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Archiv "Kostendämpfung durch Einkommensdämpfung und weniger Medizin" (09.04.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE Krankenhausärzte

pflichtung zur Dienstbefreiung (nach zusätzlichen Diensten) un- terlaufen. Die Schutzinteressen der Patienten wurden dabei miß- achtet.

Das Bundesarbeitsgericht hat nicht nur allgemeinverbindliche Grenzen aufgezeigt, sondern auch die ethischen Begründun- gen genannt:

I> Die Krankenhausbetreiber können sich nicht wegen ökono- mischer Zwänge aus der Pflicht davonschleichen und mit mani- pulierten Dienstplanregelungen nur noch den Schein von Recht und Sitte wahren. Dabei mögen sie hoffen, es werde schon alles gutgehen, zumindest das Schief- gelaufene nicht aktenkundig werden, der vielleicht entstande- ne Schaden unter der Ruhe- sanft-Decke des „schicksalhaf- ten" Verlaufs verschwinden.

Und wenn schon Mißlichkeiten aufkommen sollten, bleibt noch immer offen, ob nicht andere, vielleicht die Herren Chefärzte wegen mangelnder Aufsicht oder der Assistenzarzt wegen Mißachtung einer vage gehalte- nen Dienstanweisung zur Re- chenschaft gezogen werden können.

I> Moralisch nicht besser steht es aber auch bei den angestell- ten Krankenhausärzten, wenn sie lieber unerlaubte dienstliche Belastungen auf sich nehmen und damit fehlerhaftes Handeln riskieren, weil Überstundenent- gelte angenehmer sind als die entsprechende Freizeit. Schließ- lich ist man jung, leistungsfähig, strebsam, nie ermüdet, stets

„hellwach". Warum also soll man dann auf die zusätzlichen Einnahmen verzichten? Schließ- lich weiß doch jeder, wann er mal wegen Übermüdung nicht mehr kann, und kann dann auf- hören.

Weiß er das wirklich, der auch ökonomisch interessierte Arzt?

Wie Erfahrung lehrt, weiß er das

in aller Regel nicht und traut sich kritiklos im Zustand der Ermü- dung zuviel zu. Darauf wurde im Urteil des Bundesarbeitsgerich- tes auch hingewiesen.

> Bleiben noch die aufsichts- führenden Chefärzte. Warum sie nicht schon längst mit allem Nachdruck eine Änderung der rechtsbedenklichen Verhältnis- se verlangt haben und dies unter Androhung von Machtmitteln durchsetzen, bleibt ein Rätsel.

Vielleicht haben sie gar keine

„Machtmittel", vielleicht unter- werfen sie sich auch den Interes- sen der Dienstherren, die eine notwendige Änderung der Stel- lenpläne verhindern wollen.

Oder sie meiden die Auseinan- dersetzung mit ihren ärztlichen Mitarbeitern, denen an zusätz- lichen Einkünften gelegen ist.

Zuwendung zum Patienten könnte nur gewinnen

Auf keinen Fall gilt das Argu- ment, die Patientenbetreuung würde schlechter, wenn mehr Ärzte beschäftigt würden. Es trifft auch nicht zu, daß dann die hier nun gerne angeführte hu- manitäre Zuwendung zum Pa- tienten schlechter würde. Im Ge- genteil, sie könnte nur gewin- nen.

Notwendig ist aber ein allgemein besseres Kommunikationsver- halten. Da liegen heute noch in fast allen Krankenhäusern ge- fahrenträchtige und auch kost- spielige Schwachstellen.

Recht, gute Sitte und Moral sind Werte, die heute trotz höchst- richterlicher Entscheidungen noch immer gefährdet sind.

Wenn sich das nicht schnell än- dert, müßten nun endlich die Aufsichtsbehörden — und viel- leicht auch die Staatsanwalt- schaften — tätig werden.

Professor Dr. med.

Ulrich Kanzow, Bonn

Kostendämpfung durch Einkommensdämpfung und weniger Medizin

„Die Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht." Mit diesem Satz leitete Dr. Heinz-Peter Brauer, Hauptgeschäftsführer der Bun- desärztekammer, beim berufspoli- tischen Seminar des Meraner Frühjahrs-Fortbildungskongres- ses die erste Bekanntgabe der neuesten Arztzahlen ein: Ende 1985 gab es in der Bundesrepublik 199 146 Ärztinnen und Ärzte. Ge- genüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung um 7375 oder 3,7 Pro- zent. Dabei ist die Zahl der nieder- gelassenen Ärzte um 2,4 Prozent gestiegen, die der Krankenhaus- ärzte um 2,7 Prozent, bei den lei- tenden Krankenhausärzten gab es kaum eine Veränderung, bei Be- hörden, Körperschaften und son- stigen Arbeitgebern waren 4,6 Prozent mehr Ärzte als im Vorjahr angestellt, und die Zahl der nicht berufstätigen Ärzte stieg um 8,7 Prozent auf rund 38 000. Es ist un- klar, wie viele arbeitslose Ärzte sich in dieser Gruppe befinden, sagte Dr. Brauer. Die Arbeitsämter kennen rund 4000, tatsächlich dürfte die Zahl eher zwischen 6000 und 10 000 liegen, worunter sich allerdings auch die befinden, die kurzfristig zwischen zwei Anstel- lungen „pausieren". Die Landes- ärztekammern werden in einer Umfrage versuchen, die Struktur dieser Gruppe „Ärzte ohne ärzt- liche Berufstätigkeit" näher aufzu- klären. Bei den Krankenhausärz- ten macht sich, so Dr. Brauer, jetzt bemerkbar, daß „zögerlich" die Tarifverträge von 1983 erfüllt wer- den. Dies wird sich beschleuni- gen, nachdem der Bundesge- richtshof die Krankenhausträger (statt bisher die leitenden Ärzte) dafür verantwortlich gemacht hat, daß nicht übermüdete Ärzte im Operationssaal stehen.

Unter diesen Umständen wird auf absehbare Zeit kein Arzt damit rechnen können, daß sein Ein- kommen oder Umsatz steigt, sagte 1014 (22) Heft 15 vom 9. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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Ihr Urteil ist gefragt!

Die Arbeitsgemeinschaft LA- MED Leseranalyse medizini- scher Zeitschriften e. V., der auch das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT angehört, befragt regel- mäßig — so in den kommenden Wochen wieder—Ärzte zu ihrem Leseverhalten.

Wir bitten Sie recht herzlich um Ihre Mitwirkung, falls Sie zu dem sorgfältig ausgewählten Kreis der zu befragenden Ärzte zählen: Nehmen Sie die Inter- viewerin/den Interviewer freund- lich auf; sie/er kommt vom Un- tersuchungsinstitut IVE in Ham- burg.

Wir als Verlag, Redaktion und Herausgeber sind sehr daran in- teressiert zu wissen, wie das In- formationsangebot des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTS aufge- nommen wird. Bei den Bemü- hungen um die stetige Aktuali- sierung und weitere Verbesse- rung unserer Zeitschrift ist uns an Ihrem Urteil darüber gelegen, wie unsere Arbeit bei Ihnen „an- kommt".

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!

Ihr

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

dazu Professor Horst Bourmer, Nordrhein-Kammerpräsident und Hartmannbund-Vorsitzender. Se- minarleiter Dr. Jörg Hoppe, Vorsit- zender des Marburger Bundes, be- richtete dazu aus der letzten Sit- zung der Konzertierten Aktion:

praktisch sei Arbeitsminister Blüm nun gelungen, was Ehrenberg vor Jahren angestrebt habe, nämlich die Gesamtbudgetierung des Ge- sundheitswesens. Das habe gelin- gen können dank Bewußtseinsver- änderungen, die sich weitgehend in der Öffentlichkeit vollzogen ha- ben: Eine mit der Kostendämp- fung verbundene Dämpfung des Umfangs und der Qualität der Ver- sorgung wird zunehmend auch von den „Leistungsempfängern", also den Versicherten, akzeptiert.

Kostendämpfung durch Einkom- mensdämpfung wird nicht mehr gefordert, weil dieses Thema

„ausgereizt" ist. Weniger Medizin oder zumindest weniger aufwendi- ge Medizin ist ein positiv besetzter Begriff geworden. Und aus all dem folgt nach Dr. Hoppes Meinung die Bereitschaft, der hausärzt- lichen Primärversorgung mehr Förderung zukommen zu lassen.

Dr. Odenbach, in der Bundesärzte- kammer u. a. für die ethischen Probleme der Reagenzglasbe- fruchtung und der Gen-Technolo- gie zuständig, berichtete aus die- sem Arbeitsgebiet: Die Verdam- mung der Gen-Technologie sei das Törichteste, was es gebe, weil sie sehr nützliche Fortschritte bringen könnte. Bedenken der Ge- werkschaften gegen den Miß- brauch der Genomanalyse seien gerechtfertigt. Bei der In-vitro-Fer- tilisation sei es, allerdings als theo- retisches Extrem, denkbar, daß ein Kind insgesamt fünf Elternteile ha- be, was für die Habilitationen einer Juristengeneration ausreiche.

Frage einer Seminarteilnehmerin an den Berichterstatter nach der Sitzung: „Wer bezahlt denn ei- gentlich das Kind mit den fünf El- tern?" Die Frage war rhetorisch — die Ärztin wußte, daß dies die ko- stengedämpfte gesetzliche Kran- kenversicherung tut. bt

Transparenzmodell Heilbronn:

Vor ersten Ergebnissen

Das in der Region Heilbronn 1984 gestartete Modellprojekt „Lei- stungs- und Kostentransparenz in der gesetzlichen Krankenversiche- rung", das gemeinsam von den Krankenkassen, der Ärzteschaft, den Krankenhäusern und der Apo- thekerschaft unter der Ägide des Sozialministeriums des Landes gestartet wurde, steht vor ersten Ergebnissen. Die Datenerfassung mit Hilfe der EDV ist in den einzel- nen Phasen teilweise schon abge- schlossen.

Um den erweiterten Erfordernis- sen des Datenschutzes und des Schutzes des Sozialgeheimnisses gerecht zu werden, unterscheidet der Heilbronner Versuch drei Pha- sen der Durchführung und Kon- kretisierung: Die „Definitionspha- se" umfaßt die Definition der Teil- ziele und ihrer Operationalisie- rung. In der Phase II liegen die vor- bereitenden Untersuchungen, die notwendig werden, wenn die Ziele und Verfahren des Modells noch nicht eindeutig festzulegen sind.

Im dritten Abschnitt (Modell-Er- probung) sollen dann erfolgver- sprechende Verfahren im prakti- schen Verwaltungsvollzug erprobt werden. Hierbei geht es insbeson- dere um ein neues Verfahren der Arzneimittelinformation an Ärzte, die Verbesserung der Prüfung der Anspruchsberechtigung der Versi- cherten und zur Effektivierung der Bedarfsplanung im Krankenhaus- sektor.

Die Erfassung für die Arzneimittel- information wurde am 1. Juli 1985 gestartet. Die Krankenhausbe- darfsplanung ist bereits am 1. No- vember 1984 und die Prüfung der Anspruchsberechtigung am 1. Ok- tober 1984 eingeschaltet worden.

Inzwischen ist die Software für den Routinebetrieb einsatzbereit.

Im Frühjahr 1985 wurde mit der Datenerfassung für die Prüfung der Anspruchsberechtigung be-

gonnen. Die in die Arzneimittelin- formation der Ärzte einfließenden Rezeptdaten für das Quartal 111/1985 werden zur Zeit erfaßt. Die für die Krankenhausbedarfspla- nung benötigten Daten sind von den Beteiligten in unterschiedli- chem Umfang erhoben und EDV- gerecht aufbereitet worden. Das aufsichtführende Sozialministeri- um in Stuttgart rechnet mit ersten auswertbaren Ergebnissen bis Mitte 1986. Der in der Region Heil- bronn laufende Modellversuch soll demnächst auf zwei weitere Regionen ausgedehnt werden. Im Gespräch ist, wie verlautet, das Gebiet um Ravensburg. JD Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 15 vom 9. April 1986 (23) 1015

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