Zeitschrift für Allgemeinmedizin 11/94
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70. Jahrgang • Heft 11 • 5. Juni 1994
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i
Gastkommentar:
Was bringt uns die pau
schalierte Vergütung?
Japan, Türkei, Deutschland - die Wechseljahre sind ganz unterschiedlich!
Argumente gegen eine generelle Hormonbe
handlung in den Wechseyahren Knochendichtemes
sung: wann ist diese Untersuchung indi
ziert?
Mammakarzinom:
Früherkennungs- Glauhe und Wirldich-
keit
AIDS: wie sicher sind Blutprodukte?
HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART
Der Erfolg einer
Schlaftherapie zeigt sich danach:
am nächsten Morgen beim Absetzen
bei den Arzneikosten
Chloraldurat' 500. Zus.: Chloralhydrat 500 mg pro Kapsel. Anw.-Geb. Schlafstörungen. Erregungszu
stände organischer bzw. psychischer Genese wie z.B. cerebralsklerotische Unruhezustände. Gegen- anz.: Leber- und Nierenschäden, schwere Herz- Kreislaufschwäche, Gravidität, Antikoagulantienthe- rapie (Cumarin-Typ), Kinder unter 6 Jahren.
Nebenw.: Benommenheit, Schwindel, Verwirrtheit, Ängstlichkeit, Schlafstörung, Allergie (vor allem an der Haut), Müdigkeit am Morgen sind bei Chloralhy
drat selten. Toleranz und Abhängigkeit sind nicht völ
lig auszuschließen. Beeinträchtig, der aktiven Ver
kehrsteilnahme oder Maschinenbedienung möglich, insbesondere zusammen mit Alkohol. Wechselw.:
Wirkverstärkung durch Sedativa und Alkohol. Wirkbe
einflussung von Cumarin-Antikoagulantien.
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die Alternative
Glosse
»Overprotection« - ein Systemfehier der Medizin
»Overprotection« ist ein Begriff aus dem Bereich der Psychopathologie;
Durch eine überängstliche, überbesorgte und immer nur das Beste wollende Erziehung werden Kinder krank, nämlich »verrückt«. Dies, weil sie sich aus dieser »Fürsorge« nicht lösen können, sind sie doch emotional auch auf sie angewiesen.
Die Medizin der letzten 2 bis 3 Jahrzehnte hat zunehmend Konzepte ent
wickelt, die einer »overprotection« der Patienten nahekommen. Im Bereich der Gynäkologie wird dies in diesem Heft an nur einigen Beispielen, die sich schnell vermehren ließen, illustriert. Da ist die Notwendigkeit einer hormo
nellen Begleitung eines ganzen Lebensabschnittes, der Menopause. Dieser Lebensabschnitt birgt gesundheitliche Gefahren: Zunahme der arterio
sklerotischen Erkrankungen, Osteoporose etc. Und dieser Lebensabschnitt ist auch - insbesondere in unserer Kultur (siehe Röring, Seite 417) - mit Unwohlseinszuständen verbunden. Da die Medizin nicht identifizieren kann, welche Frauen von den Gefahren und Störungen real bedroht sein werden, müssen alle behandelt werden. Dies nun entspricht dem Konzept medizi
nischer Prävention auch in anderen Bereichen: Acetylsalicylsäure und Cho
lesterin-Senker gegen Arteriosklerose, Jod für Struma etc.
Die Früherkennungs-Mammographie ist ein weiteres Beispiel. Beide Auto
ren - Swart et al. (Seite 431) und Schmidt (Seite 437) - sehen die gleiche wenn auch unterschiedlich bewertete Problematik: Das Mamma-Karzinom ist das zahlenmäßig wichtigste Karzinom der Frau, die letzten Jahrzehnte belegen die Erfolglosigkeit des rein therapeutischen Ansatzes, nur Früher
kennung kann hier eine Verbesserung erbringen. Dafür müssen möglichst alle Frauen in den Altersgruppen, bei denen ein Mammographie-Screening von Nutzen ist, regelmäßig zum Screening. Der Erfolg ist bevölkerungsbe
zogen bei hoher Beteiligung und höchster Qualität der Durchführung gege
ben. Für die einzelne Frau jedoch ist es die Situation eines Glücksspieles:
Entweder sie macht den »großen Gewinn«, gehört also zu den wenigen - bestenfalls 1 von 3000 - Mammographierten, die von der Untersuchung wirklich profitieren. Oder sie gehört zur Masse der Frauen, die regelmäßig hingehen, in Anspannung gesetzt sind, z. T. mit Angst weitere Abklärungs
diagnostik über sich ergehen lassen müssen. Und dies alles geschieht bei parallel laufenden anderen Früherkennungsuntersuchungen mit der glei
chen Problematik.
Unterstellt man einmal, daß diese Konzepte der Medizin im wesentlichen aus der Sorge um den Kranken geboren sind - eine sicherlich zu gutwillige Annahme -, dann gibt es sehr wohl Argumente für solche Programme. Aber macht diese Fürsorge der Medizin uns nicht auch auf einer anderen Ebene unglücklich? Das Leben erscheint überhaupt nur noch lebbar mit Begleitung einer Medizin, die zu schützen sucht: Erlebt wird eine Welt konstanter geheimer Bedrohungen, eine Welt, die nur unter Aufgabe eigener Autono
mie — nämlich durch Abgabe von Kompetenz - meisterbar ist.
Non-Compliance bei Patienten und in der Ärzteschaft könnten hier eine Mit-Erklärung finden: Man will diese Konzepte nicht akzeptieren, obwohl sie so vernünftig, so fürsorglich sind - man will seine Freiheit behalten bzw.
sie dem Patienten nicht nehmen. Erwachsene können sich nämlich gegen
»overprotection« wehren.
Ihr
r
Dr. med. Heinz-Harald Abholz Arzt für Allgemeinmedizin Lehrbeauftragter, FU Berlin Apostel-Paulus-Straße 39 10823 Berlin
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Zusammensetzung: I Kapsel enthält: 200 mg Fenofibrat Anwendungsgebiete: Fettstoffwechselstörungen, die weder durch eine Änderung der Ernährungsweise noch durch andere Maßnahmen wie vermehrte körperliche Aktivität und Gewichtsabnahme ausreichend beeinflußt werden können. Fettstoffwechselstörungen, die durchbestehende Krankheiten (z.B. Zuckerkrankheit) bedingt sind und trotz konsequenter Behandlung dieser Grundkrankheit weiter bestehen. Gegenanzeigen: Nieren- und schwere Leberfunktionsstörur^gen, Schwangerschaft, Stillzeit, Gallenblasenerkrankungen mit und ohne Gallensteinleiden. Besonders strenge Indikationsstellung bei Kindern. Nebenwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden, wie Völlegefühl, Übelkeit, Verstopfung die im allgemeinen vorübergehend sind und kein absetzen des Medikamentes erfordern. Es wurde berichtet über Potenzstörungen, Haarausfall, Blutbildveränderungen (leichte Abnahme von Hämoglobin und Leuko
zyten) und einen Anstieg der Leberenzyme, die im allgemeinen nach Absetzen des Medikamentes rasch abklingen. Bei Auftreten einer cholestatischen Hepatitis oder allergischen Erscheinungen wie Juckreiz oder Hautreaktion ist Lipidit sofort abzusetzen. Unter Langzeitbehandlung kommt es zu einem leichten Anstieg des Serumkreatinins. Eine wichtige, jedoch seltene Nebenwirkung ist eine Schädigung der Muskulatur, die mit Musketschmerzen und Muskelkrämpfen einhergeht.In diesem Fall ist eine Bestimmung der Kreatinphosphokinase vorzunehmen. LipidiP verändert die Zusam
mensetzung der Gallen flüssigkeit. Ob unter einer Langzeitbehandlung mit LipidiP vermehrt Gallensteine auftreten ist umstritten. Wechselwirkungen:
Die Wirkung von Antikoagulantien vom Cumarin-Typ und von Antidiabetika B STwlBM >3Ull Bl hann verstärkt werden. Wegen der Gefahr einerRhabdomylolyse soll LipidiP nicht mit HMG-CoA-Reduktasehemmem kombiniert werden. Dosierung: 1 Kap- sei täglich mit etwas Flüssigkeit zu einer der Mahlzeiten. Packungsgrößen und Preise: 30 Kapseln (N2) DM58,75; WO Kapseln (N3) DM 162,02; Anstalts- I—** ^ ^ * **—^---- c mb h | pQckung. Stand 3/94. Foumier Pharma GmbH, 66280 Sulzbach
INHALT INHALT
***INHALT ***
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 70. Jahrgang, Heft 11
Gastkommentar
Was bringt uns die pauschalierte Vergütung 415 N. Donner-Banzhaff
Schwerpunkt
Die Wechseljahre - ein Kulturphänomen R. Röring
Die Medikalisierung der Wechseljahre S. Groth
Der Nutzen der Knochendichtemessung bei der Osteoporose-Früherkennung
S. Lange, K. Richter und J. Köbberling
Mammographische Früherkennung des Brust
krebses
E. Swart, M.-L. Dierks, H. Reinerth, B.-P. Robra, H.-J. Frischbier und W. Hoeffken
Mammakarzinom: Früherkennungs-Glaube und Wirklichkeit
J. G. Schmidt Service Box
AIDS durch Blutprodukte H. Daß und A. Kröniger .
417
421
425
431
437
436 443
Therapiestudie
Acarbose bei Typ-Il-Diabetes im Alter U. Sprandel und Ch. Bruns
458
Serie
Ultraschallphänomene (38):
FliegenpUz 466
H. D. Bundschu
Online -7-
Leserbrief -16-
Magazin 448
Pharma News 450
Kongreß extra 451
Kongreß extra 465
Kongreßberichte 455
Forum Qualität 467
Buchbesprechungen 430, 442, 463
Medizinische Raritäten -37-
Impressum -14-
-5-
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Die Vergütung nach Einzelleistungen gehörte seit Jahrzehnten geradezu zur Identität der niedergelassenen Ärzte dazu. Andererseits war die Kompliziertheit und der bürokratische Auf
wand schon immer eine Last. . . Was bringt uns die pauschalierte Vergütung?
Seite 415
“6“
InhaltDie Wechseljahre verlaufen je nach Kulturkreis unterschiedlich. In Japan beispielsweise gab es lange gar keinen Begriff für »Wechseljahre«. In der Türkei dagegen werden die Wechseljahre allgemein mit Leiden und Beschwerden in Zusammenhang gebracht. Offensichtlich spielen die Lebensumstände von Frauen eine erhebli
che Rolle!
Die Wechseljahre - ein Kulturphänomen Seite 417
Sollten beschwerdefreie Frauen regelmäßig zur Mammographie gehen, um eine Brustkrebserkran
kung frühzeitig zu bemerken? Der Nutzen des Mam
mographie-Screenings wird häufig völlig überschätzt, der Schaden durch das Screening übersehen.
Mammakarzinom: Früherkennungs-Glaube und Wirklichkeit
Seite 437
Abbildungen:
Titelbild: /. Haag, © ICl Pharma. Heidelberg
Seite -6- oben: H.-J. Klemann, Mitte: W. Gorski, unten: E. Cleff III.
-7-
online *** online *** online ***
Restless-Iegs-Syndrom:
wirksame Therapie
Obwohl das Restless-Iegs-Syndrom rela
tiv häufig auftritt — die Prävalenz wird mit 1-5% angegeben ist das Krank
heitsbild wenig bekannt.
Ein Schweizer Kollege beschreibt die Krankheit aus eigener Erfahrung: Sie trat bei dem heute 58jährigen Mann erstmals im Alter von etwa 25 Jahren auf, zu
nächst nur sporadisch, später immer häufiger. Ab etwa dem 40. Lebensjahr traten die Störungen allabendlich auf Die Symptomatik beginnt am Abend mit Hy
perästhesien vor allem der Beine, aber auch des Rumpfes, und geht nach etwa 30 min in quälende Dysästhesien von elektrisierendem Charakter über, die im
perativ nach Bewegung verlangen. Wird versucht, den Bewegungsdrang zu unter
drücken, so kommt es zu Zuckungen und die Mißempfindungen können bis in die Brustgegend aufsteigen. Nur körperliche Tätigkeit bringt Linderung. Das Ein- und Wiedereinschlafen ist stark gestört, im Schlaf treten periodische Bewegungen auf Die Symptome dauerten anfangs bis etwa Mitternacht, später 4 Uhr morgens, sogar bis zum Aufwachen. Chronische Tagesmüdigkeit ist die Folge. Eine wirk
same Therapie ist erst seit wenigen Jah
ren bekannt: L-Dopa/Benserazid. Dieses Mittel hat sich auch beim Autor bewährt.
Während der empfohlenen Einnahme
pausen nimmt er Kodein-Retard ein. Un
ter einer Schaukeltherapie im 2-Monats- Turnus sind die Beschwerden bis auf sel
tene, stark abgeschwächte Restdysästhe- sien verschwunden. Eine Gewöhnung wurde während bislang ISmonatiger Be
handlungsdauer nicht beobachtet. (ChR) Grandjean, Ph.: Restless-leg-Syndrom.
Schweiz. Rundsch. Med. 1993; 82:
1195-1197.
Erstversorgung nach Ertrinkungsunfällen
In einer retrospektiven Studie wurden Erstversorgung und Prognose von 115 Ertrinkungsunfallopfern untersucht. Wie zu erwarten, sind von einem Ertrin
kungsunfall besonders Kinder und Ju
gendliche bedroht. Am häufigsten sind unbeabsichtigte Stürze ins Wasser und Badeunfälle.
57 Patienten wurden mit intaktem Kreis
lauf gerettet (Gruppe 1), 58 mußten notärztlich wiederbelebt werden (2). Die Studie zeigt, daß Patienten, die der Not
arzt mit erhaltener Kreislauffunktion an- trifft, eine ausgezeichnete Prognose ha
ben: Ein Patient der Gruppe 1 verstarb an akutem Lungenversagen, 55 überleb
ten völlig wiederhergestellt und einer mit
Schädigung des N. medianus. Auch wenn die Unfallopfer bewußtlos und ohne At
mung sind (12), können sie bei rechtzei
tiger, aggressiver Therapie überleben.
Patienten, bei denen eine Aspiration ver
mutet wird, müssen noch am Unfallort intubiert und kontrolliert beatmet wer
den; ebenso Patienten, bei denen trotz Sauerstoffzufuhr Tachypnoe oder Zya
nose persistieren. Jeder beinahe Ertrun
kene sollte in eine Klinik eingewiesen werden, um insbesonders leichte Formen der Aspiration oder respiratorischen In
suffizienz erkennen zu können.
In Gruppe 2 verlief bei rund der Hälfte der Patienten die Reanimation am Un
fallort erfolgreich. Maßgeblich für den Reanimationserfolg waren Alter und Wasserliegezeit. Die neurologische Pro
gnose wiederbelebter Ertrinkungsopfer ist jedoch insgesamt schlecht: Nur bei einem Viertel der Reanimierten gelingt eine Heilung ohne oder mit nur leichten neurologischen Schäden. Prognostisch bestimmend ist das Ausmaß der hypoxi- schen Organschädigung. Hier wäre adä
quate Erste Hilfe durch Laienhelfer be
sonders wertvoll; sie erfolgte nur bei 40%
der Ertrunkenen. Eine Hypothermie kann im Einzelfall die Prognose eines Er
trunkenen erheblich verbessern, so daß der individuelle Verlauf grundsätzlich nicht sicher abgeschätzt werden kann.
(ChR) Fretschner, R., et al.: Erstversorgung und Prognose nach Ertrinkungsunfällen.
Anästhesiol. Intensivmed. Notfallmed.
1993; 28: 363-368.
Prostatakrebs bei Beschäftig
ten der Atomenergiebehörde
Beschäftigte der britischen Atomenergie
behörde, die hohen Strahlungsbelastun
gen ausgesetzt waren, haben ein erhöh
tes Risiko, an Prostatakrebs zu erkran
ken. In einer Fall-Kontroll-Studie wurde untersucht, auf welche Faktoren dieses erhöhte Risiko zurückzuführen ist.
Von 1946-1986 erkrankten 136 Männer an Prostatakrebs, nach durchschnittlich 23 Jahren Beschäftigung bei der Atom
energiebehörde. Sie wurden mit 404 nicht an Prostatakrebs erkrankten Be
schäftigten verglichen. An den Arbeits
plätzen wurde die Belastung durch 15 spezifische Radionuklide sowie andere potentiell pathogene Faktoren ermittelt.
Ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko ist dem
nach mit einer Gruppe von Radionukli
den verbunden, die besonders in Schwer
wasserreaktoren erhöht auftreten: Tri
tium, Chrom-51, Eisen-59, Cobalt-60 und Zink-65. 21% der Erkrankten und 11%
der Kontrollpersonen arbeiteten an po
tentiell mit diesen Nukliden belasteten Arbeitsplätzen. Für andere Radionuklide, insbesondere Plutonium- oder Uranium-
(/>
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ö
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isotope, sowie andere Arbeitsplatzbela
stungen fand sieb kein signifikanter Zu
sammenhang zu einer erhöhten Prosta
takrebsmorbidität.
®^Cr, ^^Fe, ^®Co und ®^Zn entstehen bei der Bestrahlung bestimmter rostfreier Stahlummantelungen und gelangen als lungengängige Partikel in die Umgebung.
Tritium (^H) entsteht in der Moderator
flüssigkeit der Reaktoren und entweicht vornehmlich über Wasserdampf; es wird von der Haut absorbiert oder eingeat
met. (ChR)
Rooney, C., et al: Case-control study of prostatic cancer in employees of the U.K.
Atomic Energy Authority. BMJ 1993;
307: 1391-1397.
Studie zum Einfluß der Luft
verschmutzung auf die Morta- litätsrate
Ein Zusammenhang zwischen Luftver
schmutzung und Mortalität ist zwar schon wiederholt gezeigt worden, doch wurde an den entsprechenden Studien kritisiert, daß Zigarettenrauchen und ähnliche Gesundheitsrisiken nicht genü
gend berücksichtigt worden seien, ln der prospektiven Harvard Six Cities Study wurden dagegen von vornherein individuelle Risikofaktoren in das Unter
suchungskonzept miteinbezogen. ln sechs Städten, die als repräsentativ für die verschiedenen Grade von Luftver
schmutzung in den USA angesehen wer
den, wurden insgesamt 8111 weiße Er
wachsene seit 1974 jährlich einmal zu ihrem Zustand und gesundheitlichen Be
lastungen befragt. 1430 Personen star
ben im Untersuchungszeitraum. In jeder Stadt wurde die Luftverschmutzung (Staub, Schwefeldioxid, Sulfate, Ozon, Aerosolazidität) an einem zentralen Ort gemessen. Am deutlichsten war die Mor
talität mit Zigarettenrauchen assoziiert, daneben auch mit niedriger Schulbildung und erhöhtem Körpergewicht. Unter Be
rücksichtigung dieser und weiterer Risi
kofaktoren bestand ein signifikanter Zu
sammenhang zwischen Luftbelastung und Mortalität, vornehmlich durch Lun
genkrebs und kardiopulmonale Erkran
kungen. Besonders der Luftgehalt an fei
nen (Durchmesser <2,5 pm), inhalierba
ren (< 15 pm) und sulfathaltigen Parti
keln beeinflußte die Mortalität deutlich.
Die Luftverschmutzung hatte einen stär
keren Effekt bei Personen, die auch be
ruflich chemisch-physikalischen Noxen ausgesetzt waren, doch war ihr Einfluß auf die Mortalität bei jedem Grad beruf
licher Exposition signifikant. Diese Stu
die unterstreicht die Notwendigkeit, die städtische Luftverschmutzung zu redu
zieren. (ChR)
Dockery, D., et al.: An association bet
ween air pollution and mortality in six U.S. cities. N. Engl. J. Med. 1993; 329:
1753-1759.
Haltbarkeit von Notfall
medikamenten
Notfallmedikamente sollten nie extremen Temperaturverhältnissen ausgesetzt werden. Bei Hitze und Kälte sollten sie möglichst nicht im Auto belassen und auch bei Einsätzen nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden. Auch fahrbe
dingte Erschütterungen können die Halt
barkeit beeinträchtigen, weshalb grund
sätzlich ein rascher Verbrauch wün
schenswert ist. Die Verwendbarkeit der Medikamente muß regelmäßig über
wacht werden.
Für 68 häufig benutzte Notfallmedika
mente wurde versucht, die Haltbarkeit durch Anfrage beim Hersteller und Lite
raturrecherchen zu ermitteln. Äußerst temperaturempfmdlich und nach Erwär
mung über 40 °C nicht mehr zu verwen
den sind vor allem Adrenalin (Supra- renin), Lasix, Gilurytmal und periphere Muskelrelaxantien. Sie sollten generell alle drei Monate, im Sommer auch öfter ausgetauscht werden. Eine rasche Ver
kürzung der Haltbarkeit erfahren durch hohe Temperaturen u. a. Akrinor, Adalat Kapseln, Nitronal, Nitroglycerin Kapseln, Ebrantil, Lanitop, Dobutrex, Nubain, As- pisol, Diprivan, Chloralhydrat-Rectiolen, Valium, Sultanol, Dexamethason, Forte- cortin, Solu-Volon, Methergin und Pilo
carpin Augentropfen. Sie sollten alle 4-6 Monate erneuert werden. Eine kurzfri
stige Nichtbeachtung der Lagerhinweise erscheint bei den meisten Präparaten to
lerierbar, wenn sie nach der Belastung rasch verbraucht werden. Tiefe Tempe
raturen können bei parenteralen Lösun
gen zu Ausfällungen oder Trübungen führen; sie dürfen dann keinesfalls mehr
verwandt werden. (ChR)
Speer, G.: Haltbarkeit, Verfall und Aus
tausch von Notfallmedikamenten. Not
arzt 1993; 9: 173-178.
Dynorm' 0,5/1,0/2,5/5,0. Wirkstoff: Cilazapril 1 H2O. Zusam
mensetzung: 1 Filmtablette Dynorm 0,5 enthält 0,522 mg, 1 Film
tablette Dynorm 1,0 enthält 1,044 mg, 1 Filmtablette Dynorm 2,5 ent
hält 2,61 mg, 1 Filmtablette Dynorm 5,0 enthält 5,22 mg Cilazapril 1 M2O. Anwendungsgebiet: Essentielle Hypertonie. Gegenanzei
gen: Überempfindlichkeit gegen Cilazapril. Angioneurotisches Odem (auch in der /tnamnese). Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere). Zustand nach Nierentransplantation. Hämody- namisch relevante Aorten- oder Mitralklappenstenose bzw. hyper
trophe Kardiomyopathie. Primärer Hyperaldosteronismus. Schwan
gerschaft, Stillzeit. Mangels Therapieerfahrungen: renale Hyperto
nie, schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance <
40 ml/min), Dialyse, primäre Lebererkrankung oder Leberinsuffi
zienz, unbehandelte, dekompensierte Herzinsuffizienz, obstruktive Atemwegserkrankungen, Kinder. Kritische Nutzen-Risiko-Abwä- gung bei Proteinurie (< 1 g/Tag), klinisch relevanten Elektrolytstö
rungen, gestörter Immunreaktion oder Kollagenkrankheiten und bei gleichzeitiger imniunsuppressiver Therapie. Hinweis: Zu Therapie
beginn intensive Überwachung von Blutdmck und/oder repräsen
tativen Laborparametern bei Patienten mit Salz- und/oder Rüssig- keitsmangel, bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Do
sisreduktion!), bei Patienten mit schwerer Hypertonie, bei Patienten mit gleichzeitig vorhandener Herzinsuffizienz, bei älteren Patienten (> 65 Jahre). Während Therapie keine Dialyse oder Hämofiltration mit Polyacrylnitril-methallylsulfonat-high-flux-Membranen. Ne
benwirkungen: Herz, Kreislauf: Gelegentlich zu Therapiebeginn, sowie bei Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel (z. B. Diuretika- Vorbe
handlung), Herzinsuffizienz, schwerer Hypertonie und bei Erhöhung der Diuretika- und/oder Cilazapril-Dosierung, zu starker Blutdruck
abfall (incl. orthostatische Hypotonie), mit Schwindel, Schwächege
fühl, Sehstörungen, selten mit Synkope. Einzelfälle: Tachykardie, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Myokardin
farkt, TIA, cerebraler Insult. Niere: Gelegentlich Auftreten oder Ver
stärkung von Nierenfunktionsstörungen, in Einzelfällen akutes Nie
renversagen. Selten Proteinurie. Atemwege: Gelegentlich Husten, Bronchitis; selten Atemnot, Sinusitis, Rhinitis, vereinzelt Broncho
spasmus, Glossitis, Mundtrockenheit. Für/\CE-Hemmer in Einzelfäl
len beschrieben: angioneurotisches Ödem mit Beteiligung von Kehl
kopf, Rachen und/oder Zunge. Gastrointestinaltrakt: Gelegentlich gastrointestinale Störungen; selten Erbrechen, Durchfall, Verstop
fung, Appetitlosikeit, Für ACE-Hemmer in Einzelfällen beschrieben:
cholestatischer Ikterus, Hepatitis, Pankreatitis, Ileus. Haut, Gefäße:
Gelegentlich allergische Hautreaktionen, selten Urtikaria, Pruritus oder angioneurotisches Ödem. In Einzelfällen schwere Hautreaktio
nen (z. B. Erythema multiforme). Hautveränderungen mit Fieber, My
algien, Arthralgien, Vaskulitiden, Eosinophilie, Leukopenie und/oder erhöhten/VNA-Titem. Für ACE-Hemmer in Einzelfällen beschrieben:
psoriaiforme Hautveränderungen, Photosensibilität, Alopezie, öny- cholyse, Verstärkung einer Raynaud-Symptomatik. Nervensystem:
Gelegentlich Kopfschmerzen, Müdigkeit, selten Benommenheit, De
pressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Parästhesien, Gleichge
wichtsstörungen, Verwirrtheit, Dhrensausen, Geschmacksverände- rungenZ-verlust. Labor: Gelegentlich /\bfall von Hämoglobin, Häma
tokrit, Leukozyten- oder Thrombozytenzahl. Selten Anämie, Throm
bozytopenie, Neutropenie, Eosinophilie. Einzelfälle: /\granulozy- tose/Panzytopenie; Hämolyse/hämolytische Anämie (Zusammen
hang mit ACE-Hemmer nicht gesichert). Selten Anstieg von Harn
stoff, Kreatinin oder Kalium (Diabetiker!), /tbfall von Natrium. In Ein
zelfällen Erhöhung von Bilirubin und Leberenzymen. Hinweise: Bei notfallmäßiger Dialyse/Hämodialyse mit Polyacrylnitril-methallyl- sulfonat-high-flux-Membranen während Therapie mit Cilazapril, Gefahr anaphylaktoider Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen Schock. Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt im verstärkten Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen: Anal
getika, Antiphlogistika (z. B. Acetylsalicylsäure, Indometacin), Koch
salz (Blutdrucksenkung vermindert). Antihypertensiva (insb. Diure
tika), Narkotika, Anästhetika (Blutdrucksenkung verstärkt). Kalium, kaliumsparende Diuretika (z. B. Spironolacton, Amilorid, Triamteren) sowie andere Arzneimittel (z. B. Heparin) (Kaliumspiegel erhöht). Al
kohol Prkungsverstärkung von Alkohol). Lithium (Lithiumausschei
dung verlängert. Regelmäßige Kontrolle der Lithium-Serumkonzen
tration). Allopurinol, Zytostatika, Immunsuppressiva, systemische Corticoide, Procainamid (Leukopenie, Blutbildveränderungen ver
stärkt). Handelsformen und Packungsgrößen: Dynorm 0,5: 30 Filmtabletten DM 37,51; 50 Filmtabletten DM 58,39; 100 Filmtablet
ten DM 104,82. Dynorm 1,0:30 Filmtabletten DM 41,39; 50 Filmtab
letten DM 64,65; 100 Fllmtabletten DM 115,86. Dynorm 2,5: 30 Filmtabletten DM 48,54; 50 Filmtabletten DM 75,75; 100 Filmtablet
ten DM 140,88, Dynorm 5,0: 30 Filmtabletten DM 65,91; 50 Film
tabletten DM 100,88; 100 Filmtabletten DM 189,76. Dynorm 0,5/
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beilage aufmerksam lesen. Stand: 11/93.
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-10-
medikamentös bedingte extrapyramidalmotorische Störungen
Frühdyskinesie, Akathisie und Parkinsonoid sind gefürchtete Begleiterscheinungen der Therapie mit Neuroleptika und anderen antidopaminerg wirksamen Medikamenten. Sie
belasten den Patienten und gefährden den Therapieerfolg.
Wenn ein Absetzen der Medikation nicht möglich ist, hilft Akineton, das bewährte Anticholinergikum gegen medikamentös bedingte extrapyramidalmotorische Störungen.
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AkinetonVAkineton® retard. Zusammensetzung: Akineton: 1 Tablette enthält 2 mg Biperidenhydrochlorid, 1 ml Injektionslösung 5 mg Biperidenlactat. Akineton retard: 1 Dragee enthält 4 mg Biperidenhydrochlorid. Indikationen: Parkinson-Syndrom, besonders Rigor und Tremor; medikamentös bedingte extrapyramidale Symptome. Kontraindikationen:
Unbehandeltes Engwinkelglaukom; mechanische Stenosen im Bereich des Magen-Darm-Kanals; Megakolon. Vorsicht bei Prostataadenom und Erkrankungen, die zu bedrohlichen Tachykardien führen können. Bei erhöhter Krampfbereitschaft vorsichtig dosieren. Im 1. Trimenon der Gravidität und während der Stillzeit Verordnung kritisch abwägen. Nebenwir
kungen: Müdigkeit, Schwindel, Benommenheit, vornehmlich bei höheren Dosen Unruhe, Angst, Verwirrtheit, Delir, gelegentlich Gedächtnisstörungen, selten Halluzinationen.
Mißbrauch wegen stimmungsaufhellender und euphorisierender Wirkung möglich. Mundtrockenheit, Akkommodationsstörungen, Schweißminderung, Obstipation, Magenbeschwer
den, Zunahme oder selten Abnahme der Herzfrequenz, evtl. Blutdrucksenkung bei parenteraler Gabe. Gelegentlich Miktionsstörungen, selten Harnverhaltung (Antidot: Carbachol).
Vereinzelt allergische Hautausschläge, Dyskinesien, Ataxie, Muskelzuckungen, Sprechstörungen. Reaktionsvermögen!
Wechselwirkungen: Bei Kombination mit anderen anticholinerg wirksamen Medikamenten, z. B. Psychopharmaka, Antihistaminika, Antiparkinsonmitteln, Spasmolytika, Verstär
kung der zentralen und peripheren Nebenwirkungen. Bei Kombination mit Chinidin Verstärkung der anticholinergen Wirkungen (AV-Überleitungl). Bei Kombination mit Levodopa Ver
stärkung von Dyskinesien; Verstärkung neuroleptikabedingter Spätdyskinesien. Verstärkung der zentalnervösen Nebenwirkungen von Pethidin. Zunahme des Alkoholeffektes. Wir- kungsabschwächung von Metoclopramid. Dosierung und Anwendungsweise: Individuell und einschleichend; siehe Fachinformation. Packungsgrößen und Preise (einschl.
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Nordmark
Gastkommentar
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'
... . .. ...•
•V..‘HNorbert Donner-Banzhoff
Was bringt uns
die pauschaiierte Veig;ütung?
Abt. Allgemeinmedizin, Philipps-Uni
versität Marburg
Wir sind Zeugen und Betroffene einer Verän
derung, die unseren Alltag in der Praxis gründ
lich beeinflussen wird ich meine die Einfüh
rung (teil-)pauschalierter Vergütungsformen im hausärztlichen Bereich (Grundvergütung und Leistungskomplexe). Auch wenn die Re
form derzeit durch die zuständigen KV-Gre- mien verzögert wird, so sind die Vorgaben des GSG hier zwingend und werden notfalls durch staatliche Eingriffe durchgesetzt werden.
Ängste und Vorbehalte
Die Vergütung nach Einzelleistungen gehörte seit Jahrzehnten geradezu zu unserer Identität als niedergelassene Ärzte. Entsprechend groß sind jetzt auch die Vorbehalte, ja Ängste vieler Kollegen. Andererseits haben verfallende Punktwerte unterhalb des Honorar-»Deckels«
die Vertragsärzteschaft offen gemacht für Lö
sungen, die vor einigen Jahren noch nicht ein
mal diskutierbar gewesen wären. Und die Kompliziertheit und der bürokratische Auf
wand in diesem System waren eigentlich schon immer eine Last.
Verlust an Qualität?
Viele Kollegen befürchten Qualitätseinbußen, wenn es an der finanziellen Motivation für eine intensive Patientenbetreuung fehlen würde.
Tatsächlich konnten Unterschiede in der »Er
gebnisqualität« jedoch weder in einer Studie unseres Instituts zum Vergleich pauschalierter Vergütung in Großbritannien und Einzellei
stungsvergütung in Deutschland noch in zahl
reichen US-amerikanischen Vergleichsunter
suchungen festgestellt werden (wir hatten die kardiovaskuläre Prävention als Indikator ge
wählt). Trotzdem werden unter pauschalierter Vergütung regelmäßig geringere Gesamt-Akti
vitäten der Ärzte festgestellt (»Prozeßqualität«)
—, wie ist dieser Widerspruch zu erklären?
Tatsächlich wird es eine Konzentration von Aktivitäten geben auf die schwerer bzw. ein
deutiger Erkrankten, oder, andersherum ge
sagt: Es gibt einen »Kernbereich« ärztlichen Handelns, der sich tatsächlich in klinische Ef
fekte umsetzt, und diese »Kernaktivitäten« sind unter beiden Vergütungsformen praktisch gleich. Unterschiede finden sich vor allem in den »Grauzonen« ärztlichen Handelns, wo der Erkenntnisstand über das diagnostische und therapeutische Vorgehen unzureichend ist.
Hier ist die Variationsbreite unter Ärzten am größten, hier wirken sich ökonomische Bedin
gungen am stärksten aus. In diesen Zweifels
fällen motiviert die pauschalierte Vergütung zur Zurückhaltung, die Einzelleistungsvergü
tung zur Intervention.
Auswirkungen des Arzneimittelbudgets
Solche Effekte können wir bereits als Auswir
kung des Arzneimittel-Budgets beobachten. Die sehr deutlichen Einsparungen im Volumen der Verschreibung betreffen vor allem Substanzen mit zweifelhafter Wirkung. Genauere Evalua
tionen stehen hier allerdings noch aus, sie müssen sich auch auf längere Zeiträume bezie
hen.
Subtile Einflüsse des Vergütungs
systems ...
Wohl niemand kann sich den subtilen Einflüs
sen eines Vergütungssystems entziehen. Bis
her wurden wir dadurch im Zweifel für eine technische Untersuchung oder therapeutische Prozedur motiviert, auch wenn diese gar nicht genügend evaluiert waren. Hier werden wir langfristig nach ganz anderen Regeln entschei
den müssen; es werden weniger ökonomische Gesichtspunkte sein, sondern eher medizini
sche und Versorgungs-Kriterien, die uns leiten.
Die »Kernakti
vitäten« ärzt
lichen Han
delns sind un
ter beiden Ver
gütungsformen praktisch gleich
Die Vergütung nach Einzellei
stungen - kom
plizierter büro
kratischer Auf
wand
Es kann sich wohl niemand den subtilen Einflüssen ei
nes Vergü
tungssystems entziehen...
Z. Allg. Med. 1994; 70: 415-416. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1994
416
ZJFA GastkommentarDie wichtigsten ärztlichen Arbeitsmittel:
Anamnese, Befund, thera
peutisches Gespräch
Der Hamster im Rad - Wap
pentier der deutschen Kas
senärzteschaft
Dabei können und sollen auch unter einer Pau
schalierung einzelne Versorgungslücken mit wirtschaftlichen Anreizen geschlossen werden (z. B. präventivmedizinische Untersuchungen).
Allerdings muß hier erwähnt werden, daß der Forschungsstand über die möglichen Effekte der Reform unzureichend ist. Der Modellver
such, den der Sachverständigenrat bereits vor
geschlagen hatte, um die Effekte anderer Ver
gütungsformen zu erproben, ist nie durchge
führt worden. Die zahlreichen US-amerikani
schen Untersuchungen hierzu (teilweise als kontrollierte Versuche!) sind nur bedingt auf unsere Situation übertragbar.
Ein internationaler Vergleich
Doch abgesehen von den konkreten Auswir
kungen auf die Versorgung sind noch viel tiefer gehende Veränderungen zu erwarten. Ich denke, es ist kein Zufall, daß gerade in den Ländern vorwiegend pauschaliert vergütet wird, die wir wegen ihrer hochentwickelten Allgemeinmedizin beneiden: die Niederlande, Großbritannien und Skandinavien. Das System der Einzelleistungsvergütung verschlingt so viel
Anschrift:
Norbert Donner-Banzhoff, Professur für Allgemeinme
dizin, Klinikum der Philipps-Universität, Blitzweg 16, 35039 Marburg.
Persönliche Daten:
Geboren 13.12.1956 in Viersen/Rhld., verheiratet, eine zweijährige Tochter.
Ausbildung:
Medizinstudium in Aachen, Swansea, Cardiff (beide Wales-UK), London, z. T. mit Jahresstipendium des DAAD.
Beruflicher Werdegang:
1985-1991 Assistenzarztausbildung in kleineren und mittleren Krankenhäusern im Bergischen und Rhein
land sowie hessischer Landpraxis. 1991 Arzt für Allge
meinmedizin.
Jetzige Tätigkeit:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für All
gemeinmedizin in Marburg, Lehre in Klinik und Vorkli
nik; niedergelassen in Marburger Gemeinschaftspraxis.
Arbeits-, Interessenschwerpunkte:
Systeme primärer Versorgung im internationalen Ver
gleich, kardiovaskuläre Prävention, Arzt-Patient-Inter- aktion, Qualitätssicherung im Rettungswesen.
an professioneller Energie, daß diese an ande
rer Stelle fehlt: in der Qualitätssicherung, der Entwicklung von praxisbezogenen Handlungs
leitlinien und der allgemeinmedizinischen For
schung.
Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, unser Versorgungssystem würde wegen seines hohen Technisierungsgrades hohe Qualität bie
ten. Durch die flächendeckende Anwendung technischer Prozeduren und die finanziellen Anreize dazu kann nicht nur die »Durchfüh
rungsqualität« leiden, sondern wird vor allem die »Indikationsqualität« beeinträchtigt. Zu
dem ist Versorgung durch zu viele Spezialisten fragmentiert, und viele der erbrachten Leistun
gen redundant. Unter diesen Bedingungen werden die wichtigsten ärztlichen Arbeitsmit
tel, nämlich Anamnese, Befund und das thera
peutische Gespräch, eher behindert als geför
dert.
Der Hamster im Rad ...
Daß die Qualitätssicherung in den oben ge
nannten Ländern viel weiter entwickelt ist als bei uns, liegt also nicht daran, daß dies dort eher nötig wäre, es ist dort nur eher möglich.
Der Hamster in seinem Rad, der zu Recht zum Wappentier der deutschen Kassenärzteschaft geworden ist, hat keine Zeit und Kraft für pro
fessionelle Aktivitäten dieser Art...
Auch die vielen »Grauzonen«, in denen wir täglich Entscheidungen treffen, müssen ange
gangen werden -, dies ist eine der Kernaufga
ben allgemeinmedizinischer Forschung. Aber auch dies kann — wie die Qualitätssicherung — nur durch Kooperation angegangen werden, die durch das System der Versorgung gefördert werden sollte.
So sehr viele von uns den durch die Reform bedingten Veränderungen auch mit Sorge ent
gegensehen, so ergeben sich doch positive Ef
fekte, die nicht zu unterschätzen sind. Denen, die über die Zukunft klagen, sollten wir dies klarmachen: Die Reform wird uns auch neue Chancen zur professionellen Weiterentwick
lung hausärztlicher Medizin eröffnen.
Fortbildung 2XA 417
Regina Röring
Die Wechseljahre - ein Kulturphänomen
Feministisches Frauen-Gesund- heitszentrum, Berlin
In den meisten alten Kulturen erhöht sich der gesellschaftliche Status mit dem Alter. Beson
ders für Frauen, die in solchen Kulturen wäh
rend ihrer reproduktiven Phase starken Ein
schränkungen unterworfen sind, ist Altwerden mit dem Erreichen größerer Rechte und Frei
heiten verbunden. Die Wechseljahre stellen da
bei häufig die Eingangsstufe in diese Lebens
phase dar. Kulturanthropologische Forschun
gen zeigen, daß unter diesen Bedingungen Wechseljahresbeschwerden nahezu unbekannt sind (8). Wie stark der kulturelle Hintergrund das Erleben der Wechseljahre prägt, möchte ich an zwei Beispielen genauer ausführen.
Wechseljahre in Japan
Sicherlich symptomatisch für die japanische Sicht auf die Wechseljahre ist die Tatsache, daß lange Zeit kein Begriff dafür existierte. Die heute gebräuchliche japanische Bezeichnung konenki wurde erst um die Jahrhundertwende unter dem Einfluß der deutschen Medizin ent
wickelt. Doch trotz des westlichen Einflusses ist der Bedeutungsgehalt dieses Begriffes ein völlig anderer als in unserer Kultur.
»Die meisten japanischen Frauen assoziieren konenki mit Altern und glauben, daß die Wech
seljahre einen graduellen Übergang darstellen, der im Alter zwischen 40 und 45 beginnt und den Eintritt in den späteren Teil des Lebenszy
klus markiert. Grauwerden der Haare, Verän
derungen der Sehstärke, Verlust des Kurzzeit
gedächtnisses, Kopfschmerzen, Steifheit der Schultern, Schwindel, unspezifische Schmer
zen und Beschwerden und Abgespanntheit sind die Anzeichen, die am häufigsten mit diesem Übergang verknüpft werden. Das Ende der Menstruation stellt nur einen kleinen und re
lativ unbedeutenden Teil dieses Prozesses dar (Hervorhebung R.R.). Japanische Ärzte stim
men trotz ihrer umfassenden Vertrautheit mit den westlichen medizinischen Publikationen mit diesen Beschreibungen überein« (2).
Vergleichende Untersuchungen an kanadi
schen und japanischen Frauen ergaben, daß das Phänomen der Hitzewallungen, das in westlichen Kulturen als unumstrittenes Merk
mal der Wechseljahre gilt, in Japan eher ver
einzelt auftritt. Danach haben nur 19,6% der Japanerinnen in und nach der Menopause je
mals eine Hitzewallung erlebt; im Gegensatz zu 64,6% der kanadischen Frauen. (Im europäi
schen Durchschnitt liegt diese Zahl sogar bei 75 bis 80%.)
Selbst wenn Japanerinnen von Hitzewallungen betroffen sind, für die die japanische Sprache im übrigen nur Umschreibungen kennt, brin
gen sie diese offensichtlich weniger mit hormo
nellen Veränderungen in Zusammenhang als vielmehr mit dem Alterungsprozeß.
Bemerkenswert ist auch, daß Japanerinnen, die mit 82 Jahren die höchste Lebenserwar
tung in der Welt haben, nach Schätzungen nur halb so häufig von Osteoporose betroffen sind wie westliche Frauen. Es wird vermutet, daß Unterschiede in der Lebensweise, v. a. der Er
nährung, für diese Ergebnisse verantwortlich sind (8).
Im Gegensatz zur heute gängigen Meinung, die Wechseljahre als biologischen Vorgang zu er
klären und medizinisch zu therapieren, spie
len die Lebensumstände von Frauen eine ent
scheidende Rolle im Erleben der Wechseljahre.
Ein Vergleich zwischen verschiedenen Kultu
ren zeigt dies. Während in Japan den Wech
seljahren wenig Bedeutung beigemessen wird, stellt die Menopause für türkische Frauen ei
nen großen Einschnitt dar. Dies schlägt sich auch in der körperlichen Symptomatik nieder.
Auch viele Wechseljahresbeschwerden in un
serer Kultur lassen sich aus den widersprüch
lichen Anforderungen an Frauen herleiten.
Hat die Frau eine angese
hene Stellung in der Gesell
schaft, dann gibt es keine Wechseljahres- heschwerden
ln Japan gibt es nur ganz selten Wechsel
jahresbe
schwerden
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1994; 70; 417-420. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1994
418
IFortbildung Wechseljahre: KulturphänomenIn der Türkei bedeuten Wechseljahre:
Verlust der Reinigungs
fähigkeit
Die Menopause kann aber in der Türkei für mehr Freiheit
»genutzt«
werden
Ein anderer Aspekt der Lebensweise mag ebenfalls eine Rolle spielen: In dem noch stark von Tradition bestimmten Leben Japans, das von Förmlichkeit und Selbstdisziplin geprägt ist und in dem Frauen noch stärker ihre tradi
tionellen Rollen ausüben, scheinen Beschwer
den wie Kopfschmerzen, Steifheit der Schul
tern und Abgespanntheit als Synonyme für den langsamen Prozeß des Alterns adäquat. Dem
gegenüber erscheint die westliche Kultur mit ihrer Hektik und den sich ständig wandelnden Anforderungen besonders geeignet, Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche zu fördern. Versinnbildlichen lassen sich diese Unterschiede im Bild der japanischen Teezere
monie im Vergleich zu der schnellen Tasse Kaffee, die von Frauen unserer Kultur als le
bensnotwendiger Antrieb angesehen wird.
Eine weitere Erklärung für die spezifisch japa
nische Sichtweise auf die Wechseljahre mag auch in den Körpervorstellungen der traditio
nellen japanischen Medizin zu finden sein.
Krankheiten oder Beschwerden werden dem
nach als Störungen im körperlichen Gleichge
wicht gesehen, die weniger einzelnen Organen oder Substanzen als vielmehr der Behinderung von Energieflüssen zugeschrieben werden. Auf diesem Hintergrund erklärt sich, daß die durch das Alter bedingten nachlassenden Energien für Beschwerden verantwortlich gemacht wer
den - und nicht die Veränderungen der Hor
monwerte. Die Menopause wird als sinnvoller, das Leben verlängernder Vorgang gesehen, der den unnötigen Blutverlust beendet, den der äl
ter werdende Körper nicht mehr verkraften könnte.
Wechseljahre in der Türkei
Einen ganz anderen Stellenwert haben die Wechseljahre für türkische Frauen, der sich nur aus der Bedeutung der Menstruation erklä
ren läßt.
Die Menstruation, als Monatsbeginn oder Mo
natszustand bezeichnet, wird vor allem als Rei
nigungsprozeß gesehen.
»Offensichtlich haben die Frauen die Vorstel
lung, daß in ihrem Körper eine erhöhte Span
nung besteht: Im Körperinnern wird sozusa
gen alles Überflüssige zusammengeführt, der Körper arbeitet, und daher entstehen beson
ders vor dem Ausscheiden die Beschwerden.«
Obwohl die Blutung selbst mit »Kranksein« und
»Schmutzigsein« assoziiert wird, leiden die Frauen während der Regel subjektiv kaum, im Gegenteil, »eher scheinen sie stolz darauf zu sein, erst recht, wenn sie von starken Blutun
gen sprachen« (6).
Da in der islamischen Kultur auch dem Sper
mienfluß eine reinigende Wirkung zugeschrie
ben wird (3), dient in der Vorstellung türki
scher Frauen die Menstruation nicht nur der Reinigung von Körpereigenem, sondern auch von Körperfremdem, also dem Sperma, sofern die Frau in sexuellem Kontakt mit einem Mann steht.
Die Wechseljahre, die im Türkischen als »Ab
geschnittensein vom Monatszustand« bezeich
net werden, haben deshalb für türkische Frauen etwas mit dem Verlust der Reinigungs
fähigkeit zu tun, was zunächst einmal als ne
gativ angesehen wird. Frühe Wechseljahre gel
ten deshalb als Unglück. Die Wechseljahre all
gemein werden von Türkinnen mit Leiden und Beschwerden in Zusammenhang gebracht, mit Hitzewallungen, »Nervenkrisen« bis hin zu ernsten Erkrankungen.
Diese Entwicklung scheint aber keineswegs zwangsläufig und ausweglos zu sein. So wird dieser »Verlust« auf der körperlichen Ebene durch einen Gewinn an sozialem Status inner
halb des Großfamilienverbandes wieder aufge
wogen.
Außerdem entwickelt Mihciyazagan die These, daß türkische Frauen solange unter Wechsel
jahresbeschwerden leiden, wie die Männer mit ihnen Geschlechtsverkehr haben. Grundsätz
lich müssen islamische Frauen ihren Männern Zugangsrecht zu ihrem Körper gewähren. Im individuellen Fall aber hängt dies von der Macht der einzelnen Frau ab. Je höher ihr gesellschaftlicher Status, desto eher ist sie in der Lage, sich ihrem Mann zu verweigern. Aus dieser Sicht stellt die Bewältigung der Wech
seljahre für türkische Frauen eine Art »Balan
ceakt« dar, der darin besteht, einerseits ihre Menopause hinauszuzögern, notfalls auch mit Hormonen, und andererseits ihre gesellschaft
liche Stellung zu erhöhen, um »die Freiheit ihres Körpers zu erreichen« (6). Damit sind ihnen Handlungsspielräume gegeben, die gleichzeitig auch positive Perspektiven für die späteren Lebensjahre eröffnen.
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sche Krankheitsverlauf die Anwendung von Kortikoiden erforderlich macht, wie z.B. Bronchial
asthma und chronische Entzündung der Bron- chialschleimhaut mit Verengung der Atemwege (chronisch-obstruktive Bronchitis). Hinweis:
AeroBec ist nicht zur Behandlung von plötzlich auftretenden Atemnotanfällen (akuter Asthma
anfall oder Status asthmaticus) bestimmt.
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Beclomethasondipropionat ist eine Gegenan
zeige. AeroBec darf nicht angewendet werden bei Lungentuberkulose, falls eine gleichzeitige resistenzgerechte tuberkulostatische Behand
lung nicht möglich ist, es sei denn, daß der Arzt es ausdrücklich gestattet hat. Mykosen bzw.
Infektionen im Bereich der Atemwege müssen angemessen behandelt werden, stellen dann aber keine Gegenanzeige für eine Behandlung mit AeroBec dar. Da bisher nicht genügend Erfahrungen über die Behandlung von Kindern vorliegen, sollten diese insbesondere wegen der Möglichkeit des Einflusses von AeroBec auf den Knochenstoffwechsel von der Behandlung mit AeroBec ausgeschlossen werden. Anwen
dung In Schwangerschaft und Stillzeit: Beclo
methason sollte während der Schwangerschaft, vor allem in den ersten drei Monaten, nicht ein
gesetzt werden, da keine ausreichenden Erfah
rungen mit der Anwendung bei Schwangeren vorliegen und Tierversuche Hinweise auf Fehl
bildungen und andere embryotoxische Wirkun
gen ergeben haben. Bei Langzeittherapie sind intrauterine Wachstumsstörungen nicht auszu
schließen. Bei einer Behandlung zum Ende der Schwangerschaft besteht für den Feten die Ge
fahr einer Atrophie der Nebennierenrinde, die eine ausschleichende Substitutionstherapie beim Neugeborenen erforderlich machen kann.
Glucokortikoide gehen in die Muttermilch über.
Bei Anwendung höherer Dosen oder bei einer Langzeitbehandlung sollte abgestillt werden.
Nebenwirkungen: Bei einigen Patienten treten Candidosen in Mund und Rachen auf. Dieser Zustand kann behandelt werden, ohne die Beclomethasondipropionat-Therapie zu unter
brechen. Heiserkeit kann ebenfalls auftreten.
Bei Umstellung von Kortikoldtabletten oder -Injektionen auf die Inhaiationsbehandlung kön
nen Allergien in Erscheinung treten, die bis dahin unterdrückt waren, z.B. allergischer Schnupfen, allergische Hauterscheinungen. Die
se sollten zusätzlich mit Antihistaminika bzw.
Kortikoiden zur äußerlichen Anwendung behan
delt werden. Treten ungewöhnliche Störungen oder Beschwerden auf, soll unverzüglich der Arzt zu Rate gezogen werden. Wegen der Gefahr einer Nebennierensuppression auch unterhalb einer Höchstdosis von 1500 Mikro-gramm soll
ten Patienten, die mit AeroBec behandelt wer
den, regelmäßigen Laborkontrollen unterzogen werden, da der Grad der Suppression nicht immer klinisch auffällig zu sein braucht. Das Risiko einer auftretenden Nebennierensuppres
sion sollte gegenüber den therapeutischen Vor
teilen abgewogen werden. Da es bisher nicht genügend Erfahrungen in der Behandlung mit AeroBec gibt, können unerwünschte glucokorti- koidübliche Wirkungen nicht ausgeschlossen werden. Dies sollte gegenüber den möglichen therapeutischen Vorteilen abgewogen werden.
Dosierung: Die Dosierung entnehmen Sie bitte der Fachinformation. Art und Dauer der Anwen
dung: AeroBec Autohaler sollte regelmäßig in den empfohlenen Abständen Inhaliert werden.
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Fortbildung Wechseljahre: Kulturphänomen
Hohe Ansprü
che und das Erleben, diesen so nicht mehr gerecht zu wer
den, machen Beschwerden!
Wechseljahres
beschwerden bei uns könn
ten auch ein Zeichen der Überforderung sein
Die Wechseljahre in unserer Kultur
Obwohl die Wechseljahre in unserer Kultur eher negativ besetzt sind und lange Zeit als Tabu behandelt wurden, ist die individuelle Erfahrung vieler Frauen damit keineswegs ne
gativ. In einer Studie fand McKinlay heraus, daß die meisten Frauen die Wechseljahre po
sitiv sahen. Auch die Vorstellung, daß Frauen in und nach den Wechseljahren verstärkt zu Krankheiten neigten, bestätigte sich nicht (1).
Nach übereinstimmenden Ergebnissen haben zwei Drittel aller Frauen in den Wechseljahren keine oder nur leichte Probleme, während ein Drittel über stärkere Beschwerden klagt. Fak
toren wie sozialer Status oder sexuelle Orien
tierung spielen dabei eine Rolle: Besser ausge
bildete, berufstätige Frauen leiden weniger als Unterschichtfrauen, lesbische Frauen weniger als ihre heterosexuellen Geschlechtsgenossin
nen (2).
Für das Leiden von Frauen mittleren Alters in unserer Gesellschaft mag es vor allem zwei Gründe geben.
Zum einen sind die Anforderungen an Frauen enorm gestiegen. Die Tatsache, daß der Beruf in viel stärkerem Maße als früher zur Identität von Frauen gehört, hat nicht zu einer Entla
stung von anderen traditionell weiblichen Rol
lenzuweisungen geführt, im Gegenteil. Die An
sprüche an Frauen als Mütter, Hausfrauen und Sexualpartnerinnen sind ebenfalls gestiegen.
Auch wenn kaum eine Frau alle Erwartungen erfüllen kann oder will, so ist doch deren Druck für die meisten mehr oder weniger ständig spürbar. So klagen viele Frauen in den Wech
seljahren darüber, daß sie es leistungsmäßig nicht mehr schaffen, ihren Alltag zu bewälti
gen. Bei näherem Nachfragen stellt sich mei
stens heraus, daß nicht die hormonelle Umstel
lung an sich das Problem ist, sondern die jah
relange Überforderung, die die Kraftreserven erschöpft hat.
Dies ist ein wesentlicher Faktor, der nach wie vor das Selbstbewußtsein von Frauen untermi
niert.
Während frühere Frauengenerationen mit dem Altern mehr oder weniger klaglos den Weg in die Unsichtbarkeit antraten und sich mit die
nenden oder unterstützenden Positionen, etwa in der Aufzucht der Enkel, begnügten, geben sich heute'Frauen dieser Altersgruppe nicht mehr so leicht zufrieden. Dabei treffen sie auf eine Situation, in der die zweite Lebenshälfte für Frauen länger als je zuvor ist, es gleichzeitig aber nur sehr unklare Orientierungen gibt, wie sie zu gestalten sei. Normbilder von den ewig jungen Alten, die unternehmungslustig, sport
lich und sexuell aktiv ihr Leben autonom ge
stalten, kontrastieren mit einer Realität von Altersarmut und Pflegebedürftigkeit, die vor allem Frauen betrifft.
In dieses Vakuum zwischen übermäßigen An
sprüchen einerseits und begründeten Ängsten andererseits stößt nun die Pharmaindustrie mit dem Versprechen, mit den physiologischen An
zeichen des Alterungsprozesses auch gleichzei
tig dessen Folgen abzumildern — dies durch den »normalisierenden« oder »ausgleichen
den« Einfluß der Ersatzhormone.
Der Begriff der »Normalisierung« reproduziert dabei die gesellschaftliche Diskriminierung äl
terer Frauen auf der medizinischen Ebene, in
dem er die junge Frau in ihrer reproduktiven Phase zur Norm erklärt. Dies ungeachtet der Tatsache, daß diese Phase heute normaler
weise kaum mehr als die Hälfte eines Frauen
lebens ausmacht.
Die Wechseljahre mit ihren Veränderungen auf der körperlichen Ebene können auch eine Zeit des Umbruchs auf psychischer Ebene sein, vielleicht sogar eine Art Barometer, das den Stand der Zufriedenheit mit dem bisherigen Leben anzeigt bzw. auf Schwächen hinweist (4).
Ein anderes Hauptproblem für viele Frauen in den Wechseljahren ist die Angst, als ältere Frau nicht mehr attraktiv für Männer zu sein -, und dies in einer Gesellschaft, die stark an den Normen von Jugendlichkeit orientiert ist und den Wert von Frauen in erster Linie daran bemißt. »Was Männer interessanter macht, wie Falten und graue Haare, macht Frauen alt«, so ein Werbespruch. Gefragt ist glatte Schönheit.
Frauen merken z. B. an verstärkten Hitzewal
lungen, wenn sie zuviel Kaffee getrunken ha
ben oder zu großer Hektik ausgesetzt waren.
Andere erleben die Hitzewallungen als zusätz
lichen Energieschub, der ihnen Antrieb gibt.
Auch starke Stimmungsschwankungen, die Frauen während der Wechseljahre an sich be
obachten, sind nicht lediglich eine Folge von Hormonschwankungen, sondern oft auch ein
Wenn das Wetter wechselt und der Kreislauf streikt...
Carnigen^ forte
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Carnigen® Mono/ Carnigen®forte Mono Zusammensetzung: Carnigen Mono;
1 ml Lösung enthält 20 mg Oxilofrinhydro- chlorid und als Konservierungsmittel Methyl- -4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxy- benzoat (Parabene) ;1 Dragee enthält 16 mg Oxilofrinhydrochlorid. Carnigen forte Mono: 1 ml Lösung enthält 40 mg Oxilofrinhydrochlorid und als Konservierungsmittel Methyl-4-hydroxy- benzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat (Parabe
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Indikationen: Hypotonie und orthostatische Kreislaufregulationsstörungen, sowie die hierdurch verursachten Beschwerden wie z.B. Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen, Neigung zu Ohn
mächten, morgendliche Antriebsschwäche, rasche Ermüdbarkeit, Wetterfühligkeit (z.B. bei Föhn), Kopf
schmerzen und Neigung zu Herzklopfen. Kreislauf
schwäche oder -labilität auch bei Jugendlichen, während der Schwangerschaft, in den Wechseljahren sowie nach Operationen, Infektionen oder längerer Bettlägerigkeit.
Kontraindikationen: Schwere organische Herzerkrankun
gen, Herzrhythmusstörungen, Thyreotoxikose, Phäochromc zytom, Engwinkelglaukom, Überempfindlichkeit gegenüber Oxilofrin. Zusätzlich für Lösungen (Tropfen); Überem
pfindlichkeit gegenüber Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl- hydroxybenzoat (Parabene). Nebenwirkungen: In seltenen Fällen unter höheren Dosen Herzklopfen, bei vereinzelten gastrointestinalen Beschwerden Einnahme nach den Mahlzeiter bei Unruhe oder Schlaflosigkeit letzte Tagesdosis am frühen Nachmittag.
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