tienten, mit pulmonalen Sym- ptomen und weniger als 40 Prozent der normalen Alpha- 1-Pi-Spiegel identifiziert wur- den. Mehr als 80 Prozent die- ser Patienten wiesen eine Be- lastungsdyspnoe auf, mehr als die Hälfte Husten und Aus- wurf. Die Beschwerden wa- ren bei Rauchern und Exrau- chern ausgeprägter als bei Nichtrauchern. Raucher er- krankten im Durchschnitt mit 37, Nichtraucher mit 44 Jah- ren.
Zigarettenrauch erhöht nicht nur die Invasion von Granulozyten in die Lunge und aktiviert das zelluläre Abwehrsystem der Alveolen, die Alveolarmakrophagen, und führt damit zu einer ver- mehrten Freisetzung von ly-
sosomalen Proteasen. Tabak- rauch enthält auch Oxydan- tien, die zusammen mit akti- ven Sauerstoffmolekülen, die aus aktivierten Entzündungs- zellen freigesetzt werden, Al- pha-l-Pi oxydieren und damit inaktivieren. Dadurch wird die Imbalanz zungunsten der Proteasen bei bereits ernied- rigtem Proteinaseninhibitor- spiegel verstärkt (Hochstra- ßer).
Die Substitution von Al- pha-1-Pi greift an zentraler Stelle in die Empyhsement- stehung ein. Das Alpha-l-Pi- Konzentrat Prolastin HS wird nach einem von M. H. Coan, Cutter Laboratories, Miles Pharmaceuticals, Berkeley, entwickelten Frankitionie- rungsverfahren aus der Cohn-
Fraktion IV-1 gewonnen. Wie M. Coan mitteilte, wird jede einzelne Plasmaspende auf Hepatitis-B-Virus-Antigene und -Antikörper gegen das Human-Immundefizienzvirus HIV getestet. Das Präpara- tionsverfahren sieht zudem eine zehnstündige Hitzebe- handlung vor, die Heptatitis- viren und HIV sowie andere humanpathogene Viren zu- verlässig inaktiviert (Coan).
Auch in Deutschland wur- den die Atoxizität, gute Ver- träglichkeit und fehlende In- fektiosität von Prolastin HS bei bisher mehr als 11300 In- fusionen bestätigt (Konietz- ko). Bei acht der behandelten Patienten wurde die Substitu- tionstherapie bereits seit 27 Monaten durchgeführt.
Wie W. T. Ulmer beim Wiener Symposion hervor- hob, muß es eine Aufgabe der Zukunft sein, bei den Alpha- 1-Pi-Mangelträgern zu einem früheren Zeitpunkt, mög- lichst bereits vor dem Auftre- ten des ersten Empyhsem- schubes, mit der Substitution zu beginnen. Der einmal ein- getretene Schaden an den Acini und Alveolen ist irre- versibel. Gerade in der Früh- erfassung der Empyhsempa- tienten liegt, wie R. Ferlinz feststellte, ein bisher zu wenig beachtetes Problem. In der Regel vergehen bis zu 20 Jah- re, bis sich die Patienten we- gen Atemnot vorstellen und das FEV, bereits auf 50 Pro- zent des Sollwertes oder dar- unter gesunken ist. tr
Risiko einer Tachyphylaxie minimiert
Partieller Beta-l-Agonist Xamoterol zur Therapie der Herzinsuffizienz
B
islang wurde die Herz- insuffizienz primär un- ter dem Blickwinkel der reduzierten Kontraktilität ge- sehen und therapiert. Zu Un- recht — wie Prof. Dr. med. A.Katz, University of Connecti- cut, Farmington, USA, bei ei- ner von ICI Pharma veran- stalteten Fachpressekonfe- renz während der 61. Tagung der American Heart Associa- tion Ende letzten Jahres in Washington erklärte. Viel sensibler als die Kontraktion reagiere nämlich die Relaxa- tion auf das bei Herzinsuffi- zienz bestehende Energiede- fizit, da für die Relaxation ak- tive Pumparbeit geleistet wer- den muß:
Gegen das Konzentra- tionsgefälle müssen Kalzi- umionen aktiv — also unter Energieverbrauch — aus dem Zytosol in das sarkosplasma- tische Retikulum und den Ex- trazellularraum transportiert werden. Die Systole dagegen wird eingeleitet durch einen passiven Strom von Kalzi- umionen in Richtung des Konzentrationsgefälles. Lu- sitrope Anomalien — Störun- gen der Relaxation — spielen aufgrund dieser Energieab- hängigkeit bei vielen Formen der Herzinsuffizienz eine tra- gende Rolle und treten, so Prof. Katz, infolge Ischämie und chronischer Drucküber-
lastung früher auf als inotro- pe Anomalien.
Das die Herzinsuffizienz kennzeichnende Energiedefi- zit wird durch die kompensa- torische Hypertrophie des Myokards noch weiter ver- stärkt: Da die Anzahl der versorgenden Kapillargefäße nicht proportional mit der Herzmuskel-Masse steigt, verschlechtert sich die Diffu- sion von Sauerstoff und ande- ren energiereichen Substra- ten im Myokardgewebe. Und außerdem ist in stark hyper- trophen Herzen eine Anrei- cherung von Myofibrillen zu beobachten, während sich der Gewebsanteil der Mitochon- drien reduziert.
Wie Prof. Katz in Wa- shington weiter ausführte, ist es von Fall zu Fall sehr ver- schieden, inwieweit lusitrope oder inotrope Anomalien bei einer Herzinsuffizienz im Vordergrund stehen. Die in- dividuelle Situation müsse in Zukunft bei der Wahl der Therapie stärker berücksich- tigt werden.
Als eine interessante pharmakologische Weiterent-
wicklung für die Therapie der Herzinsuffizienz bewerteten die an dem Fachgespräch teil- nehmenden Experten den partiellen Beta-1-Agonisten Xamoterol, der verglichen mit dem vollen Agonisten Iso- prenalin eine intrinsische sympathomimetische Aktivi- tät zwischen 40 und 50 Pro- zent besitzt. Der große Vor- teil gegenüber herkömm- lichen Beta-1-Sympathomi- metika: Das Risiko einer Ta- chyphylaxie ist minimiert, da partielle Beta-1-Agonisten nicht zu einer „Down Regula- tion" der Beta-1-Rezeptoren führen, wie Dr. med. W.
Schmitz, Pharmakologisches Institut des Universitäts- Krankenhauses Hamburg- Eppendorf, in Washington er- klärte. Ebenso wie die vollen Beta-l-Agonisten steigert Xamoterol über den „Second Messenger" CAMP nicht nur die Kontraktionskraft, son- dern korrigiert auch lusitrope Anomalien, indem der Trans- port von Kalziumionen zu- rück in die Speicher des sar- koplasmatischen Retikulums beschleunigt wird.
Prof. Dr. med. W. Kupper, Universitäts-Krankenhaus Hamburg-Eppendorf, berich- tete über erste klinische Stu- dien mit der neuen Wirksub- stanz Xamoterol. In einer großangelegten plazebo-kon- trollierten Doppelblind-Stu- die wurde dokumentiert, daß die Belastbarkeit herzinsuffi- zienter Patienten im NYHA- Stadium II und III durch Xa- moterol über drei Monate an- haltend gebessert wird. Und auch die günstigen hämody- namischen Effekte zeigen — zumindest über drei Monate
— keine Tachyphylaxie, wie Prof. Kupper in eigenen kon- trollierten Studien nachwei- sen konnte: Der Pulmonalka- pillar-Druck wird durch Xa- moterol in Ruhe und unter Belastung gesenkt; die Herz- auswurfleistung bleibt unter Belastung erhalten, obwohl sich das Druck-Frequenz- Produkt reduziert.
Die Verträglichkeit von Xamoterol erwies sich als gut.
Weitere Studien sind notwen- dig, so Prof. Kupper abschlie- ßend, um den exakten Stel- lenwert von Xamoterol in der Therapie der Herzinsuffi- zienz zu definieren, vor allem die Wirksamkeit bei schweren Formen sowie die Kombinier- barkeit mit anderen Thera- pieprinzipien.
Ulrike Viegener A-1442 (94) Dt. Ärztebl. 86, Heft 19, 11. Mai 1989