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Archiv "Freie Berufe fordern Anpassung des Steuerrechts" (23.06.1977)

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

Heft 25 vom 23. Juni 1977

•• Die freien Berufe erbringen

, ge-

bunden an ein besonderes Be- rufsethos, eigenverantwortlich und in persönlicher und wirt- schaftlicher Selbständigkeit Dienstleistungen höherer Art.

Auf diese Eigenart nimmt das geltende Steuerrecht nicht in ausreichendem Maße Rücksicht.

••

Freie Berufe fordern

Anpassung des Steuerrechts

Das geltende Steuerrecht nimmt auf die Eigenart der freiberuflichen Tä- tigkeit nicht in ausreichendem Maße Rücksicht. Diese Feststellung trifft der Bundesverband der Freien Beru- fe in einer anläßlich seiner letzten Jahreshauptversammlung vorgeleg- ten "Denkschrift zur Besteuerung der Freien Berufe 1977" (über die auf dieser Versammlung getroffene Wahl von Dr. med. Ralf Schlögell zum Präsidenten des Verbandes ist in Heft 23/1977 berichtet worden).

Im Steuerrecht werde nicht berück- sichtigt, so heißt es- zusammenfas- send- in der Denkschrift, mit der die traditionelle steuerpolitische Aktivi- tät des Bundesverbandes fortge- führt wird, daß die freien Berufe

..,. nach einer langen und qualifi- zierten Ausbildung das Risiko einer ungesicherten Existenz auf sich nehmen,

..,. sich dem Leistungswettbewerb stellen,

..,. ihre Vorsorge für Krankheit und Alter aus eigener Kraft schaffen müssen,

..,. von der Überbesteuerung infolge der Inflation besonders hart getrof- fen werden,

..,. ihre beruflichen Aufwendungen nicht immer einwandfrei von den Le- benshaltungskosten abgrenzen können,

..,. von der Möglichkeit der Bildung stiller Reserven weitgehend ausge- schlossen sind,

..,. ihr Einkommen demgemäß auch nicht aus fundiertem Betriebsver- mögen verbessern können und ..,. größeren Einkommensschwan- kungen unterliegen.

Doch die Denkschrift beschränkt sich nicht auf Kritik, sondern führt eine Fülle von Vorschlägen auf, die zur Verbesserung der mißlichen steuerrechtliehen Lage führen könnten. Der Bundesverband der Freien Berufe appelliert an den Ge- setzgeber, die folgenden wesentli- chen Forderungen, deren Inhalt und Bedeutung in der Denkschrift näher beschrieben sind, zu berücksich- tigen:

8

Die wirtschaftliche Leistungsfä- higkeit, an der sich die Besteuerung orientieren muß, ist um den Teil des freiberuflichen Einkommens gemin- dert, der für eine Alters- und Krank- heitsvorsorge aus eigener Kraft ver- wendet werden muß. Der hierfür er- forderliche Einkommensteil muß da- her von der Besteuerung ausgenom- men werden.

Dies erfordert eine

C> Anhebung des festen Sander-

ausgabenhöchstbetrages

C> Wiedereinführung des erhöhten

Sonderausgabenabzugs für über 50jährige Steuerpflichtige

C> Einführung eines Versorgungs-

freibetrages für die freien Berufe

C> Aufnahme der berufsständischen

Versorgungswerke als Ersatzinstitu- te der gesetzlichen Rentenversiche- rung in das Bewertungsgesetz

C> Einführung eines Vermögensteu-

erfreibetrages für das Vorsorgever- mögen .

8

Bei der Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit muß der Kauf- kraftschwund ausreichend berück- sichtigt werden. C>

1689

(2)

Leserdienst

Hinweise • Anregungen

AUS DER PHARMAZEUTISCHEN INDUSTRIE

Arzneimittelpackungen als Kostenfaktor?

Der Bundesverband der Pharmazeu- tischen Industrie, Frankfurt, wider- sprach mit der Veröffentlichung ei- ner internationalen Vergleichsstudie dem Vorwurf, daß der Übergang zu größeren Arzneipackungen die Ko- stenexpansion im Gesundheitswe- sen der Bundesrepublik Deutsch- land zusätzlich anheize. In Ländern, in denen die Ärzte individuell abge- stimmte Mengen verordnen (Bei- spiele: Großbritannien, Kanada und USA), die pharmazeutische Industrie also keinen Einfluß auf die im Ein- zelfall vom Arzt verordnete Arznei- menge habe, lasse sich ebenfalls ein Trend zur Verordnung größerer Arz- neimengen feststellen. So stieg die je Verordnung abgegebene Menge von Arzneieinzeldosen in den USA von 1960 bis 1975 um 56,2 Prozent;

in Kanada ergab sich für die 20 um- satzstärksten Präparate von 1970 bis

1975 je Verordnung eine Mengener- höhung um durchschnittlich 27 Prozent.

Vergleicht man die Entwicklung bei den umsatzstärksten 30 Pharma- Präparaten (für Kanada nur 20) so ergibt sich von 1971 bis 1975 folgen- de Entwicklung (s. Tabelle):

In ihrer Analyse kommt die pharma- zeutische Industrie zu dem Schluß, daß die Gründe für das Nichtauf- brauchen verordneter Arzneimittel

„sehr vielfältig" und keineswegs die verordnete Menge beziehungsweise die jeweilige Packungsgröße aus- schließlich verantwortlich seien.

Zwei Untersuchungen aus der DDR weisen nach, daß 40 Prozent der ver- ordneten Arzneimengen nicht ver- braucht werden beziehungsweise sich in jeder Hausapotheke durch- schnittlich 23 Arzneimittelpackun- gen befinden, von denen über 80 Prozent mehr als halbvoll sind.

Für die Situation in der Bundesrepu- blik Deutschland gibt eine Reprä- sentativbefragung des Meinungsfor- schungsinstituts Infratest, München, aus dem Jahr 1975 Auskunft.

Danach hatten am Stichtag der Be- fragung 45 Prozent das zuletzt vom Arzt verordnete Medikament ganz verbraucht, 16 Prozent hatten das Mittel erst vor kurzem verordnet be- kommen, 15 Prozent hatten die Ein- nahme nach Verschwinden der Krankheitssymptome beendet, neun Prozent wollten eine Reserve für künftige Beschwerden anlegen, neun Prozent bezeichneten die Pak- kung als zu groß, fünf Prozent neh- men bewußt weniger als vom Arzt verordnet, der Rest gab andere Gründe an. HC

Neue Anschrift — Die Med. Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präpa- rate J. Carl Pflüger hat Anfang Mai 1977 ihr neu errichtetes Pharma- werk bezogen. Die neue Anschrift lautet: Neuköllnische Allee 146-148, Pestfach 44 02 20, 1000 Berlin 44 (Neukölln), Telefon 0 30/6 84 90 07, Telegrammadresse: medfabrik ber- lin. KI WIRTSCHAFT

0 Die mit den Schwierigkeiten der Abgrenzung von Berufsausgaben und Lebenshaltungskosten verbun- denen Nachteile einschließlich der besonderen Verhältnisse, die bei Freiberuflern bestehen, müssen durch eine Angleichung des hierfür bestimmten Freibetrages an die wirtschaftliche Entwicklung ausge- glichen werden.

0 Den Freiberuflern muß zur Ab- deckung ihres unternehmerischen Risikos die steuerfreie Bildung eines praxisgebundenen Eigenkapitals er- möglicht werden. BFB/NJ

Kapital-

Lebensversicherung auch ohne Gesundheitsprüfung

Wie das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen, Berlin, mit- teilt, können Personen, die sich we- gen ihres vorgerückten Alters keiner Gesundheitsprüfung mehr unterzie- hen möchten, nunmehr ohne jede Gesundheitsprüfung eine Kapital- Lebensversicherung abschließen.

Zwei Lebensversicherungsunter- nehmen haben beim Bundesauf- sichtsamt für das Versicherungswe- sen die entsprechenden Tarife ein- gereicht, die auf jegliche Gesund- heitsprüfung verzichten. An die Stelle der Gesundheitsprüfung tritt jedoch eine dreijährige Wartezeit, in der nur ein eingeschränkter Versi- cherungsschutz besteht. Das bedeu- tet, daß bei Tod des Versicherten innerhalb dieser drei Jahre nur die gezahlten Beiträge ohne Zinsen er- stattet werden; bei Tod durch Unfall wird jedoch die volle Versicherungs- summe gezahlt. Die Höchstversiche- rungssumme für derartige Kapital- Lebensversicherungen ohne Ge- sundheitsprüfung ist begrenzt auf 20 000 DM. Der Beitrag für diese neuartige Kapital-Lebensversiche- rung entspricht dem von Lebensver- sicherungen mit Gesundheitsprü- fung. Die Überschußbeteiligung richtet sich natürlich nach dem ge- schäftlichen Erfolg der Versiche- rung. BA/AWA

Tabelle: Arzneimittelpackungen — Veränderung der durchschnittlich abgegebenen Menge je Verordnung

1975 nicht

mehr als weniger gleich ver-

1971 gleichbar

Bundesrepublik

Deutschland 26 2 1 1

Großbritannien 21 5 3 1

Kanada 16 2 2

USA 27 1 2

1690 Heft 25 vom 23. Juni 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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