Zeitschrift für Allgemeinmedizin
6/91
67. Jahrgang • Heft 6 • 28. Februar 1991
Gastkommentar:
Die Talente des
»geborenen Arztes«
Appetit- und Eßstörungen bei Kleinkindern
Pubertätsmagersucht;
Therapie und Prognose
Bulimie - Heiß-
hungerattacken und strenge Diät
Langzeiterfolge bei dicken Schulkindern nur bei Einbeziehung des Umfeldes
Service Box Eßstörungen
Such-Quiz der ZFA
292
kostensenkende Marken-Präparate
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Muco phlogaf
Mucolytikum mit dem bewährten Wirkstoff Ambroxoi
Mucophlogat
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Der Schleimbefreier W 9
bei Bronchitis, Asthma, Sekretstau
Mucophiogat-Paiette
Mucophiogat Tabletten_____ Mucophlogat-retard Kapseln Mucophlogat Tropfen 20Tabl.(N1)DM 5,80 20 Kaps. (N1) DM 18,25 /\ SOmIDM 6,10 50 Tabl. (N2) DM 12,95 ^^^50 Kaps. (N2) DM 38,95 ( ^ 100 ml DM 10,75 100 Tabl. (N 3) DM 23,30 100 Kaps. (N 3) DM 70,45
ZusammanMtzung: 1 Tablette enthält: Ambroxolhydrochlorid 30 mg; 1 Retardkapsel enthält; Ambroxolhydrochlorid 75 mg; 1 ml Lösung (15 Tropfen) enthält: Ambroxolhydrochlorid 7,5 mg Indikationen: Akute und chronische Erkrankungen der Atemwege mit krankhafter Eindickung des Schleims, insbesondere akute und chronische Bronchitiden, asthmoide Bronchitis, Bron- chialasthma mit gestörter Sekretelimination, Bronchiektasen; zur Unterstützung der Schleimlösung bei Entzündung des Nasen-Rachen-Raumes. Kontraindikationen:Bekannte Über- empfindlichkeit gegen Ambroxol Obwohl selbst bei hohen Dosierungen in Tierversuchen keine keimschädigenden Wirkungen festgestellt wurden, sollte Ambroxol während der ersten drei Schwangerschaftsmonate nicht angewendet werden Nebenwirkungen: In seltenen Fällen können Magenbeschwerden, Durchfall oder Mautausschlag auftreten Dosierung: Tabletten:
Kinder von 5 bis 12 Jahren: 2 bis 3 mal täglich '/^Tablette. Kinder über 12 Jahre und Erwachsene: Initial 2 bis 3 Tage 3 mal 1 Tablette täglich, dann 2 mal 1 Tablette täglich. Retardkapseln Erwachsene 1 mal täglich 1 Retardkapsel. Tropfen: Kinder von 0 bis 2 Jahren: 2 mal 1 ml ( 2 mal 15 Tropfen) täglich, Kinder von 2 bis 5 Jahren: 3 mal 1 ml (3 mal 15 Tropfen) täglich, Kinder über 5 Jahre: 2 bis 3 mal 2 ml (2 bis 3 mal 30 Tropfen) täglich. Erwachsene und Jugendliche: Initial 2 bis 3 Tage 3 mal täglich 4 ml (3 mal 60Tropfen), dann 3 mal täglich 2 ml (3 mal 30Tropfen) oder
2 mal täglich 4 ml (2 mal 60 Tropfen). Azuchemie, 7016 Gerlingen
Glosse 293
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Die Behandlungsindikation ist gege- ben: Es besteht mit Blutdruckwerten von 160/100 mm Hg eine milde Hy- pertonie, es zeigen sich geringe beid- seitige prätibiale Ödeme und eine ge- ringe Herzvergrößerung. Die allge- meinen Maßnahmen wurden mit der 62jährigen Patientin besprochen, ein bei ihr sehr zeitaufwendiges Unter- nehmen. Die folgenden Kontrollen bestätigten trotzdem die Blutdruck- werte. Ich empfahl als ersten medi- kamentösen Behandlungsschritt mit täglich morgens einer Tablette Mo- duretik mite®, also Amilorid-HCl 2,5 mg und 25 mg Hydrochlorothiazid eine Kombination aus einem Thia- zid-Diuretikum mit einem kalium- sparenden Diuretikum. Bei der Kon- trolle lagen die Blutdruckwerte un- verändert, auch die Beinschwellun- gen waren noch zu erkennen.
Das Rätsel löste sich rasch: Die Patientin war verärgert, daß ich ihr ein so gefährliches Medikament ver- ordnet hatte, obwohl wir über Ne- benwirkungen und ihr Gewicht im Verhältnis zum Anlaß und der Lang- zeitbedeutung der Hypertonie ge- sprochen hatten. Sie hatte das Medi- kament nicht eingenommen und mir jetzt statt dessen die Packungsinfor- mation präsentiert. Am Rand war angestrichen, was sie gelesen hatte und was zu ihrer Ablehnung führte.
Haben Sie sich schon einmal diese Information angesehen (siehe Abbil- dung)?
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Sonstige.
Die Reaktion der Patientin war verständlich, ebenso wie die eines anderen Kranken, der trotz schwer- ster Beeinträchtigung durch seine dringend therapiebedürftigen und bislang medikamentös nicht beein- flußbaren Herzrhythmusstörungen die Tambocor®-Einnahme verwei- gerte. Vielleicht sehen Sie demnächst wieder die Basisinformation für Fle- cainid wie unlängst in der Zeitschrift für Kardiologie unter dem Stichwort
»Impulse - Neues Denken in der Ar- rhythmie-Therapie«.
Eines steht fest: diese Informatio- nen sind keine Hilfen, nicht für den verordnenden Arzt, auch nicht für den einzelnen normalstrukturierten und verantwortungsbewußten Pa-
tienten, und schon gar nicht für den, der durchaus berechtigt alles hinter- fragt.
Wir sind uns einig: Information ist notwendig und wichtig, aber Recht- sprechung und Gesetzgeber sollten einmal als persönlich Betroffene selbst lesen, was »ohne Berücksich- tigung der Häufigkeit des Auftretens«
berichtet wird.
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Dr. med. W. Mahringer Schelztorstr. 42
7300 Esslingen
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Ulkus-Therapie zum Festbetrag
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Zusammensetziuig: 1 'mblette gant 1 g. 1 Beutel Ulcogant-Grani bzw. 1 Beutel oder 1 Meßlöffel Ulcogant-Suspension enthalten l|
Sucralfat (basisches Aluminiu^
Saccharose-Sulfat), entspr. 190 ^ Aluminium. Ulcogant-Suspensö enthält zusätzlich Methyl-4- und Pif pyl-4-hydroxybenzoat (jeweils triumsalz) als KonservierungsBlt tel. Anwendungsgebiete: Ulcus triculi und Ulcus duodeni, Reziä^
Prophylaxe des Ulcus duod«^
Refluxösophagitis. Oegenanzeig4 Bei schwerer Einschränkung ^ Nierenfunktion (Urämie, Dialyse^
tienten) sollte Ulcogant wegen Aluminiumanteils nicht eingenf- men werden. Schwangerschaft =' Stillzeit: Es bestehen keine W weise auf ein embryotoxisc»
Risiko. Tierversuche lassen verii ten, daß eine Ausscheidung mit ä Muttermilch nicht erfolgt. Nebensi kungen: Gelegentlich Obstipadt Ulcogant-Suspension: Allergiw Reaktionen (Parabene). Hin««
Bei Patienten mit eingeschränW Nierenfunktion ist mit einer Er*
hung des Plasma-Aluminiu gels zu rechnen. EHes ist besom bei dialysepflichtigen Patienten beachten.
Wechselwirkungen: Ulcogant k*T bei gleichzeitiger Gabe die Rest«
tion von Ttetrazyklinen, Phenyt<^
Sulpirid, Digoxin, Cimetidin, tidin, Norfloxacin, Ciproflox»*^
Theophyllin in retardierter Fo Chenodeoxycholsäure und Ur oxycholsäure beeinträchtigen- kann durch eine um 1 bis 2 SW versetzte Einnahme vermieden'*’
den. Sowohl zu Beginn wie am F*
einer Ulcogant-Behandlung is*' Dosis oraler Antikoagulanzien überprüfen. Dosierung: Ulcus deni: Täglich 2mal 2 oder ^ 1 Täblette bzw. Beutel Granulat ^ Beutel oder Meßlöffel Suspens>i Rezidivprophylaxe des Ulcus ^ deni: Täglich 2mal 1 Tablette ^ Beutel Granulat bzw. Beutel ' Meßlöffel Suspension. Ulcus vei^
culi und Refluxösophagitis: Ta^
4mal 1 Täblette bzw. Beutel Gran bzw. Beutel oder Meßlöffel SusPj sion. Anwendung: Möglichst leeren Magen vor den Mahls«"
bzw. unmittelbar vor dem Schls^
gehen. Handelsformen: Ulcog»®*, 50 Täbletten DM 39,30,100 T^bl^
DM74,45.Ulcogant-Granulat: 50^
tel DM 39,30. Ulcogant-SuspemS*^
50 Beutel DM 39,30, 250 ml Fl
Ulcogant'
Lange Rezidivfrei-Zeit für den Magen,
merckmit Meßlöffel DM 41,23. Je«^
Klinikpackung. Apoth.-Abg’pr®
Stand: 1.1.1991 E. Merck, Postfach 4119, 6100 Darmstadt 1
INHALT *** INHALT *** INHALT *** 295
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 67. Jahrgang, Heft 6
Gastkommentar
Die psychosomatische Grundversorgung
und die Talente des »geborenen Arztes« 301 F. R. Faber
Schwerpunkt
Editorial Jugendalter
G. Nissen 303
Appetit- und Eßstörungen bei Kleinkindern 307 G.-E. Trott und G. Nissen
Anorexia nervosa im Schul- und Jugendalter
G. Lehmkuhl
Die Bulimie der jungen Mädchen B. Herpertz-Dahlmann
315
325
Adipositas beim Kind und Jugendlichen 334 D. Bürgin
Service Box
Magazin Pharraa-News Kongreßberichte Kongreß extra Quiz
Online Impressum
338
340 344 345 347 349 298 298 INHALT *** INHALT *** INHALT ***
HYPERFORAT
Depressionen, psychische und nervöse Störungen, Wetterfühligkeit, Migräne.
Vegetativ stabilisierend, gut verträglich.
Zusammensetzung: Hyperforat-Tropfen: 100 g enthalten;
Extr. fl. Herb. Hyperici perf. 100 g, stand, auf 0,2 mg Hypericin* pro ml. Enth. 50 Vol.-% Alkohol. Hyperforat- Dragöes: 1 Dragöe ä 0,5 g enthält: Extr. sicc. Herb. Hyperici perf. 40 mg, stand, auf 0,05 mg Hypericin* Vit. B-Komplex 1 mg. *und verwandte Verbindungen, berechnet auf Hypericin.
Anwendungsgebiete: Depressionen, auch im Klimak- terium, nervöse Unruhe und Erschöpfung, Wetterfühlig- keit, Migräne, vegetative Dystonie.
Tropfen in der Kinderpraxis: Enuresis, Stottern, psychi- sche Hemmungen, Reizüberflutungssyndrom.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen: Photosensibi- lisierung.
Dosierung: Hyperforat-Tropfen: 2 - 3 x täglich 20-30Trop- fen vor dem Essen in etwas Rüssigkeit einnehmen.
Hyperforat-Dragäes: 2-3 x täglich 1-2 Dragöes vor dem Essen einnehmen. Zur Beachtung: Bei Kindern entspre- chend geringer dosieren. Die letzte tägliche Einnahme möglichst vor dem Abend. Häufig ist eine einschleichende Dosierung besonders wirksam.
Handelsformen und Preise:
Hyperforat Tropfen: 30ml DM 9,27; 50ml DM 14,47; 100ml DM 24,46.
Hyperforat Dragees: 30St. DM 7,48; 100St. DM 18,96.
Dr. Gustav Klein,
Arzneipflanzenforschung, 7615 Zell-Harmersbach Schwarzwald
296 INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * H Tag für Tag ein neues Puzzlespiel
Der Arzt steht meist nicht nur einem simplen Krankheitsbild gegenüber, sondern einem komplexen Krankheitsgeschehen. Seine vorrangige Aufgabe ist es, die Krankheit in ihre Einzelteile zu zerlegen, die verantwortlichen Faktoren festzustellen. Um eine unverzügliche psychosomatische Krankenbehandlung zu ermöglichen, wurde die psychosomatische Grundversorgung als Ergänzung zur Psychotherapie eingeführt und als spezifisch ärztliche Leistung anerkannt.
Die psychosomatische Grundversorgung und die Talente des »geborenen Arztes«
301
»Du mußt essen, damit du groß und stark wirst...«
Appetit- und Eßstörungen bei Kleinkindern können sowohl somatisch als auch psychisch bedingt sein und beeinflussende Wirkung auf die Genese späterer Erkrankungen haben. Akute Nahrungsverweigerung hat in der Regel eine ersichtliche Ursache, während die chronische Appetitlosigkeit weitaus diffiziler zu klären ist. Das elterliche Verhalten hat große Bedeutung für das Eßverhalten des Kleinkindes.
Zur Therapie gehört die Aufklärung der Eltern: Vielfach wird die notwendige Eßmenge einfach überschätzt.
Appetit- und Eßstörungen bei Kleinkindern
307
W:
Haben Sie jugendliche Patienten mit Eßstörungen?
ln der Service Box finden Sie Hinweise auf Weiterbildungsveranstaltungen, Selbsthilfegruppen sowie Buchtips.
Service Box 328
INHALT *** INHALT *** INHALT *** INHALT *** INHALT INHALT *** II
LT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT^^ 297
entnommen aus -Frtnessen- (Rosenheimer)
Alles oder nichts? - maßloses Essen
Außer Kontrolle geratene Freßanfälle, denen das Erbrechen der
verschlungenen Mengen
kalorienreicher Nahrung folgt, sind pathognomisch für die Bulimia nervosa. Außerhalb dieser
Heißhungerattacken hält die Mehrheit der Betroffenen eine Dauerdiät, bei der all die Speisen verboten sind, die während eines Freßanfalls
unkontrolliert verschlungen werden.
Bulimie und Depression gehören fast immer zusammen, ihr kausaler Zusammenhang ist jedoch noch strittig.
Die Bulimie der jungen Mädchen
325
Di« GasdtKht« vom Supp^n-Katpar
D«' Katpsr. d«r war karrtgaivod.
Ein didtar Bub und kugalrund.
Er haNa Backan rol ur>d kwh.
Dia Suppa al) ar hüfai^ bai r«d>.
Doch airwnaf iinQ at an tu tdwai'n:
.kh aua kaina Suppa! Natn!
Idi asM mama Suppa rUcM!
Nain, mama Suppa an' idi nirfitl*
Am nbchttan Tag, — )a liab nur har!
Da war ar «hon viai magarar.
Da fing ar wradar an tu «chraTn:
«(dl ac»a kaina Swppal Naml tdi aoa maif>a Suppa nicht!
Nain. maina Suppa an' id> nidit!*
Am dritlan Tag o wah und adif Wia id dar Kaipar dünn und »chwach I Dodi ab dia Suppa kam hatatn, Gtaich fing ar wiactar an tu «dwaTn:
•Idi aoa kama Suppa! Nain!
Idi asM maina Suppa nichtl Nam. maina Suppa as»' idi nidrtl*
Am viartan Taga andfich gar Dar Katpar w«a am Ffiddian war Er weg w»llaid»l am hafca» Lot — Und war am lünllan Taga toi
Gewichtsreduktion, Bradykardie, Ekel vor dem Essen - Diagnose?
Anorexie-spezifische Symptome sind aber auch ein ausgeprägtes Schlankheitsideal, vorsätzliches Fasten, der Mißbrauch von
Abführmitteln und absichtliches Erbrechen. Wichtig ist es, überhaupt an diese Krankheit zu denken, da die Patientinnen ihre Probleme meistens nicht direkt ansprechen. Auch die Gewichtsabnahme muß anfänglich nicht so ausgeprägt sein, daß sofort an eine Magersucht gedacht wird. Eine Anorexia nervosa ist übrigens nicht geheilt, wenn das Gewicht normalisiert ist, dafür ist die zugrundeliegende
Symptomatik zu komplex.
Anorexia nervosa im Schul- und Jugendalter
315
Titelbild: Wolfgang Gorski, Barsinghausen-Egestorf 1991.
LT *** INHALT *** INHALT *** INHALT INHALT *** INHALT *** INHALT
298^
online *** online *** online *** online *** online
Die minimale effektive Zidovu- din-Dosis ist noch nicht ge- funden
Angesichts der toxischen Wirkung von Zidovudin in der anfangs vorgeschlage- nen Dosierung von 1 500 mg/d wurde in einer Vergleichsstudie die Kombination von Zidovudin mit Acyclovir erprobt, ln vitro verstärkte Acyclovir die Wirkung von Zidovudin auf das HlV-Virus. In der Studie erhielten die Patienten, die an ARC litten, und CD4-t-Zahlen zwischen 200 und 500/mm^ aufwiesen, Zidovudin in niedriger (300 mg/d, n=28), mittlerer (600 mg/d, n=24) und hoher Dosierung (1 500 mg, n=15). In zufälliger Folge er- hielt jeweils die Hälfte der Patienten zu- sätzlich Acyclovir (4,0 g/d oral). Eine syn- ergistische antivirale Wirkung von Acy- clovir und Zidovudin konnte nicht nach- gewiesen werden. Wesentliches, ur- sprünglich nicht anvisiertes Ergebnis der Studie war, daß ein Fünftel der anfangs als notwendig erachteten Zidovudin-Do- sierung ähnliche Wirksamkeit hatte wie die höheren Dosierungen. 300 und 600 mg Zidovudin täglich besserten Lei- stungsfähigkeit und Müdigkeit in höhe- rem Maß als 1 500 mg/d (jeweils p <
0,025). Patienten in der Low-dose-
Gruppe nahmen am deutlichsten an Ge- wicht zu und zeigten die stärkste Besse- rung der CD4+-Zahlen (im Mittel von 321/mm^ auf 412/mm^ nach 12 Wo- chen). Das Absinken der HIV-p24-Anti- genkonzentrationen war unter den drei Dosierungen ähnlich. 19 Patienten wech- selten nach mindestens 12 Wochen von der niedrigen oder mittleren auf die hohe Dosierung; ein Steigen der CD4-i-Zahlen oder ein Sinken der HIV-p24-Spiegel konnte nicht beobachtet werden, wohl aber eine Zunahme der Toxizität./C//. R.) Collier, A., et ai: A pilot study of low- dose zidovudine in human immunodefi- ciency virus infection. N. Engl. J. Med.
1990; 323: 1015-21.
Low-dose-ASS-Prophylaxe reduziert Migräneanfälle
Im Rahmen der »Physicians’ Health Study«, einer randomisierten Doppel- blindstudie mit gesunden männlichen Ärzten im Alter zwischen 40 und 84 Jah- ren, wurden 11 037 Ärzte mit niedrigdo- sierter Azetylsalizylsäure (325 mg jeden zweiten Tag) und 11034 Ärzte mit Placebo durchschnittlich 60 Monate lang behandelt. Einmal jährlich wurden die Probanden u.a. gefragt, ob sie seit der
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landar/t. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch- schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedi- zin e.V. (Association of Teachers in General Medicine)
»Internationale Allgemeinmedizin und Hochschule«, herausgegeben von Hj. Mattem.
Schriftleitung (V.i.S.d.P ): Prof Dr. med. Peter Doe- necke, Direktor der Medizinischen Klinik 1, Städtische Kliniken, Grafenstr. 9. 6100 Darmstadt ■ Prof. Dr. med.
Winfried Hardinghaus. Chefarzt der Med. Abt., Kran- kenhaus St. Raphael, 4514 Ostercappeln. AG Gesund- heitswissenschaften Universität 4500 Osnabrück • Prof Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allge- meinmedizin derGeorg-August-Univ., Robert-Koch-Str.
40, 3400 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr. 42, 7300 Esslingen • Dr. med. Gertrud Volkert, Traubergstr. 16, 7000 Stuttgart 1.
Verlag; Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14,7000 Stuttgart 30.
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sandgebühren. Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 3. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustren- nen beigeheftet. Diese Kartei referiert für den prakti- schen Arzt aus maßgebenden Fachzeitschriften des In- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Preise und Versandspesen enthalten 7%
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6 Wochen vor Erscheinen.
Die »Beilage für die .Arzthelferin« erscheint zweimo- natlich. 12. Jahrgang 1991.
UNVERLANGTE ARBEITEN KÖNNEN AN DEN VERLAG GESANDT WERDEN.
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I Jk Mitglied der Arbeitsgemein- Schaft Leseranalyse medizinischer Zeitschriften e.V.
letzten Befragung an Migräne oder Kopf- schmerzen gelitten hätten. 661 (6,0%) Personen der ASS-Gruppe und 818 (7,4%) Personen der Placebogruppe hät- ten zu irgendeinem Zeitpunkt nach der Randomisierung an Migräne gelitten. Das entspricht einer Reduzierung der Migrä- nehäufigkeit unter ÄSS um 20%
(p = 0,00001). Nicht migräneartige Kopf- schmerzen wurden dagegen in beiden Gruppen gleich häufig angegeben. Die ÄSS-Wirkung bei Migräne ist wahr- scheinlich auf eine Thrombozyten-anta- gonistische Wirkung zurückzuführen.
Thrombozyten enthalten Serotonin, des- sen Freisetzung eine wesentliche Rolle im Migräneprozeß zu spielen scheint.
Eine Low-dose-ASS-Prophylaxe sollte bei Männern mit wöchentlichen oder noch häufigeren Migräneanfällen ernsthaft er- wogen werden. Sehr wahrscheinlich ist, daß bei Frauen ein ähnlicher Effekt wie bei Männern erzielt werden kann. fCh. R.) Buring.J. E., et ai: Low-dose Aspirin for Migraine Prophylaxis. JAM A 1990; 264:
1711-1713.
»Alkoholarm« ist immer mehr im Trend
Die Bundesrepublik Deutschland hält weltweit nach Frankreich den zweiten Platz beim Pro-Kopf-Verbrauch an Alko- hol. Er beträgt im Durchschnitt 11,51 pro Jahr, allerdings mit fallender Tendenz.
14% der Männer und 8% der Frauen überschreiten einen täglichen Durch- schnittskonsum von 60 g (Männer) bzw.
40 g (Frauen). Abgesehen von den alko- holbedingten Verkehrsunfällen steht der Alkoholkonsum nach dem Tabakrauchen an zweiter Stelle der ernährungsbeding- ten Todesursachen. Ein deutlicher Rück- gang des Alkoholkonsums ließe sich er- reichen, wenn Alkohol wieder mehr als
»Genußmittel« angesehen würde und nicht als alltägliches Konsummittel. Die steigenden Verbrauchszahlen für nicht- alkoholische bzw. alkoholarme Getränke stimmen hoffnungsvoll. (Lk) Junge, B., Tiefelsdorf M., und von Maltzan, U. (Bundesgesundheitsamt, Inst. Sozialmed. Epidemioi Berlin), Bun- desgesundheitsbl 1990; 33: 552-555.
Risikoreiches Sexualverhalten nimmt ab
Hauptrisikofaktor für eine HlV-Infektion war nach Untersuchungen des Landesin- stituts für Tropenmedizin in Berlin in den Jahren 1983 und 1984 sexuelle Aktivität in den USA, in den Jahren 1984 bis 1987 die Anzahl der Sexualpartner.
Das Landesinstitut hatte im Verlauf von fast fünf Jahren (April 1983 — De- zember 1987) 1987 Seren von homo- und
online *** online *** online *** online *** online
299bisexuellen Männern getestet. Davon wa- ren 24,3% HlV-positiv.
Statistisch signifikante Risikofaktoren bei diesen Männern waren: Aktiver und passiver Analverkehr (78,9%), rektale Einläufe (58,8%), die Droge Butylnitrat (53,3%), ein bekanntermaßen HlV-posi- tiver Partner (33,9%), sexuelle Aktivität in den USA (32,4%) und mehr als 50 Sexualpartner im Jahr vor dem Test (18,8%). Fellatio und Anilingus waren statistisch kein Risikofaktor.
HlV-lnfizierte waren signifikant häufi- ger Träger von Antikörpern gegen HAV, HBV, CMV, EBV und Lues. Die Prävalenz der Antikörper gegen HIV, HAV, HBV und Lues stieg mit zunehmendem Alter, Dauer der homosexuellen Aktivität und Anzahl der Sexualpartner an.
Während des fünQährigen Beobach- tungszeitraumes war ein Trend zu weni- ger risikoreichem Sexualverhalten zu verzeichnen. Entsprechend fand man auch ein Abnehmen der Prävalenz von Antikörpern gegen HIV, HAV, HBV und
Lues. (R. VJ
Deininger. S., Müller, R.. Guggenmoos- Holzmann, /.. et al: Behavioral Cha- racteristics and Laboratory Parameters in Homo- and Bisexual Men in West Ber- lin: An Evaluation of Five Years of Te- sting and Counselling on AIDS. Klin.
Wschr. 1990; 68: 906-913.
Wirkung von DDI wird von Zidovudin beeinflußt
2‘-3‘-Dideoxyinosin (DDI) ist ein Purin- analogon, das die reverse Transkriptase hemmt und in-vitro-Aktivität gegen das HIV besitzt. In einer Phase-I-Studie mit steigenden Dosen bewirkte DDI bei der Mehrzahl von 58 Patienten mit AIDS oder ARG eine klinische und immunologische Besserung. Tagesdosen von mehr als 9,6 mg/kg waren häufig mit toxischen Wirkungen verbunden (periphere Neuro- pathie: n=12, Pankreatitis: n=5, Hepati- tis: n=2). Niedrigere Dosierungen wur- den dagegen bei gleichzeitiger Antazi- dagabe gut toleriert. 13 Patienten erhiel- ten 17 (8-20) Monate lang DDI in Tagesdosen zwischen 3,2 und 9,6 mg/kg.
Der beobachtete statistisch signifikante Anstieg der CD4-Lymphozytenzahlen und die Abnahme der HIV-p24-Antigen- serumspiegel persistierten mindestens neun Monate lang. Patienten, die vor der DDI-Behandlung weniger als vier Monate lang Zidovudin erhalten hatten, sprachen auf DDI deutlich besser an als Patienten nach längerer Zidovudintherapie. Bei fünf Patienten besserten sich HlV-indu- zierte kognitive Störungen durch DDL Vornehmliche Ziele künftiger Studien
sind die optimale Dosierung von DDI und Möglichkeiten, toxische Wirkungen, ins- besondere lebensbedrobliche Pankreati- tiden, zu verhindern. (Ch. R.) Yarchoan, R., et al: Long-term toxicity/
activity profile of 2'-3’-dideoxyinosine in AIDS or AIDS-related complex. Lancet 1990: 336: 526-529.
Jodzusatz für alle Lebensmittel genehmigt
Jodmangel ist der einzige gravierende alimentäre Mangel in Deutschland, der zu vermeidbaren Krankheitsbildern führt. Er ist durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz zu beheben, das seit langem lebensmittelrechtlich für diäteti- sche Produkte zugelassen ist. Seit einiger Zeit ist es zur Herstellung aller Lebens- mittel zulässig. Damit ist u. a. die Mög- lichkeit erölTnet, in der Gemeinschafts- verpflegung jodiertes Speisesalz einzu- setzen, z. B. in Kantinen. Allerdings muß die Verwendung von jodiertem Speise- salz bei den damit hergestellten Lebens- mitteln deklariert werden. (Lk.) G. Pahlke (Bundesgesundheitsamt, Max- von-Pettenkofer-Inst. Berlin) Bundesge- sundheitsbl 33 (1990) 12. 545-546.
i/a itcnr)
^ räumt schnell das zähe Sekret aus
^vermeidet überschießende Neuproduktion M wirkt bei Bronchitis und bei Sinusitis
AKTUELLE LITERATUR:
R. Laszio. G. Hesse u. T. Lütaebrune: Die Behandlung der akuten Sinusitis mit Sekretolytika In; Zeitschrift für Allgemeinmedizin, 65. Jg. (1989), Nr. 1/2, S. 19-21
G. Stussak u. K. Schumann: Behaufjlung der chronischen Sinusitis. In: Zeitschriftiür Allge- meinmedizin. 63. Jg. (1987), Nr. 29, S. 869-871
P. Dorow. Th. Wei^s. R. Felix u. H. Schmutzler: Einfluß ... auf die mukoziliäre Clearance bei
... Atemwegserkrankung. In: Arzneimittel-Forschung/Drug Research, 37. Jg. (II) (1987), Nr. 12^. 1378-1381
omyrtortor
ithält 300 mg Myrtd, standardisiertauf mindestens 20 mq «-Pinen, 75 mq Limonen und 75 mq Cineol. Ind.: Akute und ehr
Getomyrtof* forte. Zus.: 1 Kaps, enthält 300 mg Myrtol, standardisierfauf mindestens 20 mg «-Pinen, 75 mg Limonen und 75 mg Cineol. Ind.: Akute und chronische Bronchitiden, Bronchiektasen, Emphysembronchitis, Sekretolyse bei Sinusitis, Pneumomykosen und Silikose, Abhusten der Röntgenkontrastmittel nach Bronchografie. Kontraind.: Keine bekannt. Nebenw.: Durch Gekxnyrtof* forte können vorhandene Nieren- oder Gallensteine in Bewegung gesetzt werden. Anw JDos.; Bei akuten und entzündlichen Prozessen 3 bis 4 mal täglich 1 Kaps. Bei chronischen Prozessen 2 mal täglich 1 Kaps. Diese Dosierung kann unbedenklich
über eine längere Zeit angewandt werden. Zum Abhusten nach Bronchografie 2-3 Kaps. Gelomyrtol’ forte soll am besten eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, jedoch nicht mit einem heißen Getränk eingerrammen werden.
Handeisf.: N 1 20 Kaps. DM 8,85; N 2 50 Kaps. DM 20,10; N 3 100 Kaps. DM 35,70; AP (Stand 10/89).
G.PoM-Boskainp
GmbH & Co , D-2214 Hohenlockstedt ^7300
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Gastkommentar Zlf^
Franz Rudolf Faber
Die psychosomatische Gnind- versorgung und die Talente des
»geborenen Arztes«
Arzt für Neurologie und PsychiatrieEs mag den geborenen Arzt geben, auch den geborenen Leib-Seele-Arzt. Das sei mit Zögern zugestanden. Aber viele Berufe nehmen das Geborensein für sich in Anspruch: Lehrer und Seelsorger, Pianisten und Clowns, alle Künst- ler, alle Kreativen. Das geborene Talent bedarf der Schulung, der Übung, der Erfahrung.
Die Grundbegabung des Arztes, sie sei un- terstellt, bedarf - wie die des kreativen Künst- lers - der überprüften Entfaltung und auch der motivierenden Ausrichtung auf den leidenden Menschen.
Die »geborenen Ärzte« hatten seit langem keinen Gebrauch mehr gemacht von ihrem professionellen Talent. Die naturwissenschaft- liche Medizin hatte den Kontakt zum seelischen Erleben des Kranken weitgehend verloren. Die faszinierenden Erfolge der somatischen Heil- kunde hatten zu einer Halbseitenlähmung des Gesundheitssystems und der medizinischen Wissenschaft geführt. Dem Gesundheitssystem war die Seele des Kranken, seine Personalität verlorengegangen. Die medizinische Wissen- schaft wußte nichts mehr von einer eigenstän- dig realen Verursachung von Kranksein durch seelische Vorgänge. Die »Pathologie der Ge- samtperson« (M. Bahnt) mußte neu entdeckt werden. Erst seit S. Freud gibt es wieder eine
»anthropologische Heilkunde«.
Mit einer Neufassung der Psychotherapie- Richtlinien wurde 1987 die psychosomatische Grundversorgung als Ergänzung zur Psycho- therapie in die gesetzliche Krankenversiche- rung eingeführt, und zwar als eine spezifisch ärztliche Leistung. Die Bedeutung dieses Durchbruchs kann kaum hoch genug einge- schätzt werden. Ärztliche Heilkunst umfaßt jetzt wieder psychische wie somatische Dia- gnostik und Therapie in einem organischen Zusammenhang. Der Kranke muß sich nicht mehr aufteilen lassen in isolierte Komponenten einer nicht wahrgenommenen Ganzheit seiner Existenz. Die psychosomatische Grundversor- gung ist in die eine ärztliche Hand gegeben
worden, allerdings auch in die eine ärztliche Verantwortung, die sich nicht auf einen »gebo- renen« Status berufen kann.
Der Arztberuf kann sich also wieder zu dem steigern, was er seinem »geborenen« Status nach eigentlich ist: zur Heilkunst für die Patho- logie der Gesamtperson. Damit ist die notwen- dige Spezialisierung des ärztlichen Handelns wie auch die Einbeziehung anderer Berufs- gruppen in Heilkunde und Behandlung keines- wegs ausgeschlossen. Aber in der Grundver- sorgung weiß der Kranke sich aufgehoben, wie es von Rogers eindringlich vorgeschlagen wurde:
Dr. nied. Franz Ru- dolf Faber. Geboren am 30. Juni 1919 in Langenberg/Rhld.
Studium der Medi- zin, der Psychologie und der Philosophie in Münster. Göttin- gen und München.
Facharztausbildung für Neurologie und
Psychiatrie in der
Psychiatrischen Universitätsklinik Münster/
Westf. 1953 Ärztl. Begründer und Chefarzt der Clemens-August-Klinik in Neuenkirchen/Ol- denbg. bis 1984. Seitdem als Kassenarzt nie- dergelassen für Psychotherapie und Psycho- therapie, einschl. Balint-Gruppenarbeit. Seit 1963 Fachberater der Kassenärztl. Bundesver- einigung. Köln, zur Einführung und Weiterent- wicklung der Psychotherapie in der Kassen- ärztl. Versorgung. Verfasser des Kommentars zu den Psychotherapie-Richtlinien und -Ver- einbarungen 1967, 1976 und 1988. Obergut- achter für Psychotherapie in der Kassenärzt- lichen Versorgung.
Der Kranke muß sich nicht mehr aufteilen lassen in isolierte Komponenten
Zur Person
Z. .Mlg. Med. 1991; 67: 301-302. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1991
Gastkommentar
Die Heilkunst der Zukunft wird ganzheit-
lich orientiert sein
Statt asymetri- scher Bera- tungssituation
Symetrie des Dialoges in der psychosomati-
schen Grund- versorgung
Die Grundbega- bung eines Arz- tes muß durch
psychosoma- tisch orien- tierte Kompe- tenz erweitert
werden
die Einfühlung in den Kranken (Empathie), die unbedingte Hochschätzung des Kranken (Ak- zeptanz) und die Echtheit des Therapeuten im Umgang mit seinem Kranken (Kongruenz). Ein anderer Arzt wird sich vielleicht mehr für ei- nen verhaltenstherapeutischen Ansatz im Um- gang mit den psychischen Störungen seiner Patienten interessieren. Schließlich kann das Wissen des Arztes um die Bedeutung unbe- wußter Vorgänge im Erleben des Kranken im Sinne eines tiefenpsychologisch orientierten Konzeptes vorrangig sein.
Grundsätzlich wird von der psychosomati- schen Grundversorgung eine möglichst früh- zeitige differentialdiagnostische Klärung von Krankheitszuständen durch ätiologische Ge- wichtung psychischer und somatischer Fakto- ren erwartet. Der Arzt hat zumeist ein komp- lexes Krankheitsgeschehen vor sich. Es genügt dann nicht, irgendwelche »Bedingungen« für das Auftreten gesundheitlicher Störungen zu ermitteln. Das Geflecht der Bedingungen ist unendlich und unverbindlich; es führt kaum zu einem unmittelbar brauchbaren therapeuti- schen Konzept.
Der Arzt muß vielmehr im konkreten Fall die
»ursächliche« Beteiligung von krankmachen- den Faktoren, auch solche psychischer Art, feststellen, oder aufgrund seiner ärztlichen Er- fahrung als wahrscheinlich annehmen können.
Der Arzt soll in der psychosomatischen Grundversorgung eine unverzügliche, an der aktuellen Krankheitssituation orientierte seeli- sche Krankenbehandlung durch verbale Inter- ventionen und durch den Einsatz übender Psy- chotherapieverfahren (autogenes Training, Hypnose) einleiten und nach Möglichkeit bis zum ausreichenden Erfolg selbst durchführen.
Das setzt voraus, daß der Arzt die Interak- tionen zwischen Patient und Therapeut nutzen kann, um Einsichten in psychosomatische Zu- sammenhänge des Krankheitsgeschehens und in die Bedeutung pathogener Beziehungen zu vermitteln.
Dazu aber braucht der Arzt Erkenntnisse und Erfahrungen über die therapeutische Be- deutung der Arzt-Patienten-Beziehungen, wie sie in Balint-Gruppen (35 bis 40 Doppelstun- den) vermittelt werden. Der Arzt muß ausrei- chende Kenntnisse über eine neurosenpsycho- logische Krankheitslehre besitzen, über die Er- kennung und Behandlung funktioneller Syn- drome wie auch über die Ätiologie und Therapie psychosomatischer Krankheiten. 30 Stunden einer theoretischen Fortbildung wer- den als ausreichend angesehen. Darüber hin-
aus soll das Interaktionssystem der Gruppe am Beispiel der Familiendynamik bekannt sein;
ebenso die Differentialdiagnose psych- iatrischer Erkrankungen.
Die Heilkunst der Zukunft wird wieder durch eine psychosomatische, ganzheitliche Orientie- rung definiert sein. Dann werden praktizie- rende Ärzte ihren Patienten helfen können, in- dem sie
• von Symptomen, also von Wirkungen, auf die wahren Ursachen der Erkrankung schlie-
• zerstörerischen Aberglauben der Patientenßen, mit Erfolg bekämpfen,
• Ängste der Kranken und kranke Schuldge- fühle lösen,
• unerkannte Geheimnisse verstehen, ohne sie interpretativ zu entlarven, bevor der Kranke die Last der unbewußten Fakten tragen und nutzen kann.
Der Arzt wird den Patienten leiten, aber eine direktiv-manipulative Einflußnahme auf den Patienten durch missionarische Interventionen meiden.
Die Asymmetrie der Beratungssituation in der ärztlichen Praxis (der Patient als Objekt der Beratung, der Arzt als beratende Autorität) wird in der psychosomatischen Grundversor- gung abgelöst durch die Symmetrie des Dialo- ges, in dem Erkenntnisprozesse beider Ge- sprächspartner miteinander oszillieren, nach Möglichkeit ohne die Entscheidungskompetenz des Patienten zu beeinträchtigen.
Die aktuelle Krankheitssituation kann die Einschaltung der Beziehungspersonen aus dem engeren Umfeld des Patienten verlangen. In vielen Fällen wird der Patient unter der Einbe- ziehung des Umfeldes seine aktuelle Krank- heitssituation bewältigen lernen.
Die Grundbegabung eines Arztes wird also durch psychosomatisch orientierte Kompetenz erweitert werden müssen, damit seine Tätig- keit für den Patienten keine vermeidbare Bela- stungen und auch Gefahren mit sich bringt.
Dann aber wird der Arzt zu seiner eigenen Entlastung die Rolle eines Schauspielers im weißen Kittel ablegen können, die er oft bei einem nur »geborenen«, nicht ausreichend ge- schulten Talent von seiner Kunst der Täu- schung glaubt verlangen zu müssen.
Die psychosomatische Grundversorgung hat nur mit ärztlicher Kompetenz eine Zukunft.
Dr. med. F. R. Faber
Arzt für Neurologie und Psychiatrie Psychotherapie - Psychoanalyse Em. Ltd. Arzt der (ilemens-August-Klinik 2846 Neuenkirchen i. Oldenburg
28. Februar 1991
Zeitschrift
für Allgemeinmedizin
67. Jahrgang Heft 6
Gerhardt Nissen
Editorial
Appetit- und Eßstörungen im Kindes- und Jugendalter
Ärztl. Direktor der Klinik und Polikli- nik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Würzburg
Störungen des Appetits und der Nahrungsauf- nahme finden sich bei Kindern und Jugend- lichen häufig. Bei Schulanfängern in Stadt (v. Harnack, 1958) und Land (Wurst, 1982) wurden 20 bzw. 27% als appetitgestört be- zeichnet. Diese Inzidenzen sind jedoch von der subjektiven Definition der Mütter, von ihrem Informationsgrad, aber auch von ihrer Persön- lichkeitsstruktur abhängig. Bei neugeborenen Säuglingen sind »Trinkschwächen« verschie- dener Ursachen häufig. Das Saugen ist, ähnlich wie das Sprechen, ein komplexer Vorgang, der primär kodiert ist. Bei frühkindlich hirngeschä- digten Kindern kann die reflektorische Koordi- nation der Saug- oder der Atemmuskulatur so geschädigt sein, daß eine Trinkunfahigkeit re- sultiert. Bei Neugeborenen kann eine hypertro- phische Pylorusstenose den Verdauungstrakt fast vollständig blockieren und zu einer vitalen Bedrohung werden; die Knabenwendigkeit von
>10:1 läßt an eine genetische Störung denken.
Das rezidivierende Erbrechen der »Speikin- der« weist auf multiple Ursachen hin; diese Kinder werden als »ungewöhnlich ängstlich und depressiv« (Reinhart et al., 1977) geschil- dert; Zusammenhänge mit einer Migräne wer- den vermutet (Steinhausen, 1977), frühe Sym- ptome einer Anorexia nervosa sind immer wie- der angenommen, aber letztlich doch ausge- schlossen worden. Bereits aus diesen Bei- spielen wird deutlich, daß schon im frühen Lebensalter sowohl genetische als auch zere- brale und psychogene Faktoren für Trink- und Eßstörungen verantwortlich sein können.
Die Appetitstörungen des Kleinkindes, die nach Beendigung der physiologischen Anore- xie des 2. Lebensjahres oft synchron mit dem
Trotzalter auftreten, imponieren oft als ein of- fener Konflikt zwischen einer zudringlich-reg- lementierenden Mutter und einem widerstre- benden Kleinkind, das die Nahrungsmenge nach dem Pegelstand von Appetit und Hunger selbst bemessen möchte und sich biologisch vernünftig verhält. Diese Kinder, intelligent, lebhaft und sensibel, sind körperlich gesund, manchmal renitent mit einer aggressiven Kom- ponente. Sie stehen diesen Mutter-Kind-Kon- flikt, in dem Kindertrotz und Elterntrotz sich messen, oft als die Sieger durch. Die bevor- mundende Erziehung, die »Eßgehorsam« for- dert, wird oft von vordergründig selbstunsiche- ren, leidenden Müttern initiiert, die jedoch un- bewußt mit Härte ihre pädagogische Dominanz durchsetzen wollen. Die Ängste und Klagen der Mütter appetitgestörter Kinder stehen meistens im Widerspruch zu dem guten Ernährungszu- stand dieser Kinder. Bei anderen kann sich auf dem Höhepunkt eines Kampfes um die Macht eine bestehende Hypoappetenz zur Inappetenz steigern, zum fast völlig fehlenden Verlangen nach Nahrungsaufnahme, zu einem fehlenden Antrieb zum Essen überhaupt. Hyperappetente Kinder hingegen, deren »Augen größer sind als der Magen«, werden von einem starken Ver- langen getrieben, sich nichts entgehen zu las- sen, alles Eßbare aufzuessen. Ihre Wünsche und Phantasien erstrecken sich oft nicht nur auf das Essen, es lassen sich auch sonst »Rie- senerwartungen« feststellen.
Als Hunger kann man ein ungerichtetes star- kes Verlangen nach Nahrung, den einfachen Wunsch nach Sättigung, bezeichnen. Essen ist die Handlung zur Aufnahme und Einverleibung der Nahrung. Als Appetit wird ein gerichtetes
In dem Mutter- Kind-Konflikt um das Essen siegen oft die Kinder
Genetische, zerebrale oder psychogene Faktoren können zu Trink- und Eßstörungen führen
Z. .Mlg. Med. 1991; 67: 303-304. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1991
Fortbildung^ Eßstörungen
Zusammensetzung:
Unter den Kleinkindern gibt es gebo- rene »Gastro-
sophen«
Bulimie und Magersucht - zivilisationsbe-
dingte Luxus- krankbeiten mit ungünsti-
ger Prognose
Nahrungsverlangen bezeichnet; er ist stärke- ren physiologischen Schwankungen unterwor- fen. Schon Babys zeigen eine Vorliebe für süße Substanzen und jeder kennt ihr Mienenspiel auf unerwartete Geschmacksempfindungen.
Unter den Kleinkindern gibt es geborene »Ga- strosophen«, die eine feine Zunge mitbringen.
Es gibt Kinder und auch Erwachsene, die Spi- nat mögen und solche, die ihn konsequent ab- lehnen. Es gibt aber auch Kinder, die wenig an dem interessiert sind, was sie essen; »ich esse, was auf den Tisch kommt« antworten sie, wenn man nach ihrem Lieblingsgericht fragt.
In der Pubertät treten Appetit- und Eßstö- rungen auf, die meistens nicht einfach durch Aufklärung und Beratung der Mütter oder eine ambulante Familientherapie zu bessern und zu beheben sind. Neben den passageren Appetit- und Eßstörungen, die im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen in der Familie oder mit schulischen Problemen auftreten, etablieren sich erstmalig schwere Erkrankungen, die mit organischen Schäden einhergehen und zu ei- ner vitalen Bedrohung führen können. Diese Erkrankungen, die bereits im 16. und 17. Jahr- hundert beschrieben wurden, zeigen in den letzten Jahren eine deutlich ansteigende Ten- denz. Die Anorexia nervosa, die Magersucht, und die Bulimia, ein Krankheitsbild, das durch
»Freßattacken« und Erbrechen charakterisiert ist, treten fast ausschließlich bei jungen Mäd- chen auf, während die Hyperorexie, die Adipo- sitas, sowohl bei Mädchen wie bei Jungen in etwa gleicher Verteilung vorkommt. Man rech- net damit, daß in den sogenannten zivilisierten Ländern etwa 1% der Mädchen an einer Hypo- rexie, die mit Magersucht einhergeht, leiden;
leichtere Formen kommen bei 10% der Mäd- chen vor, überwiegend stammen sie aus höhe- ren Sozialschichten. Die Bulimia ist wesentlich seltener. Beide Hyporexieformen werden als zivilisationsbedingte Luxuskrankheiten apo- strophiert, deren Prognose allerdings keines- wegs günstig ist.
Professor Dr. med. Prof. h. c. Gerhardt Nissen Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Füchsleinstr. 15
8700 W urzburg
1 Tablette PRES plus (mit Bruchrille) enthält 10 mg Enalaprilhydrogenmaleat. 25 mg Hydrochloro- thiazid.
Indikationen:
Hypertonie, wenn ein Kombinationspräparat angezeigt ist. Ein Kombinationspräparat sollte nicht zur Ersteinstellung verwendet werden.
Kontraindikationen:
Überempfindlichkeit gegen Enalapril, Thiazid- diuretika, Sulfonamide: Angioödem (bei früherer ACE-Hemmereinnahme). Niereninsuffizienz (Serum- kreatinin > 1,8 mg%), Glomerulonephritis, Nieren- arterienstenose beidseits oder bei Einzelniere oder nach Nierentransplantation. Mitral-, Aortenstenose oder andere kardiale Ausflußbehinderungen, therapierefraktäre dekompensierte Herzinsuffizienz.
Schwere Leberfunktionsstörungen. Primärer Hyper- aldosteronismus. Therapieresistente Hypokaliämie.
Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder. Bei Autoimmun- oder Kollagenkrankheit sowie Einnahme von Immunsuppressiva oder Antimetaboliten Nutzen- Risiko-Abwägung erforderlich.
Nebenwirkungen:
Schwindel, Kopfschmerz, Müdigkeit, trockener Husten, Muskelkrämpfe, Hypotonie, orthostatische Hypotonie, Schwächegefühl, Übelkeit oder andere meist vorübergehende gastrointestinale Störungen (z.B. Mundtrockenheit, Erbrechen, Bauch- schmerzen, Verdauungsstörungen), Impotenz wurden berichtet, seltener Nierenfunktionsstörung, Herz-, Kreislauf- oder Atembeschwerden (z. B. Herz- klopfen, Herzjagen, Ohnmacht, Brustschmerz, Atemnot), verminderte Libido, Hyperhydrose, Tinnitus, Arthralgie, Schlaflosigkeit, Benommenheit, Parästhesien, Vertigo, Nervosität, Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes, Blutbildverände- rungen, Laborwertveränderungen (z.B. Anstieg von Leberenzymen, Bilirubin, Blutfetten, Blutzucker, Blutharnsäure). Einer diuretikainduzierten Hypo- kaliämie wirkt Enalapril entgegen. Überempfindlich- keitsreaktionen sind meist verbunden mit Jucken und Hautrötung, selten können Urtikaria, Photo- sensibilität oder schwere Hautreaktionen auftreten, in Einzelfällen Lungenödem mit Schocksymptomatik (wohl allergische Reaktion auf Hydrochlorothiazid).
Das Auftreten bisher nur unter den Bestandteilen Enalapril bzw. Hydrochlorothiazid beobachteter Nebenerscheinungen ist bei Gabe von PRES plus nicht auszuschließen.
Bei Vorbehandlung mit Diuretika, bei Salz- und Flüssigkeitsverlusten, renovaskulärer Hypertonie oder Herzinsuffizienz kann es zu einem akuten Blut- druckabfall kommen. Daher sollen Diuretika für 2-3 Tage vor Therapiebeginn abgesetzt oder ihre Dosis stark reduziert werden, gegebenenfalls Volumenausgleich vor Behandlungsbeginn. Eine Untersuchung der Nierenfunktion ist bei jedem Patienten vor Therapiebeginn erforderlich, bei Nierenerkrankung müssen regelmäßig Nierenfunk- tionskontrollen durchgeführt werden. Selten kam es zum Auftreten eines Angioödems; in diesen Fällen muß PRES plus abgesetzt und der Patient sorgfältig beobachtet werden. Besteht Atemwegsbeteiligung, sind erforderlichenfalls Notfallmaßnahmen einzu- leiten. Es wird empfohlen, umgehend subkutan Epinephrinlösung 1:1000 (0,3-0,5 ml) zu ver- abreichen.
PRES plus ist abzusetzen bei therapieresistenter Entgleisung des Elektrolythaushaltes, ortho- statischen Beschwerden, Überempfindlichkeits- reaktionen, starken gastrointestinalen Beschwer- den, zentralnervösen Störungen, Pankreatitis, Blutbildveränderungen, bei akuter Cholezystitis, Vaskulitis und Verschlimmerung einer bestehenden Myopie.
Boehringer Ingelheim KG, 6507 Ingelheim am Rhein Hinweis:
Bitte beachten Sie die ausführlichen Angaben in der Packungsbeilage.
Packungen: (Stand April 1990) A.V.P.
30 Tabletten (N1) DM 66,45
50 Tabletten (N2) DM 104,20
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Paracodin" und Paracodin" N
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Verbesserte Gaienik mit Konzentration auf den Wirkstoff Dihydrocodein
Zusammensetzung: Paracodin: 1 Tablette enthält 10 mg Dihydrocodeinhydrogentartrat.Paracodin N: 5 ml Sirup (= ca. 1 Teelöffel) enthalten 12,1 mg Dihy- drocodeinhydrogentartrat. Paracodin N-Tropfen: 1 g Lösung (=20 Tropfen) enthält 10 mg Dihydrocodeinthiocyanat. Paracodin retard: 1 Kapsel enthält 20 mg Dihydrocodein, gebunden an 80-100,1 mg KationenaustauscherPoly(styrol,divinylbenzol)sulfonsäure,und 5 mg Dihydrocodeinhydrogentartrat.
5 ml Saft (=ca. 1 Teelöffel) enthalten 11,1 mg Dihydrocodein, gebunden an 44,45-55,55 mg Kationenaustauscher Poly(styrol,divinylbenzol)sulfonsäure.
Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat (Parabene) als Konservierungsmittel.
Indikationen: Husten und Hustenreiz jeder Art, insbesondere bei entzündlichen Affektionen der Atemwege, wie z. B. Pharyngitis, Laryngitis, Tracheitis, Bronchitis, Pertussis sowie Husten bei Emphysem und Lungentuberkulose.
Kontraindikationen: Krankheitszustände, bei denen eine Dämpfung des Atemzentrums vermieden werden muß; Langzeitverabreichung bei chronischer Obstipation.
Nebenwirkungen; Paracodin kann zu Obstipation führen. Bei Paracodin retard, Saft, können aufgrund des Gehaltes an Alkyl-4-hydoxybenzoaten (Para- benen) bei entsprechend veranlagten Patienten in Einzelfällen Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.
Dosierung: Paracodin,Tabletten: Erwachsene: durchschnittlich 1 -STablettenSmal täglich, häufig genügen kleinere Gaben; andererseits sind aberohne Bedenken auch bis zu 5Tabletten möglich.Kleinkinder(2-5 Jahre): 1/4-1/2Tablette; ältere Kinder(6-12 Jahre): 1/2-1Tablette,1 -3mal täglich.Paracodin N-Tropfen,Lösung: Säuglinge (4-12Monate) 3Tropfen,Kleinkinder3-6Tropfen,1 -3mal täglich; ältere Kinder6-12Tropfen,Erwachsene 14-20Tropfen, bei Bedarf auch mehr,mehrmalstäglich.ParacodinN,Sirup: Säuglinge (4-12 Monate) 1/4Teelöffel,Kleinkinder1/4-1/2Teelöffel,ältere Kinder1/2-1 Tee- löffel, Erwachsenei -2 Teelöffel voll, bis zu 3mal täglich. Paracodin retard: Kapseln: Erwachsene und Kinderab 12 Jahren 1 Kapsel jeweils morgens und abends. Saft: Kleinkinder 1/2-1 Teelöffel Saft, ältere Kinderl - 2Teelöffel, Erwachsene 2-3Teelöffel voll, jeweils morgens und abends.
Hinweis: Für Diabetiker sei erwähnt, daß 1 Teelöffel Paracodin N, Sirup, etwa 2,4 g Zucker (dies entspricht ca. 9 kcal bzw.38kJ) und 1 Teelöffel Paracodin retard, Saft, ca. 336 mg Zucker (ca. 1,4 kcal bzw. 6 kJ) enthalten. In den ersten 3 Monaten einer Schwangerschaft und während der Stillzeit ist die Verord- nung von Paracodin-entsprechend den heutigen Auffassungen überden Arzneimittelgebrauch-kri-
tiscf) abzuwägen.
Originalpackungen und Preise: Paracodin 20 Tabletten DM 7,20; Paracodin N 50 g Sirup DM 5,54, Paracodin N 100g Sirup DM 10,45; Paracodin N-Tropfen I5g Lösung DM 6,65,Paracodin NTropfen 30g Lösung DM 11,45; Paracodin retard 10 Kapseln DM 12,75,20 Kapseln DM 22,95; Paracodin Saft
100 g DM 12,75.Stand: April 1990 BASF Gruppe
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ö knoii
Fortbildung
G.-E. Trott und G. Nissen
Appetit- und Eßstörungen bei
Kieinkindern
PsychiatrieFamiliäre Konflikte und therapeutische Interventionstechniken würzbür^^^'^^^
Es gibt eine wahre Flut von Literatur über Eßstörungen im Pubertäts- und Adoleszenten- alter. Ernährungs- und Fütterungsprobleme, die in den alten Kinderheilkundebüchern brei- ten Raum einnahmen, werden in den moder- nen Lehrbüchern der Kinder- und Jugend- psychiatrie und der Kinderheilkunde nur kurz abgehandelt, obwohl der praktische Arzt und der Pädiater in der Praxis sehr häufig damit konfrontiert wird.
Hunger und Appetit regulieren die Nahrungs- aufnahme {Tab. D. Hunger ist ein angeborener Trieb zu essen, der durch Sättigungs- und Hungermediatoren gesteuert wird, wohinge- gen der Appetit das gerichtete Nahrungsver- langen bezeichnet. Adaptationsmechanismen der Hunger- und Sättigungsmediatoren kön- nen die Chronifizierung vieler Eßstörungen erklären.
Appetit- und Eßstörungen bei Kleinkindern können Symptome sowohl von somatischen als auch von emotionalen Störungen sein (4). Eß- störungen sollten nicht als disjunkte diagnosti- sche Entitäten gesehen werden, sondern eher als ein Kontinuum. Inwiefern auch Eßstörun- gen im frühen Kindesalter als Prodromi späte- rer Erkrankungen zu sehen sind, ist noch nicht ausreichend erforscht.
Die akute Nahrungsverweigerung ist meist mit akuten Erkrankungen der Mundhöhle (Ent- zündungen), durch Allgemeininfekte mit Stö- rungen der Magen-Darm-Funktion oder auch durch eine anikterische Hepatitis bedingt. Nicht selten sind diese akuten Anlässe jedoch der Beginn einer chronischen Eßstörung.
Eine chronische Appetitlosigkeit ist weit- aus schwieriger zu erklären. Bisweilen über- schätzen Eltern die Nahrungsmenge, die ein Kind braucht. Sehr viel seltener sind organi- sche Ursachen wie infektiöse Erkrankungen, Rekonvaleszenz, Eisenmangelanämie, Vit- amin-D-Überdosierung beim Säugling oder dienzephale Hirnschäden. Weitaus am häufig- sten sind psychisch bedingte Eßstörungen {Tab. ID.
Die Nahrungsaufnahme spielt für die emo- tionale Entwicklung des Kindes eine große Rolle. Das Kind benötigt mehr als Flüssigkeit, Eiweiß, Kalorien, Elektrolyte und Vitamine (3).
Die Mutter gibt dies alles, aber sie gibt noch mehr. Der Säugling wird, wie Shelley das ein- mal ausdrückte, »mit Milch und Küssen« er- nährt.
Das Gefühl der Zufriedenheit, gekoppelt an Essen und Gefüttertwerden, ist sicherlich eine der elementaren Erfahrungen im Säuglingsal- ter. Wenn der Gewinn der Zufriedenheit und das Wohlgefühl durch das Essen ausbleibt, dann hat dies psychologische und biologische Konsequenzen für einen Menschen. Gleichzei- tig ist das Essen auch ein zentraler Punkt für die Eltern, denn hier müssen sie ihre elterliche Kompetenz zuerst zeigen. Das Miteinanderes- sen ist ein Leben lang von erheblicher sozialer Bedeutung.
Eine Vielzahl von Störvariablen der Nah- rungsaufnahme sind zu berücksichtigen. Dies geht von primär organischen Ursachen bis hin zu Beeinträchtigungen des Mutter-Kind-Ver- hältnisses. Ein Kind, das nicht ißt, stürzt Eltern
Appetit- und Eßstörungen im Kleinkindesalter sind in der Praxis relativ häufig, wobei kin- derpsychiatrische Aspekte oft nicht ausrei- chend beachtet werden. Die Nahrungsauf- nahme spielt für die emotionale Entwicklung eines Kindes eine große Rolle, und Störungen der Mutter-Kind-Interaktion können zu Ernäh- rungsschwierigkeiten führen. Nicht selten wird der Nahrungsbedarf von Kindern überschätzt, die Geschmackswahrnehmung dagegen unter- schätzt. Eßstörungen, die nach organischen Erkrankungen auftreten, entwickeln gelegent- lich eine Eigengesetzlichkeit und bleiben auto- nom weiter bestehen. Sowohl bei Diagnostik als auch bei Therapie müssen organische und psychische Anteile in gleicher Weise berück- sichtigt werden.
Der Säugling wird »mit Milch und Küssen«
ernährt
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1991; 67: 307-314. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1991