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Archiv "Von schräg unten: Brief an den Steuerberater" (27.02.2009)

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S C H L U S S P U N K T

S

ehr geehrter Herr Steuerberater, auf der Suche nach Absetzbarkeiten bin ich auf meinen Abstell- raum gestoßen. Ich finde ihn in hohem Maße geeignet, mein zu versteuerndes Einkommen zu mindern, was auch die darin befindlichen Gegenstände betrifft. Damit meine ich nicht die Waschmaschine, sondern die eben- falls vorhandenen Musikinstrumente. Nicht, dass ich diese beherrschen würde, sondern sie dienen allein dem Zweck, nach getaner Arbeit Dissonanzen zu produzie- ren. Sozusagen die tonale Antwort auf mein Berufs- leben. Schräge Akkorde gegen die Magermedizin mit ihren lebensbedrohlichen Störwirkungen, klirrende Missklänge gegen die Bürokratie: Das befreit. Auch die in der Kammer befindlichen Wurfgeschosse möchte ich abgesetzt wissen, da sie vortrefflich geeignet sind, mei- nen Unmut über die Gesundheitspolitik zu therapieren.

Alsdann sollten die vorhandenen Flaschen Rotwein dem Finanzamt in Rechnung gestellt

werden, sind sie doch dazu vorge- sehen, meine grampositiven Stimmungen zu verscheu- chen. Den alten Fernseher setzen Sie bitte auch auf die Liste, weil ich vor- zugsweise in der Ab-

stellkammer Werbesendungen sehe. Fröhliche Spots mit gutgelaunten Menschen, Wirtschaftskraft signalisie- rend: Das hat was, das stärkt meine Arbeitskraft. Genau- so wie die Partybeleuchtung, die ich anschalte, wenn das Regelleistungsvolumen höher ausfällt als berechnet.

Möge sie oft in buntem Lichte erstrahlen! Auch die Kopfschmerztabletten und Antidepressiva möchten Sie bitte nicht vergessen, sind sie doch integraler Bestand- teil meiner Arbeit. Besonders wenn ich darüber brüte, wie meine Schutzbefohlenen vor den Auswüchsen der Kassenmedizin zu bewahren sind.

In der Hoffnung auf eine exorbitante Steuerrück- zahlung verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Ihr Dr. med. T. Böhmeke

S

ehr geehrter Herr Doktor Böhmeke, wunsch- gemäß habe ich Ihren Brief an das Finanzamt weitergeleitet, muss Ihnen aber mitteilen, dass Ihnen eine Sonderprüfung ins Haus steht. Der Finanz- beamte will sein Vertrauen in die Kassen-

medizin nicht völlig verlieren.

VON SCHRÄG UNTEN

Brief an den Steuerberater

Dr. med. Thomas Böhmeke

[76] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 9⏐⏐27. Februar 2009

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

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