit unter unsere Ergebnisse lässt sich sagen: Klini- ker können den Patienten eine nichtpharmako- logische Therapie zur Behandlung von sehr häufig auftretenden Symptomen empfehlen.“

Schlafprobleme und Fatigue gehören zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen, die Krebsüberlebende erfahren. In der randomi- sierten multizentrischen Phase-II/III-Studie wur- den die Vorteile von Yoga bei 410 Überlebenden von Krebserkrankungen in frühen Stadien ge-

prüft (96 Prozent Frauen, 75 Prozent Brust- krebspatientinnen), die von Schlafproblemen zwischen zwei und 24 Monaten nach der adju- vanten Therapie berichtet hatten. Die Patienten wurden entweder nur normal weiterbetreut oder nahmen für vier Wochen zweimal wöchentlich an einem Yogaprogramm für Krebsüberlebende (YOGAS®) teil. Dieses bestand aus Entspan- nungsübungen wie bewusstem Atmen, Meditati- on und Visualisierungen, jeweils im Wechsel von stehenden, sitzenden und liegenden Positionen.

Die Patienten in der Yogagruppe berichteten da- nach über verbesserte Schlafqualität (31 Pro- zent versus 16 Prozent), Reduktion der Fatigue (42 Prozent versus zwölf Prozent) und eine ver- besserte Lebensqualität (sechs Prozent versus null Prozent) im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Außerdem konnte bei ihnen eine Reduktion der Schlafmedikation um 21 Prozent verzeichnet werden, während diese in der Kontrollgruppe sogar um fünf Prozent stieg.

YOGA BESSERT SCHLAF UND FATIGUE

M E D I Z I N R E P O R T

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LITERATURVERZEICHNIS HEFT 25/2010, ZU:

JAHRESTAGUNG DER AMERICAN SOCIETY OF CLINICAL ONCOLOGY (ASCO)

Metastasen sind anders – Therapie sollte sich Tumorbiologie anpassen

Metastasierte Mammakarzinome haben häufig einen anderen Hormonrezeptorstatus als der Primärtumor, so dass es sinnvoll ist, vor Beginn der Rezidivtherapie eine Histologie zu veranlassen. Für die Behandlung gynäkologischer Tumoren im fort geschrittenen Stadium wurden beim ASCO in Chicago neue Ergebnisse vorgestellt.

LITERATUR

1. A Gynecologic Oncology Group study. Bur- ger RA, Brady MF, Bookman MA, Walker JL, Homesley HD, Fowler J, Monk BJ, Greer BE, Boente M, Liang SX: Phase III trial of bevacizumab (BEV) in the primary treat- ment of advanced epithelial ovarian cancer (EOC), primary peritoneal cancer (PPC) or Fallopian tube cancer (FTC): Proceed Am Soc Clin Oncol 2010, abstr. LBA 1.

2. Zylka-Menhorn V: Karzinomchirurgie: Ist die Lymphadenektomie nicht mehr zeitgemäß?

Dtsch Artzebl 2009; 106(26): 1353–8.

3. Giuliano AE, Mc Call LM, Beitsch PD, Whit- worth PW, Morrow M, Blumencranz PW, Leich AM, Saha S, Hunt K, Ballman KV:

ACOSOG Z0011: A randomized trial of axil- lary node dissection in women with clinical T1–2 N0 M0 breast cancer who have a po- sitive sentinel node. Proceed Am Soc Clin Oncol 2010, abstr. CRA 506.

4. Twelves C, Loesch D, Blum JL, Vahdat LT, Petrakova K, Chollet PJ, Akerele CE, Seego- bin S, Wanders J, Cortes J, on behalf of the Study 305 investigators: A phase III study (EMBRACE) of eribulin mesylate versus treatment of physician´s choice in Patients with locally recurrent or metastatic breast cancer previously treated with an anthracy- cline and a taxane. Proceed Am Soc Clin Oncol 2010, abstr. CRA 1004.

5. Locatelli MA, Curigliano G, Fumagalli L, Bagnardi V, Aurilio G, Della Vigna P, Monfar- dini L, Giudici S, Viale G, Goldhirsch A:

Should liver metastases of breast cancer be biopsied to improve treatment choice? Pro- ceed Am Soc Clin Oncol 2010, abstr. CRA 1008.

6. Mustian KM, Palesh O, Sprod L, Peppone LJ, Heckler CE, Yates JS, Reddy PS, Melnik M, Giguere JK, Morrow GR: YOGAS® yoga significantly improves sleep, fatigue and quality of life: A URCC CCOP randomized, controlled clinical trial among 410 cancer survivors. Proceed Am Soc Clin Oncol 2010, abstr. 9013.

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25. Juni 2010

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