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Zeitschrift für Allgemeinmedizin

12/95

71. Jahrgang • Heft 12 • 20. Juni 1995

i

Hausärztliche Leitlinien

aiVMSJI3a9 EbhiT

’blSNIVH

>i3Hiongi8 / Nizia3wivizos‘lev

*Q3wn3MWn *n 3N3I0AH *3 ‘ISNI OJVMSJISao lejISaSAINfl Si« DTEh'iDi TOT

Blick über den Zaun:

Hausarzt-Weiterbildung in den Niederlanden

»Wir brauchen Quali­

tätszirkel, um Leitlini­

en zu entwickeln!«

Leitlinien für die Pra­

xis entwickeln, ver­

breiten und Umsetzen!

Ein 10-Stufen-Plan:

Geschäftsstelle »Haus­

ärztliche Leitlinien«

Problematisch: Klinik- Studien als Grundlage

für Praxis-Leitlinien Welche Naturstoffe wir­

ken bei rheumatoider Arthritis?

bTDEED

Postvertrtfibsstück Ausgabe A

■If.

Hippokfates Verlag GmbH • Postfach 300504 • 70445 Stuttgart ZFA ISSN 0341.9835

(2)

938 0 ^ __ ^ B

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5/10/20/40, 1 Retardkps. enth. 20/40/60/120 mg Isosorbiddinitrat. Hilfsst.: Lactose.Tal-kum (außer-20/-40). Nur Tbl.: Magnesium-stearat, Croscarmeilose-Natrium Typ A, Hochdisperses Siliciumdioxid, Mikrokristalli­

ne Cellulose. Nur Retardkps.: Maisstärke, Saccharose, Schellack, Polyvidon, Macrogol 4000, Gelatine, Polymerisat aus Methacrylsäure und Methacrylsäuremethyl- ester, gereinigtes Wasser, Farbstoffe E 171, E 132, E 104 (nur -20), E 127 (nur -40/-120), E 123 (nur -60), Ind.: Prophylaxe und Langzeitbehandlung (außer -5) der Angina pectoris. (Weiteres s. Fachinfo).Kontraind.:

Nitroüberempfindlichkeit, Schock/Kollapsfor­

men, RRsyst < 90 mmHg. Bes. sorgf. Über­

wachung bei ak. Herzinfarkt mit niedrigen Füllungsdrücken - vorsichtige Anw.! Cave:

RRsyst < 90 mmHg -, hypertroph, obstruk.

Kardiomyopathie, konstriktiver Perikarditis, Perikardtamponade, Aorten- /Mitralstenose, Orthostaseneigung, erhöhtem intrakraniellen Druck. Bei Gravidität/Stillzeit nur auf ärztliche Anordnung. Nebenw.; Kopfschmerz, Hypo­

tonie, Reflextachykardie, Benommenheit, Schwindel, Schwäche. Selten Übelkeit, Erbrechen, Flush, Hautallergie, paradoxe Angina pectoris bei starker Hypotonie, Kollaps mit Bradykardie und Synkopen, exfo­

liative Dermatitis. Zur Vermeidung von Toleranz/Kreuztoleranz keine hohen kontinu- ierl. Dosen. Hypoxämie mit Ischämie bei KHK und hypoventilierten Alveolarregionen.

Reaktions-hinweis! Wechselw.: Vasodilata­

toren, Antihypertensiva, Betablocker, Ca- Antagonisten, Neuroleptika, trizykl. Antide­

pressiva, Alkohol verstärken RR-Senkung.

Verstärkung der Dihydroergotaminwirkung.

Dos7-Anw.: 5 - 40 mg bei Bedarf prophylak­

tisch oder 40 - 120 mg /die als Langzeitthe­

rapie oral (weiteres s. Fachinfo.). Handelsf.;

Tbl./DM -5: 60/9,38; 100/14,59; -10:

60/12,72; 100/ 19,79 -20; 60/17,20;

100/26,78 -40: 60/23,32 100/36,24.

Retardkps./DM-20: 60/15,31; 100/23,47 - 40: 60/24,32; 100/37,29 -60: 60/31,92;

100/48,88 -120: 30/28,42; 60/50,68;

100/77,66.

G. Pohl-Boskamp GmbH & Co., 25551 Hohenlockstedt. Stand: 02.95. Inpress 3561.

Festbetöö^

P ohl B oskamp

7 Jahrzehnte Nitro-Wirk.stoefe

(3)

(ilossc

Hausärztliche Leitlinien -

Profilierung und Autonomie eines Faches

Es wird - ähnlich wie im Vorbild gebenden Ausland - zukünftig Qualitäts­

sicherung auf zwei Beinen stehen: »Qualitätszirkel« und »Hausärztliche Leit­

linien«. Dieses Heft stellt die Möglichkeiten und Probleme hierzu dar. Unser Fach wird damit mehr an Profil und Eigenständigkeit gewinnen. Wir wer­

den - was nie der Realität entsprach - nicht nur als »Sammelsurium« der anderen medizinischen Fächer zu begreifen sein, sondern wir werden of­

fensichtlicher denn je die Spezifik unseres Faches darstellen können. Die Behandlung des Asthmas oder die Diagnostik bei Bauchschmerzen ist zwar im medizinischen Kern bei den Spezialisten und bei uns identisch aber eben nur in diesem Kern. Durch Multimorbidität, Mehrdimensionalität des Krankseins - seine zusätzlichen psychischen und soziokulturellen Aspekte - sowie durch die Beteiligung des Patienten am Behandlungsprozeß ist - zu­

sammen mit der »erlebten Anamnese« - das Typische in unserem Fach durch das gekennzeichnet, was um den »Kern« herum geschieht. Hausärzt­

liche Leitlinien werden dies auch für die anderen, die Spezialisten, evident machen.

Daher ist die Schaffung einer autorisierten Einrichtung, einer »Geschäfts­

stelle Hausärztliche Leitlinien« - so wie sie von der DEGAM momentan ge­

plant wird -, von großer Bedeutung. Wie aber könnenv^iiSiAllgemeinärzte uns eine solche »Geschäftsstelle« finanziell leisten? I^i^ß'lioäti^;_etwas: Wis­

sen, Erfahrung müssen organisiert werden, es müss'^.KonRfee zu einer­

seits Qualitätszirkeln und andererseits den Spezialisten äi^^hommen wer­

den. Wenn nun die Allgemeinärzte darauf verweisen, daß sie die ärmsten Ärzte seien, sie keine Hochschulen mit Wissenschaftsressourcen zur Ver­

fügung haben, sie es also nicht alleine leisten können, dann bleibt die Frage:

Wer kann hier finanziell unterstützen?

Die KBV? Setzen sich dort die Spezialisten durch, dann dürfte an Hilfe für uns kein Interesse bestehen. Die Bundesärztekammer? Das Gesundheits­

ministerium? Grundsätzlich würde man dies von einem planendem und auch strukturierendem Ministerium in dieser Lage erwarten können; nur ist dies bei uns so? Die Krankenkassen? Sie haben ein Interesse an einer struk­

turierten und qualitätsgesicherten Versorgung und sie könnten uns unter­

stützen. Fast scheinen sie aufgrund ähnlicher Interessenlage die besten Ver­

bündeten zu sein. Da kommt aber der Einwand: wessen Brot ich eß, dessen Lied ich sing!

Wenn ich solche Einwände höre - und dann noch gar von denen, die zur Unterstützung nicht bereit sind -, dann frage ich: Woher sollen wir dann die notwendige Unterstützung bekommen, sollen wir deswegen auf Qualitäts­

sicherung und Profilierung unseres Faches verzichten?

Sieht denn derjenige, der solche Einwände vorbringt, nicht, daß unser ge­

samtes ärztliches Tun im ambulanten Bereich von den Kassen bezahlt wird, also eine ganz ähnliche Situation vorliegt, wie sie hier als Bedrohung der Autonomie beschworen wird? Sind solche Einwände faktisch - möglicher­

weise nicht von der Intention - Instrumente, die eine weitere Profilierung unseres Faches verhindern sollen?

/

Ihr

Dr. med. Heinz-Harald Abholz Arzt für Allgemcinmedizin Lehrbeauftragter EU Berlin Apostel-Paulus-Straße 39 10823 Berlin

(4)

B ei A sthma ; ATE j MUR

E ndlich :

wenig Corticoid

ganz gezielt für die Lunge

DAS INHALATIVE TOPICOID

F luticason

Wirkstoff: Fluticason-17-propionat. Verschreibungspflichtig. Wirkweise: Entzün- dungshemtnendes Atemwegslherapeutikum. Zusammensetzung: Dosier-Aerosol:

1 Sprühstoß atemur junior 25 bzw. 125 bzw. forte 250 enthält in 85 mg Suspension und Treibmittel 0,025 mg bzw. 0,125 mg bzw. 0,250 mg Fluticason-17-propionat.

Weitere Bestandteile: Trichlorfluormethan, Dichlordifluormethan, Lecithin. Rotadisk: 1 Einzeldosis atemur junior 50 bzw. 250 enthält in 25 mg Pulver 0,050 mg bzw. 0,250 mg Fluticason-17-propionat. Weitere Bestandteile: Lactose 1 H^. Anwendungs­

gebiete: Bronchialasthma aller Schweregrade, nicht zur Akutbehandlung eines Asthmaanfalles. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen anderen Bestandteil. Keine ausreichenden Erfahrungen bei Kindern un­

ter 6 Jahren. Bei Schwangeren und Stillenden Indikation besonders streng stellen, da bisher keine Erkohrengen vorliegen. Patienten mit aktiver oder inaktiver Lungentuberkulose gleichzeitig mit gegen die Tuberkulose wirksamen Arzneimitteln [COBCSnl behandeln. Nebenwiricungen: Bei manchen Patienten Heiseikeit oder Soorbefall (Candida) der Mund- und Rachenschleimhaut.

cascan GmbH & Co. kg 65009 Wiesbaden

Sehr selten paradoxer Bronchospasmus mit rasch einsetzender Atemnot. Dann so­

fort bronchialerweitemdes Medikament mit schnellem Wirkungseintritt inhalieren. Die Nebennierenrinden (NNR)-Funktion bleibt im allgemeinen im Normbereich. Bei ein­

zelnen Patienten kann es vor allem bei Behandlung über längere Zeit mit hohen Dosen zu einer Einschränkung der NNR-Funktion kommen. Nach Umstellung von anderen inhabtiven oder oralen Kortikoiden kann die NNR-Funktion noch für längere Zeit ein­

geschränkt sein. Selten Überempfindlichkeitsreaktionen mit Hautbeteiligung. Unter Behandlung mit Fluticason sind erhöhte Blutzuckerspiegel und in Einzelfällen eine Zuckerausscheidung in den Urin beobachtet worden. Darreichungsformen: Dosier- Aerosol (mit mindestens 120 Sprühstäßen) atemur junior 25 DM 30,72; atemur 125 DM 95,16; atemur forte 250 DM 154,85; Klinikpackungen. Rotadisk (60 Einzeldosen zum Inhalieren mit dem Diskhaler) atemur junior 50 DM 28,83; atemur 250 DM 89,33; Klinikpackungen. Kombinationspackungen (60

Einzeldosen -i-1 Diskhaler) atemur junior 50 DM 42,67; atemur

250 DM 100,04; AVP incl. 15% MwSt. (Stand: März 1995) cascapirann Im Mitvertrieb: COSCapharm GmbH &Co. 65009 Wiesbaden

(5)

INHALT *** INHALT INHALT *** 941

Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 71. Jahrgang, Heft 12

Schwerpunkt

Qualitätssicherung in der allgemein­

medizinischen Praxis V. Braun

Leitlinien für die hausärztliche Praxis F. M. Gerlach, 0. Bahrs, G. C. Fischer und M. Weiß-Plumeyer

Handlungsleitlinien für die Praxis entwerfen - aber wie?

J. Szecsenyi

Die Problematik der Evaluation hausärztlicher Tätigkeit

H.-H. Abholz

Die Weiterbildung zum Hausarzt in den Niederlanden

H. van den Bussche und S. Dunkelberg

947

950

958

971

974

Therapiestudie

Naturstoffe bei entzündlichen Gelenkerkrankungen

P. Wehling und J. Reinecke

Online Magazin Pharma News Leserbriefe Forum Qualität Buchbesprechungen Medizinische Raritäten Impressum

997

943 988 990 993 1007 949, 1004 1013 986

SPARTIOi:

verlangsamt die zu frequente Schlagfolge, dämpft eine erhöhte Erregbarkeit im Reizleitungs­

system des Herzens.

Funktionelle Herz- und Kreislauf­

beschwerden.

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Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77736 Zell-Harmersbach/Schwarzwald

(6)

942

Inhalt

Medizinische Versorgung soll »nach allgemein aner­

kannten Standards« oder »dem Stand der medizi­

nischen Entwicklung entsprechend« erfolgen. In Leitlinien - so wird immer wieder gefordert - soll festgeschrieben werden, was hierbei gesichert ist.

Aber nur ein geringer Teil (etwa 4%!) aller medizi­

nischen Tätigkeiten ist unter Experten wirklich un­

umstritten.

Leitlinien für die hausärztliche Praxis

Seite 950

Leitlinien sind immer dann besonders wirksam, wenn sie nahe an der Praxis, nahe der eigenen Ar­

beitssituation geschaffen werden. Hier wird ein Modell vorgestellt, wie Handlungsleitlinien bei uns zukünftig entwickelt werden könnten.

Handlungsleitlinien für die Praxis entwerfen - aber wie?

Seite 958

Einerseits klingt es ja sehr vernünftig, die Ergeb­

nisse klinisch-epidemiologischer Studien zur Grundlage von Leitlinien zu machen. Andererseits ist der Patient in der Praxis eben ganz anders als der idealtypische Studien-Patient: In der Regel ist er multimorbide und greift außerdem selbständig

in die Behandlung ein...

Die Problematik der Evaluation hausärztlicher Tätigkeit

Seite 969

Abbildungsnachweisp;

Titel: H.-J. Klemann

S. 942 oben und Mitte; H.-J. Klemann, unten: U. Lärz

/>

(7)

online online online online *** online

Naturheilverfahren in den neuen Bundesländern

Obwohl teilweise wissenschaftliche Wir­

kungsnachweise fehlen, werden alterna­

tive Behandlungsmethoden in nach wie vor zunehmendem Maß von Patienten gewünscht und auch von ärztlicher Seite angeboten. Eine 1993 durchgeführte Be­

fragung der 381 niedergelassenen All­

gemeinmediziner des KV-Bereichs Halle zeigt, daß alternative Behandlungs­

methoden sich auch in den neuen Bun­

desländern ausgebreitet haben. Von den 174 Ärzten, die den Fragebogen ausfüll­

ten (46%), wenden 161 (93%) alternati­

ve Methoden an. Dabei handelt es sich vor allem um Phytotherapie, Neural­

therapie und Ernährungstherapie, die von 40-50% der antwortenden Ärzte an­

geboten werden. Diese Verfahren wer­

den von rund 60% als erprobt und in die Schulmedizin integrierbar eingeschätzt.

Rund ein Viertel wendet Homöopathie und Akupunktur an, Methoden, die mehrheitlich als Außenseitermedizin an­

gesehen werden. 39 Ärzte wenden ein Verfahren, 55 zwei und 31 drei Verfah­

ren an. 67% der Ärzte schätzen sich selbst als »Schulmediziner mit alternati­

ver Tendenz« ein, 30% als »Schulmedi­

ziner« und nur 3% als »alternative Me­

diziner«. 64% der Ärzte verwenden Me­

dikamente, von deren Wirkung sie über­

zeugt sind, bei denen aber ein eindeuti­

ger Wirkungsnachweis aussteht.

Während Neuraltherapie und Ernäh­

rungstherapie bereits in der DDR recht häufig angewandt wurden, führten die übrigen genannten Methoden aufgrund fehlender wissenschaftlicher oder politi­

scher Anerkennung ein Schattendasein.

Ein Vergleich mit Freiburg, wo derselbe Fragebogen 1992 verteilt worden war (Rücklauf 38%), zeigt deutliche Unter­

schiede bezüglich der Einschätzung von Homöopathie und anthroposophischer Medizin: Diese Methoden werden in Frei­

burg von knapp 60% der Befragten an­

gewandt. (ChR)

Müller K et al: Die Anwendung und Ver­

breitung alternativer Behandlungs­

methoden bei niedergelassenen All­

gemeinmedizinern. Phys Rehab Kurmed 1995; 5: 34-35.

Nikotin ungeeignet als Dauer­

therapie bei Colitis ulcerosa

Colitis ulcerosa kommt bei Nicbtrau- cbern häufiger vor als bei Rauchern. Und bei unregelmäßigen Rauchern bessern sieb die Symptome der Colitis in der Regel, wenn sie gerade wieder mit dem

Raueben angefangen haben, ln einigen Studien konnte denn auch gezeigt wer­

den, daß ein transdermales Nikotinpfla­

ster in Kombination mit Mesalazin (5- Aminosalizylsäure) einen günstigen Ef­

fekt auf den akuten Sebub der Colitis hat.

Ob das Nikotinpflaster alleine, also ohne zusätzliches Mesalazin, ebenfalls geeig­

net ist, die Remission der Entzündung auf Dauer zu beeinflussen, sollte in einer randomisierten Doppelblindstudie gegen Plazebo untersucht werden.

Unter den 80 Patienten erhielt die Hälf­

te über einen Zeitraum von sechs Mona­

ten jeweils morgens ein Nikotinpflaster, das bis zum Abend auf der Haut verblei­

ben sollte. Die Nikotindosis erhöhte sich dabei zu Beginn der Studie graduiert bis zur Erbaltungsdosis von 15mg/Tag. Die andere Hälfte der Colitis-Patienten ap­

plizierte täglich ein optisch identisches

ve colitis. N Engl J Med 1995: 332:

988-992.

Sind Herzinfarkt und Schlag­

anfall temperaturabhängig?

Mit dem Wechsel der Jahreszeiten in den gemäßigten und höheren Breiten ändert sich auch die Mortalitätsrate kardiovas­

kulärer Erkrankungen - ein erhöhtes Ri­

siko besteht besonders im Winter. Blut­

druck, Serumlipide und Fibrinogen sind jahreszeitlichen Schwankungen unter­

worfen, was einen Einfluß auf die KHK haben könnte. Über die Zusammenhän­

ge zwischen extremen Temperaturen in subtropischen Ländern und dem Risiko, an einer kardiovaskulären Komplikation

Perenterol

Plazebopflaster. Alle Patienten wurden am ersten Studientag durch Sigmoido­

skopie untersucht, um den Zustand der klinischen Remission festzustellen. Zu Beginn der Studie und nach 13 und 26 Wochen wurden bei allen Patienten die Serum-Nikotin- und Kotinintiter be­

stimmt.

Nach einem halben Jahr zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen bei­

den Gruppen hinsichtlich der Zahl und dem zeitlichen Auftreten der Rückfälle.

Ebenfalls verschlechterte sich in beiden Gruppen der sigmoidoskopische und hi­

stologische Befund in ähnlicher Weise.

Im Gegensatz zum aktiven Schub erwies sich das Nikotinpflaster demnach als in­

effektiv zur dauerhaften Unterdrückung der Colitis ulcerosa. Allerdings war in der vorliegenden Studie keine Komedikation mit Mesalazin erfolgt, was den Behand­

lungserfolg eventuell verbessert hätte.

Möglicherweise ist das Nikotin wirkungs­

voller bei der Reduktion der akuten neu- romotorischen Symptome der aktiven Schübe als bei der Unterdrückung des Entzündungsprozesses. (uf) Thomas GAO et al: Transdermal nicoti­

ne as maintenance therapy for ulcerati-

zu sterben, gab es aber bislang noch keine Studien. Nach den Ergebnissen einer retrospektiven Untersuchung aus Taiwan scheint es jedoch auch in den wärmeren Ländern ein temperatur­

abhängiges Mortalitätsrisiko zu geben, ln die Untersuchungen gingen die Daten von über 91.000 Todesfällen im Zeitraum zwischen 1981 und 1991 ein, die auf KHK, Schlaganfall oder intrakranielle Hämatome zurückzuführen waren. Eine gleichzeitige Auswertung der Klima­

daten an den jeweiligen Todestagen lie­

ferte folgendes Ergebnis: Vor allem Per­

sonen über 64 Jahre zeigten eine aus­

geprägte Temperatur-Mortalität-Korre- lation mit einem u-förmigen Kurvenver­

lauf für die Diagnose Herzinfarkt und Apoplexie. Beispielsweise war in dieser Altersgruppe das Schlaganfallrisiko bei 32°C um 66% höher als bei 27-29”C; mit jedem Grad Abkühlung unter 27-29°C stieg die Mortalität um 3% an. Die Ver­

teilung für die Todesursache Herzinfarkt sah ähnlich aus, während die Mortalität bei intrakraniellen Hämatomen mit stei­

genden Temperaturen kontinuierlich um 3,3% je 1“C abnahm.

Eine mögliche Erklärung scheint im Un­

terschied zwischen der thromboemboli-

(8)

944

online *** online online online *** online online

tischen und der hämorrhagischen Natur der Todesursachen begründet zu sein.

Zunehmende Kälte erhöht den Blut­

druck, die Blutviskosität und den Puls, libenso sind bei kühleren Temperaturen die Konzentrationen für Fibrinogen, Ge­

rinnungsfaktor VIlc und Lipide erhöht.

Bei hohen Temperaturen steigt ebenfalls die Viskosität und der Serum-Choleste- rintiter an, so daß sich auch hier das Ri­

siko für eine Thromboembolie erhöht.

Der geringere Blutdruck bei Hitze könn­

te andererseits die Gefahr einer Hirnblu­

tung senken, wie das auch in den Ergeb­

nissen der Studie zum Ausdruck kommt.

Warum die Temperaturschwankungen aber gerade bei den älteren Menschen die Mortaliät steigern, erklären die Au­

toren der Studie mit der schlechteren Thermoregulation im Alter. Dies führt schneller zu einer 1 lyper- oder 1 lypother- mie und könnte bestehende kardiovas­

kuläre Risikofaktoren verstärken, (ufl Pan W-U et al: Temperature extremes and mortality from coronary heart disea­

se and cerebral infarction in elderly Chi­

nese. The Lancet 1995: 345:353-355.

Akuter Myokardinfarkt:

Verzögerungen ausschalten!

Bei Patienten mit beginnendem Herz­

infarkt sollte so schnell wie möglich eine thrombolytischo Therapie eingeleitet werden. So können Infarktausdehnung begrenzt und Überlebonsraten verbes­

sert werden.

In der Regel beginnt die Thrombolyse in der Klinik; es gilt also, Verzögerungsfak­

toren, die die Zeit bis zum Einsetzen der Therapie verlängern, zu ermitteln und möglichst auszuschalten. Eine Verzöge­

rung ist möglich 1, beim Patienten, 2.

beim einweisenden Arzt, 3. beim Trans­

port und 4. im Krankenhaus.

Eine Untersuchung in den Niederlanden mit 300 Herzinfarkt-Patienten ergab, daß etwa die Hälfte der Patienten inner­

halb der ersten 30 Minuten nach Einset­

zen der Symptome medizinische 1 lilfe an­

forderten, Der behandelnde Allgemein­

arzt, der in 257 Fällen gerufen wurde, traf bei der Hälfte der Patienten inner­

halb von 11 Minuten ein. Die Zeit für die Entscheidung, den Patienten ins Kran­

kenhaus einzuweison, betrug in 50% der F'älle mehr als 82 Minuten. Bei 90% der Herzinfarkt-Patienten traf der Kranken­

wagen innerhalb von 15 Minuten ein, die 'fransportzeit in die Klinik betrug im Durchschnitt 15 Minuten.

Im Gegensatz zu früheren Untersuchun­

gen forderten in diesem Patientenkollek­

tiv die Betroffenen früher medizinische Hilfe an. Die Flntscheidungszeit für eine Krankenhauseinweisung läßt sich mög­

licherweise durch rascheres Stellen einer Verdachtsdiagnose verkürzen. (ebs) BleekerJK et al: Patient and doctor delay in acute myocardial infarction: a study in Rotterdam, the Netherlands. British Journal of General Practice 1995; 45:

181-184.

Schmerztherapie bei vielen Krebspatienten unzureichend

Weltweit leiden Millionen von Menschen an teilweise starken Schmerzen infolge einer Krehserkrankung. Die Prävalenz und das Ausmaß der Schmerzen hängt ab von der Art des Tumors, dem Stadi­

um der Erkrankung und dem Vorliegen von Metastasen. Gemäß den Richtlinien der WHO sollten alle diese Patienten eine adäquate Schmerztherapie erhalten.

Verschiedene Studien haben jedoch ge­

zeigt, daß krebsbedingte Schmerzen häufig nur unzureichend behandelt wer­

den.

Nun wurde in Frankreich eine Unter­

suchung durchgeführt, die die Effektivi­

tät der Schmerztherapie bei Krebs­

erkrankungen aus der Sicht des Patien­

ten und des Arztes klären sollte.

Insgesamt 605 Karzinompatienten wur­

den anhand eines Fragebogens zu dem Schweregrad ihrer Schmerzen und der Beeinträchtigung im täglichen Leben be­

fragt. Unabhängig davon sollten die be­

handelnden Ärzte die Schmerzen der Pa­

tienten und deren Zufriedenheit mit der Schmerztherapie einschätzen.

57% der Karzinompatienten berichteten von Schmerzen infolge ihrer Erkran­

kung; in dieser Gruppe beschrieben fast 70% der Patienten die Schmerzen als zeitweise so stark, daß sie deutlich in ihrer Aktivität, ihrer Arbeitsfähigkeit, ihrem Schlaf und ihrer Stimmung beein­

trächtigt seien. Bei 270 Personen ließen sich Informationen über die Schmerzthe­

rapie ermitteln, insgesamt die Hälfte be­

richtete von einer unzureichenden Wir­

kung der Behandlung. Dagegen schätz­

ten die behandelnden Ärzte das Ausmaß der Schmerzen insgesamt zu gering ein.

Diese Diskrepanz war besonders groß bei jüngeren Patienten, bei Fehlen von Metastasen und bei Patienten, die einen relativ guten Allgemeinzustand aufwie­

sen. Dieses deutliche Ergebnis dieser Studie weist auf die Notwendigkeit hin, der Schmerztherapie bei Karzinompa­

tienten einen größeren Stellenwert zu­

zuordnen. (ebs)

Lame F et al: Multicentre study of can­

cer pain and its treatment in France. BMJ 1995; 310: 103-1037.

iibetgehend): Gesichts- (Flush) bzw. Houlrohtng mit Wütmegefühl (Ery­

them). Gelegentlich: Kopfschmerzen, Tachykardie Palpitationen, Unter- schenkelödeme (outgrund Erweherung der Blutgeföfc), Schwindel, Müdig- r oder Mogen-DgrmslSrun-

Für die Dauer-Therapie

Bayotensin'/-mite Wirkstoff: Nitrendipin

Zgsammensetzuiio: Arzrreilich wirkso me Bestandteile: f Tablette Bayo­

tensin enthölt 20 mg Nitrendipin; I Tablette Bayotensin mite entböh 10 mg Nitrendipin. Sonshge Besterndteile: Mnisstörke mikrokristolline Cellulose, Poly(l-vinyF2-pyrrolidon) 2S, Notriumdodecylsulfnt, Moanesiumsteorot;

Bayotensin mite zusötzlich: loctose - THzO, Eiserarxid rot (E172).

Anwendungsgebiete: Bluthochdruck.

Gegennnzergen: bekannte Nitrendipin-Überempfindlichkeit, Schwanger- schött u. Stillzeit.

Nebenwirkungen: Häufig (insbes. zu Beginn der Behandl. u. meist vor- ... .... 'chtsTFIish... .

h: Kopfschi Jgrund Erwi keit, Parösthesien, hypotone Kceislnid

gen (Übelkeit, Völlegetühl, Durchtoll). Selten: Nervositöt Houtüberempfind- Ichkertsreaktionen (Pruntus, Drlikotin, Exontheme), Mentausscheidung der täglichen Utinmenge (in den ersten Behondlungswochen), Myalgie, Tremor, geringfügige vorübergehende Änderungen der optischen Wahrnehmung

»paradoxe Zunahme von pektonginösen Beschwerden (in diesem fall soll­

te dos Medikament abgesetzt werden, sofern ein knusolet Zusammenhang zu vermuten ist). In Ernzelfällen: Gingiva-Hypetplosie (unter längerer Be­

handlung; vollständige Rückbildung noch Absetzen des Medikamentes zu erwarten), Gynäkomash'e (vor allem bei älteren Patienten unter einer lono- zeittheropie; vollständige Rückbildung nach Absetzen des Medikomentes), Eeberenzymethöhungen (alkolische Hiosphatnse und/oder SGOT, SGPT;

nach Absetzen reversibel).

Wechselwirkungen: Bavotensin/-mite/bluldtucli;senkende Arzneimit- tel: Verstärkung des blutdrucksenkenden Effektes. yBeto-kezeatotenblrik- ki: verstärkte blutdrucksenkende Wirkung; regelmäliige Überwachung der Kenten angezeigt. -/Cimetidin. Ranitidin (in geringerem Ausmafi); Ver­

stärkung der Nitrendipin-Wirkung. -/Digoxin: Anstieg der Digoxin-Plosmn- spiegel mögl.; vorsorgl. auf Symptome einer Digoxin-tiberdosierung achten, ggf. Digoxin-Plasmospiegel bestimmen u. - falls notwendig - ReiJuzietung der GlwositTDosis vornehmen. -/R'rfamoicin: könnte die wirksomkeit von Nitrendipin abschwüchen; Dosisonpassung von Nitrendipin, ggf. auch eine Therapieergänzung könnte notwendig werden. -/Grapetruit-Satt: verstärkte Blutdruebenkung.

Dosierung: Individuell nach dem Schweregrad der Erkrankung. Erw.: bei Bluthochdruck 1 x tägl. (morgens) 1 Tnbl. Bayotensin oder 2 x tägl. (mor­

gens u. abends) 1 Tool. Bayotensin mite, falls höhere Dos. notwendig sind, ist stufenweise Erhöhung der Togesdosis auf 2 x 1 Tobl. Bayotensin (insge­

samt 40 mg Nitrendipin) mögl. Bei Patienten mit chron. lebererkrnnk. insbes.

bei ölteren Potienten (übet 65 lohte), konn der Abbou des Medikomentes vetzögert sein, wodurch es zu un-erwünschter Hypotension kommen kann.

Die Dos. bei Pahenten mit eingeschtönkter Lebetfunkhon sollte dohet zu­

nächst mit Bayotensin mite (10 mg Nitrendipin) unter häufiger Blutdruck- kontrolle erfolgen. Sollte dennoch der Blutdruck zu stark obsinlcen, ist ggfs, ein Pröpnratewechsel etfotdedich.

Hondelsformen uttd Preise: 20 Tbl. (NI) DM 41,06, 50 Tbl. (N2) DM 90,75, 100 Tbl. (N3) OM 165,35, 20 Tbl. mite (NI) DM 28,00, 50 Tbl. mite (N2) DM 61,87,100 Tbl. mite (N3) DM 112,73.

Stund: Dezembet 1994. Vetscbteibungspflitbbg.

Für die Akut-Therapie

Bayotensin^ akut Wirkstoff; Nitrendipin

Zusammensetzung Arzneilich wirksorrie Bestqndteile: 1 ml Lösung (t Phi­

ole) enthält 5 mg Nitrendipin. Sonstige Bestandteile: Ethanol 96%, entspr.

29,7 Vol.-% Ethanol, Polysortwt 20, Propylenglykol, Pfefferminzöl, a-Toco- pherol, Polmitoylascorbinsäure, gereinigtes Wasser.

Anwendungsgebiete: hypertensive Krise.

Gegenanzeigen: dekompensierte Herzinsuffizienz, instabile Angina pec­

toris, höhergrodige Aortenstenose o. bekannte Überempfindlichkett gegen­

über Nitrendipin, Schwangerschaft und Stillzeit.

Nebenwirkungen: Gelegentlich: Gesichts:. (Flush) bzw. Hautrötung mit Wörmegefühl (frythem), Kopfschmerzen, Übelkeit, Tochykordie. Selten:

Palpitotionen, Schwindel, Porösthesien; weiterhin ist Blutdrucksenkung unter die Norm (hypotone Kreisloufreoktion) - besonders noch wiederholter (jobe - möglich. Die Behandlung mit Bayotensin akut kann eine Steigerung der Harnousscheidung bewiiken. Wie auch bei anderen geföflaktiven Substan­

zen können unter Boyotensin akut ca. 15-30 Minuten nach der Einnahme Schmerzen im Bereich der Brust (unter Umstanden Angino-pectoris-artige Be­

schwerden) auftreten. In diesem Fall sollte keine weitere Verobreichuna er­

folgen sofern ein kousaler Zusammenhong zu vermuten ist. In Einzelfänen:

HoutüMrempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz und Hautausschlag (Exan- them), Nervosität, Müdigkeit. Nachfolgend werden Nebenwirkungen oufge- führt, die von Nitrendipin-Tabletten bekennt, ober unter Boyotensin akut bisher nicht aufgetreten sind; Beinödeme (bedinat durch Erweiterung der Blutgeiöße), Mogen-Onrm-Beschwerden (Völlegefühl, öiarrboe), in Einzel- föllen Leberenzymerhöhungen (alkolische Phospotase un^oder SGOT, SGPT). Noch längerdauernder Behandlung mit Dihydropyridin-Öalciumontago- nisten (z. B. Nitrendipin-Tobletten) sind in Einzelfällen /ohnfleischverönderun- gen (Gingivo-Hyperplosie) bzw. eine Gynökomostie beobachtet worden, die sich nach Ersetzen zurückbildeten.

Warnhinweis: Bayotensin akut enthält 29,7 Vol.-% Ethanol.

Wechselwirkungen: Bayotensin okut/Beto-RezeDtorenblocker u /o on- dere blutdrucksenkende Arzneimittel bzw. Cimetidin: Verstärkung des blut­

drucksenkenden Etiektes. -/Digoxin: Anstieg der Diaoxin-Plosmospiegel nröglich; vorsorglich auf Symptome einer Digoxin-Überdosierunq achten; gd Digoxin-Plasmospiegel bestimmen u., foils notwendig, eine Reduzierung der Glykosid-Dosis vornehmen.

Dosierung: Erw.; bei hypertensiver Krise 1 ml Lösung Bayotensin okut.

Sollte die Blutdrucksenkung unzureichend sein, kann nach 30-60 Minuten der Inhalt einer weiteren Phiole (1 ml Lösung) verabreicht werden. Bei kür­

zerem Abstand oder höherer Dosierung sind gefährdende Hypotonien nicht Quszuschließen.

Art der Anwendung: Der Inhalt der Phiole Boyoterrsin okut wird in den Mund hinein ousgedrückt und sofort hinuntergeschluckt.

Handelsformen und Preise: 4 Phiolen ö 1 ml (Ni) DM 9,80. An- stoltspockungen.

Stand: 0ezemberl994. Verschreibungspflichtig.

Bayer AG, 51368 Leverkusen

Bayer®

PTurma UauUchland

(9)

Ich überzeuge nicht nur in der Dauer-Therapie.

Sondern auch

in der Akut-Therapie.

Sayotensiri

Geschützt für ein langes Leben.

(10)

946

DIE Form

des Maßstabs

Tramal long

DIE Retardform zum günstigen Preis

Preissenkung der Standardpalette*um

* Tropfen, Ampullen, Kapseln, Suppositorien, Fertigspritzen

23 %

TRAMAL*: „versdireibungspflichtig“

Zusammeftsetzung: 1 Retardtablette TRAMAL long 100 enthält 100 mg Tr^nadolhydrochlorid; Hilfsstot*

fe; Cellulose mikrokristallin, Lactose. Magnesium- stearat, Methylhydrotcypropylcellulose, Polyethy­

lenglykol. Proppylenglykol, Siliciumdioxid hochdisperses. Talkum. Titan (IV)-oxid (E 171). 1 Ampulle TRAMAL 50-lnjektionslösung enthält 50 mg Tramadolhydrochlorid. 1 Ampulle TRAMAL 100- - Injektionslösung bzw. 1 TRAMAL 100-Fertigspritze errthalten 100 mg Tramadol- hydrochlorid; Hilf^of- fe; Wasser für Injekhonszwecke. 1 Kapsel TRAMAL enthän 50 mg Tramadolhydrochlorid; Hitfsstotfe: Cel­

lulose mikndaistallin, Eisenoxide und -h^roxyde (E 172), Gelatine, Indigotin (E132), Magnesiumstearat, Natriumcarboxymethylan^opektin, Natriumdodecyl- sulfat, Siliciumdioxid hochdisperses. Titan (IV)^)}^

(E171). 20Tropfen (0,5 ml) TRAMAL-Lösung enttial- ten 50 mg Tramadolhydrochlorid; Hilfsskiffe; Der Gehalt an Zucker (Saccharose) beträgt 0.2 g/ml Lösung, Kali­

umsorbat 1.5 mg/ml, Aromastoffe, Glycerol, Natri- umcydamat. Propylenglykol, polyoxyettiytenhydrier- tes Rizinusöl. Saccharin-Natrium, Wasser gereinigt, 1 Suppositorium TRAMAL enthält 100 mg Tramadol- hydrochlorid; Hilfsstoff: Hartfett. Anwendungsgebie­

te: Mäßig starke bis starke Schmerzen. Gegenanzei­

gen: TRAMAL soll nicht bei akuter Alkohol-, Schlafmittel-, Analgetika* oder Psychopharmaka-Into­

xikation eingesetzt werden. TRAMAL darf zur Dro- gensubstitution nicht angewendet werden. Hinweis:

TRAMAL sollte nur unter besonderer Vorsicht ange­

wendet werden bei Abhängigkeit von Opioiden, Bewußt­

seinsstörungen unklarer Genese, Störungen des Atem­

zentrums und der Atemfunktion, Zuständen mit erhöhtem Mimdruck. Entsprechend den heute allgemein gegebenen Empfehlungen sollte das Präparat während der Schwangerschaft nur unter strenger Indikations- steHur^ angmendet werden. Bei Anw^ung während der Stillzeit ist zu berücksichtigen, daß etwa 0.1% der Dosis in die Muttermilch übergehen. Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren, sollte das Medikament nur mit Vorsicht angewendet virerden. Patienten mit bekannten cerebralen Krampfleiden sollten während einer Behandlung mit TRAMAL sorgfältig überwacht werden. Nebenwirkungen: Wie bei allen zentral wirk­

samen Analgetika können auch nach der Anwendung von TRAMAL mitunter Schwitzen, Schwindel, Übel­

keit, Erbrechen, Mundtrockenheit und Müdigkeit auf- treten. Qne Beeinflussung der Krerslaufregulat^ (H^

klopfen. Kollapsneigung bis Kreislaufkollaps) ist in seltenen Fällen möglich. Diese Möglichkeit b^ht ins­

besondere bei aufrechter Körperhaltung und wenn TRAMAL intravenös gespritzt wird. In Einzelfällen wur­

den in zeitlichem Zusammenhang mit der Anwendung von TRAMAL cerebrale Krampfanfälle beobachtet.

Unerwünschte Wirkungen treten insbesondere dann auf, wenn der Patient körperlich belastet wird. Beson­

derer Hinweis; Bei erheblicher Überschreitung der empfohlenen parenteralen Dosierung, wie sie im Rah­

men von Anwendungen bei der Narkose gelegentlich erfolgte, ist mit einer dämpfenden Wirkung auf die Atmung (Atemdepression) zu rechnen. Eine atem­

dämpfende Wirkung wurde bei der Anwendung von TRAMAL-Kapseln, TRAMAL-Tropfen, TRAMAL-Sup^

positorien t^er nicht beobachtet. Sie ist jedoch bei erheblicher Überschreitung der empfohlenen Dosierung und bei gleichzeitiger Anwendung von anderen zen­

traldämpfenden Medikamenten nicht sicher auszu­

schließen. Hinweis: Verkehrstüchtigkeit; Dieses Arz­

neimittel kann auch bei bestlmmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern, daß die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßen­

verkehr oder zum Bedienen von Maschinen beein­

trächtigt wird. Dies gilt in verstärictem Maße im Zusam­

menwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen: Bei gleichzeitiger Anwendung von TRAMAL und Sub­

stanzen. die ebenfalls auf das zentrale Nervensystem wirken, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung der zentralen Effekte zu rechnen. TRAMAL sollte nicht mit MAO-Hemmstoffen kombiniert werden. Bei Begleit­

medikation mit Neuroleptika sind vereinzelt Kram^an- fälle beobachtet worden.

Handelsformen und Preise: TRAMAL long 100:

Packung mit 10 Retardtabletten (NI) DM 21,82;

Packung mit 30 Retardtabletten (N2) DM 56,27;

Packung mit 50 Retardtabletten (N3) DM 83,54.

TRAMAL-Kapseln; Packung mit 10 Kapseln (N1) DM 10,49; Packung mit 20 Kapseln (N 2 DM 19,70, Packung mit 50 Kapseln (N 3) DM 43,26. TRAMAL- Tropfen: Flasche zu 10 ml (N1) DM 20,98; 3 Fla­

schen zu 10 ml (N 2) DM 54.17; 10 Flaschen zu 10 rri (N 3) DM 160,31. TRAMAL-Suppositorien: Packung mit 10 ^ppositorien (N1) DM 17.93: Packung mit 20 Suppositorien (N 2) DM 32,12. TMMAL 50-lnjekti- onsJösimg: Packung mit 5 Ampullen zu 1 ml (N1) DM 16,56. TRAMAL 100'lnjektionslosung: Packung mit 5 Ampullen zu 2 ml (NI) DM 19,80: Packung mit 10 Ampullen zu 2 ml (N 2) DM 34,99; Packung mit 50 Ampullen (5x10) zu 2 ml DM 150,24. Anstalt­

spackungen von allen Darreichungsformen. TRAMAL lOO-Feitiosprftze: Packung mit einer Fertigspritze zu 2 ml (NI) DM 7,08.

Stand 01/95 GRUNENTHAL

Grünenthal GmbH ■ 52078 Aachen Postanschrift: 52220 Stolberg

(11)

Fortbildung ZEA. 947

Vrttoria Braun

Qualitätssicherung in der all- gemeinmedizinischen Praxis

/Xllgemeinmedi- ziner arbeiten allein: Sie brau­

chen Qualitäts­

sicherung!

Kritik und Selbstkritik sind für den Menschen im allgemeinen und den Arzt im besonderen schwer tolerierbar. Im stationären Bereich sind langjährig anerkannte und allseitig sanktionier­

te Kontrollmechanismen wie Oberarzt- und Chefarztvisiten eingebaut, die eine kontinuier­

liche Beurteilung ärztlicher Arbeit erlauben und eine gezielte Einflußnahme möglich ma­

chen.

Für den Allgemeinmediziner als überwiegend allein Tätigen hängen kontinuierliche Fortbil­

dung und selbstkritische Einschät­

zung der eigenen Möglichkeiten nach dem Facharztkolloquium al­

lein von seinem Engagement und Verantwortungsbewußtsein ab. Für ihn existiert zur Zeit als einzig wich­

tiger Wertmaßstab das Patienten­

urteil. Die Bürger lieben und ver­

ehren den einen Arzt - und meiden den ande­

ren: Ein Bekenntnis zur Qualität, das man nicht unterschätzen sollte. Es ist besonders in länd­

lichen Bereichen und kleineren Orten von gro­

ßer Wirksamkeit, aber auch in Großstädten be­

achtenswert. Die Güte eines Arztes ist nicht sel­

ten vielfacher Gesprächsstoff.

Die Tätigkeit des Facharztes für Allgemeinme­

dizin beinhaltet umfangreiche Aufgaben der Prophylaxe, Diagnostik, Therapie und Rehabi­

litation. Er besitzt Einfluß auf die Ausschaltung pathogenetischer Faktoren im Vorfeld der Ent­

stehung von Erkrankungen, bemüht sich um die Früherkennung und -behandlung häufig vorkommender Krankheiten und ist für die wirksame medizinische und soziale Betreuung seiner Patienten verantwortlich, zu denen er stabile, vertrauensvolle Beziehungen aufbaut, die über viele Jahre hinweg bestehen.

Mit diesem Tätigkeitsprofil des Facharztes für Allgemeinmedizin wird einem Grundbedürfnis der Menschen unseres Landes entsprochen, was zunehmend auch von politischer Seite er­

kannt wird - nicht zuletzt wegen der deutlich

kostengünstigeren Arbeitsweise des All­

gemeinarztes im Vergleich zu den Fachkolle- 1

Warum brauchen wir Qualitätssicherung?

• Die allgemeinärztliche Versorgung ist eine der am häufigsten vorkommenden Begegnungen von Arzt und Patient und bedarf daher der um­

fassenden Qualitätssicherung.

• Die Bedürfnisentwicklung der Patienten erfor­

dert eine hohe Qualität der medizinischen Grundbetreuung.

• Die selbständige Arbeitsweise des Facharztes für Allgemeinmedizin ohne die Kontrollmecha­

nismen des stationären Bereiches führt zu in­

terkollegialen Qualitätsunterschieden.

gen der Spezialgebiete. Die wachsende Aner­

kennung impliziert auch, daß allgemeinmedi­

zinische Tätigkeit transparent werden muß.

Ausgehend von diesen Überlegungen ist fest­

zustellen, daß es der Auswahl einer Anzahl von Schwerpunktaufgaben des Allgemeinarz­

tes bedarf, da die Qualität allgemeinmedizi­

nischen Handelns in toto nicht darstellbar ist.

Ansatzpunkte für die Beschreibung der Quali­

tät ärztlicher Arbeit bestehen in verschiede­

nen Phasen der Versorgung der Patienten von der Geburt bis zum Tode (Abb. 1). Beispielswei­

se bei der Realisierung von prophylaktischen Maßnahmen (Impfungen, Gesundheitsunter­

suchungen und Krebsvorsorge) gilt die Gesetz­

mäßigkeit des Umschlagens von Quantität in Qualität: Bestimmte Mengen prophylaktischer

Qualitätsbeschreibung

I ♦

der gesunde Mensch

der akut erkrankte Patient

der chronisch Kranke

Lebens­

ende

Abbildung 1: Ansalzpunktc der Darstellung der Qualität ärztlichen Handelns

Z. Allg, Med. 1995; 71; 947-949. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1995

(12)

948 ZEA

Fortbildung: Qualitätssicherung

Arbeit können somit als Qualitätsmerkmal ge­

wertet werden.

Wie nun ist der wesentlich schwierigere Pro­

zeß des Tätigseins am Kranken transparent zu machen? Wichtigste Erkenntnis ist in diesem Zusammenhang, daß ärztliches Verhalten bei häufigen Krankheitsbildern reproduzierbar ist und somit auch untersucht werden kann. An diesem Punkt beginnt der Prozeß der Quali­

tätssicherung.

Die Arbeit in Qualitätszirkeln

Es gibt inzwischen verschiedene wissenschaft­

liche Ansätze, das Vorgehen der Ärzte bei oft vorkommenden Erkrankungen zu analysieren.

Eine meines Erachtens besonders günstige und der individuellen Inte­

grität des Facharztes für Allgemein­

medizin angemessene Form ist seine Mitarbeit in Qualitätszirkeln.

Gemeinsam mit den Kollegen wird eine Istzustandsanalyse des jeweili­

gen diagnostischen oder therapeu­

tischen Handelns bei verschiedenen häufigen Krankheitsbildern erörtert.

Qualitiätszirkcl und allgemein- ärztliche Leit­

linien sind Stüt­

zen der Quali­

tätssicherung

Diagnostische Leitiinien zum Vorgehen bei fie­

berhaftem grippalem Infekt

• Eigen- und Familienanamnese Wie lange besteht die Erkrankung?

Welche Symptome werden geklagt?

Wie hoch ist die Temperatur?

Besteht eine Infektneigung?

Liegen weitere Erkrankungen vor?

Raucht der Patient?

Sind weitere Familienangehörige erkrankt?

• Inspektion von Rachen und Ohren

• Überprüfung der Druckschmerzhaftigkeit von NAP I-III

• Auskultation von Pulmo und Cor

• Palpation des Abdomens

• Überprüfung auf Meningismus

• Blutdruckmessung

der Vielzahl der Fachärzte für Allgemeinmedi­

zin bekannt gemacht werden.

Mit dem Beispiel (siehe Kasten 2) soll darauf hingewiesen werden, wie wichtig es gerade für den Facharzt für Allgemeinmedizin ist, bei der Menge der täglich zu ihm kommenden Patien­

ten einen Algorithmus für entsprechendes Vor­

gehen bei bestimmten Erkrankungen im Kopf zu haben.

Auf der Grundlage dieses Istzustandes werden unter Berücksichtigung der neusten Erkennt­

nisse der Wissenschaft und mit Abstimmung der Empfehlungen der Vertreter der speziali­

sierten Versorgung sogenannte Leitlinien ent­

wickelt, die die wichtigsten Schritte allgemein­

ärztlicher Tätigkeit bei verschiedenen wichti­

gen Erkrankungen beschreiben.

In Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen sollten dann ebenso wie in entsprechenden wis­

senschaftlichen Zeitschriften diese Leitlinien

Beispiel: 18 Jahre, erkältet, Fieber

Ein ISjähriges Mädchen kommt mit der Angabe, erkältet zu sein und Fieber zu haben, in die Sprech­

stunde; sie berichtet nicht über Leibschmerzen, Diarrhoe oder Erbrechen. Da jedoch die diagno­

stischen Leitlinien, sozusagen das Procedere beim fieberhaften Infekt (Kasten 3), auch die Palpation des Abdomens beinhalten, untersucht der Kolle­

ge den Leib des jungen Mädchens, findet einen deutlichen Druckschmerz am Mc Burney und ver­

anlaßt deren Einweisung. Die Patientin wird noch am gleichen Tag wegen einer akuten Appendizi­

tis operiert.

Mit diesem Handlungsmaßstab, den Leitlinien, wird er in die Lage versetzt,

• schwerwiegende abwendbare Krankheits­

verläufe auszuschließen.

Erfahrungen aus der Praxis '

Istzustandsanalyse

Entwicklung von Leitlinien in Qua­

litätszirkeln

neueste Erkenntnis­

se der Wissenschaft

Abstimmung mit Fachkollegen der spezialisierten Be­

treuung

Aus-, Weiter- u. Fortbildung: Vermittlung der zu er­

reichenden Qualität allen Kollegen der Fachgruppe

Wiederholung der Istzustandsanalysen auf der Grundlage der Anwendung der Leitlinien

Abbildung 2: Möglicbkeiten der Qualitätssicberung

(13)

Fortbildung: Qualitätssicherung

ZFA 949

• dem neusten Erkenntnisstand der Wissen­

schaft und den Erfahrungen der Praxis zu entsprechen,

• den wirtschaftlichen Aspekt zu berücksich­

tigen, also nicht alles Mögliche, sondern das Erforderliche zu tun und damit

• Vertrauen und Zufriedenheit der Patienten zu erlangen und langjährig zu erhalten.

Wir haben es selbst in der Hand, in Qualitäts­

zirkeln gemeinsam diagnostische und thera­

peutische Leitlinien zu entwickeln. Erst ihre nachvollziehbare Anwendung in neuerlichen Istzustands-Analysen bedeutet Qualitätssiche­

rung (Abb. 2), ohne die wir als Fachärzte für Allgemeinmedizin dauerhaft nicht bestehen können.

.Vutorin: Priv.-Doz. Dr. med. Vittoria Braun, Fachärztin für Allgemeinniedizin, Salvador-Allende-Str. 2/8, 12559 Berlin.

Persönliche Daten: Geboren am 16.

1948, verheiratet, 2 Kinder.

12.

Zur Person

.Ausbildung: Studium in Leipzig. Jena und Berlin, Approbation 1973.

Beruflicher Werdegang: Promotion 1975, seit 1978 Fachärztin für Allgemein­

medizin, seit 1991 Lehrbeauftragte an der Charite. 1992 Niederlassung und Instal­

lierung einer Aus- und Weiterbildungspraxis in Ber­

lin-Köpenick.

Interessensschwerpunkte: Verbesserung der all­

gemeinmedizinischen Aus- und Weiterbildung und damit der Optimierung der Patientenbetreuung.

Buchbesprechung

Volker Fintelmann

Intuitive Medizin

Einführung in eine anthro­

posophisch ergänzte Medizin Hippokrates Verlag,

Stuttgart, 3„ neubearbeitete und erweiterte Auflage 1995, 310 Seiten, 98,— DM.

Inhalt

• Medizingeschichte und -theorie

• Die Krise der Medizin

• Erkenntnistheorie

• Physiologie, Pathologie

• Krankheitstypologie

• Sklerose-, Geschwulst-, Entzündungskrankheiten

• Depression, Allergie

• Die Karzinomkrankheit

• Heilmittel

• Arzneien, Heileurhythmie, künstlerische Therapien, Diät

• Ausblick

• Zukunftsaspekte

• Anregungen zu einer Schulung des Arztes

Kommentar

»Intuition ist die Fähigkeit, mit anschauender Urteils­

kraft zu forschen; sie ist wei­

terhin die Befähigung zu ei­

ner physiognomonischen Er­

kenntnis (das Wahrnehmen der individuellen Person, G. B.): sie ist aber auch die

Befähigung zur Produktion von handlungsstiftenden und handlungsleitenden Ideen.«

Der Titel ist Programm. Es genügt in der Medizin nicht, die Störungen des Körpers zu behandeln; der kranke Mensch muß als Persönlich­

keit in seiner biographischen Entwicklung gesehen wer­

den. Das tut die Anthroposo­

phie in beispielhafter Weise.

Der theoretische Exkurs führt den Leser von Virchow zurück zum Konzil von Kon­

stantinopel im Jahr 869 und zur heutigen Medizinkritik von Hans Schäfer und Ivan mich, um schließlich das er­

weiterte Menschenbild der Anthroposophie behutsam, aber umfassend zu vermit­

teln.

Gesundheit als nie zu errei­

chendes Ideal und Krankheit als Disharmonie, die ihre Ur­

sache und Überwindung im Ich findet - das ist schon et­

was differenzierter als so manche grassierende Vor­

stellung. Die Typologie der Krankheiten (Sklerose, Ge­

schwulst, Allergie, Entzün­

dung) gibt dazu den großen Rahmen.

Leider wird die Darstellung der Therapie nie so konkret, wie es versprochen wird. Ge­

rade das Kapitel Krebskrank­

heit bleibt theoretisch-nebu­

lös. Die Angaben zur Thera­

pie sind rezeptbuchartig, ob­

wohl sie es ausdrücklich nicht sein wollen. Das anschlie­

ßende Kapitel über das We­

sen der Heilmittel macht die Vorschläge auch nicht besser nachvollziehbar. (Die ho­

möopathische Zubereitungs­

form wird nicht erklärt, häu­

fig fehlen auch quantitative Angaben zur Zusammenset­

zung.) Die theoretischen Texte zu Wissenschaft und Philosophie sind großartig und von selten zu findender Klarheit. Die Aussichten über den Tellerrand der alltägli­

chen Medizin und die Ein­

sichten in den medizinischen Kosmos werden dem Leser erfreulich leicht gemacht.

Gerhard Bleul, praktischer Arzt

(14)

950 XJFA Fortbildung

F. M. Gerlach, 0. Bahrs, G. C. Fischer und M. Weiß-Plumeyer

Leitlinien für die hausärztliche Praxis

Entwicklung, Verbreitung, Umsetzung

Begriffe wie »Qualitätssicherung«, »Standardi­

sierung« und »Leitlinien« sind en vogue (6, 9).

ln vielen Stellungnahmen von Verbänden und Institutionen sowie in wissenschaftlichen Veröffentlichungen scheint man auf diese Vo­

kabeln nicht mehr verzichten zu können. Wäh­

rend die grundsätzliche Notwendigkeit quali­

tätssichernder Maßnahmen in der Medizin zu­

meist akzeptiert wird, gehen die Meinungen zu konkreten Interventionen auseinander. Ins­

besondere Möglichkeiten und Grenzen von Leit­

linien für die Praxis sind umstritten. Während dem einen Vereinheitlichung der Versorgung bei unterstelltem »Wildwuchs« dringend gebo­

ten erscheint und er dabei an einklagbare

»Standards« zur Leistungsbemessung denkt, sieht der nächste in Leitlinien eine eher unver­

bindliche Hilfestellung für die Praxis sowie eine

Zum Inhalt

Auf der Basis eigener Befragungen von haus­

ärztlich tätigen Ärztinnen und Ärzten sowie von Erfahrungen in Qualitätszir­

keln und unter Zuhilfenahme von Erkenntnissen ausländischer Ar­

beitsgruppen werden Grundsatzfragen zur Akzeptanz, Funktion, Entwicklung, Verbrei­

tung und Umsetzung von Leitlinien für die hausärztliche Praxis aus der Sicht der Auto­

ren erörtert. Dabei wird u. a. deutlich, daß trotz oftmals geringer wissenschaftlicher Evi­

denz zur Begründung von Leitlinien deren Akzeptanz im Prinzip relativ gut ist. Grund­

sätzlich ist eine dezentrale Entwicklung bzw.

Modifikation von Leitlinien, z. B. in einem Qualitätszirkel, vorzuziehen. Eine Umset­

zung in praktisches Handeln gelingt am ehe­

sten durch konkrete problembezogene Inte­

gration in den Praxisalltag und kontaktspe­

zifische Erinnerung. Zur Abschätzung von Folgen und Wirkungen ist eine Begleit­

forschung und Evaluation unverzichtbar.

Begriff »Leit­

linie«: Bedeu­

tung und Funk­

tion sind oft unklar lange vermißte Chance zur orientierenden Re­

flexion und Verbesserung eigener Tätigkeit.

Manche Ärztinnen und Ärzte sehen darin eine generelle Bedrohung für den eigenen

Berufsstand und die Gefahr einer gänzlich unnötigen Reglementie­

rung ärztlicher Tätigkeit. Es bleibt dabei weitgehend unklar, inwieweit sich insbesondere die vielgestaltige

hausärztliche Tätigkeit überhaupt durch Leit­

linien beschreiben und beeinflussen läßt und welche Rolle Qualitätszirkel dabei spielen könn­

ten.

Akzeptanz von Leitlinien

Um zu erfahren, wie praktisch tätige Ärztinnen und Ärzte selbst über Leitlinien für die Praxis und deren Erstellung denken, wurden 1993 im Rahmen eigener Untersuchungen bundesdeut­

sche Hausärztinnen und Hausärzte, die sich für eine Mitarbeit in Qualitätszirkeln inter- essierten^ nach ihrer Meinung gefragt (11). Die Antworten von insgesamt 138 Ärztinnen und Ärzten zu diesem Themenbereich (Zielgruppe

= 179 Personen, Responserate = 77,1 %) lassen erkennen, daß Leitlinien von einer deutlichen Mehrheit der Befragten akzeptiert wurden. Die Erstellung von (Handlungs-)Leitlinien im Rah­

men von Qualitätssicherungsprogrammen hiel­

ten insgesamt 77,5% für mehr oder weniger sinnvoll, nur 8,6 % der Befragten standen einem solchen Vorhaben skeptisch bis ablehnend ge­

genüber 6466. 1).

Grundsätzlich bleibt jedoch fraglich, inwieweit ein unterschiedliches Verständnis des Begriffs

»Leitlinien« das Antwortverhalten der Befrag-

' Da auf seiten der Befragten ein Minitnalwissen über Themen wie »Qualitätssicherung« und »Qualitätszirkel« erforderlich war, wurden zunächst Interessenten (40,6%) und Teilnehmer (59,4%) von sechs verschiedenen Qualitätszirkeln befragt.

Z. Allg. Med. 1995; 71: 950-956. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1995

(15)

Fortbildung: Leitlinien

ZSA. 951

100

so

60 40 20 H

0

44^

33,3

•har |a tallaMto «iiw Mki rMln Elnstollung

■ % HawiRM (n-ISS)

Abbildung 1: Die Hrstcliung von Handlungsleitlinien im Kähmen von Qualitätssieherungsprogrammen ist sinnvoll (aus Gerlach und Babrs 1994; 99).

)a «har ia Mla/Mla atiar nain naln Elnstsllung

■ % HavaiRla (n-13S)

Abbildung 2: Die Ergebnisse von Qualitätsxirkeln sollten in Form von llandlungsleitlinien festgehalten werden(ebd.; 100).

ten beeinflußt hat. Auch die Beziehung von angegebener Grundeinstellung und konkreter Akzeptanz im Einzelfall muß offen bleiben.

77,6 % der Befragten waren der Meinung, daß die Ergebnisse von Qualitätszirkeln (3,12, 13) in Form von (Handlungs-)Leitlinien festgehal­

ten werden sollten. Nur 6,5 % lehnten die Ent­

wicklung von Leitlinien durch Qualitätszirkel mehr oder weniger stark ab (Abb. 2).

der daran gedacht, den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung mit der Formulie­

rung und Überprüfung von »Standards« zu be­

trauen, die auch einer Leistungsbemessung dienen sollen (17,22). Wenngleich die ärztliche Berufsordnung (8) und eine Vielzahl von Richt­

linien (z. B. 16) eine diesbezügliche Beteiligung an Maßnahmen zur Qualitätssicherung vor­

schreiben bzw. nahelegen, wird von seiten der Ärzteschaft zumeist Maßnahmen der internen Qualitätssicherung (Selbstkontrolle) der Vorzug gegeben und eine Reglementierung ärztlichen Handelns durch »Standardisierung« der Ver­

sorgung weitgehend abgelehnt (z. B. 7,9). Die Diskussion über Sinn und Unsinn wird zumeist eher im Rahmen berufspolitischer Erwägun­

gen geführt. Grundsätzliche Überlegungen und wissenschaftliche Untersuchungen zur tatsäch­

lichen Leistungsfähigkeit von Stan­

dards und Leitlinien werden dabei nur selten berücksichtigt (vgl. z. B.

20).

Die übliche Auffassung von »Quali­

tätsstandards« der medizinischen Versorgung zielt denn auch in erster

Linie auf die medizinisch-technischen Aspek­

te ärztlichen Handelns. Personale Aspekte ärzt­

lichen Handelns, d. h. der Umgang mit dem kranken Menschen (nicht mit der »Krankheit«), treten dabei in den Hintergrund. Auch berufs­

gruppenbezogene bzw. institutionelle Rahmen­

bedingungen und gesellschaftliche Aspekte von Gesundheit und Krankheit bleiben weitgehend unberücksichtigt. Da diese Rationalitätsebenen (Tab. jedoch alle handlungsrelevant sind und das Ergebnis medizinischer Versorgung mehr oder weniger stark beeinflussen, bleiben viele Leitlinien rudimentär. Erst die Zusammen­

schau aller Rationalitätsebenen würde im Ide­

alfall eine umfassende Beurteilung der Versor­

gungsqualität ermöglichen und sollte bei einer etwaigen Formulierung von Leitlinien bedacht werden.

Leitlinien in komplexen Arbeitsberei­

chen geben nur Rahnien- beschreibungen

Rationalitätsebenen von Leitlinien für die Praxis

Wenn von Leitlinien^ oder Standards^ die Rede ist, bleibt häufig unklar, welche Funktion diese haben »sollen« bzw. überhaupt haben »kön­

nen« und welchen Handlungsrationalen diese folgen. Auch über den Verbindlichkeitsgrad gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen. Von sei­

ten der Krankenkassen wird z. B. immer wie-

^ Unter einer »Leitlinie« verstehen wir einen ausführlichen schriftlichen, manchmal auch graphischen Lösungsweg (z.B, einen Entscheidungsbaum), der beschreibt, wie man eine »gute«

medizinische Versorgung bei einem bestimmten Behandlungs­

problem erreichen kann. Sie sollte hinreichend konkret sein, um als Orientierung dienen zu können, dabei aber auch hinrei­

chend offen, um ein fallspezifisches Herangehen nicht zu erset­

zen (vgl. Bahrs, Gerlach und Szecsenyi 1994a)

^ Unter einem »Standard« versteht man die Festlegung einer Bezugsgröße (Patienten oder Situationen), in denen ein »Krite­

rium« (meßbare Größe zur Beschreibung der Versorgungsqua­

lität) erfüllt sein muß, um eine akzeptable Qualität der Versor­

gung zu erreichen (ebd.)

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