Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Homöopathie
O Eine exakte Diagnose läßt keine besonderen Möglichkeiten für eine spezifische „schulmedizinische"
Therapie erkennen.
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Dem Patienten soll mit mög- lichst unschädlichen Mitteln gehol- fen werden.• Wenn für diese Hilfe wahr- scheinlich verbale Überzeugung nicht ausreicht, so sollte der Arzt sich einer Placebotherapie bedie- nen.
O Für eine derartige Therapie sind „unreine Placebos" mehr ge- eignet als die Verordnung von Leerkapseln mit Milchzucker.
Es sollte etwas von dem Magischen der Arznei mit in die Therapie ein- geschlossen werden.
• Eine Einschränkung für die eventuellen Erfolge von „Schulme- dizinern" ist zu machen: Auch der heutige Patient weiß natürlich schon, daß Homöopathie etwas Be- sonderes ist. Er wird darauf schon entsprechend reagieren. Aber bei dem sehr intensiven (und zeitrau- benden!) Fragen des homöopathi- schen Arztes nach den Krankheits- symptomen und Modalitäten be- ginnt schon die Therapie. (Sind die Beschwerden stärker, wenn Sie in die Kälte kommen, im Liegen, im Sitzen, morgens, abends, vor dem Essen usw.?) Wenn also Homöopa- thika so verschrieben werden, wie mitunter heute analgetische Misch- präparate, vielleicht gar von der Sprechstundenhilfe ohne persönli- ches ärztliches Gespräch, dann ist der homöopathische Arzt bei Ver- ordnung der gleichen Arznei sei- nem „allopathischen" Kollegen weit überlegen.
O Wenn man die häufig geübte, erschreckende ungezielte Poly- pragmasie nicht nur in der ambu- lanten, sondern auch in der statio- nären Praxis sieht, so möchte man dem Patienten oft Wünschen, sein Arzt hätte ihm, wenn nötig, ein oder zwei Spezifika verschrieben. Wenn dies nicht nötig ist, so sollte die Therapie statt mit dem Wust von zweifelhaften oder von potentiell schädlichen Kombinationen mit ei- nem Homöopathikum ausgeführt
werden. Die Freiheit zu dieser Ver- ordnung wird trotz gegensätzlicher Behauptungen auch durch das neue Arzneimittelgesetz nicht ein- geschränkt werden.
Literatur
Hahnemann, S.: Organon der Heilkunst. Ar- noldi, Dresden 1810 — Prokop, 0. u. L.:
Homöopathie und Wissenschaft, Enke, Stuttgart 1957; dort weitere Literatur — v.
Petzinger, K.: Zur Apologie der Homöopa- thie. Z. klassische Homöopathie III, (1959) 18 und 82 — Ritter, H.: Samuel Hahne- mann, Haug-Verlag Stuttgart (1974)
—Schramm, H. J.: Freiheit für die Homöopa- thie, ein Gebot der Stunde. Niedersächsi- sches Ärzteblatt (1974) 567.
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. G. Kuschinsky 65 Mainz
Obere Zahlbacher Straße 67 (Hochhaus)
—ECHO
Zu: „Fünf Jahre Rötelnschutzimp- fung" von Privatdozent Dr. med.
Wolfgang Ehrengut in Heft 51/
1974, Seite 3675 ff.
Gegen Röteln frühzeitig impfen
„Die Zeit vor der Pubertät oder vor der Schulentlassung ist bei jungen Mädchen für eine rechtzeitige Vorsorgeimp- fung gegen Röteln am gün- stigsten. Darauf hat Privatdo- zent Dr. Wolfgang Ehrengut, Direktor der Hamburger Impf- anstalt, in der jüngsten Ausgabe des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTS hingewiesen.
Durch solch rechtzeitige Imp- fung könne am besten ver- hindert werden, daß Kinder später Schädigungen davon- tragen, weil ihre Mutter wäh- rend der Schwangerschaft an einer Rötelninfektion erkrank- te. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft könnten auch Frauen im gebärfähigen Alter unter bestimmten Vor- aussetzungen geimpft wer- den, wenn sie nicht schwan- ger sind und eine Schwan- gerschaft für die nächsten drei Monate mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. (Kieler Nachrichten und andere Tageszeitungen)
IN KÜRZE
Therapie
Bei chronisch-rezidivierender Ton- sillitis sollten die Gaumenmandeln bestrahlt werden. Dieses risikolose Verfahren läßt sich ambulant durchführen. Gering dosierte Rönt- genstrahlen können nämlich die entzündlichen Prozesse in den Tonsillen hemmen; Ödeme und Zellexsudationen bilden sich zu- rück, die Gaumenmandeln werden wieder kleiner. Die besten Ergeb- nisse erzielt man, wenn im Intervall zwischen den akut-entzündlichen Schüben bestrahlt wird. Gelegentli- che leichte Schluckbeschwerden können vermieden werden, wenn man zunächst nur eine Mandel und die zweite erst einen oder zwei Tage später bestrahlt. Die Oberflä- chendosis muß 125 R betragen, das auch dann, wenn es zu einem Rezidiv kommt. Narbenbildungen nach Strahlentherapie sind nicht zu befürchten. cb (Heber, R.: Röntgen-Bl. 27 [1974]
508-510)
Chronische Pankreatitiden werden immer häufiger chirurgisch behan- delt, seitdem es gelungen ist, Gal- lengänge und Ductus Wirsungianus duodenoskopisch retrograd darzu- stellen. Dank dieser präoperativen Pankreatikographie läßt sich das jeweils in Frage kommende Opera- tionsverfahren wesentlich besser bestimmen. Um ungünstige Spätre- sultate zu vermeiden, sollte man den erkrankten Abschnitt der Bauchspeicheldrüse möglichst vollständig entfernen. Nur wenn sich große Pseudozysten gebildet haben, darf ausschließlich mit drai- nierenden Methoden gearbeitet werden. In solchen Fällen ist die Zystenwand für eine Anastomose nicht mehr geeignet. cb (Schwemmle, K.: Chirurg 45 [1974]
465-470)
502 Heft 8 vom 20. Februar 1975 DEUTSCHES .ÄRZTEBLATT