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Zucht auf Scrapie-Resistenz beim Schaf

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Academic year: 2022

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Zucht auf Scrapie-Resistenz beim Schaf

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines DOKTORS DER VETERINÄRMEDIZIN

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Frerich de Vries

aus Norden

Hannover 2004

(2)

1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Ottmar Distl 2. Gutachter: PD Dr. habil. Martin Groschup

Tag der mündlichen Prüfung: 02.12.2004 Gefördert von der

Friedrich-Ebert-Stiftung e.V., Bonn/Berlin

(3)

Meinen Eltern, Geschwistern und

Susanne

(4)

Teile dieser Arbeit wurden in folgenden Zeitschriften veröffentlicht oder sind zur Veröffentlichung angenommen:

Animal Science Archiv für Tierzucht Journal of Dairy Science Veterinary Record Züchtungskunde

(5)

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Kapitel 1

Einleitung...1 Kapitel 2

PrP-Allelfrequenzermittlung und Simulationsstudien …...…...………5 Kapitel 3

Schätzung genetischer Parameter für Fleisch- und Milchschafrassen…………...27 Kapitel 4

Genetische Parameter für Fruchtbarkeitsmerkmale bei Fleisch- und Milchschafrassen………...41 Kapitel 5

Schätzung genetischer Parameter für Landschafrassen………....59 Kapitel 6

Genetische Parameter für Fruchtbarkeitsmerkmale bei Landschafrassen…...73 Kapitel 7

Associations between the prion protein genotype and performance traits of meat breeds of sheep……….89 Kapitel 8

Einfluss der Prion-Protein Gen Polymorphismen auf Leistungsmerkmale bei deutschen Fleischschafrassen………..101

(6)

Kapitel 9

Analysis of associations between the prion protein genotype and reproduction traits

in meat sheep breeds……….119

Kapitel 10 Analysis of associations between the PrP Genotypes and Production Traits in East Friesian Milk Sheep……….135

Kapitel 11 Associations between PrP genotypes and type traits in East Friesian milk sheep……….149

Kapitel 12 PrP genotypes and milk protein polymorphisms in milk sheep..………...161

Kapitel 13 Simulationen von Strategien zur Zucht auf Scrapie-Resistenz beim Schaf…...167

Kapitel 14 Diskussion………...………...203

Zusammenfassung...221

Summary………..231

Liste der Publikationen.………...…234

(7)

Abkürzungsverzeichnis

σa2

additiv-genetische Varianz AEL Age at first early lambing AFL Age at first lambing ALL Age at first late lambing BF Blauköpfiges Fleischschaf

BU Brustumfang

ELA1 Frühes Erstlammalter ELA2 Spätes Erstlammalter FC Fat content

FT Fat yield

GBM German Blackheaded Mutton

GGL Gesamt geborene Lämmer pro Wurf GGL1 Gesamt geborene Lämmer im ersten Wurf GGL2 Gesamt geborene Lämmer im zweiten Wurf GGL3 Gesamt geborene Lämmer im dritten Wurf GT German Texel

h2 Heritabilität HG Heart girth

KH Kreuzhöhe

Le Leineschaf

LI Lambing interval LI1 First lambing interval LI2 Second lambing interval LSM Least Square Means LTZ Lebenstagszunahme Mf Merinofleischschaf MHL Mittelhandlänge MM Muscle mass MY Milk yield

MLP Milchleistungsprüfung

(8)

n Anzahl der Beobachtungen n.e. Not estimable

n.g. Nicht genotypisiert n.s. Nicht signifikant NS Not signifikant

OMS weißes Ostfriesisches Milchschaf P Signifikanz

PC Protein content

PM Probemelkergebnis (Testtagsergebnis) PrP Prion-Protein

PY Protein yield RH Rump height

s Standardabweichung SD Standarddeviation

SBMS schwarzbraunes Ostfriesisches Milchschaf SCS Somatic Cell Score

SE Standardfehler SU,Su Suffolk

SKF,SF Schwarzköpfiges Fleischschaf

Te Texel

TL Trunk length

TLB Total number of lambs born

TP Type

TSE Transmissible spongiforme encephalopathy

VDL Vereinigung der Deutschen Landesschafzuchtverbände WH Withers hight

WKF,WF Weißköpfiges Fleischschaf WQ Wool quality

x Mittelwert

ZLZ1 Erste Zwischenlammzeit ZLZ2 Zweite Zwischenlammzeit

(9)

K

APITEL

1

Einleitung

(10)

EINLEITUNG

Die Traberkrankheit (Scrapie) stellt für viele Schaf- und Ziegenpopulationen ein erhebliches tiergesundheitliches und seuchenhygienisches Problem dar.

Scrapie gehört zu den übertragbaren zentralnervösen Erkrankungen (Transmissible Spongiforme Enzephalopathien, TSE), die durch eine schwammartige Auflösung des Zentralnervensystems gekennzeichet sind. Zu dieser Gruppe gehören auch die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) des Rindes und die Creutzfeld-Jakob Krankheit des Menschen. Im Gegensatz zur BSE beim Rind gibt es bei Schafen keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Scrapie und Erkrankungen beim Menschen. Eine Übertragung von BSE auf den Menschen via Schaf ist zwar unwahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Eine Differenzierung zwischen dem BSE- und Scrapie-Erreger ist zwar möglich, jedoch sehr aufwändig.

Eine klinische Unterscheidung von Schafen, die an BSE oder an Scrapie erkrankt sind, ist derzeit nicht möglich. Deshalb stellt die Infektionen von Schafen mit TSE- Erregern potenziell auch ein Problem der öffentlichen Gesundheit dar.

Da das Schaf als einzige Haustierspezies eine angeborene und genetisch bedingte Resistenz gegen Scrapie aufweist, ist die Steigerung der Resistenz ein alternativer Ansatz zur Kontrolle bzw. Überwachung der Scrapie bei Schafen.

Molekulargenetische Studien erbrachten den Nachweis, dass Polymorphismen im Prion-Protein- (PrP-) Genotyp für die Empfänglichkeit verantwortlich sind. Die Resistenz gegen Scrapie ist hierbei an einen spezifischen Genotyp (ARR/ARR) des PrP-Gens gekoppelt.

Experimentelle orale Infektionsversuche deuten ferner darauf hin, dass eine genetisch bedingte Scrapie-Resistenz auch eine Resistenz gegen den BSE-Erreger bedingt. Eine Zucht auf resistente Schafe ist somit Tierseuchenbekämpfung und Verbraucherschutz in einem. Zwei EU-Entscheidungen (2002/1003/EC vom 18.12.2002 und 2003/100/EC vom 14.02.2003) fordern deshalb die Einführung von Zuchtprogrammen auf Scrapie-Resistenz für alle EU-Mitgliedsländer.

Ziele dieser Dissertation waren die Erarbeitung von Grundlagen zur Entwicklung von Zuchtprogrammen auf Scrapie-Resistenz beim Schaf. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen Hilfestellung und notwendige Informationsquelle für die laut EU-Verordnung aufzustellenden Zuchtprogramme auf Scrapie-Resistenz beim Schaf sein. Zur Entwicklung dieser Zuchtprogramme müssen zunächst verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein:

a) Die ARR-Allelfrequenzen der einzelnen Rassen müssen bekannt sein, denn eine unterschiedlich hohe Frequenz bedingt ein unterschiedliches Vorgehen und somit letztendlich die Geschwindigkeit der Umzüchtung. Kapitel zwei beinhaltet somit

(11)

Prion-Protein-Allel- sowie Genotypfrequenzen von allen in Deutschland im Herdbuch gezüchteten Schafrassen.

b) Des weiteren müssen mögliche Assoziationen zwischen den PrP-Genotypen und anderen Merkmalen bekannt sein, damit negative Wirkungen minimiert werden können. Im Rahmen dieser Dissertation wurden deshalb alle verfügbaren Zuchtmerkmale sowie zusätzlich erfasste Merkmale auf Beziehungen zum Prion- Protein-Genotyp untersucht.

Zur Durchführung dieser Untersuchungen mussten zunächst die genetischen Parameter der einzelnen Merkmale geschätzt werden, die in Kapitel drei bis sechss dargestellt sind.

Mit Hilfe dieser Parameter wurden dann Assoziationsstudien zwischen den einzelnen Merkmalen und den Prion-Protein-Genotypen für die einzelnen Schafrassen durchgeführt werden. Ergebnisse dieser Studien werden in den Kapiteln sieben bis elf dargestellt und diskutiert. Für Genotypen der Milchproteine wurde ein Vergleich der Häufigkeiten mit denen der Prion-Protein-Genotypen erstellt, was in Kapitel zwölf zu finden ist.

c) Schließlich müssen verschiedene Zuchtstrategien auf ihre Auswirkungen auf Inzucht, Verwandtschaft, Drift, Flaschenhalseffekt, Geschwindigkeit der Umzüchtung sowie Kostenaufwand getestet werden. Diese Ergebnisse werden in dem dreizenten Kapitel dargestellt.

Die in Kapitel zwei bis dreizehn erarbeiteten Ergebnisse werden schließlich im Kapitel vierzehn diskutiert.

(12)
(13)

K APITEL 2

PrP-Allelfrequenz-Ermittlung und Simulationsstudien zur Selektion auf

Scrapie-Resistenz in deutschen Schafzuchtpopulationen

C. Drögemüller, F. de Vries, H. Hamann und O. Distl

Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 17p, 30559 Hannover

Züchtungskunde 75 (2003) 259-273

(14)

PrP-Allelfrequenzermittlung und Simulationsstudien zur Selektion auf Scrapie- Resistenz in deutschen Schafzuchtpopulationen

Einleitung

Auf Grund von Empfehlungen des Wissenschaftlichen Lenkungsausschusses der Europäischen Kommission, insbesondere die Stellungnahme "Safe sourcing of small ruminant materials" vom 04./05.04.2002, wurden zwei EU-Entscheidungen zur Überwachung der Traberkrankheit bei Schafen erlassen. In der Entscheidung 2002/1003/EG vom 18.12.2002 werden Mindestanforderungen an eine Erhebung der Prion-Protein- (PrP-) Genotypen von Schafrassen in den einzelnen EU- Mitgliedsländern festgelegt und mit der EU-Entscheidung 2003/100/EG werden Mindestanforderungen an die Aufstellung von Programmen zur Züchtung von Schafen auf Resistenz gegen übertragbare spongiforme Enzephalopathien festgelegt. Bis 01.01.2004 soll jeder EU-Mitgliedsstaat für seine einheimischen oder bedeutenden Rassen ein sogenanntes TSE-Resistenzzuchtprogramm eingeführt haben. Mit Einsatz der PrP-Genotypisierung von Schafen werden bereits in einigen europäischen Ländern nationale Zuchtprogramme im Hinblick auf Scrapie-Resistenz durchgeführt (SCHREUDER et al. 1997; KAO et al. 2001). Erste Ergebnisse zum Vorkommen verschiedener PrP Allele in einigen deutschen Schafrassen wurden von JUNGHANS et al. (1998), DRÖGEMÜLLER et al. (2001), KUTZER et al. (2002) und ERHARDT et al. (2002) publiziert.

Das Ziel der vorliegenden Studie lag in einer Bestandsaufnahme der bislang vorliegenden (PrP-) Genotypisierungen bei Schafen aus deutschen Herdbuchzuchtbetrieben möglichst aller züchterisch bearbeiteter Rassen und einer Simulation von Zuchtstrategien auf Scrapie-Resistenz in Anbetracht der ermittelten rassespezifischen PrP-Allelfrequenzen unter Berücksichtigung verschiedener Populationsgrößen.

Literatur

Die Traberkrankheit (Scrapie) ist eine übertragbare neurodegenerative Prionenerkrankung von Schafen und Ziegen. Scrapie ist die am längsten bekannte Erkrankung innerhalb der Gruppe der transmissiblen spongiformen Enzephalopathien (TSE), zu der u.a. die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) des Rindes, die feline spongiforme Enzephalopathie (FSE) der Katzen, die Chronic

(15)

Wasting Erkrankung (CWD) der Hirsche, sowie die Kuru und die Creutzfeld-Jakob Krankheit (CJK) des Menschen gehören. Eine TSE Übertragung erfolgt innerhalb einer Spezies und teilweise auch zwischen den Spezies durch unterschiedlich gefaltete Prion-Proteine (PrPSc), deren Aminosäuresequenz mit dem endogenen Prion-Protein (PrPC) des jeweiligen Wirts identisch ist. Durch Kontakt des physiologischen Prion-Proteins mit dem infektiösen Agens nimmt das körpereigene PrPC die pathologische Form PrPSc irreversibel an. In Folge kommt es zur Anhäufung der schwer abbaubaren veränderten PrPSc, zur Schädigung der Nervenzellen und schließlich zu klinischen Symptomen nach langer Inkubationszeit, z.B. von mindestens 1 Jahr bei Schafen (MÖSTL u.MÖSTL 1998).Im Gegensatz zur BSE beim Rind, gibt es bei Schafen keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Scrapie und Erkrankungen beim Menschen, aber es ist jedoch denkbar, dass Schafe z.B. nach Exposition mit kontaminierten Tiermehl mit dem BSE Agens Kontakt hatten und somit auch BSE in Schafpopulationen vorhanden sein könnte (GRAVENOR et al.

2001). Die Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen übertragbaren Prion- Proteinen der BSE und der Scrapie ist zwar möglich, jedoch sehr aufwändig (GANTER 2002). Eine klinische Unterscheidung von experimenteller BSE Infektion und natürlich aufgetretener Scrapie ist derzeit bei Schafen nicht möglich (FOSTER et al.

2001).

Neben der derzeit praktizierten postmortalen Gehirnmaterialuntersuchung zur Untersuchung auf PrPSc mittels Schnelltest stellt eine Steigerung der genetischen Resistenz gegenüber dieser Erkrankung einen alternativen Ansatz zur Kontrolle bzw.

Überwachung der Scrapie bei Schafen dar. Bereits 1962 zeigte PARRY, dass individuelle genetische Zusammenhänge zur Länge der Inkubationszeit der Scrapie bestehen, und HUNTER et al. (1996) konnten zeigen, dass die genetische Empfänglichkeit gegenüber dem Scrapie Agens mit Polymorphismen im ovinen PrP Gen assoziiert ist. Der PrP-Genotyp des einzelnen Schafs bestimmt somit das individuelle Risiko an Scrapie in Gegenwart des infektiösen PrPSc zu erkranken HUNTER et al. (1997a). Eine reduzierte Suszeptibilität bzw. eine Resistenz gegenüber Scrapie hängt demnach von Polymorphismen in den Codons 136, 154, und 171 des PrP Gens ab. Zahlreiche Studien zum Verlauf der natürlich vorkommenden Scrapie bei Schafen haben die Bedeutung dieser drei Aminosäurenpositionen im endogenen PrPC des Schafes im Zusammenhang mit einer unterschiedlichen Empfänglichkeit gegenüber dem exogenen PrPSc und damit dem klinischen Auftreten der

(16)

Traberkrankheit bestätigt (BELT et al. 1995; O’DOHERTY et al. 2002). Insgesamt spielen dabei im Wesentlichen fünf verschiedene PrP Allele im Zusammenhang mit der Scrapie Empfänglichkeit eine Rolle: "ARR", "AHQ", "ARH", "ARQ" und "VRQ".

Die Buchstaben stehen dabei für die möglichen Aminosäuren in den drei verschiedenen PrP Codons (Codon 136: Alanin (A) bzw. Valin (V); Codon 154:

Arginin (R) bzw. Histidin (H); Codon 171: Glutamin (Q), Arginin (R) bzw. Histidin (H)).

Mehr als 15 verschiedene Genotypen sind bislang bei Schafen verschiedener Rassen beobachtet worden und entsprechend dem Risiko an Scrapie zu erkranken, rassespezifisch gruppiert (DAWSON et al. 1998). Dabei wird davon ausgegangen, dass Tiere, die das VRQ Allel tragen, das höchste Risiko aufweisen, an Scrapie zu erkranken (HUNTER et al. 1994). In Rassen ohne Auftreten des VRQ-Allels werden Tiere die homozygot ARQ tragen in die Gruppe mit dem höchsten Erkrankungsrisiko eingeteilt (HUNTER et al. 1997b). In allen Studien konnte gezeigt werden, dass Tiere, die das ARR-Allel tragen, ein verringertes Risiko, an Scrapie zu erkranken, aufweisen. Bei ARR homozygoten Schafen wird von einer sehr geringen Empfänglichkeit oder Resistenz im Hinblick auf Scrapie ausgegangen. FOSTER et al.

(2001) haben gezeigt, dass die Beziehung zwischen dem ovinen PrP-Genotyp und der Scrapie Suszeptibilität sich der Empfänglichkeit zum BSE Agens im Experiment ähnelt oder entspricht. Zurzeit gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass BSE bei Schafen oder Ziegen unter Feldbedingungen aufgetreten ist.

Material und Methoden a) PrP-Genotypisierungen

Die vorliegenden aktuellen Daten stellen insgesamt 18688 verfügbare PrP- Genotypisierungsergebnisse von Schafen aus 44 in Deutschland im Herdbuch registrierte Rassen dar (Tabelle 1; Stand: 31.01.2003). Neben den ca. 5000 durch Sequenzierung von PCR-Produkten ermittelte PrP-Genotypen (DRÖGEMÜLLER et al.

2001) aus dem eigenen Labor wurden weitere Genotypisierungsresultate anderer Untersuchungslabore von verschiedenen deutschen Schafzuchtverbänden zur Verfügung gestellt (Tab. 1). Die Gruppe der Wirtschaftsrassen stellt entsprechend ihrer Bedeutung in der deutschen Herdbuchzucht mit insgesamt 15703 genotypisierten Schafen aus 16 verschiedenen Merino-, Fleisch-, und Milchschafrassen den größten Anteil dar (Tab. 1).

(17)

Tab. 1 Anzahl der PrP-Genotypisierten Herdbuchschafe (Stand: 31.01.2003) Number of PrP genotyped breeding sheep (State: 31.01.2003)

Nutzungsrichtung Rasse Rassenabkürzung Anzahl Tiere

Merinoschafe Merinolandschaf ML 3145

Merinofleischschaf MF 861

Merinolangwollschaf MLW 839

gesamt 4845

Fleischschafe Texel Te 2737

Schwarzköpfiges Fleischschaf SKF 2685

Suffolk SU 2552

Weißköpfiges Fleischschaf WK 648

Blauköpfiges Fleischschaf BLK 254

Leineschaf Le 167

Ile de France IdF 126

Shropshire Ss 88

Charollais Chai 41

Berrichon du Cher BeCh 31

Weißes Alpenschaf WAS 3

gesamt 9332

Milchschafe Weißes Ostfriesisches Milchschaf OMSw 1174

Braunschwarzes Ostfriesisches Milchschaf OMSbs 352

gesamt 1526

Landschafe Graue gehörnte Heidschnucke GgH 548

Rauhwolliges Pommersches Landschaf RPL 423

Coburger Fuchsschaf CoF 309

Rhönschaf Rhö 202

Bentheimer Landschaf Bent 186

Weißes Bergschaf Bgw 169

Braunes Bergschaf Bgbr 126

Kärntner Brillenschaf KB 93

Weiße hornlose Heidschnucke MS 89

Skudde Sku 80

Alpines Steinschaf AlpSt 74

Weiße gehörnte Heidschnucke WgH 51

Waldschaf Wa 51

Gotlandschaf Got 45

Gotländisches Pelzschaf GotP 10

Walachenschaf Wal 1

gesamt 2457

Sonstige Dorper Dor 197

Nolana Nol 81

Wiltshire Horn WH 77

Jacobschaf Jac 67

Kamerunschaf Kam 59

Kerry Hill KeH 22

Scottish Blackface ScB 9

Quessant Qu 6

Hampshire Down Ha 5

Zackelschaf Za 3

Romanovschaf Ro 1

Soayschaf Soay 1

gesamt 528

Insgesamt 18688

(18)

Für den Großteil der in Deutschland züchterisch bearbeiteten Landschafrassen sind PrP-Genotypisierungsergebnisse von 2457 Zuchtschafen aus 16 Rassen dokumentiert (Tab. 1). PrP-Genotypisierungsergebnissen von weiteren in Deutschland in der Zuchtpopulation vorhandenen Schafrassen, deren Rasseursprung teilweise außerhalb Deutschlands liegt, sind mit insgesamt 528 Schafen aus 12 Rassen dargestellt (Tab. 1).

b) Simulationsstudie

In zwei hypothetischen unterschiedlich großen Schafzuchtpopulationen wurden verschiedene Simulationen zur Selektion auf das PrP Allel ARR durchgeführt. Zum einen wurde eine Situation in einer kleinen evtl. bedrohten Population mit einer durchschnittlichen effektiven Populationsgröße (Ne) von 75 mit insgesamt 20 Zuchtböcken und ein im Durchschnitt mit 1:15 vorliegendes Bock zu Mutterschaf Verhältnis simuliert. Zum anderen wurde eine zweite Population mit 200 Zuchtböcken und einer durchschnittlichen Ne von 762 Zuchtschafen, stellvertretend für mittlere und große Populationsgrößen simuliert, wobei im Mittel 1 Bock auf 20 Mutterschafe eingesetzt wurde. In der Ausgangsgeneration wurden entsprechend der jeweils vorgegebenen ARR-Allelfrequenzen (5, 20, 60 %) durch Zufall die PrP- Genotypen unter den männlichen bzw. in einer zweiten Variante unter allen Gründertieren vergeben. Danach wurde jeweils unter der Annahme von alleiniger Selektion auf das ARR-Allel eine Selektion für 10 Generationen in 25 unabhängigen Simulationen durchgeführt. Der Remontierungsbedarf für die folgende Generation wurde unter der Grundannahme sich nicht überlappender Populationen simuliert und hat sich daher jeweils am vorgegebenen Populationsumfang und Geschlechterverhältnis orientiert. Primär wurden dabei ARR/ARR homozygote Böcke bzw. Elterntiere eingesetzt, danach heterozygote Tiere mit einem ARR-Allel, und soweit nicht ausreichend Tiere mit einem oder zwei ARR-Allelen vorhanden entsprechend Tiere ohne ARR-Allel.

Bei der simulierten kleinen Population wurden die Inzucht-Koeffizienten in Abhängigkeit von der Selektion auf das ARR-Allel mit der Prozedur INBREED aus dem SAS Paket berechnet und im Mittel vergleichend dargestellt.

(19)

Tab.2 Häufigkeit des Auftretens von PrP Allelen in den Rassen nach Prozent Frequencies of different PrP alleles by breeds in percent

Nutzungsrichtung Rasse * ARR AHQ ARH ARQ VRQ

Merinoschafe MF H 52,1 16,1 0,1 31,1 0,6

MLW M 27,0 3,5 1,0 66,3 2,2

ML M 18,3 7,2 0,4 73,7 0,4

Fleischschafe WAS H 83,3 16,7

BeCh H 82,3 3,2 8,1 6,4 IdF H 75,8 0,4 16,3 7,5 SKF H 73,7 0,1 0,1 25,1 1,0

WK H 73,0 1,9 0,1 24,3 0,7

BLK H 68,9 18,3 12,8

SU H 64,0 0,3 1,3 33,2 1,2 Le H 52,7 4,8 1,5 40,4 0,6

Te H 46,4 1,2 9,7 32,6 10,1

Chai H 46,3 36,6 17,1

Ss M 14,8 29,6 0,6 55,0

Milchschafe OMSbs M 18,2 21,5 60,3

OMSw N 10,0 32,1 57,8 0,1

Landschafe Rhö H 63,0 1,5 4,5 29,5 1,5

Wal H 50,0 50,0

CoF H 48,5 1,6 0,7 48,5 0,7 AlpSt H 35,1 4,1 10,8 41,9 8,1

Wa H 29,4 67,7 2,9

RPL H 26,0 22,9 0,2 50,6 0,2 WgH H 25,5 2,0 72,5

Sku M 23,8 14,4 61,9

Bgbr M 20,2 6,4 0,8 71,4 1,2 GgH M 15,6 11,3 73,1

MS M 14,0 1,7 83,7 0,6 KB M 14,0 20,4 31,7 26,3 7,5

Bent M 11,0 8,1 12,4 57,0 11,6

Bgw N 5,6 26,0 6,5 61,0 0,9

Got N 1,1 1,1 93,3 4,4

GotP O 100,0

Sonstige KeH H 81,8 18,2

Jac H 79,1 4,5 16,4

WH H 73,4 7,1 19,5

Dor H 52,5 42,9 4,6

Qu H 50,0 50,0

Nol H 45,1 5,6 43,2 6,2

Ha H 40,0 60,0

Za H 33,3 16,7 50,0

ScB M 16,7 66,6 16,7

Kam N 0,8 6,8 92,4

Ro O 100,0

Soay O 100,0

* Rangierung der ARR-Allelfrequenz: O = keine Tiere mit ARR-Allel gefunden N = Allelfrequenz < 10 %

M = Allelfrequenz > 10 % aber < 25 % H = Allelfrequenz > 25 %

(20)

VRQ/ VRQ 37 1,4 1 0,1 2 0,8 1 2,4

ARQ/ VRQ 2 0,1 4 0,5 28 3,3 189 6,9 22 0,8 17 0,7 2 0,3 16 6,3 2 1,6 4 9,8 2 0,2

AHQ/ VRQ 5 0,6 1 0,1 3 0,1 1 0,2

ARH/ VRQ 65 2,4 1 0,1 1 0,1

ARQ/ ARQ 1756 55,7 80 9,3 361 43 257 9,4 155 5,8 312 12,2 36 5,6 10 3,9 30 18 7 5,6 29 33 3 7,3 1 3,2 396 33,7 132 37,5

ARH/ ARQ 4 0,1 1 0,1 14 1,7 172 6,3 24 0,9 2 1,2

AHQ/ ARQ 292 9,3 64 7,4 35 4,2 20 0,7 2 0,1 6 0,2 5 0,8 4 2,4 27 30,7 412 35,1 89 25,3

ARH/ ARH 9 0,3 45 1,6 1 0,1 1 0,2

AHQ/ ARH 1 0,1 2 0,2 9 0,3 1 1,1

AHQ/ AHQ 33 1,1 5 0,6 1 0,1 6 6,8 140 11,9 15 4,3

ARR/ VRQ 24 0,8 2 0,2 7 0,8 224 8,2 33 1,2 41 1,6 6 0,9 45 17,7 2 1,2 17 13,5 8 19,5 4 12,9

ARR/ ARQ 823 26,2 306 35,5 314 37,4 890 32,4 1014 37,8 1024 40 236 36,4 57 22,4 69 41,3 25 19,8 12 13,6 20 48,8 3 9,7 1 33,3 151 12,9 72 20,4

ARR/ ARH 4 0,1 193 7,1 3 0,1 37 1,5 3 1,8

ARR/ AHQ 96 3,1 199 23,1 22 2,6 34 1,2 3 0,1 9 0,4 18 2,8 12 7,2 1 0,8 12 13,6 2 6,5 62 5,3 32 9,1

ARR/ ARR 101 3,2 195 22,7 55 6,6 598 21,9 1452 54 1079 42,2 343 52,9 124 48,8 45 27 74 58,7 1 1,1 5 12,2 21 67,7 2 66,7 11 0,9 12 3,4

n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n %

Anzahl Tiere 3145 861 839 2737 2685 2552 648 254 167 126 88 41 31 3 1174 352

Rasse ML MF MLW Te SKF SU WK BLK Le IdF Ss Chai BeCh WAS OMSw OMSbs

Tab. 3. PrP-Genotypfrequenzen in deutschen Wirtschaftsschafrassen (Frequencies of PrP genotypes in German economically important sheep breeds) Nutzungsrichtung Merinoschafe Fleischschafe Milchschafe

(21)

VRQ/ VRQ 1 0,5 1 1,4

ARQ/ VRQ 2 0,5 2 0,7 2 1 24 12,9 2 1,2 1 0,8 5 5,4 1 1,1 7 9,5 2 3,9 4 8,9

AHQ/ VRQ 8 4,3 1 0,6 1 1,1

ARH/ VRQ 3 1,6 4 4,3 2 2,7

ARQ/ ARQ 299 54,6 107 25,3 69 22,3 25 12,4 57 30,7 66 39,1 68 54 1 1,1 60 67,4 35 43,8 7 9,5 28 54,9 25 49 39 86,7 10 100

ARH/ ARQ 2 0,5 1 0,3 5 2,5 33 17,7 10 5,9 15 16,1 5 6,8

AHQ/ ARQ 80 14,6 91 21,5 6 1,9 14 7,5 49 29 12 9,5 17 18,3 3 3,4 13 16,3 6 8,1 1 2 1 2,2

ARH/ ARH 1 0,3 1 0,5 1 0,5 2 1,2 1 0,8 13 14 2 2,7

AHQ/ ARH 1 0,5 3 1,6 7 4,1 8 8,6

AHQ/ AHQ 9 1,6 23 5,4 1 0,3 2 1,1 13 7,7 1 0,8 4 4,3 2 2,5

ARR/ VRQ 2 0,7 4 2 6 3,2 2 1,6 4 4,3 1 1,4 1 2

ARR/ ARQ 123 22,5 119 28,1 153 49,5 62 30,7 27 14,5 13 7,7 31 24,6 10 10,8 25 28,1 16 20 30 40,5 17 33,3 17 33,3 1 2,2 1 100

ARR/ ARH 1 0,3 10 5 5 2,7 1 0,6 6 6,5 5 6,8

ARR/ AHQ 26 4,7 57 13,5 2 0,7 5 2,5 1 0,5 5 3 2 1,6 4 4,3 6 7,5 1 2

ARR/ ARR 11 2 22 5,2 71 23 87 43,1 1 0,5 8 6,4 1 1,1 8 10 8 10,8 4 7,8 6 11,8

n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n %

Anzahl Tiere 548 423 309 202 186 169 126 93 89 80 74 51 51 45 10 1

Rasse GgH RPL CoF Rhö Bent Bgw Bgbr KB MS Sku AlpSt WgH Wa Got GotP Wal

Tab. 4. PrP-Genotypfrequenzen in deutschen Landschafrassen (Frequencies of PrP genotypes in German land sheep breeds) Nutzungsrichtung Landschafe

(22)

VRQ/ VRQ 3 3,9

ARQ/ VRQ 10 5,1 3 3,7 2 22,2

AHQ/ VRQ

ARH/ VRQ

ARQ/ ARQ 32 16,2 14 17,3 1 1,3 51 86,4 1 4,5 4 44,4 2 33,3 2 40 1 33,3 1 100 1 100

ARH/ ARQ

AHQ/ ARQ 8 9,9 6 10,2

ARH/ ARH

AHQ/ ARH

AHQ/ AHQ 1 1,7

ARR/ VRQ 8 4,1 7 8,6 24 31,2 1 11,1

ARR/ ARQ 95 48,2 31 38,3 9 11,7 22 32,8 1 1,7 6 27,3 2 22,2 2 33,3 2 40 1 33,3

ARR/ ARH

ARR/ AHQ 1 1,2 6 9 1 33,3

ARR/ ARR 52 26,4 17 21 40 51,9 39 58,2 15 68,2 2 33,3 1 20

n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n % n %

Anzahl Tiere 197 81 77 67 59 22 9 6 5 3 1 1

Rasse Dor Nol WH Jac Kam KeH ScB Qu Ha Za Ro Soay

PrP-Genotypfrequenzen in sonstigen in Deutschland züchterisch bearbeiteten Schafrassen (Frequencies of PrP genotypes in other breeding sheep populations of Germany) Nutzungsrichtung Sonstige

(23)

Ergebnisse

a) PrP-Genotypisierungen

In 41 der untersuchten 44 Schafrassen ist bei den dargestellten PrP- Genotypisierungen das für die Scrapie-Resistenz verantwortliche ARR-Allel in unterschiedlicher Häufigkeit festgestellt worden (Tab.2). Nur in den Rassen Gotländisches Pelzschaf, Romanov und Soay zeigte sich kein Tier mit dem ARR- Allel. Allerdings sind in diesen drei Rassen bislang nur sehr geringe Tierzahlen bzw.

Einzeltiere genotypisiert worden. Das als PrP Wildtypallel betrachtete ARQ Allel ist dagegen in allen 44 Rassen zum Teil in sehr hohen Frequenzen aufgetreten. Die Allele AHQ und ARH sind dagegen nur teilweise in den einzelnen Rassen beobachtet worden, zudem häufig in sehr geringer Frequenz. Das VRQ Allel, das mit einer sehr hohen Scrapie Suszeptibilität assoziiert ist, konnte bei insgesamt 30 der 44 untersuchten Rassen beobachtet werden. Die VRQ Allelfrequenzen lagen bei 21 Rassen deutlich unter 5 %, nur in neun Rassen wurden VRQ Allelfrequenzen zwischen 6,2 und 19,5 % festgestellt (Tab. 2). Die Häufigkeit des Auftretens der bis zu 15 verschiedenen PrP-Genotypen in den jeweiligen Rassen ist den Tabellen 3, 4 und 5 zu entnehmen.

b) Selektionsstrategien

Zunächst wurde in den beiden angenommenen Populationen 10 Generationen Selektion ohne Berücksichtigung des PrP-Genotyps simuliert. Dabei stellte sich heraus, das durch genetische Drift in der kleinen Population bei einer niedrigen und mittleren ARR-Allelfrequenz (5 bzw. 20 %) sowie in der umfangreicheren Population bei einer niedrigen ARR-Allelfrequenz (5 %) ein zufälliger Verlust aller ARR-Allele auftreten kann. In den zwei Beispielpopulationen wurde dann ausgehend von jeweils drei unterschiedlichen ARR-Allelausgangsfrequenzen eine Selektion zur Erhöhung des Anteils der ARR-Allele in den Populationen simuliert. Der homozygote ARR/ARR Genotyp stellt also das Selektionsziel dar, um somit eine resistente Schafpopulation zu erzielen. Die Resultate dieser simulierte Zuchtszenarien sind in Tab. 6 und Tab. 7 dargestellt, wobei zusätzlich die zu erwartenden ARR/ARR Genotypfrequenzen bei einer ausschließlichen Genotypisierung der Böcke gegenüber der Genotypisierung der gesamten Zuchtpopulation gegenübergestellt sind.

(24)

Tab. 6 Simulierte Entwicklung der ARR/ARR Genotypfrequenzen in einer kleinen Population (20 Böcke, Bock-Mutterschafverhältnis ~1:15)

Simulated development of the ARR/ARR genotype frequencies in a small population (20 rams, ram-ewe proportion ~1:15)

ARR in G0 5 % 20 % 60 %

G ARR/ARR min-max ARR/ARR min-max ARR/ARR min-max

GT m

1 5 2-10 21 15-28 60 53-66

2 28 21-38 55 42-65 80 76-84

3 49 39-66 78 71-83 90 87-92

4 74 69-84 89 84-92 95 92-97

5 87 83-92 94 92-96 97 96-98

6 94 92-96 97 96-98 99 98-100

7 97 95-98 98 97-99 99 99-100

8 98 98-99 99 99-100 99 99-100

9 99 99-100 99 99-100 99 99-100

10 99 99-100 99 99-100 99 99-100

GT m+w

1 4 2-9 20 14-29 61 51-70

2 27 11-39 53 42-71 86 82-90

3 53 34-72 81 75-87 97 94-100

4 81 70-88 94 90-98 100 100

5 94 87-98 100 100 100 100

6 100 97-100 100 100 100 100

7 100 100 100 100 100 100

8 100 100 100 100 100 100

9 100 100 100 100 100 100

10 100 100 100 100 100 100

G = Generation, GT m = männl. Tiere genotypisert, GT m+w = männl. u. weibl. Tiere genotypisiert

Bei alleiniger Genotypisierung der männlichen Zuchttiere ist niemals 100 % Selektionserfolg zu erwarten, da theoretisch vom nicht genotypisierten Mutterschaf per Zufall andere Allele beigetragen werden können. Ein garantierter Zuchterfolg von 100 % homozygoten Tieren ist nur bei kompletter Genotypisierung erreichbar. Bei der kleinen Population ist je nach ARR Ausgangshäufigkeit (5, 20 bzw. 60 %) nach 9, 8 bzw. 6 Generationen bei alleiniger Untersuchung der Böcke mit 99 % ARR/ARR Genotypen in der gesamten Population zu rechnen. Bei zusätzlicher Genotypisierung der weiblichen Schafe ist das Selektionsziel bereits nach 6, 5 bzw. 4 Generationen entsprechen eher erreicht (Tab. 6). Die angegebenen Schwankungsbereiche sind Ausdruck der wiederholten, unabhängigen Simulationsläufe und zeigen, dass mitunter durch Zufall, das Selektionsziel bereits eine Generation eher erreicht werden kann (Tab. 6). Bei der großen Population fallen diese Schwankungen insgesamt geringer aus, jedoch ist auch hier bei alleiniger Untersuchung der Böcke nach 8, 7 oder 6 Generation zu 99 % Homozygotie am PrP Genort zu erwarten. Bei

(25)

Genotypisierung aller Tiere entsprechend früher nach 6, 5 oder 4 Generationen (Tab.

7).

Tab. 7 Simulierte Entwicklung der ARR/ARR Genotypfrequenzen in einer großen Population (200 Böcke, Bock-Mutterschafverhältnis ~1:20)

Simulated development of the ARR/ARR genotype frequencies in a large population (200 rams, ram-ewe proportion ~1:20)

ARR in G0 5 % 20 % 60 %

G ARR/ARR min-max ARR/ARR min-max ARR/ARR min-max

GT m

1 5 4-5 20 19-20 60 53-66

2 29 28-30 59 53-60 80 76-84

3 56 53-59 79 77-80 90 87-92

4 78 77-79 90 89-90 95 92-97

5 89 88-90 95 94-95 97 96-98

6 94 94-95 97 97-98 99 98-100

7 97 97-98 99 98-99 99 99-100

8 99 99-100 99 99-100 99 99-100

9 99 99-100 99 99-100 99 99-100

10 99 99-100 99 99-100 99 99-100

GT m+w

1 5 5-6 20 19-21 60 59-62

2 30 29-30 61 58-63 86 85-87

3 64 62-68 82 82-83 97 97-98

4 86 85-87 95 95-96 100 100

5 97 97-98 100 100 100 100

6 100 100 100 100 100 100

7 100 100 100 100 100 100

8 100 100 100 100 100 100

9 100 100 100 100 100 100

10 100 100 100 100 100 100

G = Generation, GT m = männl. Tiere genotypisert, GT m+w = männl. u. weibl. Tiere genotypisiert

Als zusätzlichen Aspekt der durchgeführten Simulation innerhalb der kleinen Population wurden die Inzuchtkoeffizienten zwischen der Situation ohne Selektion auf den PrP-Genotyp und den verschiedenen Ausgangssituationen bei Selektion auf Scrapie-Resistenz verglichen (Abb. 1). Dabei kann bei einer effektiven Populationsgröße von 75 Tieren ohne Selektion auf das ARR-Allel mit einer Inzuchtrate von 0,6 % gerechnet werden. Je nach Ausgangsfrequenz des ARR-Allels (5, 20 bzw. 60 %) ist ein stärkerer Anstieg der Inzucht auf 16, 17 bzw. 19 % nach 10 Generationen zu erwarten (Abb. 1).

(26)

0 5 10 15 20 25 30

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Generationen

%

keine ARR Selektion Selekion ml. + wbl. [f(ARR)=0.05]

Selekion ml. + wbl. [f(ARR)=0.20] Selekion ml. + wbl. [f(ARR)=0.60]

Abb. 1 Mittlere Inzuchtkoeffizienten in Abhängigkeit von der Selektion auf den ARR/ARR Genotyp bei unterschiedlichen ARR-

Allelausgangsfrequenzen in einer kleinen Population (20 Böcke, Bock- Mutterschafverhältnis ~1:15)

Mean inbreeding values in dependence of the selection of ARR/ARR genotypes in a small population (20 rams, ram-ewe proportion ~1:15) with different initial ARR allele frequencies

Diskussion

a) PrP-Allelfrequenzen

Die beobachteten ARR Frequenzen innerhalb der Rassen sind sehr unterschiedlich, jedoch lässt sich anhand der genannten EU-Entscheidungen von 2002 eine Gruppierung in Rassen mit niedriger (< 10 %), mittlerer (10 - 25 %) und hoher ARR (> 25 %) Häufigkeit vornehmen (Tab.2). In Deutschland wurden 1998 erstmals PrP- Genotypisierungsresultate veröffentlicht (JUNGHANS et al. 1998). Das ARR-Allel konnte dabei bereits in allen fünf berücksichtigten Rassen mit einer sehr unterschiedlichen Häufigkeit beobachtet werden. Überwiegend wurde bei diesen Rassen das ARQ Allel festgestellt. Die damals untersuchten Texel Schafe zeigten z.B. zwei Besonderheiten, kein Tier war homozygot ARR/ARR und nur in dieser Rasse wurden VRQ homozygote Träger identifiziert. Dieser erste Eindruck konnte

(27)

anhand von 35 Schafen nicht bestätigt werden, auch in dieser Rasse sind zahlreiche ARR homozygote Tiere genotypisiert worden und die Frequenz des VRQ Allels liegt bei ca. 1 Prozent (Tab. 2 und Tab. 3). Für die untersuchten Merino- und Milchschafe konnten dagegen die ersten Beobachtungen aus 1998 bestätigt werden. In diesen Rassen ist nur von einer niedrigen ARR-Allelfrequenz auszugehen und der Anteil der ARR homozygoten Schafe liegt unter 5 % (Tab. 3). Bei den Milchschafen wurde im Vergleich zu den übrigen Wirtschaftsrassen eine deutlich höhere AHQ Allelfrequenz beobachtet und das Auftreten des AHQ Allels kann daher als rassespezifisch bezeichnet werden. Für viele Fleischschafrassen wurden von DRÖGEMÜLLER et al.

(2001) umfangreichere Ergebnisse von 1361 untersuchten Schafen aus 15 verschiedenen Rassen aus Deutschland veröffentlicht und zeigten insgesamt, dass das ARR-Allel in diesen Rassen häufig vorkommt. Die aktuelle Übersicht bestätigt diese erste Übersicht und nur bei den Shropshire Schafen wurde eine insgesamt mittlere ARR-Allelfrequenz (< 15 %) festgestellt. Entsprechende Zahlen sind auch in anderen Berichten zur PrP Allelverteilung in deutschen Schafzuchtpopulationen dargestellt (KUTZER et al. 2001; ERHARDT et al. 2002). In allen bislang veröffentlichten Studien waren dagegen für die deutschen Landschafrassen sowie die Gruppe der sonstigen Rassen in Deutschland nur wenige oder keine rassebezogenen PrP- Genotypisierungsergebnisse aufgeführt. In über 50 % der insgesamt 28 Land- und sonstigen Schafrassen lagen hohe ARR Frequenzen vor, ein Viertel der Rassen zeigten mittlere ARR Häufigkeiten, und nur jeweils gut 10 % der Rassen niedrige ARR-Allelfrequenzen bzw. keine ARR-Allele. Für diese Rassengruppen sind damit gegenüber den bisher bekannten Angaben (ERHARDT et al. 2002) ein deutlich höherer Anteil an ARR tragenden Zuchttieren festgestellt worden. Zudem liegt der Anteil des VRQ Allels nur in drei Rassen bei über 10 %, in über der Hälfte dieser Rassen spielt dieses Allel gar keine Rolle. Eine Studie zur PrP-Genotypenverteilung in vier österreichischen Landschafrassen zeigt ein ähnliches Bild, hier wurden ebenfalls mittlere ARR Häufigkeiten an vergleichsweise kleinen Stichproben festgestellt werden, und das VRQ Allel wurde dagegen nur in einer Rasse in niedriger Frequenz nachgewiesen (SIPOS et al. 2002).

b) Zuchtstrategie

Der zentrale Punkt der Selektion auf Scrapie-Resistenz stellt die Erhöhung des Anteils der ARR-Allele in den Populationen dar. Zusätzlich sollte primär der Anteil der

(28)

VRQ Allele verringert werden. Hiermit werden die hochempfänglichen Tiere aus den Herden entfernt und das Risiko einer Scrapieinfektion für den Bestand minimiert. Die EU Entscheidungen erlauben, bei Rassen, bei denen das ARR-Allel fehlt oder weniger als 10 % ausmacht, eine nationale Befreiung von der Teilnahme an Zuchtprogrammen auszusprechen. Bei vom Aussterben bedrohten Rassen sowie bei Rassen, bei denen die ARR-Allelfrequenz laut der Erhebung unter 25 % liegt, kann eine Befreiung von den Anforderungen in Bezug auf die Schlachtung bzw. Kastration von VRQ Trägern beschlossen werden. Wie die Simulationsstudie gezeigt hat, ist für viele Rassen z.B. die Fleischschafrassen mit einer hohen ARR Ausgangsfrequenz und damit ausreichend homozygoter Böcke eine erfolgreiche Verdrängung der übrigen Allele ohne Inzuchtsteigerung in 4 bis 6 Generationen möglich. Für Rassen mit einer hohen ARR-Allelfrequenz ist daher der ausschließliche Einsatz von gekörten homozygoten ARR/ARR Böcken zu empfehlen. In diesen Rassen würde damit die Genotypisierung der Böcke und männlichen Nachzucht genügen, um den Bedarf an geeigneten Böcken für die Herdbuchzucht, sowie in Folgejahren auch in der Landeszucht, zu decken.

In den Rassen mit mittlerer oder niedriger ARR-Allelhäufigkeit zu Beginn der Selektion ist zunächst jeder Bock bzw. jedes genotypisierte ARR tragende Tier wertvoll. Das heisst, insbesondere in den ersten Generationen der Selektion auf Scrapie-Resistenz muss der neben dem Einsatz der wenigen verfügbaren homozygoten Tiere, der z.T. recht hohe Anteil heterozygoter ARR Träger berücksichtigt werden. Bei entsprechender Anzahl homozygoter Böcke ist dann innerhalb weniger Generationen ein weiteres Vorgehen wie in den Rassen mit einer hohen ARR Ausgangsfrequenz möglich. Die kostenintensive zusätzliche Genotypisierung der weiblichen Zuchtschafe würde gezieltere Anpaarungen von ARR Trägern ermöglichen und somit die Selektion auf den homozygoten Genotyp beschleunigen, erscheint aber insbesondere ab der zweiten Phase, bei ausreichender Anzahl homozygoter Böcke, nicht zwingend erforderlich. Die Simulation in der größeren Population zeigt, das somit auch nach spätestens 5 bis 8 Generationen das Ziel erreicht worden ist, ohne signifikante Steigerung der Inzucht.

Die Simulation der Zucht in einer kleinen z.B. extrem bedrohten Landschafpopulation hat gezeigt, dass die Selektion länger braucht, und somit der Einsatz heterozygoter Tiere länger notwendig ist. In den Rassen mit einer niedrigen ARR Ausgangsallelfrequenz kann derzeit nur auf vereinzelte ARR/ARR Böcke

(29)

zurückgegriffen werden, so dass der Einsatz von heterozygoten ARR-Trägern auf Seiten der Böcke sowie der Muttertiere zu empfehlen ist. Dafür ist insbesondere in den kleinen, zum Teil bedrohten Rassen eine Genotypisierung aller Zuchttiere sinnvoll, um möglichst alle ARR tragenden Tiere zu identifizieren. Die Berechnung der Inzucht aus den simulierten Selektionsvarianten innerhalb einer solchen kleinen Zuchtpopulation zeigt keine deutliche Zunahme der Inzuchtrate. Wenn bei einer kompletten Genotypisierung 1005 ARR/ARR Tiere in der Population erreicht sind, beträgt die Inzuchtzunahme 4,2, 3,2 bzw. 2,1% in Abhängigkeit von der ARR Ausgangsfrequenz (5, 20, 60%). Die Inzuchtsteigerungen liegen nur sehr gering oberhalb der ermittelten Werte in dieser Population ohne Selektion auf den PrP- Genotyp. Die höchsten Inzuchtzunahmen sind bei einer niedrigen ARR Ausgangsfrequenz zu erwarten. Generell gilt zur Vermeidung von weiteren Inzuchtsteigerungen, alle verfügbaren ARR tragenden Tiere in die Selektion einzubeziehen, insbesondere die heterozygoten Tiere auch in folgenden Generationen, in denen bereits die ersten homozygoten Tiere verfügbar sind.

Neben möglicher Gefahren hinsichtlich des Verlusts von genetischer Vielfalt, insbesondere innerhalb kleiner bzw. der vom Aussterben bedrohten Populationen, sollte eine Selektion auf Scrapie-Empfänglichkeit nicht mit korrelierten Effekten auf wichtige Merkmale der Leistung, Fruchtbarkeit und Gesundheit einhergehen. Erste eigene Analysen zu verschiedenen klassischen Selektionsmerkmalen in vier deutschen Fleischschafrassen zeigen keine wesentlichen Hinweise auf das Vorhandensein solcher Effekte. Diese Studien stehen also mit Aussagen aus anderen europäischen Ländern in Einklang, in denen TSE- Resistenzzuchtprogramme bereits durchgeführt werden. Ob eine Selektion auf das ARR-Allel dagegen mit Effekten auf bislang nicht erfasste Vitalitätsmerkmale wie z.B.

Parasitenresistenz oder Krankheitsanfälligkeit verbunden ist, müsste in entsprechenden Studien bearbeitet werden und kann daher noch nicht beantwortet werden. Für alle Rassen erscheint es daher sinnvoll, vor Beginn eines Selektionsprogramms von verschiedenen unverwandten nicht ARR tragenden Böcken Sperma einzulagern und somit zu sichern. Durch diese Kryokonserven könnte dem unwiederbringlichen Verlust bestimmter Blutlinien mit relativ geringem Aufwand entgegen getreten werden.

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