Östrogene erhöhen HDL-Cholesterin und sen
ken LDL um ca. 15% (9). Wahrscheinlich läßt sich der protektive Effekt für Herz-Kreislauf- Erkrankungen auf diese Eigenschaften zurück
führen. Östrogene erhöhen aber auch den sy
stolischen Blutdruck und die Triglyzeride um 20%. Dies führt zu negativen Wirkungen (9).
Gestagene, die in den Kombinationspräparaten enthalten sind, haben nachweislich einen ne
gativen Einfluß auf Herz-Kreislauf-Erkrankun
gen, da sie die Serumlipide erhöhen (2). Colditz u. a. (1) fanden in einer Longitudinalstudie an 118 000 Krankenschwestern, daß das natürli
che Eintreten des Klimakteriums das Risiko ei
ner Herz-Kreislauf-Erkrankung nicht erhöht.
Das Risiko steigt aber, wenn die Wechseljahre der Frau künstlich, z. B. durch beidseitige Oo
phorektomie, hervorgerufen wurde. Die Auto
ren der Studie empfehlen in diesen Fällen eine Hormonbehandlung. Bedacht werden sollte auch, daß 50% der Frauen, die hysterektomiert wurden, keine Eierstockhormone mehr bilden und daß bis zu 80% der Hysterektomien über
flüssig sind (8).
Epidemiologische Studien zeigen, daß zur Ver
meidung von kardiovaskulären Erkrankungen folgende Maßnahmen hilfreich sind: aktive Be
wegung, Normalisierung des Körpergewichtes, Reduktion tierischer Fette in der Nahrung, auch Nikotinverzicht und Einstellung einer evtl, vor
handenen Hypertonie. Dies sind alles Maßnah
men, die anders als bei der Hormonbehand
lung ohne Nebenwirkungen realisiert werden können.
IVIammakarzinom
Eine von zwölf Frauen in der Bundesrepublik erkrankt an einem Mammakarzinom. Östro
gene stimulieren das Gewebewachstum der Brust. Während endogene Östrogene einen si
cheren Risikofaktor darstellen, ist die Wirkung der exogenen Zufuhr noch unklar. Befürworter der Hormonbehandlung in und nach den Wechseljahren postulieren einen schützenden Effekt der Östrogene auf die Entwicklung des Mammakarzinoms. Gleichzeitig laufen Studien mit Tamoxifen, die für dieses Awfz-Östrogen eine protektive Wirkung nachweisen (4)!
Die Kommission »Hormontoxikologie« der Ge
sellschaft für Endokrinologie und die Arznei
mittelkommission der Deutschen Ärzteschaft meinten 1991 vorsichtig: »Zur Zeit lassen sich keine verbindlichen Aussagen darüber ma
chen, ob sich eine längerfristige Substitutions
therapie mit Östrogen-ZGestagen-Kombinatio- nen positiv oder negativ auf die Entstehung eines Mammakarzinoms auswirkt.« Das Kon
sensus-Papier der Menopausengesellschaft meint zu dem möglichen Risiko eines Mamma
karzinoms durch eine Östrogen-/Gestagen-Be- handlung: »Auf jeden Fall würde ein etwa vor
handenes Risiko durch die günstigen Wirkun
gen auf kardiovaskuläre Erkrankungen und die Osteoporose bei weitem aufgehoben« (7). Diese Vereinfachung wird den vorgelegten Daten nicht gerecht, noch trägt sie der subjektiven Bewertung von Frauen, ihrer Einstellung zu Brustkrebs im Gegensatz zu Herz-Kreislauf-Er
krankungen Rechnung.
Osteoporose
Die Osteoporose ist eine komplexe, heterogene, überwiegend physiologische Veränderung im Knochenstoffwechsel. Das Risiko, an Osteo
porose zu erkranken, ist abhängig von der eth
nischen Zugehörigkeit, von Gewicht, Alter, Ge
schlecht und von der Calciumaufnahme, der Schwermetallbelastung der Nahrung, des Ar
beitsplatzes und der Umwelt, der Einnahme bestimmter Medikamente, vom Kaffee- und Al
koholkonsum sowie vom niedrigen Östrogen
spiegel. Eine weitere Determinante ist die Aus
gangsknochendichte. Auch eine gravierende Osteoporose führt nicht zwangsläufig zu einer Fraktur. Hier sind Gebrechlichkeit, schlechtes Sehvermögen, Desorientierung, Hindernisse in der Wohnung und die Einnahme von Medika
menten, die sedieren oder verwirren, von ent
scheidender Bedeutung. Knochenaufbauend wirken eine calciumreiche Ernährung, viel Be
wegung und Sonnenlicht. Dadurch ist ein Auf
bau bis ins hohe Alter möglich.
Aus den genannten Gründen ist eine Hormon
behandlung zur Vermeidung von Osteoporose in der Regel unnötig. Ein Absetzen der Hor
mone führt sogar zu einem gegenüber dem Normalen beschleunigten Abbau der Knochen
dichte (9). Sollen alle Frauen eine Hormonbe
handlung erhalten, nur weil eine von vier Frauen möglicherweise mit 80 Jahren Osteo
porose entwickelt? Dabei ist zu beachten, daß nur ein kleiner Teil davon überhaupt eine Sym
ptomatik zeigt.
Resümee
ln meiner langjährigen Beratungstätigkeit im Feministischen Frauen Gesundheits Zentrum e.V. Berlin habe ich die bittere Erfahrung ge
macht, daß Frauen ohne ausreichende Infor
mation und Darstellung von Alternativen eine Hormonbehandlung verschrieben bekommen.
Plastische Darstellungen des Krankheitsrisikos und moralische Vorhaltungen sind unangemes
sene Reaktionen des Arztes oder der Ärztin im Umgang mit Frauen, die berechtigte Fragen zu Risiken der Hormonbehandlung haben und un
schädliche Alternativen bevorzugen.
Beschwerden der Wechseljahre sind durch na
turheilkundliche Verfahren ausgezeichnet zu behandeln. Sie kommen dem Interesse vieler Frauen entgegen, natürlich und ohne Neben
wirkungen behandelt zu werden (3). Herz- Kreislauf-Erkrankungen und der Osteoporose kann durch Aufklärung über die o. a. Zusam
menhänge wirksamer und risikolos vorgebeugt werden.
Die angelsächsische Fachpresse hat ernstzu
nehmende kritische Untersuchungen publi
ziert, die dem Nutzen der Hormonbehandlung in und nach den Wechseljahren die erwiesenen Risiken gegenüberstellen (vgl. 6,10).
Gerade weil die wissenschaftlichen Erkennt
nisse in wesentlichen Bereichen kontrovers sind, müssen sie in ihrer Widersprüchlichkeit Frauen verständlich vermittelt werden. Die Entscheidung der Frauen für oder gegen eine Hormonbehandlung ist zu respektieren.
Eine Ausnahme zur Hormonsubstitution bil
den die Frauen, die weit vor dem 40. Lebens
jahr in die Wechseljahre kommen (ob natürlich oder künstlich hervorgerufen). Für sie kann die Einnahme von Hormonpräparaten eine wirkli
che Substitutionstherapie darstellen.
Das Argument, Frauen fühlten sich besser, wenn sie Hormone einnähmen, läßt aufmer
ken. Viele Abhängigkeiten verursachen Eupho
rie, wie Zigarettenrauchen, Alkoholtrinken oder auch Heroininjektionen. Unter diesem Blickwinkel halte ich die Hormonbehandlung aller Frauen für ein legalisiertes Abhängigma
chen, in das Frauen iatrogen auf Kranken
schein gelangen. So wird die Hormongabe zur Harmonisierung im Sinne einer Nivellierung genutzt.
Diese Normierung erschwert es Frauen, ihre eigenen Körperempfmdungen wahrzunehmen und sich auf ihren eigenen Rhythmus einzulas
sen. Auch die Zeit der Menopause, einschließ
lich möglichen Unwohlseins, gehört zu den na
türlichen Lebensveränderungen und damit zum Leben von Frauen.
Literatur
1. Colditz, Graham, A., u. a.: Menopause and the Risk of Coronary Heart Disease in Women. New Engl. J. Med.
1987; 316: 1105-1110.
2. Ernster, Virginia, u. a.: Benefits and Risks of Meno
pausal Estrogen and/or Progestin Hormonal Use. Pre
ventive Medicine 1988; 17: 201-223.
3. Feministisches Frauen Gesundheits Zentrum e. V., Berlin (Hsg.): Wechseljahre - eine Broschüre zur Selbst
hilfe. Berlin, FFGZ 1994. Zu beziehen über die Verfas
serin.
4. Frankfurter Allgemeine Zeitung V. 10. 2. 1993: Che
motherapie vor Brustkrebs.
5. Goodman, Madeleine, J.: The Biomedical Study of Menopause. In: Formanek, Ruth, et al.: The Meanings of Menopause. Historical, Medical and Clinical Perspecti
ves. Hillsdale, Analytic Press 1990.
Osteoporose haben im Alter viele - nur ein kleiner Teil aber Symptome
Hormone sollen harmonisieren
Gegen die sub
jektiven Be
schwerden der Wechseljahre gibt es auch Alternativen
6. Martin, Kathryn A.; Mason W. Freeman: Postmeno
pausal Hormone Replacement Therapy. Editorial. In:
New Engl. J. Med. 1993, 328: 1115-1117.
7. Menopausengesellschaft deutschsprachiger Länder:
Hormonsubstitution in der Menopause. Konsensuspa
pier Jahrestagung 1992. Dtsch. Ärztebl. 1993; 90: 3.
8. Murphy, J.: Gebärmutter in der Überflußgesellschaft.
Clio - eine feministische Zeitschrift zur gesundheitli
chen Selbsthilfe 1992; 36: 20-22.
9. U. S. Congress, Office of Technology Assessment: The Menopause, Hormone Therapie and Women’s Health.
OTA-BP-BA-88. Washington D.C., US Government Prin
ting Office 1992.
10. Vines, Gail: The Challenge to HRT. In: New Scientist 23. Oct. 1993.
Anschrift:
Sylvia Groth, Feministisches Frauen-Gesundheits-Zen- trum, Bamberger Straße 51, 10777 Berlin.
Persönliche Daten;
Geboren 1955.
Ausbildung:
Studium der Soziologie in Marburg und Kiel, Postgra
duiertenstudium in Washington D.C.
Beruflicher Werdegang:
Nach vielfältigen Tätigkeiten in der Erwachsenenbil
dung seit 1986 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Feministischen Frauen-Gesundheits-Zentrum e. V., Ber
lin. Mitherausgeberin der Zeitschrift CLIO, eine femini
stische Zeitschrift zur gesundheitlichen Selbsthilfe. Mit
glied der Ethikkommission »Arbeitsausschuß Repro
duktionsmedizin« der Ärztekammer Berlin.
Arbeitsschwerpunkte:
Reproduktionsmedizin, Frauengesundheit, Ethik von Leben und Sterben, Medizinkritik.
Saroten ■ Saroten retard Kapseln 25 mg ■ Saroten retard Kapseln 50 mg ■ Saroten retard Kapseln 75 mg Zusammensetzung: 1 Saroten retard Kapsel 25 mg enthält 25 mg Amitriptylinhydrochlorid. 1 Saroten retard Kapsel 50 mg enthält 50 mg Amitriptylinhydrochlorid. 1 Saroten retard Kapsel 75 mg enthält 75 mg Amitriptylinhydrochlorid. Anwendungs
gebiete: Depressive Syndrome, unabhängig von ihrer nosolo
gischen Einordnung. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit gegen die Substanz; bei akuten Intoxikationen mit zentral- dämptenden Pharmaka sowie Alkohol; akuten Delirien; un
behandeltem Engwinkelglaukom; bei akutem Harnverhalten;
Prostatahypertrophie mit Restharnbildung, Pylorusstenose und paralytischem Ileus. Unter Berücksichtigung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen bei Prostatahypertrophie ohne Restharn
bildung, schweren Leberschäden, erhöhter Krampfbereitschaft;
Störung der Blutbildung und kardialer Vorschädigung, insbe
sondere Erregungsleitungsstörungen, Hierbei sollten Patien
ten mit vorbestehendem AV-Block I. Grades oder anderen Erregungsleitungsstörungen, vor allem Linksschenkelblock nur unter engmaschigen EKG-Kontrollen, Patienten mit vor
bestehenden höhergradigen AV-Blockierungen oder diffusen supraventrikulären oder ventrikulären Erregungsleitungs
störungen möglichst nicht mit Amitriptylin behandelt werden.
Bisherige Beobachtungen haben keine sicheren Hinweise für teratogene Wirkungen therapeutischer Dosen von Amitriptylin ergeben. Trotzdem sollte Amitriptylin während der Schwanger
schaft und insbesondere im ersten Trimenon nur bei zwingender Indikation angewendet werden. Amitriptylin sollte nicht während der Stillzeit eingenommen werden. Bei zwingender Indikation sollte abgestillt werden. Nebenwirkungen: Besonders zu Beginn der Behandlung häufig: Mundtrockenheit, verstopfte Nase, Müdigkeit, Benommenheit, Schwitzen, Schwindel, Hypo
tonie, orthostatische Dysregulation, Tachykardie, Tremor, Akkommodationsstörungen, Obstipation, Gewichtszunahme und meist passagere Anstiege der Leberenzymaktivitäten. Gele
gentlich: Miktionsstörungen, innere Unruhe, Durstgefühl. Haut
ausschläge. Libidoverlust bzw. Impotenz. Bei älteren Patienten besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von deliranten Syndromen. Selten: Kollap-szustände, paralytischer Ileus, Harn
sperre, Blutbildveränderungen, insbesondere Leukopenien, Galaktorrhö, Leberfunktionsstörungen (z. B. cholestatische Hepatose), Erregungsleitungsstörungen. Eine bestehende Herz
insuffizienz kann verstärkt werden. Allergische Reaktionen der Haut, allergische Vaskulitis können auttreten. In einerh Fall wurde eine Hypersensitivitätsmyokarditis beobachtet. Im Einzeltall:
Agranulozytose, zerebrale Kramptantälle, motorische Störungen, Polyneuropathien, Glaukomanfälle. Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschi
nen kann beeinträchtigt werden, besonders in den ersten Tagen oder im Zusammenwirken mit Alkohol bzw. zentral wirksamen Medikamenten. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Die Wirkung von Alkohol und die Wirkung anderer zentraldämpfend wirkender Pharmaka können bei gleichzeitiger Ernnahrne von Amitriptylin verstärkt werden. Bei gleichzeitiger Verabreichung anderer Substanzen, die auch anticholinerg wirken, ist mit einer Verstärkung peripherer und zentraler Effekte (insbesondere Delir) zu rechnen. Die Wirksamkeit sympathomimelischer Amine kann durch gleichzeitige Gabe von Amitriptylin erheblich ver
stärkt werden, besonders bei vasokonstringierenden Zusätzen bei Lokalanästhetika, MAO-Hemmer vom irreversiblen Hemm
typ sollen mindestens 14 Tage vor Beginn der Therapie mit Ami
triptylin in jedem Fall abgesetzt werden. Andernfalls muß mit schweren Nebenwirkungen wie Erregung, Delir, Koma, Hyper- pyrexie, Krampfanfällen und starken Blutdruckschwankungen gerechnet werden. Bei therapieresistenten Depressionen und unter Beachtung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen und unter langsamer Dosissteigerung ist eine zusätzliche Gabe von MAO-Hemmern bei vorbestehender Therapie mit Amitriptylin im Einzelfall möglich. Amitriptylin kann die Wirksamkeit von Antihypertensiva vom Typ des Guanethidin bzw. Clonidin abschwächen mit der Gefahr einer Rebound-Hypertension bei mit Clonidin behandelten Patienten. Amitriptylin kann die Wirksamkeit von Antiarrhythmika besonders von Typ I a (z. B. Chinidin) und Typ III (z. B. Amiodaron) verstärken. Bei einer Kombinationstherapie mit Neuroleptika kann es zur Er
höhung der Plasmakonzentration von Amitriptylin kommen.
Auch bei einer zugleich bestehenden Therapie mit Cime
tidin kann die Plasmakonzentration von Amitriptylin erhöht werden. Handelsformen: 20 Dragees 10 mg DM 4,43;
50 Dragees 10 mg DM 9,46; 100 Dragees 10 mg DM 16,85;
Anstaltspackungen. 20 Dragees 25 mg DM 8,66; 50 Dragees 25 mg DM 18,54; 100 Dragees 25 mg DM 33,01; Anstalts
packungen. 20 Retard-Kapseln 25 mg DM 8,66; 50 Retard- Kapseln 25 mg DM 18,54; 100 Retard-Kapseln 25 mg DM 33,01; Anstaltspackungen. 20 Retard-Kapseln 50 mg DM 14,38; 50 Retard-Kapseln 50 mg DM 30,79; 100 Retard- Kapseln 50 mg DM 54,80; Anstaltspackungen. 20 Retard- Kapseln 75 mg DM 19,33; 50 Retard-Kapseln 75 mg DM 41,41;
100 Retard-Kapseln 75 mg DM 73,70; Anstalfspackungen.
5 Ampullen 2 ml DM 9,11; Anstalts
packung. Weitere Informationen bitten wir dem ausführlichen wissenschaftlichen Prospekt zu
entnehmen. Stand: 1. Januar 1994 Arzneimittel Köln
Tropon
W • M. r<tt
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