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Paradigmenwechsel in der Therapie der Herzinsuffizienz

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Academic year: 2022

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Heute nehmen die Zahlen der Myo- kardinfarkte immer mehr ab, aber die- jenigen für Herzinsuffizienz steigen unaufhaltsam. Herz-Kreislauf-Erkran- kungen stehen an erster Stelle der To- desursachen, also noch vor Krebslei- den, und die Prognose der Herzinsuf - fizienz ist schlechter als bei vielen

onkologischen Erkrankungen, was oft vergessen oder verdrängt wird. In der Schweiz leiden auf rund 8 Millionen Einwohner 2,6 Prozent, das sind 210 000 Patienten, an einer Herzinsuffizienz.

Deutlich symptomatisch (NYHA- Klasse III) sind nach dieser Schätzung 50 000 Patienten, schwer behindert (NYHA-Klasse IV) rund 10 000 Pa- tienten. Mit der Zunahme der alten Menschen in unserer Gesellschaft wird die chronische Herzinsuffizienz ein rie- siges Problem sein, das nur von Kar- diologen, Internisten und Hausärzten gemeinsam bewältigt werden kann.

Mit ACE-Hemmern, Betablockern und Mineralokortikoidrezeptorantagonis- ten (MRA) ist es möglich geworden, bei Herzinsuffizienz nicht nur Palliation zu betreiben, sondern Leben zu retten.

Auch die kardiale Resynchronisations- therapie (CRT) erlaubt eine günstige Beeinflussung der Mortalität – aller- dings nicht bei allen Patienten, sondern nur bei denjenigen mit sehr weitem QRS-Komplex (> 140 ms).

Eckpfeiler der Therapie sind nach heu - tigem Stand ACE-Hemmer (oder alter- nativ Angiotensinrezeptorblocker, ARB), Betablocker und MRA. Dieses Vor - gehen basiert auf der Vorstellung, dass bei Herzinsuffizienz eine neurohumo- rale Imbalance mit Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) und des sympathischen Ner- vensystems besteht, die durch ebendiese Medikamente korrigiert werden muss.

«Das Herz ist aber auch ein endokrines Organ. Der Muskel produziert natriu- retische Hormone und besitzt Aldo ste - ronrezeptoren», betonte Ruschitzka.

Das vom Herz produzierte BNP (brain natriuretic peptide) ist ein natürlicher

Gegenspieler des Angiotensins (Tabelle), und die Hemmung seines Abbaus durch die neutrale Endopeptidase (NEP oder Neprilysin) bietet sich als weiterer the- rapeutischer Angriffspunkt an. Erste Versuche der dualen Vasopeptidase- hemmung, zum Beispiel mit dem NEP- und ACE-Hemmer Omapatrilat, ver- liefen allerdings negativ, da die dop- pelte Hemmung von ACE und NEP zu vermehrter Brady kininbildung und ge- fährlichen Angioödemen führte.

Kombinationstherapie

in einem Präparat beeindruckt Dieses Problem umgeht das neue Kom- binationspräparat LCZ696 (Entresto®) aus dem Neprilysinhemmer Sacubitril und dem ARB Valsartan auf elegante Weise, und dieses Konzept hat sich in der PARADIGM-HF-Studie als klinisch

BERICHT

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ARS MEDICI 52016

Paradigmenwechsel in der Therapie der Herzinsuffizienz

Weitere Mortalitätssenkung wird möglich

Die Zahl der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz steigt unaufhaltsam und bedeutet eine grosse Herausforderung für Spezialisten und Hausärzte.

Zur breiten Palette der bis heute verfügbaren Medikamente bei Herzver - sagen kommt mit Sacubitril/Valsartan ein wichtiges neues Behandlungs - prinzip, wie Prof. Dr. med. Frank Ruschitzka, Klinik für Kardiologie, Universitätsspital Zürich, am 20. Zürcher HerzKreislauftag erklärte.

Halid Bas

Eckpfeiler der Therapie bei chronischer Herzinsuffizeinz sind nach heutigem Stand ACE-Hemmer (oder alternativ Angiotensinrezeptorblocker), Beta- blocker und Mineralokortikoidrezep tor- antagonisten.

Dies könnte sich bald ändern: LCZ696 (Entresto®) kombiniert den Neprilysin- hemmer Sacubitril mit Valsartan und hat sich in der PARADIGM-HF-Studie als klinisch sehr wirksam erwiesen.

Mit der Hemmung des Abbaus vaso - aktiver Peptide durch Sacubitril wird die bisherige Antagonisierung der neurohumoralen Aktivierung um eine neuro humorale Modulation durch natriuretische Peptide erweitert. Dies verspricht eine weitere klinisch rele - vante Senkung der Mortalität.

MERKSÄTZE

«Mit der Zunahme der alten Menschen in unserer Gesellschaft

wird die chronische Herzinsuffizienz ein riesiges Problem sein,

das nur von Kardiologen, Internisten und Hausärzten gemein-

sam bewältigt werden kann.»

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sehr wirksam erwiesen (1). In der ran- domisierten, doppelblinden Studie bei über 8000 Patienten wurde LCZ696 mit dem Goldstandard eines ACE- Hemmers mit dokumentierter Mortali- tätssenkung bei Herzinsuffizienz (Ena- lapril) im Rahmen einer Standardthera-

pie (Betablocker, MRA, Digitalis, CRT) verglichen. Unter dem neuen Medika- ment trat der kombinierte Endpunkt aus kardiovaskulärer Mortalität und Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz im Vergleich zu Enalapril signifikant seltener auf (Hazard Ratio [HR]: 0,80, 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,73– 0,87, p = 0,0000004). Auch die Gesamtmor- talität als sekundärer Endpunkt lag unter LCZ696 signifikant tiefer als unter Enalapril (17,0 vs. 19,8%, HR:

0,84, 95%-KI: 0,76–0,93).

Die Studie wurde angesichts des über- wältigenden Nutzens nach einer me -

dia nen Beobachtungszeit von 27 Mo- naten vorzeitig gestoppt. Die «number needed to treat» (NNT) zur Verhütung des primären Endpunkts beläuft sich auf 21. «Das ist kein Effekt, den man mit der Lupe suchen muss. Wenn wir in der Kardiologie in den letzten Jahren

einen Durchbruch gesehen haben, dann ist dies hier einer», gab sich Ruschitzka sehr beeindruckt.

Insgesamt wurde die Therapie gut ver- tragen, bemerkenswerterweise kam es unter LCZ696 sogar zu weniger Thera- pieabbrüchen wegen renaler Probleme.

Von der neurohumoralen Hemmung zur neurohumoralen Modulation

«Valsartan allein kann den grossen Benefit nicht verursachen, denn in den Plazebovergleichsstudien senkte es nur die Hospitalisationen wegen Herz -

insuffizienz, nicht aber die Mortalität», erinnerte Ruschitzka, «das Präparat enthält jedoch zusätzlich den Nepri - lysinhemmer Sacubitril, und dieser scheint das Valsartan in seinen Effekten zu potenzieren.» Unter dem Kombina- tionspräparat mit dem Neprilysinhem- mer steigt aufgrund des verminderten Abbaus der BNP-Spiegel an (2). BNP wirkt den Angiotensin-II-Effekten ent- gegen (Tabelle), hilft also, diesen As- pekt der neurohumoralen Aktivierung herunterzuregulieren. Die Wirkungen der natriuretischen Peptide sind viel - fältig und umfassen die Senkung von Blutdruck, sympathischem Tonus und Aldosteronspiegel, eine Hemmung von Fibrose und Hypertrophie sowie gestei- gerte Natriurese und Diurese.

Für die Diagnostik wichtig ist, dass das N-terminale proBNP (NT-proBNP) durch Sacubitril nicht beeinflusst wird, also weiterhin als Marker für die Herz-

funktion dienen kann.

Halid Bas

Quelle: «Paradigmenwechsel in der Therapie der Herz - insuffizienz», Vortrag am 20. Zürcher HerzKreislauftag, 3. Dezember 2015 in Zürich.

Literatur:

1. McMurray JJ et al.: PARADIGM-HF Investigators and Committees: Angiotensin-neprilysin inhibition versus enalapril in heart failure. N Engl J Med 2014; 371(11):

993–1004.

2. Packer M et al.: PARADIGM-HF Investigators and Co - ordinators: Angiotensin receptor neprilysin inhibition compared with enalapril on the risk of clinical progres- sion in surviving patients with heart failure. Circulation 2015; 131(1): 54–61.

BERICHT

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ARS MEDICI 52016 Tabelle:

Natriuretische Peptide – die natürlichen Gegenspieler von Angiotensin II

Angiotensin II Natriuretische Peptide

⬆ Blutdruck ⬇

⬇ renale Natriumausscheidung ⬆

⬆ Aldosteronsekretion ⬇

⬇ Reninsekretion ⬇

⬆ sympathische Aktivität ⬇

⬆ Zellproliferation ⬇

⬆ Hypertrophie ⬇

«Wenn wir in der Kardiologie in den letzten Jahren einen Durchbruch

gesehen haben, dann ist dies hier einer.»

Referenzen

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