Die ambulant erworbene Pneumonie wird in zehn Pro- zent der Fälle, andere respira- torische Infektion in fünf Pro- zent durch Chlamydia pneu- moniae verursacht. Da Ma- krolide neben anderen Erre- gern von Atemwegsinfektio- nen auch Chlamydien gut erfassten, zählen sie zu den Substanzen der ersten Wahl in der kalkulierten Therapie von Atemwegsinfektionen, be- tonte Prof. Wolfgang Peter- mann (Paderborn) bei einem Pressegespräch in Feldkir- chen.
Sechs bis sieben Prozent der Pneumokokken sind heute gegen Erythromycin als klassi- schen Vertreter der Makroli- de resistent. Außerdem wirkt Erythromycin gegen H. influ- enzae unbefriedigend. Eine er- hebliche Verbesserung für die Gruppe der Makrolide wird von den Ketoliden erwartet.
Ketolide greifen an anderen Strukturen der Erreger an und sind deshalb auch noch wirk- sam bei Makrolid-Resistenz.
Ansonsten ist das erfasste Keimspektrum vergleichbar.
Ketolid HMR 3647 Aventis entwickelt zur Zeit das Ketolid HMR 3647, wie Petermann berichtete.
Die neue Substanz erreicht hohe Konzentrationen in Leu- kozyten, zeigt eine hohe Säu- restabilität, penetriert gut ins Lungengewebe und zeigt kei- ne Interaktion mit Theophyl- lin. Die Bioverfügbarkeit von HMR 3647 ist nicht nahrungs- abhängig.
Phase-III-Studien mit dem neuen Ketolid brachten fol- gende Ergebnisse: In einer Dosis von einmal 800 mg ist HMR 3647 bei ambulant erworbener Pneumonie ver- gleichbar gut wirksam wie dreimal 1 mg Amoxicillin. Ei- ne Fünf-Tage-Therapie mit
dem Ketolid war bei akuter Sinusitis vergleichbar mit ei- ner Zehn-Tage-Therapie. In der Therapie der Pharyngitis und Tonsillitis führte eine Therapie mit dem Ketolid (einmal 800 mg) über fünf Ta- ge zu mindestens gleich gu- ten Resultaten wie eine Gabe von zweimal 250 mg Clari- thromycin über zehn Tage.
Das neue Medikament wird voraussichtlich Ende 2000 ein- geführt.
In der antibiotischen Be- handlung der unkomplizierten Zystitis zeigten Drei-Tage-Re- gimes vergleichbare Wirkung wie längere, überträfen aber Einmaltherapien, sagte Prof.
Kurt Naber (Straubing). Nach einer amerikanischen Emp- fehlung, die auch in Europa übernommen wurde, sollte Trimethoprim/Sulfamethoxa- zol nur eingesetzt werden, wenn die Resistenzrate von E. coli in der Region unter zehn bis 20 Prozent liegt. Ist die Resistenzproblematik gra- vierender, sind Fluorochino- lone notwendig. Bei Kindern, Schwangeren und Jugendli- chen, für die Fluorochinolone nicht empfohlen werden, kom- men auch neuere orale Cepha- losporine in Betracht.
In der Therapie kompli- zierter Harnwegsinfektionen stehen Fluorochinolone im Mittelpunkt. Ciprofloxacin und Levofloxacin weisen vergleich- bare Aktivität gegen Uropa- thogene auf. Jedoch wird im Gegensatz zu Ciprofloxacin vollständig resorbiert. Dar- aus resultieren ein höherer Wirkspiegel und eine längere Halbwertszeit. Der urinbak- terizide Titer hält deshalb auch länger an. Die Einmalga- be von Levofloxacin sei als wirkungsäquivalent mit der Zweimalgabe von Ciprofloxa- cin zu betrachten, erläuterte Naber.
Dr. med. Angelika Bischoff
A-715 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 11, 17. März 2000
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