Zeitschrift für Allgemeinmedizin
71. Jahrgang • Heft 8 • 20. April 1995 8/ 9 5
Kardiologie
Forum Qualität: Ratio
nelle Arzneimittelver
ordnung - wie machen es die Kollegen in Hol
land
ACE-Hemmer - was ist gesichert für die
Therapie?
Kardiale Ischämien mit Streß-Echokardio
graphie aufdecken Die transösophageale
Echokardiographie, ein neues Schall
fenster zum Herzen
Rasierapparat, elektri
sche Zahnbürste, Mo
bilfunk - was Herz
schrittmacher aus dem Takt bringt
HIPPOKRATES VERLAG GMBH • STUTTGART
578
Nitrosorbon® retard 120
Isosorbiddinitrat 120 mg 1 x tgl
Belastungsschutz auf höchstem Niveau
"'f.j- '<1^ a if' ■ V-'t-S- y-.A. ' ' . v.-
'-f'i
Nitrosorbon” -5-/10-/20-/-40 /-retard 20/- 40/--60/-120 Wirkstoff: Isosorbiddinitrat.
Verschreibungspflichtig. Zus.: 1 Tbl. enth.
5/10/20/40, 1 Retardkps. enth. 20/40/60/120 mg Isosorbiddinitrat. Hilfsst.: Lactose.Tal-kum (außer -20/-40). Nur Tbl.: Magnesium-stearat, Croscarmellose-Natrium Typ A, Hochdisperses Siliciumdioxid, Mikrokristalli
ne Cellulose. Nur Retardkps.: Maisstärke, Saccharose, Schellack, Polyvidon, Macrogol 4000, Gelatine, Polymerisat aus Methacrylsäure und Methacrylsäuremethyl- ester, gereinigtes Wasser, Farbstoffe E 171, E 132, E 104 (nur -20), E 127 (nur -40/-120), E 123 (nur -60). Ind.: Prophylaxe und Langzeitbehandlung (außer -5) der Angina pectoris. (Weiteres s. Fachinfo).Kontraind.:
Nitroüberempfindlichkeit, Schock/Kollapsfor
men, RRsyst < 90 mmHg. Bes. sorgf. Über
wachung bei ak. Herzinfarkt mit niedrigen Füllungsdrücken - vorsichtige Anw.! Cave:
RRsyst < 90 mmHg -, hypertroph, obstruk.
Kardiomyopathie, konstriktiver Perikarditis, Perikardtamponade, Aorten- /Mitralstenose, Orthostaseneigung, erhöhtem intrakraniellen Druck. Bei Gravidität/Stillzeit nur auf ärztliche Anordnung. Nebenw.: Kopfschmerz, Hypo
tonie. Reflextachykardie, Benommenheit, Schwindel, Schwäche. Selten Übelkeit, Erbrechen, Flush, Hautallergie, paradoxe Angina pectoris bei starker Hypotonie, Kollaps mit Bradykardie und Synkopen, exfo
liative Dermatitis. Zur Vermeidung von Toleranz/Kreuztoleranz keine hohen kontinu- ierl. Dosen. Hypoxämie mit Ischämie bei KHK und hypoventilierten Alveolarregionen.
I
Reaktions-hinweisl Wechselw.: Vasodilatatoren, Antihypertensiva, Betablocker, Ca- Antagonisten, Neuroleptika, trizykl. Antide
pressiva, Alkohol verstärken RR-Senkung.
Verstärkung der Dihydroergotaminwirkung.
Dos./-Anw.: 5 - 40 mg bei Bedarf prophylak
tisch oder 40 - 120 mg /die als Langzeitthe
rapie oral (weiteres s. Fachinfo.). Handelsf.:
Tbl./DM -5: 60/9,38; 100/14,59; -10:
i 60/12,72; 100/ 19,79 -20: 60/17,20;
100/26,78 -40: 60/23,32 100/36,24.
Retardkps./DM-20: 60/15,31; 100/23,47 - 40: 60/24,32; 100/37,29 -60: 60/31,92;
100/48,88 -120: 30/28,42; 60/50,68;
100/77,66.
G. Pohl-Boskamp GmbH & Co., 25551 Hohenlockstedt. Stand: 02.95. Inpress 3561.
FestbetraOf
PohlBoskamp
7 Jahrzehnte Nitro-Wirk.stoffe
Glosse
Arzt sein in
schwierigen Zeiten
»nstrtut für Hva =i
und UmvveiJ^f HainstraSe 26 I 17487 GreifswaM
Erinnern wir uns: »Das erste von mir verwendete Instrument bestand aus einer zylindrischen Papierrolle mit ein Durchmesser von 32 Millimetern und einer Länge von 30 Zentimetern. Sie bestand aus drei sehr fest gerollten Lagen Papier... Materialien von mittlerem Dichtegrad wie Papier, Holz und Peddigrohr erscheinen mir als die für diesen Zweck vorzüglichsten ...« so schreibt Rene Theophile Hyacinthe Laennec, nachdem er 1816 eine junge Frau untersuchte, die nach den Symptomen an einer Herzkrankheit litt, bei der aber die herkömmliche Untersuchung mit dem Anlegen des Ohres an die Brust oder den Rücken und die »hippokratische Succusion« mit dem Be
schlagen des Brustkorbes mit der Hand und einem kräftigen Schütteln nicht mehr ausreichte. »Das Alter und Geschlecht erlaubten mir nicht, die oben beschriebene Untersuchung durchzuführen. Doch fiel mir in dieser Situati
on ein bekanntes akustisches Phänomen ein: daß man nämlich, wenn man das Ohr an das Ende eines Holzbalkens legt, noch das leise Kratzen einer Nadel am anderen Ende hören kann.« Der Hobbyflötist Laennec hatte uns damit das Stethoskop geschenkt, eine segensreiche Entdeckung bis in un
sere ü’age, die aber nun zunehmend durch Untersuchungstechniken mit Ul
traschall verdrängt wird. Immer differenziertere Strukturen und Funktio
nen werden erkennbar und lassen sich messen.
Die Entwicklung schreitet fort. Denken wir beispielsweise für die Kardiolo
gie an die Ergebnisse der transösophagealen oder der Streß-Echokardiogra
phie. Diese Entwicklungsspanne, aber noch etwas weiteres machen die Ar
beiten dieses ZFA-Heftes deutlich: Der in der Ärzteschaft spürbaren resigna- tiven Grundhaltung stehen auch im Therapiebereich unverändert Fortschrit
te gegenüber, ein sehr deutliches »Trotzdem«. Betrachten wir, um beim Schwerpunkt dieses Heftes zu bleiben, die weitere Verbesserung der Herz
schrittmacherbehandlung trotz eventueller äußerer Störeinfiüsse, oder im Bereich der Arzneimittel das gesicherte Wirkspektrum Hypertonie, Herz
insuffizienz, Myokardinfarkt und Diabetische Nephropathie für den Einsatz der ACE-Hemmer, wobei uns hier die aktuelle Neugestaltung der Preise zu
sätzlich den Behandlungsstart erleichtert.
Natürlich ist bei der allgemeinen Grundstimmung die Frage von S. L. Wein
berg, Dayton (Ohio) bei der letztjährigen Eröffnung der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Kardiologie berechtigt: »Hat die Medizin ihre Seele verkauft?« Wenn man die Tagespresse liest, die öffentliche Mei
nung hört, die Gedanken der Patienten erspürt oder sieht, wie ein Großteil der Ärzte nur noch nach den Richtlinien der öffentlichen Verordnungen ar
beitet - alles wird verwaltet bis hin zur Arzt-Patienten-Beziehung - oder man erlebt, daß dort, wo die Bevormundung nicht reicht, die Ärzte untereinander und umso gründlicher reglementieren - es könnte es tatsächlich geschehen, daß »die Medizin«, unser Tun, ihre Seele verliert. Umso wichtiger ist es, und nur dies macht Sinn, im Bewußtsein des erreichten Entwicklungsstandes mit einem »Malgre Tout« unseren eigentlichen Auftrag weiter wahrzuneh
men. Dafür gilt es, sich einzusetzen.
Ihr
Dr. med. W. Mahringer Schelztorstr. 42 73728 Esslingen
B ei A sthma : ATEJMUR
E ndlich :
# wenig Corticoid
• ganz gezielt für die Lunge
DAS INHALATIVE TOPICOID
F luticason
Wirkstoff: Fluticason-1 Z-prcjpionat. Verschreibungspflichtig. Wirkweise: Entzün
dungshemmendes Atemwegstherapeutikum. Zusammensetzung: Dosier-Aerosol:
1 Sprühstoß atemur junior 25 bzw. 125 bzw. forte 250 enthält in 85 mg Suspension und Treibmittel 0,025 mg bzw. 0,125 mg bzw. 0,250 mg Fluticason-17-propionat.
Weitere Bestandteile: Trichlorfluormethon, Dichlordifluormethon, Lecithin. Rotadisk: 1 Einzeldosis atemur junior 50 bzw. 250 enthält in 25 mg Pulver 0,050 mg bzw. 0,250 mg Fluticason-17-propionat. Weitere Bestandteile: Lactose 1 HoO. Anwendungs
gebiete: Bronchialasthma oller Schweregrade, nicht zur Akutbehandlung eines Asthmaanfalles. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen anderen Bestandteil. Keine ausreichenden Erfahrungen bei Kindern un
ter 6 Jahren. Bei Schwangeren und Stillenden Indikation besonders streng stellen, da bisher keine Erfahrungen vorliegen. Patienten mit aktiver oder inaktiver Lungentuberkulose gleichzeitig mit gegen die Tuberkulose wirksamen Arzneimitteln IC59SC8I11 behandeln, Nebenwirkungen: Bei manchen Patienten Heiserkeit oder Soorbefall (Candida) der Mund- und Rachenschleimhaut.
Sehr selten paradoxer Bronchospasmus mit rasch einsetzender Atemnot. Dann sa fort bronchialerweiterndes Medikament mit schnellem Wirkungseintritt inhalieren. Di(
Nebennierenrinden (NNR)-Funktion bleibt im allgemeinen im Normbereich. Bei ein zelnen Patienten kann es vor allem bei Behandlung über längere Zeit mit hohen Dosa zu einer Einschränkung der NNR-Funktion kommen. Nach Umstellung von andera inhalativen oder oralen Kortikoiden kann die NNR-Funktion noch für längere Zeiteirl geschränkt sein. Selten Überempfindlichkeitsreaktionen mit Hautbeteiligung. Unte Behandlung mit Fluticason sind erhöhte Blutzuckerspiegel und in Einzelfällen eim Zuckerausscheidung in den Urin beobachtet worden. Darrekhungsformen: Dosia Aerosol (mit mindestens 120 Sprühstäßen) atemur junior 25 DM 30,72; atemu 125 DM 95,16; atemur forte 250 DM 154,85; Klinikpackungen. Rotadisk (6(
Einzeldosen zum Inhalieren mit dem Diskhaler) atemur junior 50 DM 28,83; atemu 250 DM 89,33; Klinikpackungen. Kombinationspackungen (60
Einzeldosen + 1 Diskhaler) atemur junior 50 DM 42,67; atemur
250 DM 100,04; AVP incl. 15% MwSt. (Stand: März 1995) Cascapiam
cascan GmbH &Co. KG 65009 Wiesbaden Im Mitvertrieb: CaSCaphartD GmbH & Co. 65009 Wiesbadej
INHALT INHALT INHALT ***
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 71. Jahrgang, Heft 8
Schwerpunkt
stand und Probleme der ACE-Heinmer-
Behandlung 587
P. Dominiak
Ischämieerkrankung durch Streß-
Echokardiographie 598
N. Cattelaens, G. Selbach, U. Gerckens und E. Grube Transösophagaie Echokardiographie 608 N. Cattelaens, M. Staberok, U. Gerckens und E. Grube Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf
Herzschrittmacher 622
W. Irnich
Service Box 596
Therapiestudie
Diltiazem bei KHK-Patienten 645 M. Sturm, P. J. Cnota und B. Geßner
Liposomales Sprühgel 655
C. W. Artmann, P. Krölling, J. Begenold, J. Böding und D. Rußmann
Online 583
Magazin 634
Leserbriefe 595
Pharma News 638
Kongreß Extra 661
Kongreßberichte 639
Forum Qualität 665
Buchbesprechungen 658
Medizinische Raritäten 669
Impressum 634
581
SOLIDAGOREN^ N
normalisiert die Kapillarpermea
bilität, erhöht die Kapillar
resistenz, fördert Diurese und Ödemausschwemmung, hemmt Entzündungen und Spasmen der Harnwege.
Zusammensetzung: 100 g Solidagoren N enthal
ten: Extr.fl.aus Herb. Solidag. 50 g (stand.auf 1 mg Quercitrin pro ml), Herb. Potentill. anserin. 17 g, Herb. Equiset. arv. 12 g. Enth. 45 Vol.-% Alkohol.
Anwendungsgebiete: Glomeruläre Nephropa
thien, renale Hypertonie und Ödeme, Schwanger
schaftsnephropathien, Entzündungen und Spas
men der Harnwege, ungenügende Diurese, Pro
teinurie.
Dosierung: 3 x täglich 20-30Tropfen in etwas Flüssigkeit einnehmen.
Handelsformen und Preise incl. MwSt.:
Solidagoren N-Tropfen: 20 ml (NI) DM 7,92 50 ml (N2) DM15,89 100 ml (N3) DM 26,94
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77732 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
4
582
InhaltZur Zeit erleben wir bei den ACE-Hemmern gerade
zu eine Flut an neuen Handelsformen - alles Prä
parate auf der Basis des Captopril. Für einige Prä
parate wurde auch das Indikationsspektrum aus
geweitet. Wirken nicht alle ACE-Hemmer gleich?
Was wissen wir heute über Wirkweise und Wirkung dieser Substanzen?
Stand und Probleme der ACE-Hemmer-Behandlung.
Was ist gesichert in der Therapie?
Seite 587
W »» M
% i ^♦
Müssen alle Herzschrittmacher-Patienten einen weiten Bogen um Mobiltelefone ma
chen? Gefährdet schon die elektrische Zahn
bürste die Gesundheit?
Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf Herzschrittmacher
Seite 622
Topisch angewendetes Heparin überwindet die Hautbarriere nur in geringem Ausmaß! Ob dies noch so aufrecht erhalten werden kann, wurde mit einem neuen liposomalen Sprühgel untersucht. Die erzielte Mehrdurchblutung im Vergleich zu einem konventionelle Heparingel
war eindrucksvoll.
Liposomales Sprühgel.
Eine neue Galenik zur topischen Anwendung mit verbesserter Wirksamkeit am Beispiel des
Heparin
Seite 655Abbildungsnachweise:
Titel: Prolaps des posterioren Mitralsegels. Aufnahme: Med.
Klinik Siegburg (Kardiologie).
S. 581 oben: W. Gorski, Mitte:M.-J. Klemann, unten: Cassella- Kiedel.
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online online online online online online sm
Beratung über das Stillen meist unzureichend!
Muttermilch gilt nach wie vor als beste Form der Säuglingsernährung. Darin sind die medizinischen Gesellschaften für Pädiatrie, Gynäkologie und All
gemeinmedizin einer Meinung. Denn ge
stillte Kinder haben weniger Atemwegs
und Ohrinfektionen, Durchfallerkran
kungen und Hautallergien als Kinder, die mit der Flasche ernährt wurden. Doch wie steht es eigentlich mit der Qualität der ärztlichen Beratung, wenn es darum geht, einer Mutter in der Praxis Ratschlä
ge zum Thema Stillen zu geben? Nach einer US-amerikanischen Umfrage unter mehr als 3200 Pädiatern, Gynäkologen und Allgemeinärzten ist auf diesem Ge
biet noch einiges nachzuholen. Gaben doch 70% der Niedergelassenen an, während ihrer Ausbildung keine oder sehr ungenügende Kenntnisse über das Stillen erworben zu haben. Weniger als 20% hatten einer jungen Mutter schon einmal Stilltechniken beigebracht und nur 5% hatten ihren Patientinnen den Gebrauch einer Milchpumpe erklärt.
Es mangelte den Ärzten jedoch nicht nur an derartigem »technischen« Wissen, sondern auch an medizinischer Hinter
grundinformation. So glaubte ein Viertel der Befragten nicht, daß Muttermilch al
lein ausreicht, um den Nährstoffbedarf der Säuglinge optimal zu decken. Und auch bei Ratschlägen bezüglich des Stil
lens bei Mastitis, Brustabszessen oder gelbsüchtigen Säuglingen waren zum großen Teil Wissenslücken bei den Ärz
ten vorhanden.
Das Fazit der Umfrage läßt sich aus den genannten Ergebnissen direkt ablesen:
Gerade Ärzte, die aufgrund ihrer Spezia
lisierung gehäuft mit Müttern und Säug
lingen zu tun haben, sollten in ihrer Aus
bildung besser auf die ermunternde Be
ratung zum Thema Stillen vorbereitet
werden. (uß
Freed. G. L., et ai: National assessment of physicians' breast-feeding knowled
ge. attitudes, training, and experience.
JAMA 1995; 273: 472-476.
Tiermast sorgt für glyko- peptidresistente Enterokok- ken!
Infektionen mit Enterokokken, die gegen Glykopeptid-Antibiotika resistent sind, nehmen zu. Für diese Entwicklung scheint der Einsatz von Glykopeptiden als Futterzusatz zur beschleunigten Ge
wichtszunahme in der Viehzucht verant
wortlich zu sein. Enterokokken, norma
ler Bestandteil der Darmflora, können insbesondere bei Patienten mit ge
schwächter Immunabwehr oder anderen schweren Grundleiden Krankenhaus
infektionen verursachen. Speziell E. fae- cium wird zunehmend resistent gegen Ampicillin, ln solchen Fällen oder bei Pe
nicillinallergie sind Glykopeptid-Antibio
tika Mittel der Wahl. Bestehen gegen diese Mittel ebenfalls Resistenzen, so ist die antibiotische Behandlung der Ente- rokokken-Sepsis ernsthaft gefährdet, da auch gegen Äntibiotika der 2. Wahl, vor allem Aminoglykoside, oft sehr rasch Re
sistenzen entwickelt werden.
Aus den USA und Kanada wurden bereits Todesfälle aufgrund von Infektionen mit glykopeptidresistenten Enterokokken bekannt. Untersuchungen des Robert- Koch-lnstituts ergaben bei etwa 10 % der
betroffen, doch breitet sich die Krank
heit zur Zeit auch im Kaukasus und in Mitttelasien aus. Auf einem im Auftrag der WHO vom Robert-Koch-Institut or
ganisierten Treffen mit Vertretern aus mehreren Nachfolgestaaten der Sowjet
union und internationalen Experten wurde Ende Januar über die Bekämp
fung der Diphtherie in Osteuropa bera
ten. Die rasche Ausbreitung des Diph
therie-Erregers wird vor allem durch die unzureichende Immunisierung von Kin
dern und Jugendlichen sowie Immuni
tätslücken bei Erwachsenen ermöglicht.
Große Bevölkerungsbewegungen nach Auflösung der Sowjetunion tragen zur Verbreitung der Krankheit bei. Die Si
tuation wird verschärft durch einen aku
ten Mangel an Impfstoffen, Heilseren und Antibiotika. Im Mittelpunkt künftiger Maßnahmen zur Bekämpfung der Diph-
Perenterof forte
THIEMANN
Probanden außerhalb der Krankenhäu
ser glykopeptidresistente Enterokokken in der Darmflora. Häufig wurden diese Enterokokken in Hühner- und Schwei
nemastbetrieben gefunden. Enterokok
ken von nicht mit Glykopeptiden behan
delten Legehennen und von Wildschwei
nen aus dem Harz waren dagegen sämt
lich empfindlich gegen Glykopeptide. ln fünf von 13 Hackfleischproben von 13 Herstellern sowie im Auftauwasser von Hähnchen und Puten wurden die resi
stenten Enterokokken ebenfalls nach
gewiesen. Offensichtlich schafft die gän
gige Tierzucht ein wesentliches Reservoir für die Glykosid-Resistenz. (ChR) RKl-Pressedienst 4/95.
50.000 Diphtherie-Fälle in den GUS-Staaten!
Die Zahl der Diphtherie-Erkrankungen in den Nachfolgestaaten der Sowjetuni
on ist seit 1990 von fast 4000 auf über 50000 im letzten Jahr gestiegen. Am stärksten sind Rußland und die Ukraine
therie stehen die möglichst frühzeitige Diagnose und Therapie von Erkrankun
gen, die unverzügliche Ermittlung von Kontaktpersonen und deren medizi
nische Versorgung sowie gezielte Impf
kampagnen zum Schließen von Immuni
tätslücken bis hin zur Impfung aller Kin
der und Erwachsenen. In Deutschland wurden bisher sechs Fälle aus Osteuro
pa eingeschleppter Diphtherie bekannt.
Da große Teile der Erwachsenenbevöl
kerung auch bei uns unzureichend ge
schützt sind, wird dringend zur Wieder
impfung aller Erwachsenen geraten.
(ChR) RKI-Pressedienst 2/95
Gesundheitsrisiko durch che
mische Reinigungen?
Seit rund 60 Jahren werden halogenier
te Kohlenwasserstoffe zur chemischen Reinigung verwendet, doch wurde ihr Gebrauch wegen umweltschädigender und humantoxischer Eigenschaften weit
gehend eingeschränkt. Heute ist nur
584 online *** online *** online online online *** online
noch das zunächst als gesundheitlich eher günstig eingestufte Perchlorethylen (PER) zugelassen. Mitte der 80er Jahre erwies es sich in Tierversuchen als kan
zerogen. Als in Lebensmitteln und in der Raumluft von Gebäuden nahe che
mischer Reinigungen hohe PER-Gehalte gemessen worden waren, wurde in der 2. Bundesimmissionsschutz-Verordnung von 1990 festgelegt, daß in Lebensmit
telbetrieben, Büro- und Wohnräumen, die an chemische Reinigungen grenzen, nicht mehr als 0,1 mg PER/m^ nachweis
bar sein dürfen. Exemplarische Messun
gen in Erankfurt/M. zeigen zwar eine deutliche Verbesserung für die Anwoh
ner von chemischen Reinigungen:
1987/88 wurden in Wohnungen neben chemischen Reinigungen im Mittel 4,95 mg PER/m^ gemessen, maximal 96,9 mg/m^. Bis 1990/91 hatte der Mit
telwert auf ein Drittel (1,60 mg/m'*), bis
©
nenfalls untersuchen lassen. Allgemein gilt es als empfehlenswert, möglichst nur waschbare Kleidung zu kaufen. (ChR) lleudorf U.: Chemische Reinigungen - Immissionen, gesundheitliche Bewer
tung, Handlungsempfehlungen. Tägl.
Praxis 1995; 36: 227-23.
Cholestatischer Ikterus unter Lovastatin?
Wichtigste bislang bekannt gewordene unerwünschte Wirkungen des Hemm
stoffs der endogenen Cholesterinsynthe
se sind Myopathie und asymptomatische Erhöhung der Serumtransaminasen.
Jetzt wird von zwei Patienten berichtet, bei denen unter Lovastatin-Behandlung ein cholestatischer Ikterus auftrat.
u
100 Fiimtatxetten N3
50 Fiimtabletten N 2
1993 auf 0,42 mg/m^ abgenommen.
Doch wurde der neue Grenzwert von 0,1 mg/m^ 1993 nur von 59% der über
prüften Reinigungen eingehalten. Ver
einzelt wurden bis zu lOmg/m^ gemes
sen. ln Berlin und Bremen wurde der Im
missionsgrenzwert nur in etwa einem Drittel der angrenzenden Wohnungen eingehalten. Wegen der verschärften Be
stimmungen stellen zahlreiche Betreiber ihre Reinigungen auf andere Kohlenwas
serstoffe um, die toxikologisch noch völ
lig unzureichend geprüft sind und der
zeit nicht bewertet werden können.
Anwohner chemischer Reinigungen kön
nen sich in Gesundheitsämtern oder Äm
tern für Immissions- und Strahlenschutz beraten und ihre Wohnungen gegebe-
Ein 58jähriger Mann erhielt seit drei Jah
ren 20 mg Lovastatin/d, als sich im Lauf von zwei Wochen »grippale« Symptomen wie Abgeschlagenheit, Schwäche, Unlust und Appetitlosigkeit zeigten. Es entwik- kelte sich ein Ikterus mit Bilirubinwer
ten von 7,7-15,0 mg/dl. Serumtransami
nasen und Cholestaseparameter waren erhöht. Nach Absetzen von Lovastatin normalisierten sich die Cholestase
parameter nur langsam. Die Aktivität der y-GT betrug nach 11/4 Jahren immer noch 81 U/1. Bei einer 54jährigen Frau traten 6-7 Wochen nach Beginn der Lo- vastatin-Therapie (20mg/d) Allgemein
symptome wie Abgeschlagenheit, Müdig
keit, rechtsseitige Oberbauchbeschwer
den, Appetitmangel und Gelenk
beschwerden, eine Woche später ein Ik
terus mit Bilirubinwerten von maximal 9,2 mg/dl auf. y-GT, GOT, GPT und GLDH waren deutlich erhöht; sie normalisier
ten sich nur langsam, ln beiden Fällen wurde eine akute cholestatische Hepati
tis diagnostiziert. Leberbiopsien 6 Mona
te bzw. 4 Wochen nach Beginn des Ikte
rus sprachen für eine medikamentös-to
xische Leberschädigung. Andere Ursa
chen der Leberschädigung konnten nicht gefunden werden. Ob die Leberschädi
gung auf einen direkten zytotoxischen Ef
fekt, auf Hypersenisitivitätsreaktionen oder immunologische Vorgänge zurück
zuführen ist, ist unklar. (ChR) Huchzermeyer, //., et ai: Lovastatin-in
duzierte akute cholestatische Hepatitis.
DMW 1995: 120: 252-56.
Kreuzschmerzen: Ausruhen, Gymnastik machen oder den Schmerz ignorieren?
Bettruhe und gymnastische Übungen werden Patienten mit akuten Schmerzen im Lendenwirbel- oder Kreuzbein
bereich häutig verschrieben - wie sinn
voll ist das eigentlich? 186 Beschäftigte der Stadt Helsinki, die an akuten Kreuz
schmerzen litten, aber keine neurologi
schen Ausfälle oder positives Lasegue- Zeichen aufwiesen, wurden zufällig in drei statistisch vergleichbare Behand
lungsgruppen geteilt: Sie sollten 2 Tage lang völlige Bettruhe einhalten (n = 67), sobald wie möglich nach Anleitung alle zwei Stunden Rückenübungen durchfüh
ren (n = 52) oder möglichst rasch ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen, so
weit es die Schmerzen zuließen (Kontroll- gruppe, n = 67). Befragungen und Unter
suchungen nach 3 und 12 Wochen zeig
ten, daß die Patienten der Kontrollgrup- pe am schnellsten genasen: Nach einer Woche noch arbeitsunfähig waren 41,36 bzw. 20% der Patienten, nach zwei Wo
chen 19,11 bzw. 2 % und nach 3 Wochen 5, 6 bzw. 2%. Die durchschnittliche Zeit der Arbeitsunfähigkeit betrug 6, 5 bzw.
4 Tage. Gemessen an den Krankheits
tagen, der Schmerzintensität, der Ar
beitsfähigkeit und der Rückenbeweglich
keit erholten sich die Patienten, denen Bettruhe verordnet worden war, am langsamsten, die Kontrollpatienten am schnellsten. Ein Fortsetzen der üblichen Tätigkeiten, soweit es die Schmerzen zu
lassen, scheint die sinnvollste Therapie bei akuten Kreuzschmerzen zu sein.
(ChR) Malmivaara, A., et ai: The treatment of acute low back pain - bed rest, exerci
ses,or ordinary activity? N. Engl. J. Med.
1995: 332: 351-55.
585
29. Kongreß der
Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) 22. bis 24. September 1995
Weimar
CALL FOR ABSTRACTS
Das Präsidium der DEGAM lädt auch dieses Jahr herzlich ein, wissenschaftliche Beiträge in Abstractform zum 29. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (22. bis 24. September 1995 in Weimar) einzureichen. Die Arbeiten werden von einem Auswahlgremium beutachtet und sollen nach Annahme enweder als Vortrag gehalten oder als Poster demonstriert werden. Alle angenommenen Abstracts - gleichgültig ob Vortrag oder Poster - werden in der ZFA - Zeitschrift für Allgemeinmedizin publiziert.
Obwohl das Schwerpunktthema des Kongresses »Die soziale Integrationsfunktion des Facharztes für Allge
meinmedizin« lautet, sind Arbeiten aus allen Bereichen der allgemeinmedizinischen Forschung und Lehre willkommen (Abstractformulare können bei der u.a. Adresse angefordert werden!).
Anleitung für Autoren zur Erstellung von Abstracts
1. Tippen Sie den Text mit Computer oder Schreibmaschine in den leeren Rahmen (Zeilenabstand: 1).
Schreiben Sie nicht außerhalb des Rahmens und quetschen Sie keine zusätzlichen Zeilen in den Text!
2. Schreiben Sie den Titel in Großbuchstaben und fett (keine Abkürzungen!). Lassen Sie jeweils eine Freizeile zwischen Titel und Autoren bzw. zwischen Autoren und Text.
4. Unterstreichen Sie (nur) den Namen des Frstautors. Familiennamen aller Autoren ausschreiben, Vornamen abkürzen. Titel werden nicht aufgeführt. Geben Sie Adresse, Telefon und Fax des Frstautors vollständig an.
5. Halten Sie sich an die vorgegebene Struktur:
Einleitung - Methoden - Ergebnisse - Schlußfolgerungen (Begriffe im Text fett).
6. Die maximale Wortzahl beträgt 250.
7. Bitte senden Sie drei Exemplare des Abstracts (1 Original, 2 Kopien) an:
Univ.-Prof. Dr. Michael M. Kochen, MPH, FRCGP
Abt. Allgemeinmedizin der Universität, Robert-Koch-Straße 72, 37075 Göttingen Letzter Abgabetermin: Deadline (Poststempel): 26. Mai 1995 Beispiel für einen Abstract
EIN GUTER ABSTRACT IST ANLASS ZU IMMERWÄHRENDER FREUDE
J. v. Ellersleben, P. Kurz, Lehrbeauftragte für Allgemeinmedizin, Universität Niederöttingen
Einleitung: Probleme im Zusammenhang mit der Abfassung eines guten Abstracts sind seit Tausenden von Jahren bekannt. Seit den alten Griechen hat die Menschheit versucht, Texte nach bestimmten Regeln zu formulieren.
Methoden: ln einer Literatursuche, welche die letzten 1000 Jahre umfaßte, haben wir alle publizierten Arbeiten über die Qualität von Abstracts kritisch überprüft. Form, Aufbau und Inhalt der Abstracts wurden mit den Kriterien der für die Kongreßorganisation verantwortlichen Fachgesellschaften verglichen.
Ergebnisse: Die Resultate der Studie waren nicht sehr ermutigend. Die durchschnittliche Qualität der untersuchten Abstracts (n = 960) wurde auf einer Skala von 1-10 gemessen. Zwischen der Genauigkeit der Anleitung für Autoren und der Abstract-Qualität bestand kein signifikanter Zusammenhang. Es erwies sich als schwierig, auch nur ein Beispiel für einen guten Abtract zu finden. Im harten Winter des Jahres 1639 reichte ein gewisser Dr. Johannes Hungertuch aus Saarbrücken einen Abstract ein, der 6 von 10 Kriterien erfüllte: Es war der beste, den die Autoren finden konnten. Es stellte sich heraus, daß Angst der einzig erfolgreiche Stimulus war.
Schlußfolgerungen: Aufgrund der hier dargestellten Ergebnisse hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) beschlossen, Autoren von unvollständigen oder fehlerhaften Abstracts beim Festessen des Kongresses keine Getränke zu servieren.
586
HUSTEN
Zusammensetzung:
codeinhydrogentartrat.
12,1 mg Dihydrocodein- Bestandteile 10 mg Dihy- Dihydrocodein, gebunden Paracodin Lactose-Mono-
1 Tablette Paracodin enthält; arzneilich wirksame Bestandteile 10 mg Dihydro- 5 ml Sirup (= ca. 1 Teelöffel) Paracodin N enthalten: arzneilich wirksame Bestandteile hydrogentartrat. 1 g Lösung (= 20 Tropfen) Paracodin N-Tropfen enthält: arzneilich wirksame drocodeinthiocyanat. 1 Kapsel Paracodin retard enthält; arzneilich wirksame Bestandteile 20 mg an Kationenaustauscher stark sauer, und 5 mg Dihydrocodeinhydrogentartrat. Sonstige Bestandteile:
hydrat, Magnesiumstearat, mikrokristalline Cellulose, Natriumcarboxymethylstärke; Paracodin N: Aromastoffe, Benzoesäure, gereinigtes Wasser, Glycerol 85%, Saccharose: Paracodin N-Tropfen: Aromastoffe, Benzoesäure, gereinigtes Wasser, Glycerol 85%, Karamel (E 150), Natriumchlorid, Saccharin-Natrium 2 H2O: Paracodin retard: Calciumbehenat, Eisenoxidgelb (E 172), Erythrosin (E 127), Gelatine, Indigotin (E 132), mikrokristalline Cellulose, 80-100,1 mg Poly(styrol, divinylbenzol)sulfonsäure, Titandioxid (E 171). Indikationen: Husten und Husten
reiz jeder Art, insbesondere bei entzündlichen Affektionen der Atemwege, wie z. B. Pharyngitis, Laryngitis, Tracheitis, Bronchitis, Pertussis sowie Husten bei Emphysem und Lungentuberkulose. Kontraindikationen: Krankheitszustände, bei denen eine Dämpfung des Atemzentrums vermieden werden muß; Langzeitverabreichung bei chronischer Obstipation. Nebenwirkungen: Paracodin kann zu Obstipation führen.
Dosierung und Anwendungsweise: Paracodin, Tabletten: Enwachsene durchschnittlich 1-3 Tabletten 3mal täglich, häufig genügen kleinere Gaben;
andererseits sind aber ohne Bedenken auch bis zu 5 Tabletten möglich. Kleinkinder (2-5 Jahre) 1/4-1/2 Tablette, ältere Kinder (6-12 Jahre) 1/2-1 Tablette, 1-3mal täglich. Paracodin N, Sirup; Säuglinge (4-12 Monate) 1/4 Teelöffel, Kleinkinder 1/4-1/2 Teelöffel, ältere Kinder 1/2-1 Teelöffel, Erwachsene 1-2 Teelöffel voll, bis zu 3mal täglich. Paracodin N-Tropfen. Lösung: Säuglinge (4-12 Monate) 3 Tropfen, Kleinkinder 3-6 Tropfen, 1-3mal täglich; ältere Kinder 6-12 Tropfen, Erwachsene 14-20 Tropfen, bei Bedarf auch mehr, mehrmals täglich. Paracodin retard, Kapseln;
Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren 1 Kapsel jeweils morgens und abends. Zur besonderen Beachtung! Für Diabetiker sei en^/ähnt, daß 1 Teelöffel Paracodin N, Sirup, etwa 2,4 g Zucker (dies entspricht ca. 9 kcal bzw. 38 kJ) enthält. In den ersten 3 Monaten einer Schwangerschaft und während der Stillzeit ist die Verordnung von Paracodin - entsprechend den heutigen Auffassungen über den Arznei
mittelgebrauch - kritisch abzuwägen. Handelsformen (verschreibungspflichtig): Paracodin®: 20 Tabletten (N2) DM 8,36; Paracodin* N; 50 g Sirup (NI) DM 6,61, 100 g Sirup (N2) DM 12,52; Paracodin® N-Tropfen:
15 g Lösung (NI) DM 7,99, 30 g Lösung (N2) DM 12,68; Paracodin* retard; 10 Kapseln (NI) DM 14,40,
20 Kapseln (N2) DM 25,55. Stand; Februar 1995 BASF Pharma
Knoll Deutschland GmbH 67006 Ludwigshafen
knoll
Fortbildung
Peter Dominiak
stand und Probleme der ACE-Hemmer-Behandlung
Mit der Substanz Captopril wurde im Jahre 1980 der erste ACE-Hemmstoffin Deutschland für die Therapie der essentiellen Hypertonie eingeführt. Mittlerweile stehen zehn ACE-Hem
mer als Monosubstanzen unter 16 verschiede
nen Handelsnamen zur Verfügung. Während zu Beginn der ACE-Hemmer-Ära in Deutsch
land die einzige Indikation die essentielle Hy
pertonie war, wurde im Laufe der Zeit die Herzinsuffizienz für einige ACE-Hemmstoffe (siehe Tab. 1) als weiteres Indikationsgebiet vom BGA zugelassen. Für Captopril wurde zu
sätzlich die diabetische Nephropathie und der Postmyokardinfarkt vom BGA als Indikation zugelassen. Die folgende Übersicht beschäftigt sich mit relevanten Aspekten zur ACE-Hem- mer-Therapie.
Wirkungsmechanismus
Das Angiotensin-l-Konversionsenzym (ACE) ist eine sehr unspezifische Dipeptidylcarboxipep- tidase und spaltet üblicherweise zwei Amino
säuren von verschiedenen Peptiden ab. Für die Biosynthese von Angiotensin 11 aus Angioten
sin I ist es das wichtigste Enzym, ebenso wie für den Abbau von Bradykinin zu inaktiven Fragmenten. Die Hemmung des ACE verur
sacht daher eine verminderte Bildung von An
giotensin 11 und einen verminderten Abbau von Bradykinin (30). Beide Effekte tragen zur blut
drucksenkenden Eigenschaft der ACE-Hemm
stoffe bei und möglicherweise auch zu den üb
rigen benefiziellen Effekten.
Angiotensin 11 führt über spezifische Rezepto
ren zu einer Zunahme des glatten Muskelto
nus führt. Ein erhöhter Muskeltonus an den Arteriolen steigert aber den peripheren Wider
stand und damit den Blutdruck. Daneben be
sitzt Angiotensin 11 proliferative Effekte an der glatten Muskulatur, der Herzmuskulatur und am Bindegewebe. Chronische Einwirkung von Angiotensin II induziert demnach die Hyper
trophie der genannten Gewebe (4, 30). An der
Was ist gesichert für die Therapie?
Nebennierenrinde stimuliert Angiotensin II die Bildung und Freisetzung von Aldosteron, wel
ches eine Natrium- und Wasserretention nach sich zieht. An der Niere konstringiert Angio
tensin II das Vas afferens und Vas efferens des Glomerulus, wobei die Wirkung auf das Vas efferens stärker ausgeprägt ist. Dieser Mecha
nismus dient der Aufrechterhaltung eines phy
siologischen Filtrationsdruckes. Angiotensin II stimuliert am sympathischen Nervensystem die Freisetzung von Noradrenalin aus den Ner
venendigungen und verstärkt die Wirkung von Noradrenalin an der glatten Gefäßmuskulatur.
Hemmung des ACE hat eine verminderte Biosynthese von Angiotensin II zur Folge. Als Konsequenz daraus ergibt sich eine vermin
derte Wirkung von Angiotensin II auf die glatte Gefäßmuskulatur, die proliferativen Eigen
schaften, die Bildung und Freisetzung von Al
dosteron, eine verminderte Wirkung vor allem auf das Vas efferens des Glomerulus und eine abgeschwächte Wirkung von Noradrenalin an der glatten Gefäßmuskulatur (4, 30).
ACE-Hemmstoffe wurden ursprünglich für die Therapie der essentiellen Hypertonie ent
wickelt. Ihr Wirkungsmechanismus ließ aber sehr schnell weitere Einsatzmöglichkeiten erahnen. Neben der Hypertonie sind als wei
tere Indikationsgebiete die Herzinsuffizienz.
Postmyokardinfarkt und diabetische Nephro
pathie zugelassen worden. Die erweiterte Zu
lassung beschränkt sich allerdings auf wenige ACE-Inhibitoren (siehe Tab.l). Bis auf den trockenen Reizhusten treten unerwünschte Wirkungen selten auf und sind nach Absetzen reversibel. An Wechselwirkungen ist vor allem die Therapie mit nichtsteroidalen Antirheuma
tika sowie die Therapie mit Diuretika und Va- sodilatantien relevant. Unter Beachtung der Kontraindikationen und Nebenwirkungen sind ACE-Hemmstoffe bei der essentiellen Hyperto
nie breit einsetzbar.
Institut Tür Pharma
kologie, Medizini
sche Universität zu Lübeck
Es gibt inzwi
schen zehn ACE-Hemmer unter 16 ver
schiedenen Handelsnanien
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1995; 71: 587-594. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1995
^Fortbildung ACE-Hemmer-Behandluiig
ACE-Hemmer können auch das »remodel
ling« günstig beeinflussen
Kinine wie Bradykinin und Kallidin senken den Blutdruck, indem sie am Endothel die Bildung und Freisetzung des EDRFs Stickstoffmonoxyd (NO) induzieren. Daneben stimulieren sie eben
falls am Endothel die Bildung und Freisetzung des vasodilatierenden Prostaglandins PGI2. Ki
nine erhöhen die Gefaßpermeabilität und för
dern auf zellulärer Ebene den Glukosetrans
port (2). An der Niere steigern Kinine den rena
len Blutfluß und beeinflussen geringfügig die glomeruläre Filtration. Natriurese und Diurese können konzentrationsabhängig gesteigert werden (2). Die genannten Effekte von Brady
kinin und Kallidin sind nur ein kleiner Aus
schnitt aus dem gesamten physiologischen Wirkspektrum. Es sind aber die für die Blut
drucksenkung relevanten Wirkungen. Hem
mung des ACE führt zu einem verminderten Abbau von Bradykinin und anderen Kininen und erhöht damit ihre Konzentration an den verschiedenen Wirkorten. Folglich werden die geschilderten Effekte von Bradykinin unter ACE-Hemmung verstärkt (2, 30).
Klinische Wirkungen
Die wichtigsten pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Parameter sind in Ta
belle 1 zusammengefaßt. Die hervorstechend
ste Eigenschaft ist zweifelsohne die antihyper
tensive Wirkung. Ihre antiproliferativen Effekte z.B. auf die Herzmuskulatur und ihre Wirkun
gen bezüglich der Glukoseutilisation machen daneben weitere Indikationsgebiete möglich.
Außerdem haben viele experimentelle Studien nach Herzinfarkt ergeben, daß ACE-Hemm- stoffe günstig das »remodelling« beeinflussen können. Letztere Ergebnisse waren Grundlage für großangelegte Postmyokardinfarktstudien an Patienten (10, 16, 19, 22, 25, 26, 31).
Hypertonie
Unter Berücksichtigung der unerwünschten Wirkungen und Kontraindikationen ist prinzi
piell jeder Patient mit essentieller Hypertonie für eine Therapie mit ACE-Hemmern geeignet.
Im allgemeinen strebt man mit der Pharmako
therapie des hohen Blutdruckes eine Senkung unter 140/90 mm Hg an. Bei Beachtung dieses Kriteriums liegt die Ansprechbarkeitsrate für ACE-Hemmer zwischen 50 und 75% und ent
spricht damit der Responderrate bei der Blut
drucksenkung, die man auch von den übrigen Antihypertensiva her kennt. Die Blutdrucksen
kung, die mit ACE-Hemmern erreicht werden kann, schwankt zwischen 15 und 25% und entspricht auch damit der Blutdrucksenkung, die von anderen Antihypertensiva berichtet wird.
Tabelle 1: Wichtige Daten zu ACE-Hemmstoffen
INN Indika
tion
Biover
fügbar
keit (%) Wir- kungs- beginn (h)
Wirkungs- maximum (h)
Wirk
dauer (h)
Plasma
halb
wertzeit (h)
mittlere Tages
dosis (mg)
Dosis (mg) bei Nieren
insuffi
zienz*
Benazepril RR 28 1 5 24 10-11 1x10-20 **
Captopril RR. HI, PMI, DNP
60 0.5 1-2 8-12 1.7 2-3x12,5-50 2x12,5
Cilazapril RR 29 1-2 4-10 12-18 15-20 1-2x1,25-2,50 0,5
Enalapril RR, HI 40 1 4-6 12-24 11 l-2x5-10-(20) 2.5
Fosinopril RR 25 1 3-4 24 < 12 1x10-20 0
Lisinopril RR, HI 25 1-2 6-8 24 12.6 lx5-10-(20) 2,5
Perindopril RR, Hl 19 1.5 4-6 24 6 lx4-(8) 1.0
Quinapril RR. HI 38 0,5 2-4 12-(24) 2 1-2x10-20 5,0
Ramipril RR 44 0.5 6-8 24-48 13-17 lx2.5-5-(10) 1,25
Trandolapril RR 36 1-2 3-4 24 16-24 1x2 2***
Die Daten stammen aus verschiedenen Studien und sind daher nur bedingt miteinander vergleichbar. Sämtliche Werte sind hier für die aktiven Substanzen (Prilate, Captopril und Lisinopril) wiedergegeben.
* = Kreatinin-Clearance: 60-30 ml/min
** = Dosisreduktion notwendig bei KrCl < 30 ml/min auf 5 mg
*** = darf wegen nicht ausreichender Therapieerfahrung bei Niereninsuffizienz mit KrCl < 30 ml/min nicht angewendet werden
PMl = Postmyokardinfarkt DNP = Diabetische Nephropathie Hl = Herzinsuffizienz RR = Hypertonie
ACE-Hemmer-Behandking Fortbildung
ACE-Hemmer üben vor allem einen günstigen Effekt auf die Begleiterkrankungen Herzinsuf
fizienz, linksventrikuläre Hypertrophie, Zu
stand nach Herzinfarkt mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion, Angina pectoris infolge einer koronaren Herzkrankheit, Diabe
tes mellitus Typ 1 und II, metabolisches Syn
drom, diabetische und sonstige Nephropathien, periphere arterielle Verschlußkrankheit, Fett- stofTwechselstörungen, Gicht und chronische obstruktive Atemwegserkrankungen aus. Wäh
rend die linksventrikuläre Hypertrophie durch fast alle auf dem Markt befindlichen Antihyper
tensiva günstig beeinflußt werden kann, ist vor allem mit Hilfe der großen Interventionsstu
dien eine Verbesserung der Herzinsuffizienz unter ACE-Hemmer-Therapie nachgewiesen worden. Ein deutlicher Vorteil der ACE-Hem- mer im Vergleich zu den anderen Antihyper
tensiva wird bei den Begleiterkrankungen Dia
betes mellitus (Typ I und II), beim metaboli
schen Syndrom (Insulinresistenz) und bei der Nephropathie gesehen.
Herzinsuffizienz
Die Therapie der Herzinsuffizienz mit ACE- Hemmstoffen ist durch eine Reihe großer mul
tizentrischer Studien, die als Endpunktstudien angelegt waren, gesichert: Die Captopril-Mul- ticenter-Research-Group-Studie, die Patien
ten mit Herzinsuffizienz NYHA-Klasse III-IV einschloß, die Consensus-I-Studie, in der Pa
tienten mit NYHA-Klasse IV und Kardiomegalie untersucht wurden; in dieser Studie wurde Enalapril gegen Plazebo bei einer vorbestehen
den Therapie mit Digitalis und Diuretika ver
glichen. Die Hydralazin-Captopril-Studie, in die Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffi
zienz (NYHA-Klasse III-IV) eingeschlossen wurden, die für eine Herztransplantation in Frage kommen. Diese Untersuchung verglich Captopril mit Hydralazin. Die MHFT-Studie, in der Captopril gegen Plazebo an Patienten mit NYHA-Klasse II-III getestet wurde, die SOLVD- Studie, in die Patienten mit asymptomatischer linksventrikulärer Dysfunktion verschiedener Genese bei nichtspezifischer Therapie (Diure
tika, Digitalis, Vasodilatoren) eingeschlossen wurden; hier wurde Enalapril bei bestehender Begleittherapie mit Diuretika, Digitalis, Nitra
ten, Calciumantagonisten, Betablockern und Antiarrhythmika untersucht, und die V-Heft- Il-Studie, in der Enalapril gegen Hydralazin bei Patienten mit Herzinsuffizienz verglichen wurde, unter bestehender Begleittherapie mit Digoxin und Diuretika. Im Vergleich zu Plazebo
oder anderen Pharmaka waren die verwende
ten ACE-Hemmer in der Lage, die Mortalität deutlich zu senken.
So betrug z.B. die kardiale Letalität im Capto- pril-Multicenter-Research-Trial in der Ver
gleichsgruppe 21%, während sie in der Capto
pril-Gruppe nur 4% ausmachte. In der Consen
sus-I-Studie, die mit Enalapril durchgeführt wurde, mußte man die Untersuchung nach 12 Monaten abbrechen, da die Mortalität in der Verum-Gruppe mit 35% deutlich niedriger lag als in der Plazebo-Gruppe mit 52%. In der MHFT-Studie trat ein Pumpversagen des lin
ken Ventrikels unter Captopril nach einem Jahr in 10% und nach 2,6 Jahren in 12% der Fälle auf, während in der Plazebo-Gruppe 25% bzw.
32% der Patienten ein Pumpversagen zu ver
zeichnen hatten. Die deutliche Reduktion der Mortalität unter ACE-Hemmer-Therapie sollte dazu führen, die Herzinsuffizienz häufiger und konsequenter mit ACE-HemmstofTen zu behan
deln. Um so erstaunlicher ist es, daß im nie
dergelassenen Bereich weniger als 10% der Patienten mit Herzinsuffizienz dieser Therapie zugeführt werden. Vor allem der positive Ein
fluß der ACE-HemmstofTe auf neurohumorale Parameter, auf die Regression einer linksven
trikulären Myokard-Hypertrophie, auf die Re
gression der Mediahypertrophie der Wider- standsgefäße und andere biochemische Fakto
ren bieten das Rationale für die genannte The
rapie.
Myokardinfarkt
Auch für die Therapie des Postmyokardinfark
tes stehen einige große Studien, die deutliche Mortalitätsunterschiede zeigen konnten, für die
Beim ersten Mal ist ein gefährlicher Blutdruckahfall möglich!
Patienten, die zum ersten Mal auf einen ACE- HemmstofT eingestellt werden, können mit ei
nem übermäßig starken Blutdruckabfall reagie
ren. Diese Komplikation ist aber vorhersehbar und entsteht hauptsächlich bei dehydrierten, hyponatriämischen, schwer herzinsuffizienten Patienten oder bei solchen Patienten, die mit Diuretika vorbehandelt wurden. Letztere kön
nen 1 bis 2 Tage vor der Therapie mit ACE- Hemmstoffen abgesetzt werden. Bei den übri
gen Komplikationen kann einem gefährlichen Blutdruckabfall begegnet werden, indem man mit einer besonders niedrigen Dosis eines be
stimmten ACE-Hemmstoffes die Therapie be
ginnt.
Die Studien
ergebnisse zei
gen, daß ACE- Hemmer die Mortalität deutlich senken
Fortbildung ACE-Hemmer-Behandlung
In der Praxis bekommen Pa
tienten mit Herz- insuflizienz zu selten ACE- Hemmer!
Diabetiker be
reits im Früh
stadium der Nephropathie behandeln!
Therapie mit ACE-Hemmern zur Verfügung.
Hier seien vor allem die AIRE-Studie, die mit Ramipril durchgeführt wurde, die Consensus- Il-Studie mit Enalapril, die GISSI-III-Studie mit Lisinopril und die SAVE-Studie mit Capto
pril genannt. In der AIRE-Studie wurde Ra
mipril zwischen dem 2. und 9. Tag nach Infarkt gegeben, wenn, auch nur vorübergehend, Zei
chen einer Herzinsuffizienz vorhanden waren.
In der VERUM-Gruppe kam es zu einer Reduk
tion der Gesamtmortalität von 27% gegenüber Plazebo. In der GISSI-Studie wurden Lisinopril gegen Nitrate und die Kombination aus Lisino
pril und Nitraten innerhalb 24 Stunden nach Infarkt verglichen. Während Lisinopril und die Kombination aus Lisinopril und Nitraten nach öwöchiger Therapie die Gesamtmortalität si
gnifikant reduzierten, war die Nitroglycerin- Therapie bezüglich der unabhängigen Effekte auf die Gesamtmortalität nicht erfolgreich. In der SAVE-Studie schließlich wurde Captopril an Patienten eingesetzt, die einen Herzinfarkt erlitten mit einer linksventrikulären Auswurf
fraktion von 40%, aber ohne sonstige Zeichen einer Herzinsuffizienz. Captopril wurde hier zwischen dem 3. und 16. Tag nach Myokard
infarkt eingesetzt. Im Vergleich zu Plazebo re
duzierte Captopril die Gesamtmortalität um 19% und außerdem die Entwicklung einer ma
nifesten Herzinsuffizienz um 37%.
Die Datenlage zeigt also auch für den Myokard
infarkt, daß die Therapie mit ACE-Hemmstoffen die Mortalität deutlich beeinflußte. Am meisten haben hier Patienten profitiert, die ebenfalls Zei
chen einer Linksherzinsuffiizienz hatten. Die günstigen Ergebnisse dieser Studien haben sich in der Zwischenzeit auf die Indikationserwei
terung, zumindest bei Captopril (s. Tab. 1), be
merkbar gemacht (1, 8, 9, 13, 22, 27).
Diabetische Nephropathie
Die günstige Wirkung einer antihypertensiven Therapie auf die Proteinurie und Nierenfunk
tion wurde in den letzten zehn Jahren in meh
reren Untersuchungen eindeutig nachgewie
sen. Dabei schien die Senkung der Proteinurie nur von der Blutdrucksenkung abhängig zu sein. Neue Langzeitstudien konnten jedoch nachweisen, daß ACE-Hemmstoffe, unabhän
gig von ihrer blutdrucksenkenden Eigenschaft, eine günstige Wirkung auf die Albuminurie und damit die fortschreitende Nephropathie aus
üben. Auf der Grundlage der LEWIS-Studie sollten Patienten mit Diabetes mellitus bereits im Frühstadium der Nephropathie behandelt
Patienten mit Herzinsuffizienz, die besonders von einer ACE-Hemmer-Therapie profitieren:
• Patienten, welche die Herzinsuffizienz infolge einer essentiellen Hypertonie aquirierten,
• Patienten mit Myokard-Hypertrophie und einer diastolischen Funktionsstörung,
• Patienten, die eine begleitende Mitralinsuf
fizienz bei dilatativer Kardiomyopathie ha
ben,
• Patienten mit einer höhergradigen Aorten
insuffizienz und
• Patienten mit begleitender Kohlenhydrat
stoffwechselstörung (3, 5,11,15,17,19, 28, 29).
werden. Patienten mit einem systolischen Blut
druck über 140 mm Hg und einem diastoli
schen Blutdruck über 90 mm Hg, bei denen eine fixierte Mikroalbuminurie beobachtet wurde, sollten auf Captopril eingestellt werden.
Die diabetische Nephropathie ist ebenfalls als weitere Indikation für Captopril zugelassen worden (14, 16, 18, 23, 24).
Nebenwirkungen
Die unerwünschten Wirkungen können in schwerwiegende und weniger schwere diffe
renziert werden. Die unerwünschten Wirkun
gen sind zumeist spezifische Nebenwirkungen, das heißt, sie treten bei allen ACE-Hemmstof
fen auf und stehen in unmittelbarem Zusam
menhang mit der pharmakologischen Wirkung.
Die schwerwiegenden unerwünschten Wirkun
gen und ihre Häufigkeiten sind in Tabelle 2 genannt (12).
Die Blutbildveränderungen, das angioneuro- tische Ödem und die Pankreatitis kommen sehr selten vor, sind aber besonders schwerwie
gend, wenn sie auftreten. Während Hypoten
sions- und Schockzustände meistens zu Beginn einer Therapie mit ACE-Hemmstoffen beob
achtet werden können, weil die Patienten na
triumverarmt oder mit Diuretika vorbehandelt waren, treten die Verschlechterung der Nie
reninsuffizienz, die Blutbildveränderungen und die Pankreatitis mehr nach längerdauernder Therapie auf. Das angioneurotische Ödem kann sowohl nach kurzdauernder als nach langdau
ernder ACE-Hemmer-Therapie beobachtet werden. Das angioneurotische Ödem ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofort inten
sivmedizinisch behandelt werden muß. Nach Absetzen der ACE-Hemmer-Therapie sind die
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5 Fortbildung ACE-Heinmer-Behandlung
Häufigste uner
wünschte Wir
kung ist der Reizhusten
unerwünschten Wirkungen meistens reversi
bel.
Zu den weniger schweren unerwünschten Wir
kungen gehören der Reizhusten, Hautverände
rungen, Proteinurie, Hyperkaliämie, Ge
schmacksstörungen und gastrointestinale Ne
benwirkungen (Tab. 2). Bis auf den trockenen Reizhusten sind die beschriebenen uner
wünschten Wirkungen selten, wenn man sie mit anderen Antihypertensiva vergleicht. Die Angaben über den trockenen Reizhusten schwanken beträchtlich, ln den großen Studien wird der Reizhusten meistens mit einer Inzi
denz von 2,5% angegeben, während im nieder
gelassenen Bereich eine Häufigkeit bis zu 15%
berichtet wurde. Auch die hier beschriebenen, weniger starken unerwünschten Wirkungen sind nach Absetzen der Therapie voll reversi
bel. Die Geschmacksstörung, über die beson
ders nach Captopril berichtet wird, ist bei Do
sisreduzierung reversibel, unter Umständen muß man nach Umstellung auf einen anderen ACE-HemmstofTmit dieser Wirkung nicht rech
nen (6, 7, 12, 14, 17, 18, 21, 26).
Tabelle 2: Nebenwirkungen
Unerwünschte Wirkungen (schwerwiegende) Verschlechterung einer
bestehenden Nieren
insuffizienz 1%
Blutbildveränderungen
.Agranulozytose äußerst selten
■Anämie selten
Leukopenie 0,01%
Hypotension und
Schockzustände 2.5%
Angioneurotisches
ödem 0,01%-0,1%
Pankreatitis äußerst selten Unerwünschte Wirkungen (weniger schwere)
Reizhusten 2-15%
Hautausschlag 4-6%
Proteinurie 0,6%
Hyperkaliämie in der Regel nur im Zusam
menhang mit K*-sparenden Diuretika oder bei einge
schränkter Nierenfunktion Geschmacksstörungen 2-3%
Gastrointestinale
Beschwerden ca. 2%
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Einnahme von Captopril und Antazida vermindert die Bioverfügbarkeit von Captopril um ca. 50% und ebenso seinen an
tihypertensiven Effekt. Captopril senkt außer
dem die tubuläre Sekretion von Furosemid (Tab. 3). Da Captopril auch mit Digoxin um die tubuläre Sekretion konkurriert, steigt bei gleichzeitiger Gabe der Digoxin-Spiegel an.
Möglicherweise kann eine zeitlich versetzte Einnahme Abhilfe schaffen.
Derartige Blutdruckreaktionen wurden vor al
lem bei Patienten beobachtet, die mit Diuretika (meistens Thiazide) vorbehandelt waren. Ähn
liche Reaktionen können aber auch bei Hyper
tonikern auftreten, die mit Oj-Adrenozeptoren- Antagonisten oder Calciumkanal-Blockern be
handelt werden. Dazu existieren aber wenig objektive Erfahrungen. Andererseits sind die erwähnten Antihypertensiva eine günstige Kombinationsmöglichkeit bei bereits bestehen
der Pharmakotherapie der essentiellen Hyper
tonie mit ACE-lnhibitoren.
Indometacin kann die blut
drucksenkende Wirkung von ACE-Hemmern aufheben
Im Gegensatz zu den pharmakokinetischen In
teraktionen existieren zahlreiche Wechselbe
ziehungen zwischen ACE-Hemmstoffen und anderen Pharmaka auf dem pharmakodynami- schen Sektor. Periphere Vasodilatatoren wie Dihydralazin, Oj -Adrenozeptoren-Antagoni
sten, Calcium-Kanalblocker und Diuretika sind generell in der Lage, die Aktivität des Renin- Angiotensin-Systems reflektorisch zu steigern.
Patienten, die aufgrund einer solchen Therapie oder aus pathologischer Ursache ein aktivier
tes Renin-Angiotensin-System haben, reagie
ren häufig besonders stark auf ACE-Hemmer, was sich in einem drastischen Blutdruckabfall mit orthostatischem Kreislaufkollaps bemerk
bar machen kann (Tab. 3).
Gut beschrieben sind die Interaktionen zwi
schen ACE-lnhihitoren und Cyclooxygenase- HemmstofTen, wie z.B. Indometacin. Indome
tacin, der potenteste Inhibitor der Prostaglan- din-Biosynthese, kann die blutdrucksenkende Eigenschaft der ACE-lnhibitoren teilweise oder vollständig aufheben. Die Verminderung oder Aufhebung der blutdrucksenkenden Wirkung der ACE-lnhibitoren ist dabei dosisabhängig.
Acetylsalicylsäure in antithrombotischen Do
sen (100 mg/d) zum Beispiel verursacht mei
stens keine Wechselwirkung, während analge
tische Dosen ab 1 g/d unter Umständen bei Patienten mit Niereninsuffizienz bereits In
teraktionen hervorrufen können. Antirheuma
tische Dosen von ca. 5 g/d haben dagegen mit