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Archiv "Der Stellenwert der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) für die klinische Diagnostik von Infektionskrankheiten: Schlußwort" (25.11.1994)

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DISKUSSION

Der Stellenwert der

Polymerase-Kettenreaktion (PCR) für die klinische Diagnostik

von Infektionskrankheiten

Pertussis-Diagnostik mit der Polymerase-

Kettenreaktion

Sehr dankbar bin ich für den kritischen Beitrag über die Bedeu- tung der PeR für die infektiologi- sche Diagnostik. Sicherlich hat die teilweise unkritische Anwendung und mangelhafte Qualität in der Durchführung der Methode gescha- det. Doch trägt meiner Ansicht nach die Zusammenstellung von

"möglichen Indikationen" und "Si-

tuationen, in denen die Methode bei der Diagnosestellung hilfreich sein kann" zum jetzigen Zeitpunkt nicht dazu bei, die Methode dort zu etablieren, wo sie ihren Stellenwert haben sollte. Die besondere Bedeu- tung der PeR muß bei den Organis- men liegen, wo konventionelle Ver- fahren uns aufgrund zu geringer Sensitivität im Stich lassen. So ver- misse ich bei der tabellarischen Aufstellung unter anderem die Per- tussis-PeR.

B. pertussis ist ein schwierig zu kultivierendes Bakterium, und die Sensitivität der Kultur liegt bei nur 50 bis 70 Prozent, bei milden Ver- laufsformen und nach begonnener Antibiotikatherapie noch deutlich darunter. Erste PeR-Protokolle zum Nachweis von B. pertussis sind bereits 1989 veröffentlicht worden (5). Inzwischen sind zahlreiche Ar- beiten zum Nachweis von B. pertus- sis mit der PeR publiziert worden

(1, 2, 3, 4, 6, 7).

Von den verschiedenen Unter- suchern ist die hohe Spezifität und höhere Sensitivität der Methode im Vergleich zur Kultur dokumentiert worden (2, 4, 5, 7). Größere Studien zum Vergleich mit klinischen Daten

Zu dem Beitrag von Prof. Dr. med. Dieter ßitter-Suermann in Heft 48/ 1993

und der Serologie sind noch in Vor- bereitung. Doch schon zum jetzigen Zeitpunkt läßt sich feststellen, daß die Pertussis-PeR eine sinnvolle diagnostische Hilfe in der Frühpha- se der Erkrankung, nach bereits be- gonnener Antibiotikatherapie und für Impfstoffwirksamkeitsstudien ist und somit eine mögliche sinnvol- le Ergänzung für die Falldefinition von Pertussis darstellt.

Literatur beim Verfasser Dr. med. Frank-Michael Müller Kinderklinik RWTH

Pauwelstraße 30 52057 Aachen

Schlußwort

Herrn Dr. Müller ist vorbehalt- los zuzustimmen, auch die Borde- tella-pertussis-PeR in den Katalog sinnvoller Anwendungen aufzuneh- men,

~ wenn es sich, wie in diesem Fall, um schwer züchtbare oder langsamwachsende pathogene Mi- kroorganismen handelt oder wenn es um den Nachweis definierter Pa- thogenitätseigenschaften, zum Bei- spiel Exotoxine geht;

~ wenn nicht nur in der wissen- schaftlichen Literatur über experi-

A-3294 (76) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 47, 25. November 1994

mentelle Ergebnisse veröffentlicht wurde, sondern auch aus der klini- schen Evaluation solide Daten die Anwendung in der Praxis unterstüt- zen. Daß solche Daten häufig noch ausstehen, und dies nicht nur beim Keuchhusten, darauf weist Dr. Mül- ler in seinem vorletzten Satz selber hin;

~ wenn jedes einzelne PeR anbietende Labor zumindest eine klinische Evaluation in kleinerem Umfang selbst erstellt und der kriti- schen Fachöffentlichkeit vorgelegt hat. Aus dem "Angebot" für PeR mancher Laborinstitute ist die me- dizinische Bedeutung und die Eva- luation der Teste nicht zu ersehen.

Hier ist häufig Sinnvolles und Un- sinniges bunt gemischt;

~ wenn schnellstmöglich Ring- versuche zur Qualitätskontrolle (und hier sind zuallererst die ent- sprechenden Fachgesellschaften ge- fordert) verfügbar sind, um die Ein- haltung von Standards zu gewähr- leisten;

~ wenn die Indikationsstellung so sorgfältig betrieben wird, wie im letzten Satz von Dr. Müller be- schrieben;

~ wenn eine solche PeR nur auf Anfrage beziehungsweise Rück- sprache durchgeführt wird, um zu verhindern, daß eines Tages jeder Rachenabstrich "auf PeR" unter- sucht wird.

Wir befinden uns in einer fließenden Entwicklung in der An- wendung der PeR und der richtigen Auswahl aus dem ständig wachsen- den Überangebot an PeR. Daher kann man zusammenfassend fest- stellen, daß das Spektrum der PeR- Anwendungen sich in Zukunft si- cher ausweiten wird, gleichzeitig

(2)

MEDIZIN

aber eine Flurbereinigung notwen- dig ist, um „Früh- und Senkrecht- starter" auf den Boden einer sinn- vollen und finanzierbaren Diagno- stik zurückzuholen. Viele PCR-Un- tersuchungen aus klinischem Mate- rial sollten grundsätzlich nur nach Rücksprache und daraus resultie- render Anforderungen erfolgen.

Fachliche Kompetenz überzeugt

Endlich wird mit großer fachli- cher Kompetenz überzeugend deut- lich gemacht, daß vielfach als veral- tet betrachtete Erziehungsgrundsät- ze wieder beachtet werden müssen, wenn die Chancen auf Beherr- schung von Gewalt unter Jugendli- chen in der gesamten Gesellschaft nicht verspielt werden sollen.

„Autistisch undiszipliniertes Denken" hat in unserem Lande zu autistisch undiszipliniertem Verhal- ten geführt und ein Ausmaß er- reicht, daß das Zusammenleben zwischen einzelnen Menschen und Gruppen außerordentlich er- schwert, wenn nicht unmöglich ge- macht wird. Es ist und bleibt nun aber einmal eine Binsenweisheit, daß Menschen typischerweise nicht isoliert auf unserer Erde leben. Sie werden vielmehr in unterschiedlich strukturierte Gemeinschaften gebo- ren, leben und sterben in ihnen. Sie müssen sich mit ihren spezifischen kulturhistorisch gewachsenen Tradi- tionen auseinandersetzen; immer kommt es aber auf ein verständnis- volles Miteinander an, welches ge- genseitige Achtung voraussetzt, sol- len diese Gemeinschaften nicht zer- stört werden oder sich selbst zer- stören. Unsere stammesgeschichtli-

DISKUSSION

Prof. Dr. med.

Dieter Bitter-Suermann Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft

für Hygiene und Mikrobiologie Medizinische Hochschule Hannover

Konstanty-Gutschow-Straße 8 30625 Hannover

Zu dem Beitrag von Prof. Dr. med. Dr. phil.

Helmut Remschmidt in Heft 39/1993

chen Vorfahren verwirklichen sich niemals soweit selbst, daß ihre Le- bensgemeinschaft gefährdet wird.

Allein der Mensch glaubt, sich dar- über hinwegsetzen zu können.

Bereits 1908 hatte A. Czerny (1863 bis 1941) in seinen Vorlesun- gen „Der Arzt als Erzieher des Kin- des" auf die fundamentale Rolle ei- ner altersspezifischen, verantwor- tungsbewußten und den Gemein- schaftssinn fördernden Erziehung hingewiesen. Wir sollten uns den Erfahrungen und wissenschaftli- chen Leistungen auch früherer Ärz- tegenerationen dankbar erweisen, um nicht „. . als Erzieher des Kin- des" zu versagen und damit an der Entwicklung von Gewalt und Zer- störung Jugendlicher und junger Menschen mitschuldig zu werden.

Prof. Dr. med. Lothar Pelz Kinder- und Poliklinik der Universität Rostock Rembrandtstraße 16/17 18055 Rostock

Schlußwort

Die überaus zahlreichen Zu- schriften als Reaktion auf meinen Beitrag „Zyklen der Gewalt" haben mir gezeigt, wie stark die „Gewalt- thematik" auch die deutsche Ärzte- schaft bewegt.

Natürlich kann ein kurzer Bei- trag nur einige „Streiflichter" zu diesem vielschichtigen Themenkreis aufzeigen. Nicht mehr als ein sol- ches Streiflicht ist auch die These von der egozentrisch übertriebenen Selbstverwirklichung, die im Ge- gensatz steht zu einer im abend- ländischen Denken festveranker- ten individuellen Entwicklung, die auf das Gemeinwohl Rücksicht nimmt.

Die Zuschrift von Herrn Kolle- gen Pelz betont den Verlust der Ori- entierung am Gemeinwohl zugun- sten einer sozial schädlichen Eigen- entwicklung, die letztlich für die ganze Gemeinschaft schädigend ist und im Extremfall auch das Zusam- menleben der Menschen gefährden kann.

Hier ist Herrn Pelz sicher zuzu- stimmen. Wir müssen uns aber des- sen bewußt bleiben, daß dies nur ei- ne von mehreren Komponenten ist und daß Gewaltbereitschaft leider ebenso zum Menschsein gehört wie viele positive menschliche Eigen- schaften. Gewaltbereitschaft tritt insbesondere dann zutage, wenn ih- re Überformung durch die Kultur brüchig geworden ist.

Es gehört nicht gerade Prophe- tie dazu, dies auch für unsere Zeit zu konstatieren. Angesichts dieser

„Zeitdiagnose" sind wir aber alle aufgerufen, zur Festigung kulturel- ler Werte beizutragen, nicht nur in der Erziehung, im Leben von Fami- lien und Gruppen, in der Schule, in der beruflichen Welt oder in der Po- litik: sondern jeder an seinem Platz.

Prof. Dr. med. Dr. phil.

Helmut Remschmidt Direktor der Klinik und Poliklinik für

Kinder- u. Jugendpsychiatrie der Universität

Hans-Sachs-Straße 6 35039 Marburg

Zyklen der Gewalt Anmerkung zur

Gewalttätigkeit junger Menschen

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 47, 25. November 1994 (77) A-3295

Referenzen

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