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Genomische Zuchtwertschätzung und Selektion beim Freiberger Pferd(Teil 2)

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Idee der genomischen Zuchtwertschätzung

Die genomische Zuchtwertschät- zung (GZWS) nutzt neben den er- wähnten rund 54 000 Genstellen im Erbgut von Pferden den kon- ventionellen Zuchtwert, in welchem alle verfügbaren Informationen (Abstammungszuchtwert, Eigen-, Verwandten- und Nachkommen- leistungen) zusammengefasst sind.

Für die GZWS werden die genoty- pisierten Tiere in zwei Gruppen auf- geteilt : ein Trainings- und ein Validierungsdatenset. Die GZWS er- folgt dann in zwei Schritten. Im ers- ten Schritt wird der Einfluss der Genvarianten (SNP-Effekte) auf die untersuchten Merkmale mittels der Tiere im Trainingsdatenset ge- schätzt. Das geschieht mit kom- plexen statistischen Verfahren. Als Resultat des ersten Schrittes wird sichtbar, welche Genstellen und Genvarianten welche Wirkung auf die jeweiligen Merkmale haben. Im zweiten Schritt werden für die Tiere

im Validierungsdatenset genomi- sche Zuchtwerte geschätzt. Der ge- nomische Zuchtwert für ein bestimmtes Merkmal eines Pferdes entspricht der Summe der Effekte seiner Genvarianten.

Anwendbarkeit der genomischen Zuchtwertschätzung beim Freiberger

In der Rindviehzucht hat die geno- mische Zuchtwertschätzung und Selektion bereits Einzug gehalten.

An der SHL in Zollikofen läuft ein Projekt, welches die Umsetzbarkeit dieser Methodik in der kleinen ge- schlossenen Freibergerpopulation prüft. Insgesamt wurden rund 1100 für die Freibergerrasse re- präsentative Pferde, mit dem Pferde-Chip genotypisiert (Proben gesammelt in 2009/2010 durch med. vet. Fanny Berruex, Dokto- randin des Schweizerischen Natio- nalgestüts und der Pferdeklinik Vetsuisse-Fakultät Universität Bern, im Rahmen des Forschungs-

projekts « Prävalenz der geneti- schen Krankheiten bei den Pferden der Freiberger Rasse»). Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

Die genomische Zuchtwertschät- zung scheint grundsätzlich mög - lich zu sein. So liegen die erzielten Genauigkeiten der genomischen Zuchtwerte für die bereits unter- suchten Merkmale Stockmass, Ex- terieurtyp und Weisse Abzeichen Kopf mit 45%, 47% und 88% über den durchschnittlichen Genauig- keiten eines bisher verfügbaren Abstammungszuchtwertes (20- 35%). Somit könnten die Veranla- gungen eines Pferdes schon bei dessen Geburt genauer geschätzt werden als dies bisher über den konventionellen Weg möglich war.

Dadurch könnte man sehr früh und mit höherer Sicherheit als bisher z.B. Hengstkandidaten selektieren und aufziehen. Mit den genomi- schen Zuchtwerten werden zudem die genetischen Unterschiede zwi- schen Vollgeschwistern ab Geburt

sichtbar und nicht erst aufgrund von Informationen aus der Eigen- oder Nachkommenleistung.

Auch dies ist für eine gezieltere Selektion und aus Gründen der Züchtungskosten interessant. Ins- gesamt ermöglichen genomische Zuchtwerte durch die Verkürzung des Generationenintervalls und der schärferen Selektion einen höhe- ren Zuchtfortschritt.

Zuchtfortschritt hat aber auch einen Preis.

Werden schärfere Selektionsinstru- mente eingesetzt, wie dies mit GZWS und Selektion der Fall ist, ist der Entwicklung der Inzucht beson- dere Beachtung zu schenken. Dies gilt umso mehr für kleine, geschlos- sene Populationen wie den Freiber- ger. Aber die Inzuchtentwicklung kann mit SNP-Daten überwacht werden. Zudem wurden bereits Ver- fahren entwickelt, welche die Maxi- mierung des Zuchtfortschritts bei gleichzeitiger Begrenzung des In- zuchtanstiegs zum Ziel haben (siehe auch FM Magazin 109, Januar 2011 und FM Magazin 113, Mai 2011).

Diese Verfahren sind auch auf SNP- Daten übertragbar. Noch kaum bearbeitet sind bisher allerdings Fragen rund um die konkrete Um-

Genomische Zuchtwertschätzung

und Selektion beim Freiberger Pferd (Teil 2)

Beim Freiberger werden seit dem Jahr 2006 Zuchtwerte für 43 Merkmale mit einem BLUP-Mehrmerkmals- Tiermodell geschätzt. Gehört die Zukunft den genomischen Zuchtwerten, wie dies bereits beim Rindvieh der Fall ist ? An der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL) in Zollikofen läuft ein Doktoratsprojekt *,

¥welches prüft, ob die genomische Zuchtwerschätzung beim Freibergerpferd anwendbar ist. Im FM-Magazin 115 Juli 2011 – wurde zu dieser Thematik bereits ein 1. Teil präsentiert. In diesem zweiten Teil des Artikels stel- len die Autoren nun die Fortsetzung und den Schluss der derzeitigen Arbeiten vor.

Beratungsstelle

* Doktoratsprojekt zur genomischen Zuchtwertschätzung und Selektion beim Freiberger Pferd an der Schweizerischen Hochschule für Land- wirtschaft in Zollikofen in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Nationalgestüt, dem Institut für Genetik der Universität Bern, der Abtei- lung Tierzucht und Haustiergenetik der Georg-August-Universität Göttingen und dem Schweizerischen Freibergerzuchtverband. Wir danken der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter und agn Genetics GmbH für die Zurverfügungstellung verschiedener Software-Applikatio- nen zur genomischen Zuchtwertschätzung. Ebenfalls danken wir dem Bundesamt für Landwirtschaft und der Stiftung Sur-la-Croix für die Fi- nanzierung des Projektes.

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29 setzung und die Auswirkungen auf

das heutige Zuchtprogramm des Freibergers. Setzt man auf die GZWS, geht dies grundsätzlich mit

einem erhöhten Technologieeinsatz und Spezialistenwissen einher.

Zudem besteht eine sehr hohe Ab- hängigkeit von einer einzelnen US-

Firma. Diese Abhängigkeiten sind sicherlich nicht unproblematisch.

Heidi Hasler und Stefan Rieder

Fotos/photos: Bernadette Odiet

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