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Archiv "Patientenverfügungen: Gesetz gilt als wahrscheinlich" (13.03.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 11⏐⏐13. März 2009 A483

A K T U E L L

Im vergangenen Jahr starben bun- desweit 1 449 Menschen an den Fol- gen ihres Drogenkonsums, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabi- ne Bätzing (SPD), An- fang März in Berlin mitteilte. Das war der höchste Stand seit fünf Jahren und ein Anstieg um 3,9 Prozent gegen- über 2007.

Die Ursachen seien sehr schwer nachzuvoll- ziehen, betonte Bätzing.

Auffällig sei, dass die Zahl der älteren Dro- gentoten steige. Mehr als 70 Prozent der Ver- storbenen waren über 30 Jahre alt. Diese Men- schen seien nach jahrelanger Ab- hängigkeit körperlich geschwächt und psychisch belastet. Die meis- ten Todesfälle seien auf eine Über- dosis Heroin, häufig in Verbindung mit Alkohol oder Schlaf- und Be- Bei einer Expertenanhörung im Rechtsausschuss des Bundestags plädierten am 4. März Mediziner und Juristen für eine gesetzliche Re- gelung von Patientenverfügungen.

Vor der Anhörung hatte Bundesjus- tizministerin Brigitte Zypries (SPD) festgestellt, dass man zurzeit mit der aktuellen Rechtslage durchaus zu- rechtkomme. Der Gesetzgeber solle sich darauf beschränken, notwendi- ge verfahrensrechtliche Fragen klar- zustellen, sagte auch der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr.

med. Jörg-Dietrich Hoppe. Derzeit liegen im Bundestag drei fraktions- übergreifende Gesetzentwürfe vor.

Die meiste Zustimmung fand der Vorschlag von Wolfgang Zöller (CSU). Er plädiert für eine grund- sätzliche Verbindlichkeit von Pati- entenverfügungen, betont jedoch gleichzeitig die Rolle des Arztes.

Für den Entwurf der Gruppe um den

SPD-Rechtsexperten Joachim Stün- ker argumentierte der Mainzer Ju- rist Prof. Dr. Friedhelm Hufen. Dar- in, dass das Selbstbestimmungs- recht des Einzelnen im Vordergrund steht, sieht er keine Probleme. An- dere Juristen plädierten für die Initiative des CDU-Abgeordneten Wolfgang Bosbach. Sie sieht eine uneingeschränkte Verbindlichkeit von Patientenverfügungen nur bei zum Tod führenden Erkrankungen vor und dringt ansonsten auf eine ärztliche und rechtliche Beratung.

Diesen Entwurf präferierte der Frank- furter Medizinethiker Priv.-Doz. Dr.

med. Stephan Sahm. Der Münchener Palliativmediziner Prof. Dr. med. Gi- an Domenico Borasio schlug vor, den Zöller-Entwurf mit Elementen der anderen Initiativen zu berei- chern. Er plädierte dafür, die Pallia- tivmedizin in die ärztliche Approba- tionsordnung einzubeziehen. ER

Der SPD-Abgeordnete Prof. Dr.

med. Karl Lauterbach lässt bekann- termaßen kaum ein gutes Haar am deutschen Gesundheitssystem im Allgemeinen und an der fachlichen Qualifikation der Ärzte im Besonde- ren. Nicht einmal von Olivenöl ver- stünden die Mediziner etwas, schimpfte er bei der Präsentation

seines neuen Buches „Gesund im kranken System“ (erschienen bei Rowohlt, 16,90 Euro): „Kaum ein Arzt kann zum Beispiel sagen, ob sich Qualitätsunterschiede eher bei Olivenöl oder bei Rotwein auf die Gesundheit der Menschen aus- wirken.“

Der besorgte Leser kann jedoch beruhigt sein: Lauterbach – Wissen- schaftler, Politiker und eben auch Arzt – springt ob der Unkenntnis seiner Kollegen in die Bresche und gibt selbst Gesundheitstipps. So empfiehlt er die Mittelmeerdiät (viel Olivenöl, wenig Fleisch). Sie beuge Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Der Rat dürfte weder für Ärzte noch für Patienten wirklich neu sein. Interessiert sich trotzdem ein Kollege für Lauterbachs Sprech- stunde, muss er ein dickes Fell ha- ben. Denn im Buch hagelt es Kritik am eigenen Berufsstand: Ärzte bil- deten sich nicht fort, sie verständen nichts von Prävention, und ihr Eng- lisch sei so schlecht, dass sie inter- nationale Studien kaum lesen könn- ten. Sein Vorschlag: weniger Fachärzte, dafür mehr „richtige Spezialisten“ und eine Zwangsab- gabe der Pharmaindustrie für die ärztliche Fortbildung.

Apropos Fortbildung: Wie war das noch mal mit den Qualitätsun- terschieden bei Rotwein und Oli- venöl? Geht es um die Gesundheit, sollte eher beim Rotwein gespart werden und nicht beim Olivenöl.

Das rät zumindest Karl Lauterbach.

RANDNOTIZ

Samir Rabbata

Lauterbachs Sprechstunde

PATIENTENVERFÜGUNGEN

Gesetz gilt als wahrscheinlich

ruhigungsmitteln, zurückzuführen.

Etwa die Hälfte habe drei oder mehr Substanzen gleichzeitig kon- sumiert.

Als Konsequenz aus der Ent- wicklung forderte Bätzing eine Rei- he von Maßnahmen. Um das Über- leben von Drogenabhängigen zu si- chern, seien unter anderem die Ein- richtung von Drogenräumen sinn- voll und eine qualitativ gestützte Substitutionstherapie mit Methadon oder Diamorphin. Ersatztherapien sollten auch in Gefängnissen zur Verfügung stehen. Denn häufig trä- ten Todesfälle nach einer Haftent- lassung auf. Häftlinge kämen zwar nicht an Drogen, ihre Sucht sei aber längst nicht geheilt und der Körper durch die Abstinenz entwöhnt.

Auch die Zahl der erstauffälligen Konsumenten harter Drogen stieg im vergangenen Jahr erstmals seit 2004 wieder an. 19 203 Drogenabhängige wurden zum ersten Mal bei den Behörden erfasst – gegenüber 2007 ein Anstieg um drei Prozent. sun DROGENBERICHT

Zahl der Drogenopfer steigt erstmals wieder

Foto:dpa

Heroinkonsum in Verbindung mit Beruhi- gungsmitteln ist die häufigste Todesursache.

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