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Archiv "Schlußwort" (28.08.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Arzneimittelplanung in einem Allgemeinkrankenhaus

richterstatter erwähnen jedoch nicht, daß an die Herstellung und Sterilisation von Infusionslösungen strengste Maßstäbe gelegt werden müssen. Die pharmazeutische In- dustrie, die in großem Umfang Infu- sionslösungen herstellt, bemüht sich mit besonderem Aufwand, den Anforderungen an die optimale Zu- sammensetzung von Zuckern und Zuckeraustauschstoffen mit Elek- trolytlösungen, an die Pyrogenfrei- heit und die Sterilität usw. gerecht zu werden. Ob das eine Kranken- hausapotheke kann und ob damit auch die stets zeitgerechten wis- senschaftlichen Gesichtspunkte hinreichend berücksichtigt werden können, muß bezweifelt werden.

So haben wir seit Jahren auch ne- gative Erfahrungen mit den Infusi- onslösungen der Eigenproduktion in unserem Krankenhaus machen müssen. Die in der Krankenhaus- apotheke des Allgemeinen Kranken- hauses Altona in Hamburg herge- stellten Lösungen mit Lävulose müssen bei über 120 0 C zum Sieden gebracht werden. Dabei ist eine starke Karamelisierung — er- kennbar an der Gelbfärbung der Lösung — nicht zu vermeiden. Seit Jahren ist es während einlaufender Infusionen dieser Art vereinzelt, oft gehäuft, periodenweise auch gar nicht, zu dramatischen Zwischen- fallen mit Schüttelfrost, Fieber bei den Patienten gekommen, die zu einem sofortigen Absetzen dieser Infusion zwangen. Die Untersu- chungen dieser Infusionslösungen und der Flaschen auf Pyrogen in solchen Fällen verliefen stets nega- tiv. Die Schwebeteilchen vom Kara- melisierungsprozeß können dage- gen wohl verantwortlich für die Re- aktionen der Patienten sein. Es muß erwähnt werden, daß die ge- nannte Infusionslösung seit einigen Wochen aus dem Verkehr gezogen und durch eine industriell herge- stellte Lösung ersetzt worden ist.

Die Autoren empfehlen: „Bei der Zunahme der Intensivmedizin und der allgemeinen medizinischen Technik wird der Bedarf an Infusi- onslösungen zweifellos ansteigen.

Es ist daher auch zu überlegen, ob

zur Kostensenkung bei kleineren Krankenhäusern ein Zusammen- schluß in eine Apothekengesell- schaft rentabel ist, um zentral Ba- sisinfusionslösungen unter Anlei- tung eines Apothekers selbst her- zustellen." — Vor dieser, Empfeh- lung muß jedoch dringend gewarnt werden.

Professor Dr. med. Peter Lawin Anästhesieabteilung des

Allgemeinen Krankenhauses Altona 2 Hamburg 50

Paul-Ehrlich-Straße 1

Schlußwort

In Erwiderung unserer Arbeit „Arz- neimittelplanung in einem Allge- meinen Krankenhaus mit Maximal- versorgung" wird von Herrn Prof.

Dr. Peter Lawin auf Pyrogenreak- tionen eingegangen, die wir bei ei- nigen Patienten nach Infusion un- serer im Hause hergestellten Lä- vulosebasislösung (sog. äquili- brierte Lösung mit Lävulose) beob- achteten.

Wir sind daher vorübergehend auf konfektionierte Lösungen der Indu- strie ausgewichen, um verantwort- liche Ursachen klären zu können.

Diese Situation trat erst nach Drucklegung unserer Arbeit auf, sie blieb somit unerwähnt.

Die Fieberreaktionen traten aus- nahmslos bei lävulosehaltigen Ba- sislösungen auf. Selbsthergestellte Basislösungen, die Glukose ent- hielten, konnten weiterhin in gro- ßen Mengen verwendet werden, da wir keine Reaktionen beobachte- ten. Wir sind — entsprechend Er- fahrungen anderer Häuser — dazu übergegangen, eine Basislösung mit Sorbit im Hause herzustellen, die bisher keine Pyrogen-Reaktion zeigt. Ob die bei den Lävuloselö- sungen häufig auftretende Karame- lisierung (Bräunungsreaktion, auch Maillard-Reaktion genannt) ursäch- liche Bedeutung hat, ist nur zu ver- muten, aber nicht zu beweisen. Bei der Verwendung von Sorbit werden derartige Bräunungsvorgänge nicht

beobachtet. Der Forderung von Herrn Prof. Lawin, grundsätzlich nur von der Industrie hergestellte Lösungen zu verwenden, können wir uns nicht anschließen.

Die Umstellung auf fertige Indu- strielösungen bedeutet eine weite- re Kostenexpansion des ohnehin schon überstrapazierten Arzneimit- teletats vieler Krankenhäuser mit Aufgaben der Akutversorgung.

In Anbetracht der Kostenexplosion im Gesundheitswesen sollte daher nach unserer Meinung jede Mög- lichkeit der Selbstherstellung in Krankenhausapotheken genutzt werden. Hinzu kommt, daß manche speziellen Zubereitungen von Infu- sionslösungen für intensivmedizini- sche Belange von der Industrie entweder gar nicht oder in nicht ausreichender Menge zu erhalten sind.

Die alleinige Verwendung konfek- tionierter Infusionslösungen würde die Verordnungsfreiheit des Arztes empfindlich einschränken.

Aus diesem Grunde haben einige Arzneimittelkommissionen aus Uni- versitäten gegen den § 4 in Verbin- dung mit § 20 des neuen Entwurfes des Arzneimittelgesetzes prote- stiert. Sollte dieser Gesetzentwurf realisiert werden, dann hätten die Apotheken der Krankenhäuser nicht mehr die Erlaubnis, Arznei- mittel auf Vorrat herzustellen. Der Gesetzgeber sollte daher die Be- stimmung im neuen Arzneimittelge- setz so fassen, daß im Interesse ei- ner optimalen Arzneimittelversor- gung Krankenhausapotheken wei- terhin Infusionslösungen auf Vorrat herstellen dürfen. — Wir danken Herrn Prof. Lawin für seinen kriti- schen Hinweis.

Dr. med. Peter Lübcke Oberarzt der III. Medizinischen Abteilung des AK Altona Dr. med. Nikolaus Herden Oberarzt der Anästhesie- Abteilung des AK Altona 2 Hamburg 50

Paul-Ehrlich-Straße 1

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 28. August 1975 2415

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