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Archiv "Insulin-Resistenz bei essentieller Hypertonie" (09.03.1989)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Insulin-Resistenz

bei essentieller Hypertonie

FÜR SIE REFERIERT

Bilanz erheblich reduziert ist, scheint sich die beeinträchtigte Insu- lin-Empfindlichkeit vor allem auf die Glykolyse in der Skelettmusku- latur zu erstrecken.

Bei Patienten mit primärer Hy- pertonie ist der durch exogenes In- sulin forcierte Glukose-Metabolis- mus beeinträchtigt, wobei eine in- verse Korrelation zwischen Höhe des Blutdrucks und Glukose-Utilisa- tion besteht. Diese Insulin-Resistenz betrifft offensichtlich ausschließlich den extrahepatischen, nicht oxidati- ven Zuckerstoffwechsel. Für eine Untersuchung dieses Phänomens standen 13 jüngere Personen beider- lei Geschlechts mit mittlerer bis schwerer, unbehandelter essentieller Hypertonie zur Verfügung. Die Ver- suchspersonen hatten durchschnitt- liche Blutdruckwerte von 165 ± 6/132 ± 4 mm Hg, Normalgewicht und keine Glukose-Intoleranz. Die Vergleichsgruppe bestand aus elf, nach Geschlecht, Alter und Körper- gewicht adjustierten Normotonikern (135 ± 4/99 ± 2 mm Hg). Beide Gruppen hatten vergleichbare, nor- male Nüchtern-Zucker-Werte.

Zwei Stunden nach Belastung mit 75 g Glukose zeigten sich inner- halb der Versuchsgruppe gegenüber den Kontrollen signifikant erhöhte Serumspiegel von Insulin (50 vs. 30 uU/ml) und Glukose (114 vs. 85 mg/dl).

Euglykämie-Test

Die Insulin-Empfindlichkeit wurde über die „euglycemic insulin- clamp"-Methode (EIC) ermittelt.

Hierbei wird über zwei Stunden kontinuierlich (1 mU/min/kg) Insu- lin infundiert und durch gleichzeitige variable Glukose-Infusion der Blut- zuckerspiegel konstant auf dem Ausgangswert gehalten (euglykämi- sche Hyperinsulinämie). Der zur Aufrechterhaltung der Isoglykämie erforderliche Glukoseverbrauch ent- spricht dann dem Gesamtkörper- Glukose-Metabolismus. Der Quo- tient Glukoseaufnahme/Insulinkon- zentration war im steady state bei den Patienten um 36 Prozent verrin-

gert. Die zur Aufrechterhaltung des Glukosespiegels über zwei Stunden eingesetzte Gesamtmenge an exoge- ner Glukose betrug bei den Hyper- tonikern nur 23,9 ± 2,0 g gegenüber 41,1 ± 4,2 g bei den Kontrollen. Die endogene Glukosefreisetzung (Ba- siswerte: 1,8 bzw. 1,9 mg/min/kg) wurde durch die Insulinadministra- tion in beiden Gruppen vollständig unterdrückt. Im steady state (zweite Stunde des EIC-Tests) errechnete sich für die Hypertoniker bei Kon- trollwerten von 6,31 ± 0,42 eine Gesamtkörper-Glukose-Utilisation von nur 3,80 ± 0,32 mg/min/kg.

Zum Ausgangszeitpunkt bestan- den zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede in den Parametern Glukose-Oxidation, nicht oxidativer Glukose-Metabolismus und Lipid- Oxidation. Im Zustand der euglykä- mischen Hyperinsulinämie verdop- pelte sich bei Hypertonikern wie Kontrollpersonen die Glukose-Oxi- dation. Die nicht oxidativen Stoff- wechselvorgänge waren jedoch bei den Patienten massiv beeinträchtigt (+ 188 Prozent vs. + 534 Prozent).

Sauerstoffverbrauch und respiratori- scher Quotient unterschieden sich in beiden Gruppen nicht. Der Anstieg der Laktat- und Pyruvat-Serumspie- gel unter EIC-Bedingungen war je- doch bei den Hypertonikern signifi- kant schwächer (21 vs. 47 bzw. 9 vs.

39 wno1/1). Zwischen den Laktat- Spiegeln und der Glukose-Utilisa- tion bestand eine positive Korrela- tion. Bei beiden Gruppen war der Gesamt-Glukose-Metabolismus hochsignifikant (r = 0,76; p < 0,001) mit den Blutdruckwerten korreliert.

Die Befunde sprechen eindeutig für das Vorliegen einer Insulin-Resi- stenz bei essentieller Hypertonie.

Gegenüber den Verhältnissen bei Adipositas und NIADEM besteht jedoch die Besonderheit, daß offen- bar ausschließlich die nicht oxidati- ven Stoffwechselwege der Glukose tangiert sind. Da bei den Patienten die Leber normal auf Insulin an- spricht und die Laktat- und Pyruvat-

Primäre

Insulinresistenz?

Die Frage nach einem Kausalzu- sammenhang zwischen Hypertonie und Insulinresistenz kann derzeit noch nicht beantwortet werden. Wä- re die Insulinresistenz primär, so könnte die daraus resultierende Hy- perinsulinämie zu einer Einschrän- kung der Natriurese führen. Die Aufrechterhaltung des Flüssigkeits- und Elektrolyt-Gleichgewichtes wä- re dann nur über einen permanent erhöhten Blutdruck erreichbar.

Auch eine Implikation von Katecho- laminen ist denkbar. Ein erhöhter Sympathotonus erhöht den Gefäß- widerstand und verringert die Insu- lin-Sensibilität. Der Hyperinsulinis- mus wirkt dann seinerseits als sym- pathomimetischer Stimulus. Bei es- sentieller Hypertonie ist die Natri- um-Kalium-ATPase-Aktivität ver- ringert. Ungesättigte freie Fettsäu- ren gelten als Inhibitoren der Natri- um-Pumpe. Andererseits reduziert Insulin die Plasmaspiegel an freien Fettsäuren und stimuliert direkt die ATPase. Ein Zusammenhang zwi- schen Insulinresistenz und Bluthoch- druck auf der Ebene des zellulären Kationen-Transports ist somit durchaus vorstellbar.

Übertragen auf die Hochdruck- Therapie bedeuten diese Ergebnis- se, daß ein Überdenken des Stellen- werts von (3-Rezeptoren-Blockern und von Diuretika erforderlich ist, zumal diese nachweislich negativ in den Glukose-Stoffwechsel eingrei- fen. shu

E. Ferrannini et al.: Insulin Resistance in Essential Hypertension. New Engl. Journ.

Med. 317 (1987) 350-357.

Dr. Eleuterio Ferrannini, C. N. R.-Insti- tut für klinische Physiologie, Via Savi 8, I 56100 Pisa, Italien.

A-634 (50) Dt. Ärztebl. 86, Heft 10, 9. März 1989

Referenzen

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