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In-vitro-Test der
Zytostati ka-Sensitivität von Tumorstammzellen
Hamburger und Salmon haben 1978 zum ersten Mal über einen Tu- morstammzell-„colony forming as- say" in vitro berichtet, der sich auch für menschliche solide Tumoren eig- net. Dieses System ist deshalb von besonderem Interesse, weil in vitro folgende Fragen bezüglich individu- eller Tumoren untersucht werden können: Zellkinetik, Regulation des Tumorwachstums, Zytogenetik und Ansprechen beziehungsweise Resi- stenz gegenüber gewissen Zytosta- tika.
Bei 50 Tumorpatienten wurden Er- güsse, Knochenmarkpunktate oder Biopsiematerial in der Tumorstamm- zellkultur auf Agar untersucht. Bei 17 von 21 Patienten mit soliden Tu- moren, deren untersuchtes Material zytologisch oder histologisch positiv war, konnte in der Kultur ein Kolo- niewachstum (etwa 75 Prozent) be- obachtet werden. Bei den malignen Lymphomen inklusive multiplen Myelomen, kam es in 5 von 19 Fällen mit histologisch oder zytologisch positivem Material zu Koloniewachs- tum. Bei allen Patienten mit mali- gnen Lymphomen, wo das in Agar gegebene Material zytologisch und histologisch tumorfrei war, kam es zu keiner Koloniebildung. Dieses letztgenannte Resultat spricht zu- sammen mit anderen Untersuchun- gen (Zytochemie, Zytogenetik usw.) dafür, daß es sich bei den beobach- teten Kolonien wirklich um eine Pro- liferation von Tumorzellen handelt.
Bei soliden Tumoren konnte gezeigt werden, daß das Wachstum mit ge- wissen „conditioned media" verbes- sert werden kann, insbesondere mit zeltfreien Ergüssen von Patienten mit Pleura- oder Peritonealkarzino- se. Vor allem bei den soliden Tu- moren scheint eine befriedigende Angehrate in der Tumorzellstamm- kultur erreichbar zu sein. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, in Zu- kunft die „Chemosensitivität" ge- genüber Zytostatika an primärem Biopsiematerial prüfen zu können.
Schon die Arbeitsgruppe um Sal- mon hatte gezeigt, daß bei Resistenz gegenüber Zytostatika in vitro beim gleichen Patienten in vivo in über 90 Prozent ebenfalls eine Resistenz ge- funden wird. Damit können mit die- ser In-vitro-Methode diejenigen Zytostatika eruiert werden, von de- nen in vivo kein therapeutischer Ef- fekt zu erwarten ist. Bei den Zytosta- tika, bei denen in vitro eine Sensitivi- tät des Tumors gefunden wird, kann in über 60 Prozent erwartet werden, daß der Patient auf das Medikament ansprechen wird. Der „colony for- ming assay" für Tumorzellen sollte somit in Zukunft eine individuellere onkologische Therapie ermögli-
chen. Uln
Ludwig, Ch.; Ludwig, R.; Obrecht, J. P.: Tu- morstammzellkulturen auf Agar: erste Ergeb- nisse, Schweiz. med. Wschr. 111 (1981) 1313-1318
Prednison nicht zusammen mit Antazida geben
Obzwar die ulzerogene Wirkung von Kortikosteroiden umstritten ist, wird häufig ein Antazidum als „Ulkuspro- phylaxe" bei einer Kortisonmedika- tion gegeben. Serumprednisonbe- stimmungen mittels Radioimmunas- say zeigten, daß die simultane Ein- nahme von 10 mg Prednison mit 60 ml eines Antazidums zu deutlich niedrigeren Serumspiegeln führt.
Für Maaloxan lagen die Serumspie- gel nur noch bei 74 ± 13 Prozent, für Aludrox bei 57 ± 15 Prozent. Bei Patienten mit einer chronisch akti- ven Lebererkrankung, die auf aus- reichend hohe Kortisonspiegel an- gewiesen sind, lag die Bioverfügbar- keit bei 76 Prozent bzw. 80 Prozent bei gleichzeitiger Einnahme mit ei- nem der genannten Antazida. Es empfiehlt sich deshalb, Kortiko- steroide nicht gleichzeitig mit einem Antazidum einzunehmen.
Uribe, M.; Casian, C.; Rojas, S.; Sierra, J. G.;
Go, V. L. W.: Decreased bioavailability of pred- nisone due to antacids in patients with chronic active liver disease and in healthy volunteers, Gastroenterology 80 (1981) 661-5, Liver Unit Institut° Nacional de la Nutricion, Mexico City, and the Gastrointestinal Unit, Mayo Clinic, Rochester, Minn.
Zusammenhänge zwischen
HDL-Lipoprotein, Gesamtcholesterin und Gesamtmortalität
Von den Autoren wurden 10 059 Männer zwischen 40 und 65 Jahren, die im israelischen Militär- oder Ver- waltungsdienst standen, untersucht.
Bei 6562 Männern wurde der HDL- Spiegel zusätzlich zum Gesamtcho- lesterin-Spiegel bestimmt. Die ge- samte Mortalität dieser Personen betrug in den folgenden 7 Jahren 305 Fälle = 4,65 Prozent. Die koro- nare Herzkrankheit lag als Todesur- sache mit 37 Prozent an erster Stel- le, gefolgt von der Karzinommorta- lität.
In einer multifaktoriellen Analyse al- ler Daten, die alle anderen bisher bekannten Risikofaktoren mitein- schloß, ergaben sich folgende Re- sultate:
• Zwischen dem Gesamtcholeste- rin und der Gesamtmortalität be- steht keine signifikante Beziehung.
49 Hohe HDL-Spiegel senken die Gesamtmortalität.
• Zwischen Gesamtcholesterin und Mortalität an koronarer Herzer- krankung besteht eine direkte Bezie- hung, keine Beziehung besteht zur Krebsmortalität.
• Je höher der HDL-Spiegel, desto niedriger die Mortalität an koronarer Herzkrankheit.
Versuche, durch Diät oder Pharma- ka den LDL-Cholesterinspiegel zu senken, haben in prospektiven Stu- dien bisher keinen Erfolg gebracht.
Die vorliegende Untersuchung legt den Schluß nahe, daß es vielleicht sinnvoller wäre, Maßnahmen einzu- setzen, die den HDL-Cholesterin- Spiegel erhöhen. Jns
Yaari, S.; Goldbourt, U.; Even-Zohar, S.;
Neufeld, H. N.: Associations of serum high density lipoprotein and total cholesterol with total, cardiovascular, and cancer mortality in a 7-year prospective study of 10 000 men, The Lancet I (1981) 1011-1015
60 Heft 15 vom 16. April 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A/B