DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
dem Autor weniger um die Darstellung einer klaren Analyse unseres Gesund- heitssystems als um die Zeichnung eines trüben Stimmungsbilds, das er so- gleich durch die wohlge- zielte Kombinationsbe- handlung unter dem Stich- wort „Ganzheitliche Medi- zin" aufhellen zu können verspricht. Eine Kompo- nente dieser „Ganzheit- lichen Medizin" — „die In- tegration neuer und alter- nativer Heilmethoden" — weist Herrn Dr. Milz als Vertreter einer Lobby aus, der es darum zu tun ist, die Kriterien einer . . . wissen- schaftlichen Qualitäts- und Validitätskontrolle ... zu- gunsten einer beliebigen Polypragmasie zu unter- graben.
Ich finde es höchst beun- ruhigend, daß „alternati- ve" Heilmethoden, unter- stützt von einer verantwor- tungslosen Boulevardpres- se, fortwährend einem Mil- lionenpublikum angedient werden. Hier wird die Nachfrage erzeugt, die von Heilpraktikern und leider auch vielen Kollegen nur zu gern befriedigt wird.
Wohlgemerkt: nichts ge- gen Kneipp'sche Kuren und harmlose pflanzliche Plazebos, wo sie ange- bracht sind. Aber alles ge- gen Methoden, deren be- hauptete Wirkung nicht methodisch korrekt nach- gewiesen ist, die aber po- tentiell gefährlich und — in den meisten Fällen — für den Patienten kostspielig sind.
Wir alle — Patienten wie Ärzte — sollten uns nicht ins Bockshorn jagen las- sen: Merkantilismus und Scharlatanerie wohnen seit jeher eng beieinander!
Hans-Jörg Rechtsteiner Holzhäuserstraße 1 6380 Bad Homburg
Schlußwort
Wir stehen heute in der Medizin, wie in vielen an- deren gesellschaftlichen Bereichen, vor einer Men- ge drängender und unge- löster Probleme. Man kann sie ignorieren und so wei- termachen wie bisher oder man sieht die Gefahren rechtzeitig. Eine solche
Krise kann gleichzeitig ei- ne gute Gelegenheit sein, um die bisherige Praxis der Medizin kritisch und selbstkritisch zu überprü- fen. Wir müssen lernen, neue Fragen zu stellen, so- wohl in der klinischen Pra- xis als auch in der wissen- schaftlichen Forschung, wenn wir neue Antworten zur Überwindung der Krise finden wollen. Dabei kann uns die vorurteilslose Be- schäftigung mit traditionel- len Formen der Heilkunst und neuen, ungewöhn- lichen Techniken eine wertvolle Hilfe sein. Igno-
ranz und Hochmut gegen- über diesen Modellen sind der beste Nährboden für falsche Heilversprechun- gen, „Scharlatanerie und Merkantilismus".
Cholagogum
Nattermann®
Cholagogum Nattermann ® Wirksame Bestandteile:1 Kapsel enthält: Extr. Chelidonii spir. sicc. 40 mg (entspr. Gesamtalkaloide bezogen auf Chelidonin 0,65 mg), Extr. Curcumae long. seit. sicc. 20 mg (entspr. Curcumin 2 mg), Extr. Fol. Spinaciae aquos. sicc. 50 mg, „essentielle" Phospholipide = EPL-Substanz (Wirkprinzip: Cholinphosphorsäurediglyceridester natürlicher Herkunft mit überwiegend ungesättigten Fettsäuren, speziell Linolsäure [ca.
70 °/o], Linolen- und Ölsäure)100 mg, 01. Menthae pip. 5 mg, 01. Curcumae e rhiz. 5 mg. Anwendungsgebiete: Chronische Erkrankungen des Gallensystems mit und ohne Leberbeteiligung, chronische Entzündungen der kleinen Gallenwege, Gallensteinleiden, Störungen nach operativer Entfernung der Gallenblase, Fehlleistungen der Gallenblase und -gänge, Beeinträchtigung der Verdauungsleistung der Bauchspeicheldrüse.
Gegenanzeigen: Das Präparat darf nicht angewandt werden bei schweren Leberfunktionsstörungen, Verschluß der Gallenwege, Eiteransammlung in der Gallenblase, Leberkoma und Darmverschluß.
A. NATTERMANN & C1E. GMBH - Nattermannallee 1 - 5000 Köln 30
Packungsgrößen und Preise*: 30 Kapseln N 1 13,85 DM; 50 Kapseln N 2 20,75 DM; 100 Kapseln N 3 35,90 DM Stand: 7/85 *(Apoth.-Verk.-Preise m. MwSt.)
NATTERMANN
Cholagogum Nattermann®
Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 8 vom 19. Februar 1986 (11) 443
Magnesiocard
• Streßabschirmung
• Calcium-Antagonismus
• Lipidsenkung
Magnesiocarde Verla-Pharm
Zusammensetzung: 1 Kapsel/1 lackierte Tablette/1 Amp. i.m. zu 5 ml enthalten:
Magnesium-L-aspartat-hydrochlorid-trihydrat 614,8 mg, Magnesium-Gehalt: 5 mval (2,5 mmol). 1 Ampulle i.v. zu 10 ml enthält: Magnesium-L-aspartat-hydro- chlorid-trihydrat 737,6 mg, Magnesium-Gehalt: 6 mval (3 mmol). 5 g Granulat zum Trinken (1 Beutel) enthalten: Magnesium-L-aspartat-hydrochlorid-trihydrat 1229,6 mg, Magnesium-Gehalt: 10 mval (5 mmol). Verdauliche Kohlenhydrate 3,1 9.
Indikationen: Zur Behandlung des primären und sekundären Magnesium-Mangel- Syndroms, besonders zur Prophylaxe und Therapie der durch Magnesiummangei und Streß bedingten Herzerkrankungen. Bei Magnesium-Mangelzuständen, z. B.
infolge Fastenkuren, Hypercholesterinämie, Arteriosklerose, Leberzirrhose, Pan- kreatitis, Schwangerschaft, Stillzeit, Einnahme östrogenhaltiger Kontrazeptiva, zur Calciumoxalatstein-Prophylaxe.
Kontraindikationen: Exsikkose, Niereninsuffizienz mit Anurie.
MAGNESIOCARDe Ampullen sollen nicht angewandt werden bei AV-Block, Myasthenia gravis.
Die Injektion von MAGNESIOCARD' bei gleichzeitiger Herzglykosid-Therapie ist nur in Fällen von Tachykardie bzw. Tachyarrhythmie angezeigt.
Nebenwirkungen: Ampullen: Bradykardie, Oberleitungsstörungen, periphere Ge- fäßerweiterungen.
Handelsformen und Preise: Kaps.: 25 DM 10,34, 50 DM 19,72, 100 DM 35,51.
Tabl.: 25 DM 10,09, 50 DM 19,37, 100 DM 34,70. Granulat zum Trinken: Btl.: 20 DM 13,46, 50 DM 30,02, 100 DM 50,39. Amp. i.m.: 2 DM 3,89, 5 DM 8,68. Amp.
i.v.: 3 DM 6,91, 10 DM 20,63.
Brieses DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
Die zahlreichen Zuschrif- ten zu unserem Artikel ha- ben uns bestätigt, daß vie- le Kollegen neue Wege zur Entwicklung einer „moder- nen Heilkunst" (Schipper- ges) suchen. Sie strebt ei- ne Synthese aus den Er- kenntnissen der naturwis- senschaftlichen Medizin und anderen Heilverfahren an. Es geht dabei nicht um eine „beliebige Polyprag- masie", sondern um die Entwicklung einer mög- lichst schonenden, den in- dividuellen Besonder- heiten des erkrankten Menschen angepaßten Form der ärztlichen Hilfe.
Sie sollte informiert und besonnen alle vorhande- nen Möglichkeiten nutzen, ohne von einer Form der Therapie abhängig zu wer- den. Sie zielt darauf ab, von der ausschließlichen Behandlung durch Exper- ten hin zu einer bewußten, aktiven und selbstverant- wortlichen Handlung der erkrankten Menschen zu gelangen. Dazu muß die medizinische Therapie auch nach Wegen suchen, die den Menschen dabei behilflich sind, ihr volles Potential an Selbsthei- lungskräften wahrzuneh- men, um aktiv an ihrem Heilungsprozeß und der Förderung ihrer Gesund- heit teilnehmen zu kön- nen.
Eine ganzheitliche Orien- tierung betont die selbst- verantwortlichen Möglich- keiten der Menschen. In gleicher Weise muß sie aber auch die gemeinsa- men gesellschaftlichen Aufgaben betonen, gesun- de Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen zu schaffen, die ein solches Verhalten des einzelnen ermöglichen und fördern.
Von der Formulierung ganzheitlicher Konzepte und ihren ersten prakti- schen Überprüfungen bis hin zu ihrer breiten Anwen- dung im medizinischen All- tag ist noch ein weiter Weg. Die Förderung der
Allgemeinmedizin, die of- fene Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen und der Ausbau von Selbsthilfegruppen sind erste Schritte in dieser Richtung. Eine ganzheit- liche Orientierung in der Medizin erfordert eine be- wußte Veränderung der Wahrnehmung und Hal- tung sowohl der Experten als auch der Laien. Sicher- lich ein langer Prozeß —
„Veränderungen finden meist in Sackgassen statt", schrieb Berthold Brecht.
Dr. med. Helmut Milz Arzt für Allgemeinmedizin, Consultant,
World Health Organisation Scherfigsvej 8
2100 Kopenhagen Dänemark
ARZTWÜRDE
Zu dem Leserbrief von Dr.
med. Gerd Iversen („Men- schenwürde"), in Heft 46/1985, Seite 3398:
Kaum abschätzbar
... Die postulierten Vor- aussetzungen für die ärzt- liche Bescheinigung einer existenten, nicht vorge- täuschten Notlagen-Situa- tion bei bestehener Gravi- dität und deren gesetzli- che Fixierung ist von hoher Dringlichkeit. Daß dies von Herrn Dr. Iversen so deut- lich gemacht wurde, ist äu- ßerst dankenswert. Den Anlaß zu dieser meiner nachdrücklichen Anmer- kung gab mir eine Publika- tion eines in jüngster Ver- gangenheit sich selbst dar- stellenden Arztes, der sich vergeblich bemühte, glaubhaft zu machen, daß er die leichtfertige Notla- genattestierung verab- scheue, und gleichzeitig eingestand, daß er bei nicht-existenter echter wirtschaftlicher Notlage (Grund: Abenteuerreise!) dennoch die Notlage atte- stiert habe, um diese Pa- tientinnen (nota bene: Plu-