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Das grüne kulturelle Erbe des Iran, das Beispiel Shiraz

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Academic year: 2021

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(1)

Das grüne kulturelle Erbe des Iran, das Beispiel Shiraz

vorgelegt von Dipl. –Ing.

Behrooz Barsin

von der Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades

Doktor der Ingenieurwissenschaften - Dr. Ing. –

genehmigte Dissertation

Promotionsausschuss:

Vorsitzender: Prof. Dr. V. Hartje Gutachter: Prof. Dr. J. Küchler Gutachter: Prof. Dr. S. Heiland Gutachter: Prof. Dr. Ü. Halik

Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 11. März 2013

Berlin 2013 D 83

(2)

I

Danksagung

Die vorliegende Dissertation entstand am Institut für Landschafts- und Umweltplanung (ILUP) der Technischen Universität Berlin.

Mein herzlicher Dank richtet sich an erster Stelle an meinen Doktorvater, Prof. Dr. Johannes Küchler. Ohne sein besonderes Engagement, seine hilfreichen Anregungen, die fachliche Begleitung und seine mühsamen Korrekturen sowie – nicht zuletzt – seine menschliche Zuwendung, hätte diese Arbeit nicht entstehen können.

Ebenfalls gebührt meinem Zweitgutachter, Prof. Dr. Stefan Heiland, herzlicher Dank. Nicht nur dafür, dass er die Betreuung der Arbeit recht kurzfristig angenommen hat, sondern auch für sein freundliches Interesse und seine vielfältigen Anregungen.

Desgleichen möchte ich auch meinem Drittgutachter Prof. Dr. Ümüt Halik für die Betreuung meiner Arbeit und auch für seine Hinweise und Anregungen danken.

Herrn Wolfgang Staub vom Kartographieverbund der TU – Berlin danke ich für seine Unterstützung bei der Recherche von und der Versorgung mit notwendigem Kartenmaterial.

Aus tiefstem Herzen möchte ich obendrein meiner Frau und unseren Kindern Kian und Anahita danken. Sie haben die Höhen und Tiefen dieses Unterfangens geduldig und solidarisch mitgetragen und mich auf ihre ganz besondere Art und Weise unterstützt.

Schließlich danke ich meinen Freunden und Kollegen Christine und Jochen Garbe für ihre ständige Bereitschaft zur fruchtbaren Diskussion während dieser Arbeit.

(3)

II

Technische Hinweise

Im Interesse einer besseren Lesbarkeit der vorliegenden Arbeit gebe ich die persischen und arabischen Wörter in der - in der heutigen Islamischen Republik Iran üblichen - Transkription

΄āvāngāri یﯼرﺭﺎﮕﻧاﺍوﻭآﺁ wieder. Diese Wörter – mit Ausnahme der Autorennamen im Text und in der Literaturliste – werden in der Arbeit klein und kursiv geschrieben. Eine Übersicht mit den Schriftzeichen findet sich im Anhang 1. Die botanischen Namen der Pflanzen werden kursiv und in eckige Klammern […] gesetzt. Eine Pflanzenliste wurde im Anhang beigelegt (s.

Anhang 7.2).

Die fārsi-sprachigen Quellen sind im Original, d.h. auf fārsi, in deutscher Übersetzung und in der Transkription ΄āvāngāri angegeben. Die Übersetzung von Titeln, Begriffen und Texten aus dem fārsi ins Deutsche wurde von mir vorgenommen; diese Angaben und die lateinischen Pflanzennamen erscheinen ebenfalls in eckigen Klammern. Alle anderen Quellen wurden im Original übernommen. Der Begriff „historische Gärten“ wird für die Gartenanlagen verwendet, die bis zum Ende der Qājāren-Dynastie d.h. bis 1925 entstanden.

Der Begriff „iranischer Garten“1 wird für die Gärten angewendet, die ähnlich wie die vorislamischen achämenidischen (reg. 559-529 v.Chr.) Gartenanlagen, die Viereraufteilung vorweisen und in der islamischen Zeit nach 642 weiterhin das Grundmuster der Gestaltung bildeten.

1 Die Bezeichnung Iran besteht seit dem 21. März 1935 für das alte Persien (650 v.Chr. bis 651 n.

Chr.). http://uni-protokolle.de/Lexikon/Geschichte_des_Iran.html (20.08.2012)

(4)

III

Zusammenfassung

Die vorliegende Untersuchung beruht auf drei Ausgangsthesen:

1. Es gibt eine reiche internationale Literatur zum Thema „islamische Gärten“ und auch zum engeren Thema „iranische Gartenkunst“. Doch ist diese überwiegend (garten-) kunsthistorisch ausgerichtet und regional, manchmal auch zeitlich relativ unspezifisch und für die Praxis der Denkmalpflege nur bedingt hilfreich.

2. Auf der anderen Seite ist die Denkmalpflege inzwischen im Iran gut institutionalisiert, widmet sich aber historischen Gärten als schutzwürdigen Objekten noch nicht so intensiv, wie dies geboten ist. Diese Beobachtung steht im Widerspruch dazu, dass Gärten in der iranischen Kulturgeschichte eine außerordentliche Rolle spielten.

3. Die demographische Dynamik der iranischen Gesellschaft stellt die Verwaltungen der Städte vor so viele akute Aufgaben, dass diese nur selten dazu kommen, langfristige Strategien zu verfolgen. Doch zeigt die internationale Erfahrung, dass das kulturelle Erbe einer Stadt und Region zu einem wichtigen Impulsgeber für die Stadtentwicklung werden kann.

Vor diesem Hintergrund widmet sich die vorliegende exemplarische Untersuchung dem grünen kulturellen Erbe von Shiraz/širāz, der Hauptstadt jener Provinz Fars/fārs, die als Ausgangspunkt der iranischen Gartenkunst gelten kann. Die Stadt zehrt national und international vom Nimbus des Gartenzentrums. Wie berechtigt ist diese Vorstellung? Wenn sie sich als zutreffend erweist, welchen Beitrag kann man dann vom grünen Erbe für die zukünftige Stadtentwicklung erwarten?

Den Anfang bilden methodische Überlegungen und eine möglichst umfassende Literaturübersicht zum Stand der Forschung.

Das zweite Kapitel bildet den Versuch, das „grüne kulturelle Erbe“ des Iran zu strukturieren und überblicksartig vorzustellen.

Es folgt eine monographische Übersicht zu den natürlichen und kulturhistorischen Aspekten der Stadt und ihres Umlands.

Den Hauptteil bildet eine Inventur von 14 zugänglichen historischen Gärten innerhalb der Stadtgrenzen von Shiraz/širāz, die im Rahmen von 5 Aufenthalten vor Ort zwischen 2005 und 2011 entstand. Die Erhebung orientiert sich methodisch an ähnlichen Verfahren der Gartendenkmalpflege in Europa und erfolgte im Austausch mit Vertretern der örtlichen Denkmalpflege.

Den Abschluss bilden Folgerungen zur Gartenkunstgeschichte und Denkmalpflege, die bei kurzfristigen und strategischen Entscheidungen zur Stadtentwicklung berücksichtigt werden sollten.

(5)

IV

Abstract

The Green Cultural Heritage of Iran, a Case Study of Shiraz:

This study is based on three assumptions:

1. The bulk of the existing wide range of literature on Islamic gardens and even about Persian gardens is rather unspecific as far as time or space are concerned. Being mostly written from the viewpoint of art history or garden history, these documents are not necessarily of use for practitioners of garden conservation.

2. On the other hand, the institutional framework for the preservation and restoration of historical monuments and sites is well established in Iran today. But these institutions are not as concerned with historic gardens as they probably should. This stands in stark contrast to the role of gardens in the Iranian cultural history.

3. The dynamic, demographical development of the Iranian society – population growth and urbanization – is the most outstanding challenge for government on the national, regional and local level. Solutions must be found for so many pressing immediate needs, that long term strategies for urban and regional development can hardly be formulated let alone be implemented. Within this setting it is difficult to fully mobilize the cultural heritage of a city as an asset for urban development.

Based on these assumptions, this case study is focusing on the green cultural heritage of the City of Shiarz/širāz, the capital of the region of Fars/fārs, which can be considered the birthplace of Iranian garden architecture.

The city enjoys the national and international reputation as center of gardening and of the fine arts. How does reality live up to that image? If the image is accurate, what can one expect from the green heritage, what role will it play in future city development?

The study starts with some methodical considerations and an extensive overview of current literature as well as state of research.

The second chapter is an attempt to categorize and structure the “green, cultural heritage”

of Iran and provides an introductory overview.

This is followed by a monographic presentation of the natural and cultural aspects of the city and the region.

The main part is a rather detailed survey of 14 accessible, mostly protected historic gardens within the city of Shiraz/širāz, which have been studied during five field trips between 2005 and 2011.

Methodically, the study follows the design of comparable inventories for the preservation of historic gardens in Europe. It has been conducted in exchange with representatives of local offices of preservation.

The study ends with conclusions related to garden history and preservation, which should be taken into account for the successful integration of this heritage into short-term as well as strategic city development.

(6)

V

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(7)

VI

Inhaltsverzeichnis

Danksagung... I Technische Hinweise... II Zusammenfassung... III Abstract... IV fārsi Zusammenfassung... V Inhaltverzeichnis... VI

1 Einleitung... 1

1.1 Problemdarstellung und Themenbegrenzung... 2

1.2 Ziele und Methodik der Arbeit... 7

1.2.1 Ziele... 7

1.2.2 Methodik... 8

1.3 Quellenlage... 8

1.3.1 Interviews... 9

1.3.2 Iranische Gärten: Literaturauswertung / Stand der Forschung... 10

1.3.3 Persische Gärten bei antiken griechischen Autoren... 10

1.3.4 Reiseberichte, geographische, völkerkundliche und historische Werke über den Iran bzw. širāz bis zum Ende des 19. Jhs... 11

1.3.5 Zusammenfassung... 15

1.3.6 Abhandlungen über Vegetation, Gärten- und Wasserbau... 15

1.3.7 Zusammenfassung... 17

1.3.8 Gartenkunsthistorische Werke... 17

1.3.9 Kunst-, Kultur- und architekturhistorische Werke... 19

1.3.10 Monografien über širāz... 21

1.3.11 Publikationen zum Umweltschutz und zur städtischen Grünflächenentwicklung in širāz... 22

1.3.12 Veröffentlichungen mit aktuellen statistischen Daten zu širāz... 22

1.4 Probleme der Datensammlung und Auswertung... 22

1.5 Zusammenfassung... 23

2 Das grüne kulturelle Erbe als Quelle der Inspiration für die Künste- die Künste als Quelle der Gartendenkmalpflege... 26

2.1 Das kulturelle Erbe... 26

2.2 Das grüne kulturelle Erbe in Sprache und Literatur... 27

2.3 Bildende Kunst... 33

2.3.1 Bildhauerei... 33

2.3.2 Malerei... 37

2.3.3 Fazit... 41

2.3.4 Teppichknüpferei... 41

2.3.5 Fazit... 45

2.3.6 Fliesenmalerei... 45

2.3.7 Gebautes grünes kulturelle Erbe: Gartenkunst... 51

2.4 Fazit... 52

(8)

VII

3 Das Untersuchungsgebiet-širāz... 53

3.1 Geographische Lage und administrative Gliederung... 53

3.2 Naturräumliche Bedingungen... 54

3.2.1 Klima... 55

3.2.2 Geologie und Böden... 58

3.2.3 Oberflächengewässer... 58

3.2.4 Vegetation... 59

3.2.4.1 Vegetation der Gebirgszüge... 60

3.2.4.2 Park- und Gartenvegetation... 61

3.2.4.3 Straßengrün... 61

3.2.4.4 Auenvegetation... 62

3.2.4.5 Kulturland (Bewässerungsfeldbau und Weideflächen)... 63

3.3 Die Stadtentwicklung und ihre Folgen für die Stadtbegrünung... 64

3.3.1 Vorislamische Zeit... 65

1. Achämeniden-Dynastie (558 - 331 v.Chr.): Kulturelles Nebenzentrum der nahen Reichshauptstädte... 65

2. Alexander der Große; Seleukiden; Parther (331 – 226 n. Chr.): Stagnationszeit als Folge der Hauptstadtzerstörung... 65

3. Sassaniden (224 – 642): širāz als Nebenzentrum von éstāxr... 65

3.3.2 Islamische Zeit 642 - heute... 65

4. Islamische-arabische Eroberung (642 – 10/11. Jh.): Stagnation... 65

5. Buyiden-Dynastie (945 - 1055): Wiederbelebung der Stadt... 66

6. Átābek-Dynastie (1121 -1286): Blütezeit... 67

7. Erste Mongolische-Zeit (1220 - 1359): Zerstörung und Stagnation 68 8. Zweite Mongolen-Zeit (Timuriden 1370 - 1500): bauliche Stagnation, aber kulturelle Blüte... 68

9. Safawiden-Dynastie (1502 - 1736): Blütezeit... 68

10. Afghanische Invasion (1736 - 1759): Stagnationsphase... 70

11. Zand-Dynastie (1759 - 1779): Blütezeit... 70

12. Qājāren-Dynastie (1787 - 1925): Verfall und Neubeginn... 71

13. Pahlavi-Dynastie (1925 - 1979):Frühe Modernisierung vom privaten Garten zum öffentlichen Grün ... 76

14. Die Zeit der islamischen Republik (1979 - heute)... 80

3.4 Zusammenfassung... 82

4 Das Stadtgrün von širāz: Historischer und Nationaler Kontext 84

4.1 Gesetzlicher Rahmen und Entstehung des Grünflächenamtes... 84

4.1.2 Die administrative Struktur und Aufgaben des Grünflächenamtes... 90

4.2 Pflanzenproduktion in einer kommunalen Baumschule... 91

4.3 Grünflächen unter dem Gesichtspunkt Status und Zugänglichkeit... 92

4.3.1 Öffentliche Grünflächen [fazāhāye sabze hamegāni šahri]... 92

§ Park [bustān / Park-e šahri]... 92

§ Grünplätze [meyādin / Park-e varzeši]... 96

§ Verkehrsbegleitendes Grün [fezāye sabze ma´āber]... 96

4.3.2 Halböffentliche Grünflächen [fezāye sabze nime hemegāni]... 97

4.3.3 Private Grünflächen [fezāye sabze xososi]... 97

§ Bei Einzelhausbebauung (bzw. eingeschossigen Wohnbauten) [fezāye sabze xānevāde]... 98

§ Das wohnungsnahe Grün der Gated Communities [mojtame maskoni darvāze dār]... 99

§ Erwerbsorientierte private Grünflächen (Freizeitpark, Gaststätten u.a.) [bāqhāye xososi va tafrihi]... 100

4.4 Fazit... 100

(9)

VIII

4.5 Grünflächen unter dem Gesichtspunkt ihrer Funktionalität... 101

4.5.1 Ökologische Funktionalität... 101

§ Luftqualität... 101

§ Kühlung... 102

§ Boden- und Wasserschutz... 103

§ Biodiversität... 104

§ Erdbebenschutz... 104

4.5.2 Ökonomische Funktionalität... 105

§ Arbeitskräftebedarf... 105

§ Marktgartenbau... 106

4.5.3 Soziale Funktionalität... 108

§ Erholung, Integration, Sport- und Bewegungsangebote... 108

5. Die Ursprünge der iranischen Gartenkunst und ihre historische Kontinuität in širāz

...

110

5.1 Das vorislamische Vermächtnis... 110

5.2 Die Entwicklung der čahār bāq Gärten in širāz... 114

5.3 Wasserversorgung der Gärten und der Stadt bis zur Mitte des 20. Jhs... 119

5.4 Die historischen Gärten von širāz: Kurzporträts... 123

5.4.1 Gärten, in der Literatur erwähnt, heute nicht mehr vorhanden... 125

5.4.2 Gärten, in der Literatur erwähnt, noch reliktisch erhalten... 127

5.4.3 Gärten, welche noch existieren, die aber nach ihrer ursprünglichen Anlage Veränderungen unterworfen waren... 129

§ bāq-e delgošāh………..…….………... 131

§ bāq-e éram……….….……… 139

§ érge Karim Xān-e Zand……….………... 147

§ bāq-e nazer... 153

§ bāq-e jahān namā……….………...…. 159

§ tekiye haft tanān... 167

§ bāq-e no... 173

§ bāq-e nāri... 177

§ bāq-e jenāt... 180

§ nāranjestān-e Qavām... 185

§ bāq-e golšan / Afif ′ābād... 190

§ bāq-e meli... 199

§ Sadi Mausoleum [´ārāmgāhe Sadi ]... 203

§ Hāfez Mausoleum [΄ārāmgāhe Hāfez ]... 209

5.5 Zusammenfassung...   215

6 Schlussfolgerungen

...

221

7 Anhang

...

226

7.1 Hinweise zur Umschrift... 226

7.2: Kriterien für die Beurteilung des außergewöhnlichen universellen Wertes durch das Welterbe-Komitee... 226

7.3: širāz, Pflanzenarten in Grünfläche... 227

7.3.1 širāz, Baumarten... 227

7.3.2 širāz, Sträucher... 230

7.3.3 širāz, Fruchtsträucher/Bäume... 232

7.3.4 širāz, Kletterpflanzen... 233

7.3.5 širāz, Bodendeckende Pflanzen... 234

7.3.6 širāz, Trichterblüten... 234

7.3.7 širāz, Blütensträucher... 235

(10)

IX

7.3.8 širāz, Zweijährige Blütenpflanzen... 236

7.3.9 širāz, Einjährige Blütenpflanzen... 236

7.3.10 širāz, Gräser und Rohrkolbengewächse... 237

7.4 Iran, offiziell registrierte čahār bāq-Anlagen, geordnet nach Provinz und Dynastie (Stand: 2007/2011)... 238

8 Verzeichnisse

...

241

8.1 Abkürzungen... 241

8.2 Abbildungen... 241

8.3 Tabellen... 247

8.4 Veröffentlichte Literatur... 248

8.5 Unveröffentlichte Literatur... 263

8.5.1 Studentisches Projekt, Diplom- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen... 263

9 Karten

...

264

Karte 1: Iran, offiziell registrierte čahār bāq-Anlagen, geordnet nach Provinz und Dynastie (Stand: 2007)... 264 Karte 2: širāz, offiziell registrierte historische Gärten (Stand: 2012)... 265

(11)

1

Einleitung

Das Studium der Landschafts- und Freiraumplanung an der TU Berlin verhalf mir zu einer beruflichen Qualifikation und darüber hinaus zu einer differenzierten Wahrnehmung für das gestaltete Grün in der Stadt. Während meiner freiberuflichen Tätigkeit als Landschafts- und Freiraumplaner zwischen 1992-1997 in Deutschland befasste ich mich mit der „Wohnumfeld-Verbesserung“. im Rahmen verschiedener Projekte in Berlin, Schwedt, Neuruppin und Eisenhüttenstadt. Diese Erfahrungen veranlassten mich, während meiner Reisen in den Iran die dortige Situation des Stadtgrüns aufmerksam zu studieren.

Die Stadt širāz, die ich während meiner Besuche in Iran im Laufe der Jahre besser kennenlernte, vermittelte mir unterschiedliche Eindrücke, besonders intensiv aus zwei verschiedenen Zeiten:

širāz vor und nach dem ersten Golfkrieg 1980-1988 – das waren fast zwei verschiedene Städte. Bis zum ersten Golfkrieg war širāz ländlich geprägt und zeigte ein eher langsames Bevölkerungswachstum.

Die rapide Bevölkerungszunahme während und nach dem Krieg führte zu einer schnellen Stadterweiterung und zu wachsendem Verbrauch wertvollen Garten- und Ackerlandes. Die vielgerühmten traditionellen Obstgärten in der Stadt und an ihrer Peripherie wurden zu Bauland für kommunalen Wohnungsbau und städtische Infrastruktur wie Straßen, Geschäfte etc.

Noch zehrt širāz dank der historischen Gärten von ihrem Ruf als Gartenstadt. Diese Gärten erinnern mit ihrer geometrischen Anordnung der Bewässerungs-kanäle [job] und Gebäude an die erste Gartenanlage im nahen Pāsārgādea. Sie entstand zur Regierungszeit von Kyros dem Großen (559-529 v. Chr.), und gilt als Urtyp des iranischen Gartens (vgl. Kap. 5).

Heute hat širāz für mich zwei Gesichter: in dem einen ist die Kontinuität und der Reichtum der iranischen Stadtgestaltung, Architektur und Gartenkunst weiter erkennbar, in dem anderen zeigt sich die Ferne der modernen Stadt zur natürlichen Umgebung ebenso wie zur Kulturgeschichte des Ortes.

Diese zwei Gesichter werden sich heute in beinahe jeder Stadt Irans wahrnehmen lassen. Aber nur in širāz ist die kulturelle Kontinuität so leicht nachzuweisen. Deshalb ist es nur folgerichtig, die historischen Zeugnisse grüner Umweltgestaltung dieser mehrmaligen Zentralregion Persiens zu bewahren und zu erneuern.

Die iranische Gartenkunst, die sich mindestens bis in das 6. vorchristliche Jahrhundert zurückverfolgen lässt, hat nach der Islamisierung des Landes die Gartenkunst der gesamten islamischen Welt maßgeblich beeinflusst. So ist es auch verständlich, dass die Gartenkunst des Iran seit mehr als einem Jahrhundert Gegenstand intensiver kunsthistorischer Forschung war (S. 18-20) Kennzeichen dieser Forschung, die zu einem erheblichen Teil vom Blick von außen geprägt war, war jedoch ihr narrativer und z.T. akademischer Charakter, d.h. ihre relative Praxisferne. Nur selten ergaben sich aus diesen Unter-suchungen und Darstellungen Anregungen oder gar Anleitungen für den heutigen Umgang mit den Zeugnissen des gartenhistorischen Erbes. Im Unter-schied zur Sichtweise dieser literarischen Quellen, deren Bedeutung unstrittig ist, versteht sich die vorliegende Arbeit als anwendungs-orientierte Untersuchung. Sie wird fragen nach dem Schutzgut „historischer Garten“ und sich stärker auf die aktuellen Probleme der Stadtentwicklung als Kontext einer sich gerade erst etablierenden Gartendenkmalpflege einlassen.

In diesem Zusammenhang diskutiere ich folgende Fragenkomplexe:

§ Welche Bedeutung kommt Pflanzen oder Natur in den iranischen Künsten in der vorislamischen und islamischen Zeit zu?

(12)

2

§ Wie weit wird angesichts des verkürzten allgemeinen Verständnisses‚ das Gebaute ist das kulturelle Erbe, im Iran auch die Gartenkunst als Teil dieses kulturellen Erbes betrachtet?

§ Welche ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Funktionen erfüllen die Grünanlagen und besonders die historischen Gärten in den Städten des Iran?

Welche können sie in Zukunft erfüllen?

§ Wie kann angesichts wachsender Bevölkerung und rapider Stadt-erweiterungen sowie raschem Wandel von Landnutzung und Grund-eigentum das grüne kulturelle Erbe der Gärten erhalten und zeitgemäß weiterentwickelt werden?

Dieses Fragenspektrum ist Ausdruck meines Wunsches, einen Beitrag zur Grünkultur bzw. zum Erhalt und zur Pflege der iranischen Gartenkunst als Teil des grünen kulturellen Erbes zu leisten.

1.1 Problemstellung und Themenbegrenzung

Die oben genannten Fragen ergeben sich vor dem Hintergrund einiger Thesen zum Umgang mit dem grünen kulturellen Erbe des Iran, die im Verlauf der Untersuchung ausgeführt werden:

§ Kennzeichnend für die Denkmalforschung und -pflege war stets die Gefahr einer Instrumentalisierung im Sinne einer spezifischen z.B. national oder religiös geprägten Geschichtsrezeption.

Der Erhalt und die Pflege historischer Objekte haben ihre Geschichtlichkeit. Sie wurden und werden in den verschiedenen Epochen bzw. in der Gegenwart unter dem Blickwinkel der gerade herrschenden politisch-religiösen Ideologie mehr oder weniger intensiv betrieben. Diese Beobachtung gilt weltweit. Für Iran bedeutet sie, dass die Herrscher, die sich als Bewahrer der Tradition des Königtums betrachteten, die königlichen historischen Anlagen im Sinne der Legitimation ihrer eigenen Herrschaft förderten und pflegten und religiöse Objekte weniger im Fokus hatten. Bei Herrschern mit religiös geprägter Weltanschauung verhielt es sich umgekehrt. Beiden gemeinsam ist jedoch das relative Desinteresse für historische Gärten.

§ Das grüne Erbe des Iran wird bisher primär als islamisches Erbe wahrgenommen. Das Vermächtnis der vorislamischen Kulturen wird dagegen nicht angemessen gewürdigt.

Die meisten Städte des Iran beherbergen historische Objekte, die die Kunst sowohl der vorislamischen als auch der islamischen bestimmten Zeit repräsentieren. Nicht alle diese Objekte finden die ihnen gebührende Beachtung, wenn man die Wertmaßstäbe der internationalen Denkmalpflege, so wie sie in den entsprechenden Charten artikuliert sind, zu Grunde legt. Diese häufig zu beobachtende Geringschätzung betrifft besonders die Relikte der vorislamischen Zeit. Gärten - ohnehin wegen des Werkstoffs Pflanze in ständigem Wandel begriffen - sind aus der vorislamischen Zeit noch seltener als feste Gebäude erhalten. Außer wenigen aussagekräftigen Flachreliefs und Schrifttafeln sowie einigen wenigen Reisebeschreibungen aus der Zeit nach der Islamisierung (seit 642) gibt es kaum Dokumente über Gartenanlagen. Das grüne kulturelle Erbe der vorislamischen Zeit ist daher nur selten an bestimmten Objekten festzumachen, vielmehr an ästhetischen Normen und Techniken der Pflanzenverwendung, die bis heute lebendig geblieben sind.

§ Wenn das vorislamische Erbe wahrgenommen wird, dann vorrangig als

„gebautes“, weniger als „grünes“.

(13)

3

Die Grabungsergebnisse des frühen 20. Jhs. im Iran leisteten einen bedeutenden Beitrag zur Herausbildung einer nationalen kulturellen Identität. Die ausgegrabenen Funde wie Inschriften, Figuren und Gebrauchsgegenstände aus Keramik entstammen aus Gebäuden und ihrem Umfeld. Wenn durch diese Ausgrabungen in einigen Fällen Spuren von Gartenanlagen zu Tage gekommen sind, dann geschah dies eher durch einen Zufall als beabsichtigt. So sind z.B. Überreste von Bewässerungskanälen im Umfeld des Palastes von Kyros dem Großen in Pāsārgādea 1959 durch den iranischen Archäologen Áli Sāmi 1 freigelegt und erst 10 Jahre später durch Stronach als die ehemaligen Gartenanlagen von Pāsārgādea identifiziert worden.2

§ Historische Gärten werden – wenn sie überhaupt als Schutzgut wahrgenommen werden– bisher kaum erkannt als städtisches oder regionales Entwicklungspotential.

Der Schutz und die Pflege historischer Gärten sowie des Reichtums der tradierten Pflanzen ist nicht nur wichtig, um ein kulturelles Erbe an die zukünftigen Generationen weitergeben zu können. Historische Gärten sind auch wichtige Komponenten des Stadtgrüns, deren Bedeutung mit dem Ausmaß der Verstädterung wächst.3 Gärten, die in der Vergangenheit meistens außerhalb der Städte lagen, liegen heute oft in Flächen geschlossener Bebauung mitten in Großstädten, wo sie neben der Förderung des kulturellen Gedächtnisses wichtige ökologische- und sozial-kulturelle, aber auch ökonomische Aufgaben erfüllen.

§ Die denkmalpflegerische Dreiheit von „Schutz, Pflege, Entwicklung“ entstand in den sich schnell wandelnden und Natur-verbrauchenden, insofern destruktiven Industriegesellschaften und ist in Gesellschaften mit nachholender Industrialisierung bisher kaum ausgeprägt.

In agrarisch geprägten Gesellschaften konnte sich kaum ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des Erhaltens historischer Gärten entwickeln. Deren „Baustoffe“ Wasser, Boden, Vegetation galten als ständig gegeben, bedurften daher keines besonderen Schutzes. Ihre jetzige Gefährdung durch das Industriesystem und die wachsende und junge Bevölkerung ist ein so rezentes Phänomen, noch dazu als schleichender Prozess nur schwer sinnlich wahrnehmbar, dass sich erst mit starker zeitlicher Verzögerung ein Bewusstsein dafür ausbildet. Die internationalen Institutionen der Denkmalpflege sind deshalb besonders in der Verantwortung, um die endgültige Zerstörung historischer Zeugnisse aufzuhalten.

§ Das kulturelle Erbe kann den multiethnischen Charakter eines Nationalstaats unterstützen und genauso gut die Herausbildung einer nationalen Identität fördern.

1 Áli Sāmi (1910-1989 in širāz geboren). Nach seinem Studium der Literatur und Archäologie unterrichtete er bis 1970 an der Universität von širāz. Danach übernahm er die Verantwortung für das Persepolis Forschungsinstitut. Zu den wichtigen Tätigkeiten zählen unter anderen, Aufsicht über die Instandsetzung von bāq-e nazer (oder Pārs Museum), die Grabmale von Hāfez und Sadi.

Vgl. http://shahrbaraz.blogspot.com/2009/05/blog-post_26.html

2 Sāmi 1965, 29, zit. n. Stronach 1978, 107

3 Nach Angaben des Statistischen Landesamts umfasste die Bevölkerung des Iran 2006 ca. 70 Mio. mit einer Jahreszuwachsrate von 1.6%. Rechnerisch ergibt sich so eine Bevölkerungsdichte vom 43 Ew/km². Inzwischen gelten mehr als 70% der Bevölkerung als städtisch. 31,8 % der Gesamtbevölkerung leben von der Industrie, 44,8% von Dienstleistungen und 23,4% von der Landwirtschaft. Vgl. http://www.amar.org.ir/portal/faces/public/sci/sci.negahbeiran/sci.eteaatekolli (29.09.2008)

(14)

4

Kunst und Kultur als Universum sind Mittel zur Kommunikation und zur Verständigung über politische, soziale, konfessionelle und ethnische Grenzen hinweg. In Iran, einem Land mit 7.000 Jahren nachweisbarer Zivilisation wurde und wird das kulturelle Erbe von den verschiedenen Völkern des Landes geprägt und unterschiedlich wahrgenommen.

Insofern bildet die Vielfalt des kulturellen Erbes in Iran etwas Bewahrenswertes, mit dem sich die verschiedenen Volksgruppen identifizieren können. Andererseits gibt es die Vorstellung von einer nationalen kulturellen Einheit, die sich durch den Staat Iran und seine Sprache fārsi manifestiert. Auch diese kann sich auf das grüne kulturelle Erbe beziehen.

§ Das kulturelle Erbe

„besteht aus - materiellen und immateriellen - Gütern, die dank ihres Bezugs zur Geschichte. und ganz allgemein zur Kultur einer Gemeinschaft - nicht nur von den Traditionen dieses Landes Zeugnis ablegen, sondern auch - und ganz besonders - von seinen geistigen Ursprüngen.

Die Institutionen…, die diese Güter verwalten, sind daher dazu aufgerufen, die diesbezüglichen Erkenntnisse einem größeren Publikum zugänglich zu machen“.4

Dieses Zitat ist hinsichtlich einer ausgewogenen Denkmalpflege im Iran von Bedeutung, denn es beinhaltet letztlich die unbefangene Auseinandersetzung mit den vor- islamischen religiösen und philosophischen Traditionen und ihren kulturellen Ausprägungen. Ein so gearteter Diskurs ist unter den aktuellen Bedingungen allenfalls keimhaft zu erkennen.

Folgt man dieser Einschätzung, so ergibt sich daraus ein Nachholbedarf für die Denkmalpflege in Iran im Allgemeinen und - mit Blick auf die zuvor diskutierten Thesen - für die Gartendenkmalpflege im Besonderen. Das veranschaulichen auch die folgenden Zahlen:

Die gegenwärtig geltende Liste nationaler Denkmäler umfasst insgesamt fast 30.000 bau- und kulturhistorische Denkmäler5, von denen nur 80 (!), also weniger als 0,5% als Garten- und Baudenkmal eingetragen sind.6 (s. Anhang 7.4) und (Kap. 9, Karte 9.1).

Von diesen ca. 30.000 Objekten sind 15 von der UNESCO seit 1979-2113 als Welterbe anerkannt (Tab. 1.1). Unter diesen 15 Objekten enthält zum einen das erste – Pāsārgādea – eine archäologische Gartenkomponente, zum anderen bildet das 15.

anerkannte Welterbe-Objekt ein Ensemble von 9 historischen Gärten, die sich auf 6 Provinzen verteilen (Abb.1.1). Diese Hinweise belegen ein anderes Verhältnis von geschützten Bau- zu Gartendenkmalen: Das grüne kulturelle Erbe wird international offenbar wesentlich stärker gewichtet als auf der nationalen Ebene.

Tab. 1.1: Iran, Eingetragene Kulturobjekte in der UNESCO Welterbe-Liste

Jahr Offizielle Bezeichnung / Kriterien7 Beschreibung ID-Nummer

1979 Persepolis8 / (I), (III), (VI) Ruinenstadt 114

1979 Tchoga Zanbil / (III), (IV) Ruinenstadt 113

1979 Meidan Emam, Esfahan / (I), (V), (VI) Königsplatz 115

4 Ethik – Charta, 1999, Unter: Europäisches Observatorium für Kulturtourismus, 2000, 3. Vgl.

http://www.ecode.it/code/_player/download.asp?file=univeur/warehouse/documents/Carta_etica_

de.pdf. ( 26.06.2005)

5 Die Registrierung von 30.000 kulturhistorischen Denkmälern. Quelle:

http://www.ichto.ir/Default.aspx?tabid=66&articleType=ArticleView&articleId=3729 (27.10.2011)

6 Quelle: Iranshahr: Lexikon der Architekturgeschichte.

http://eiah.org/wiki/fa/index.php?title=%D9%88%DB%8C%DA%98%D9%87:Subjectif&cols=3&pa ge=3&let=%D8%A8&rows=50 (27.09.2011)

7 s. Anhang. 7.2

8 Info. dazu: Shahbazi, A. Shapur (2009): Persepolis, in:

http://www.iranicaonline.org/articles/persepolis

(15)

5

2003 Takht-e Soleyman / (I), (II), (III), (IV), (VI) Archäologische Stätte 1077 2004 Pasargadae / (I), (II), (III), (IV) Ruinenstadt, Mausoleum

Kyros des Großen

1106 2004 Bam and its Cultural Landscape /

(II), (III), (IV), (V)

Zitadelle von Bam und seine Kulturlandschaft

1208bis

2005 Soltaniyeh / (II), (III), (IV) Mausoleum 1188

2006 Bisotun / (II), (III) Felsenrelief von Darius dem Großen

1222 2008 Armenian Monastic Ensembles of Iran /

(II), (III), (VI)

Armenische Kloster Sankt Thaddäus, Sankt

Stephanos und Dzordzor

1262

2009 Shushtar Historical Hydraulic System / (I), (II), (V)

Brücken, Dämme, Kanäle, Gebäude und

Wassermühlen

1315

2010 Sheikh Safi al-din Khānegāh and Shrine Ensemble in Ardabil /

(I), (II), (IV)

Schreine und Grabmal 1345

2010 Tabriz Historic Bazaar Complex / (II), (III), (IV)

Tabriz historische bāzār Komplex

1346 2011 Persian Gardens / (I), (II), (III), (IV), (VI)

(s. Anh. 7.3) - pāsārgādea in fārs9

- bāq-e éram in širāz10 - bāq-e čehel sotun in Esfahān

- bāq-e fin in kāšān11 - bāq-e Abbās ΄ābād in Behšhar

- bāq-e Šāhzāde in kermān

- bāq-e Doulat ΄ābād in yázd

- bāq-e Pahlewān Pur in yázd

- bāq-e Akbarieh in Birjand

1372 1372-001 1372-002 1372-003 1372-004 1372-005 1372-006 1372-007 1372-008 1372-009 2012 Masjed-e Jāmé of Isfahan / (II) Jāmé Moschee in Isfahān 1397 2012 Gonbad-e Qābus / (I), (II), (III), (IV) Gonbad-e Qābus 1398 Quelle: Eigene Darstellung nach: http://whc.unesco.org/en/statesparties/ir (25.03.2013)

9 Info. dazu: Stronach, David (1990): čahārbāq. lit. “four gardens,” a rectangular garden divided by paths or waterways into four symmetrical sections, in:

http://www.iranicaonline.org/articles/caharbag-lit

10 Info. dazu: Áfsar, Kerāmat Allah (2011): bāq-e éram, in:

http://www.iranicaonline.org/articles/bag-e-eram-a-famous-and-beautiful-garden-at-shiraz

11 Info. dazu: ʿA.-A. Saʿīdī Sīrjānī, in:

http://www.iranicaonline.org/articles/search/keywords:gardens

(16)

6

Abb. 1.1: Iran, UNESCO Welterbe Nr. 1372: „The Persian Garden“

Quelle: Eigene Darstellung nach: http://whc.unesco.org/en/list/1372/multiple=1&unique_number=1768 (13.10.2011)

Meine Untersuchung folgt im Wesentlichen der klassischen Struktur eines gartendenkmalpflegerischen Gutachtens: Den Beginn bildet eine möglichst umfassende und alle Quellen berücksichtigende Bestandsaufnahme und Rekonstruktion der Gartengeschichte.

Ich werde eingangs aber noch einen Schritt weiter zurückgehen, indem ich zuerst die Bedeutung von Pflanzen und Natur in den verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen wie Literatur, Sprache, Architektur, Teppich-kunst, Buchkunst und Malerei vorstelle, um die Gartenkunst als Dokument von Idealen, von Hoffnungen und Wünschen in verschiedenen Epochen zu erläutern.

Anschließend folgt die Bestandsaufnahme und Geschichte eines exemplarischen Objekts: der Stadt und Provinz širāz. Den Ansatz ‚exemplarisches Arbeiten’ wählte ich, um an einem repräsentativen Fall zu einer vertiefenden Darstellung zu kommen. Wie kam es gerade zu dieser Auswahl, wo doch tehran, isfahān, xorāsān, jazd und kermān alternative Optionen gewesen wären?

Die folgenden Auswahlkriterien waren entscheidend:

§ Anzahl der geschützten Objekte: das Fallbeispiel sollte mit einer möglichst großen Zahl registrierter historischer Gärten ausgestattet sein.

§ Kontinuität: erwünscht ist ein Fallbeispiel mit einer möglichst weit

zurückgehenden historischen Kontinuität, womit die Evolution der Gartengestaltung am besten nachgewiesen werden kann.

§ Vielfalt der Gartentypen: Das Fallbeispiel soll auch ein möglichst breites Spektrum von Gartentypen repräsentieren, sowohl unter dem Gesichtspunkt möglicher Bauherren als auch in Hinblick auf die formale Gestaltung.

§ Umfang und Intensität bisheriger Forschung. Hier bieten sich zwei Optionen an:

entweder ich wähle als Fallbeispiel das Objekt mit der höchsten Forschungsintensität oder das Gegenteil, eine Stadt und Region, die von der Forschung und Denkmalpflege bisher eher vernachlässigt war. Die Entscheidung fiel auf die zweite Variante.

!ir"z

Ther"n

Isfah"n

K"#"n

Yazd

Kerm"n

km Königliche Gärten

P"s"rg"dea

Landesgrenze 0 100 200

Gärten von Kaufleuten/Großgrundbesitzern

Birjand

Beh#ar

Hauptstadt

Persischer

Golf

Kaspisches Meer

(17)

7

Tab. 1.2: Mögliche Fallbeispiele und Kriterien für die Auswahl

Provinz/Stadt širāz tehran yázd kermān xorāsān isfahān

Kontinuität + 0 0 0 0 0

Anzahl geschützter Objekte

+ + + + + +

Vielfalt der Gartentypen

+ + 0 0 0 +

Forschungs- Vorlauf -/+ + 0 0 0 +

Tab. 1 .2 zeigt vereinfacht die Bewertung der genannten sechs Orte/Regionen nach diesen vier Auswahlkriterien. Die Symbole +/0/- deuten an, wie weit eine Stadt/Region den Kriterien entspricht. Sie erläutert auch die Auswahl von širāz. Gärten sind in širāz und seinem Umfeld seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert ziemlich kontinuierlich belegt (Krit.1). Mit fünfzehn geschützten Gärten besitzt širāz den ersten Platz unter allen Provinzen des Iran. (s. Anhang 7.3/Karte 9.1) (Krit. 2). Darüber hinaus ist in širāz ein breites Spektrum von Gartentypen vertreten (Krit. 3). Trotz dieser starken Präsenz historischer Gärten war širāz bisher kein Zentrum gartenhistorischer Forschung und Denkmalpflege (Krit. 4). Doch kann man immerhin auf wichtigen Vorarbeiten wie denen von Wilber (1962), Stronach (1978) und ˊĀriānpur (1986) aufbauen.

Die Stadt širāz als Mittelpunkt einer ausgedehnten Flussoase genießt seit jeher im Iran und international einen guten Ruf als Gartenstadt. „Bis zur Industrialisierung, die nach dem 1. Weltkrieg einsetzte, umfassten die Gärten, vor allem die Obstgärten im NW der Stadt, bis zu 4.000 ha, von denen gegenwärtig nur noch etwa 1.400 ha erhalten sind“.12 Historische Gärten in širāz sind seit der Antike bis zur Zeit der Pahlavi nachweisbar. Sie repräsentieren mit ihrer Axialität und Quartiersgliederung das Kontinuum der iranischen Garten-tradition, das weltweit als Grundmuster immer wieder aufgegriffen und variiert wurde. širāz blieb im 13.Jh. wegen der widerstandlosen Übergabe an die mongolischen Eroberer von Zerstörung verschont. Damit wurde die Stadt zum Zufluchtsort für viele Künstler, die mit ihrer Dichtung, Miniaturmalerei und Architektur širāz zu einer bemerkenswerten Entwicklung als Zentrum der Kultur verhalfen. Mit der weltweiten Popularisierung dieser literarischen und bildnerischen Kunstwerke wurden auch die Gärten und „širāz“ zu einem Synonym. Zudem sind seit dieser Blütezeit die Gärten sowie die symbolischen Bezüge auf Pflanzen aus der Kunst- und Literaturgeschichte des Iran nicht mehr wegzudenken. Die Nachwirkungen sind bis heute spürbar, wenn z.B. jährlich viele tausende in- und ausländische Touristen širāz besuchen, um in den historischen Gärten die Schöpfungen von Malerei und Dichtung wieder zu erkennen.

Heute bedroht die schnelle und schwer zu koordinierende Stadterweiterung, verbunden mit einer völlig unzureichenden Erhaltung und Pflege, den Fortbestand dieser Kulturgüter. Die vorliegende Untersuchung will auf diese Defizite hinweisen und zur Stärkung der örtlichen Denkmalpflege beitragen. Der Verweis auf die ökologischen, soziokulturellen und gestalterischen Qualitäten des grünen kulturellen Erbes, das diese Gärten repräsentieren, soll Argumente liefern für ihren Erhalt als Vermächtnis und als regionales Entwicklungspotential.

1.2 Ziele und Methodik der Arbeit

1.2.1 Ziele meiner Arbeit sind, entsprechend den eingangs formulierten Thesen:

1. Eine kurze Gesamtdarstellung der grünen Tradition in der Geschichte des Iran (kunsthistorische Fragestellung)

2. Exemplarische Rekonstruktion der Gartengeschichte einer repräsentativen Fluss-Oase: das Beispiel der Stadt širāz und ihrer Umgebung, d.h. hier:

12 Jamšidi 2005, d.A., o.S. Vgl.

http://persiangarden.ir/Indexb.asp?ID=621&IDD=146&IDDD=14&Langu=FA ( 08.09.2005)

(18)

8

Pāsārgādea u. Persepolis. (siedlungshistorische, historisch geographische Fragestellung)

3. Entwicklung einer Vorgehensweise zur systematischen Erhebung des grünen kulturellen Erbes (denkmalpflegerische Fragestellung)

1.2.2 Methodik

Methoden dieser Arbeit sind:

1. Untersuchungsebene „Stadt“: Exemplarische Untersuchung (Case Study) širāz ist eine typische Oasenstadt im Übergangsbereich vom mediterranen und winterkalten Milieu, die heute einem Modernisierungs-schub unterworfen ist.

Die ursprüngliche Auenwald-Vegetation wurde im Laufe der Geschichte ersetzt durch Gartenbau-Mischkulturen. Stadt und Umland bildeten ein sich selbsttragendes System. Ökonomisches und ökologisches System waren identisch. Die Hydrotechnologie „kāriz“ verlieh ihm eine besondere Stabilität.

Dieses relative Gleichgewicht der Vergangenheit wird aufgebrochen als Konsequenz der Industrialisierung/Urbanisierung. Einerseits besetzt die wachsende Stadt Flächen der bisherigen gartenbaulichen Intensivkulturen, zerstört also traditionelles Oasengrün, andererseits entsteht ein neues Stadtgrün.

2. Untersuchungsebene „historischer Garten“: Hier bediene ich mich einer kontrastiven Methode: Ein Filtrat „persischer Garten“ aus der Literatur wird konfrontiert mit dem aktuellen Befund vor Ort, d.h. der individuelle Fall wird „gemessen“ am Ideal-Typus.

3. Inventarisieren: die Bewertung eines historischen Gartens setzt als erstes voraus eine systematische Inventur. Das Inventarisieren bildet seit dem 18. Jh.

den Beginn jeder denkmalpflegerischen Arbeit. Im Falle von širāz muss eine den iranischen Bedingungen angepasste Erhebungs-methode entwickelt werden.

1.3 Quellenlage

Die Ergebnisse meiner Arbeit basieren auf der Auswertung von:

§ Vorwissenschaftlichen historischen Quellen als Primär- und Sekundärliteratur (Vgl. 1.3/1.4)

§ Quellen, die sich auf die aktuelle Situation in Iran und in širāz beziehen, als Primärliteratur (ebd.)

§ Fachzeitschriften in fārsi und westlichen Sprachen (ebd.) ggf. als Internetquellen

§ Eigenen Erhebungen in den historischen Gärten

§ Informellen Gesprächen mit Fach- und Führungskräften vor Ort (ebd.).

Die verwendeten Daten habe ich kontinuierlich während fünf Feldforschungs- aufenthalten gesammelt (Tab.1. 3). Die Datierung der Fotos in der Arbeit entspricht nicht immer den hier eingetragenen Zeiträumen. Einige Fotos wurden während späterer Reisen aufgenommen.

(19)

9 Tab.1.3: širāz,Feldforschungsaufenthalte

Zeitraum 06-08 2005 06-08 2006 07 2007 07-08 2008 06 2011

Arbeits- schwer- punkt

bāq-e delgošāh, Altstadt,

moderne öffentliche Parks, Pāsārgādea

bāq-e nazer, érge Karim Xān, moderne öffentliche Parks,, nārenjestān-e Qavām

bāq-e éram, bāq-e jahān namā, bāq-e golšān

Mausoleen von Sadi- und Hāfez, bāq-e meli

Aktualisierung der Fotos von bāq-e jenat, bāq-e nāri

1.3.1 Interviews

Für die städtischen Grünflächen in širāz mit Ausnahme der denkmalgeschützten ist das Grünflächenamt [sāsmāne fazāye sabz] zuständig, für die geschützten Gartenanlagen die Behörde für das kulturelle Erbe und den Tourismus [sāsmāne mirāse farhangi va gardešgeri (ICHTO)]. Um die Bedeutung der historischen Gärten und Grünflächen in den Konzepten der Stadtplanung zu klären, habe ich während meiner Arbeitsaufenthalte von 2005, 2006, sowie 2007 Gespräche mit den Vertretern beider Behörden geführt, aber auch mit Vertretern der regionalen Ebene - in širāz - mit Schlüsselpersonen aus der Umweltbehörde und der Behörde für Weide- und Forstwirtschaft.

Gespräche mit NGOen und Planungsbüros, die sich mit der Denkmalpflege befassen, haben sich ebenfalls als wertvoll erwiesen. Zusätzlich hatte ich die Gelegenheit zum Gespräch mit Fachkräften, vor allem den Gärtnern in širāz. Sie waren ergiebig bezüglich der Pflegearbeiten und Nutzung der Objekte.

Im Allgemeinen waren die jungen Mitarbeiter in der Stadtverwaltung sowie in der Behörde für das kulturelle Erbe und den Tourismus kooperativer als die Leitungspersonen. Alle Gesprächspartner betonten ausdrücklich, dass sie eigentlich nicht befugt seien, mit einem Außenstehenden über ihre Arbeit zu sprechen. Sie baten auch ausdrücklich um Diskretion, d.h. eine Nicht-Nennung ihrer Namen.

Ich habe versucht, durch meine Recherchen und Interviews vor Ort Erkenntnisse zu folgenden Themenfeldern zu erlangen.13

1- Ökonomische, infrastrukturelle und Umweltsituation

§ Beschäftigung und wirtschaftliche Situation der Stadtbewohner

§ Zustand der städtischen Infrastruktursysteme: Wasserver- und Entsorgung sowie Energieversorgung

§ Flächennutzungsstruktur und Grünflächenquote

§ städtische Umweltprobleme und Umweltschutz; Umweltbewusstsein der Bevölkerung und die Rolle der NGOen in der Stadt

§ Folgen des Bevölkerungswachstums sowie der Urbanisierung und Industrialisierung für die Grünflächen-Situation

2- Situation der städtischen Grünflächen

§ Grünflächentypen

§ Grünflächenverwaltung

§ Finanzierung und Träger der Stadtbegrünung, Kompetenzen und Pflichten der Akteure

§ Planung und Gestaltung des Stadtgrüns (unter Berücksichtigung der lokalen Gartentraditionen)

§ Pflege und Unterhalt des Stadtgrüns

§ Funktionen der Stadtbäume: ihre ökologische, ökonomische, ästhetische

13 Bei der Strukturierung der sozioökonomischen und freiraumplanerischen Fragestellungen erwies sich die Arbeit von Halik als hilfreich (Halik 2003, 10-11)

(20)

10 sowie soziokulturelle Bedeutung 3- Situation der Stadtplanung

§ Organisation und Bedeutung der Stadtplanung

§ Kurz- und langfristige Pläne zur Stadt- und Grünflächenentwicklung (Generalplan und Teilpläne für eine zukünftige Stadtentwicklung)

§ Ergänzung und Optimierung der Grünplanung im Kontext der Gesamtstadtplanung

1.3.2 Iranische Gärten: Literaturauswertung / Stand der Forschung

Die folgende Übersicht ist zu lesen als Beleg dafür, dass von der Antike bis zur Gegenwart immer wieder AutorInnen auf den Reichtum des persischen gartenkulturellen Erbes verwiesen haben. Ich habe die von mir verwendeten Quellen thematisch geordnet und in ihren wichtigsten Aussagen überblicksartig dargestellt. Relevant für das Thema dieser Arbeit sind Publikationen wie

§ Persische Gärten bei antiken griechischen Autoren

§ Reiseberichte, geographische, völkerkundliche und historische Werke über Iran bzw. širāz bis zum Ende des 19. Jhs.

§ Abhandlungen über Vegetation, Garten- und Wasserbau

§ Gartenkunsthistorische Werke

§ Kunst-, Kultur- und architekturhistorische Werke

§ Monografien über širāz

§ Publikationen zu Umweltschutz und zur städtischen Grünflächen-entwicklung in širāz

§ Darstellungen zu Zoroastrismus und Islam

§ Veröffentlichungen mit aktuellen statistischen Daten zu širāz

In den einzelnen thematischen Abschnitten sind die Autoren nach Erscheinungsjahr (sofern bekannt) der ersten in dem jeweiligen Abschnitt genannten Publikation aufgelistet. Hilfsweise werden persönliche oder Reisedaten angegeben, um die geschichtliche Zuordnung zu erleichtern.

1.3.3 Persische Gärten bei antiken griechischen Autoren

Bereits Gothein (1913, I, 40 ff) bezog sich auf griechische Autoren wie Strabo, Plutarch und vor allem Xenophon, um auf die frühe Bedeutung der persischen Gartenkunst zu verweisen. In seinem Werk Oikonomikos, (399 v.Chr.) berichtet er über die direkte Beteiligung des Königs an der Planung und Pflanzung von Gärten und bewunderte ihn als Förderer der Gartenkunst.14 Seine Ausführungen erlauben Rückschlüsse über die Gartengestaltung in Pāsārgādea.

14 Im Oikonomikos ist zu lesen:

„Außerdem, fuhr Sokrates fort, kümmert er sich noch darum, dass in den Landesteilen, in denen er wohnt und die er `häufig´ besucht, Gärten angelegt werden, die sogenannten Paradiesgärten, voll von allem Schönen und Edlen, was die Erde nur hervorbringen mag; und in diesen hält er sich meist selbst auf, sofern es nicht die Jahreszeit verbietet. Beim Zeus, meinte Kritobulos, wo er sich selbst aufhält, Sokrates, da muss er sich freilich um die Bäume und all das andere Schöne, was die Erde hervorbringt, kümmern, damit die Paradiesgärten auch möglichst gut gepflegt sind.“ (Meyer, K. 1975, Bd. I, 21).

„wie Lysander selbst einmal in Megara einem Gastfreund berichtet hat, soll er ihm auch persönlich den Paradiesgarten in Sardes gezeigt haben, wie er sagte. Als Lysander ihn bewunderte, wie schön die Bäume seien, wie sie in gleichem Abstand gepflanzt, wie gerade sie in den Reihen, wie schön rechtwinklig sie alle stünden, wie viele angenehme Düfte sie auf ihrem Rundgang begleiteten, sagte er im Staunen darüber: `Dies alles, Kyros, bewundere ich freilich ob seiner Schönheit, viel mehr aber bin ich von Bewunderung ergriffen für den, der dir das alles

(21)

11

1.3.4 Reiseberichte, geographische, völkerkundliche und historische Werke über den Iran bzw. širāz bis zum Ende des 19. Jhs.

Für die frühislamische Zeit in Persien, also bis zur Mongolenherrschaft, gibt es Hinweise zur persischen Gartenkunst. Hervorzuheben ist der persische Universalgelehrte Estāxri, Abu Eshāq (gestorben um 1082) der aus širāz stammte. In seinem Werk masālek va mamālek [Staatsangelegenheiten] schreibt er über širāz:

„Es gibt zwei Arten von pārsi Städten. Manche sind von Mauern umgeben und andere nicht. In den Städten ohne Mauern befand sich das Zentrum der Macht bzw. die Behausung der Regierenden und Wohlhabenden auf einer höheren Ebene oder auf dem Gipfel eines Berges. Die Behausungen der anderen Einwohner sowie die Gärten und Grabstätten lagen rundherum am Fuße des Berges. Širāz gehörte zuerst zu dieser Art der Städte“.15

Der Verfasser erwähnt Lilium longiflorum [susan] und Narcissus Poeticus [narges] als bekannte Pflanzen in širāz (zit. n. Áfsar 1995, 11).

Der arabische Reisende Yāqubi, Ahmad Ibn Abi Yāqub16 (gest. um 1137), Verfasser des Buchs „die Städte“ [kitāb al buldān], besuchte širāz und schrieb:

„širāz ist eine große und schöne Stadt, in der die Machthaber wohnen. Hier gibt es kaum einen Einwohner, der nicht im Besitz eines Gartens [bustān]

ist, in dem alle Arten von Obst und Gemüse und Blumen erzeugt werden.

Das Trinkwasser der Bevölkerung wird aus Wasserquellen in den Bergen gewonnen, auf denen Schnee liegt. Das Wasser wird von dort durch qanāte17 in die Stadt geleitet“ (ebd. d. A., S. 59, deutsche übersetzung von B.B.).

Seit dem 17. Jh. mehren sich Berichte europäischer Kaufleute. Ihre Berichte enthalten wichtige Aussagen über persische Gärten aus der Blütezeit unter der Safawiden- Herrschaft.

„Um das 17. Jh. lieferten Reisende aus europäischer Sicht realistischere Augenzeugenberichte der Gärten und Pflanzen, indem sie sich von der Detailtreue der Miniaturmalerei lösten und glaubhaft das Gefühl, im Garten zu sein, vermittelten“.18

Die meisten dieser Quellen beziehen sich auf die Hauptstadt der Safawiden, isfahān.

Diese Reiseberichte berücksichtige ich nur hinsichtlich der Aussagen zur Pflanzenverwendung.

Der englische Historiker Thomas Herbert, (1606 - 1682) berichtet in seinen „Travels in Persia 1627-1629“19 ausführlich über širāz. Zu dieser Zeit residierte in širāz der Statthalter der Provinz fārs, Émām Qoli Xān. Angespornt von der Bautätigkeit in der Hauptstadt isfahān ließ dieser einen breiten čahar bāq westlich der Stadt mit Pavillons,

ausgemessen und angeordnet hat.´ Als Kyros dies hörte, soll er sich gefreut und gesagt haben:

`das alles, Lysander, habe ich ausgemessen und angeordnet, es gibt sogar manches darunter, das ich auch selbst gepflanzt habe.´ (Meyer, K. 1975, Bd. I, 22).

15 Estāxri, zit. n. Áfsar 1995, 42-43

16 Das Buch „kitāb al buldān“ (Arabisch) fārsi Übersetzung von ΄Āyeti, Mohammad Abrāhim.

Quelle: http://tarikheslam.com/downloadbook/category/104-dc-tarjomeh-alboldane-yaghobi.html (27.09.2011).

17 In der persischen Sprache ist qanāt unter kāriz bekannt (Abkürzung von kuh-riz,زﺯﯾﻳرﺭ هﻩوﻭﮐ, = Berg und strömendes Wasser) . (Über die Ursprung und Ausbreitung der qanāte s. Goblot, Henri, zit, n. Schweizer, Günther 1979, 198-200)

18 Hobhouse 1999, 52

19 Herbert, Travels in Persia 1627 – 1629, gekürzt und herausgegeben von Foster, William, Books for Libraries Press, Freeport, New York 1929

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Palästen, Gärten und medresen anlegen. Herbert’s Werk ist die eine wichtige Quelle zur Situation in širāz während der Safawiden-Dynastie. (Vgl. kap. 3.3.3). Sein Gesamturteil lautet:

„Shiraz at this day is the second city for magnificence in the monarchy of Persia“ (ebd. S. 69).

Der französische Reisende Jean-Baptiste Tavernier, (1605 – 1689) besuchte fast zeitgleich mit Herbert isfahān und širāz. In „Voyages en Perse“ schreibt er:

„Émām Qoli Xān - der Gouverneur der Provinz fārs - ließ mit großer Mühe und hohen Kosten -im N von širāz - in den Felsen den Passierweg zur Stadt verbreitern“.20

Tavernier schildert die neu angelegte Fernstraße, flankiert von Zypressen und Mauern, den Obstbau und die Obstverarbeitung und die Exportverbindungen der Stadt. (s. 3.3.3) Engelbert Kämpfer, der deutsche Arzt und Forschungsreisende, hielt sich 1683 - ca. 1687 in Iran und vor allem vom 29.03.1684 bis 20.11.1685 in isfahān auf. Vom 4.- 8.12 1685 verweilte er vier Tage in širāz. Er besuchte die achämenischen Felsengräber (nāqš-e Rustam) im N von Persepolis. Über širāz und seine Gärten äußert er sich nicht.

21 Kämpfer beschreibt čahār bāg [Vierteiliger Garten] in isfahān und vergleicht die Schönheit der dortigen Straßenbäume mit den Zypressen in širāz. (Vgl. Kämpfer, zit, n.

Hinz, Walter 1940, 158)

Der dritte wichtige Zeitzeuge für die Gartenkunst der Safawiden-Zeit war der anglo- französische Juwelier John Chardin (1643-1713). Auf dem Wege von Paris nach Indien erreichte er „um 1637 Iran und blieb für ein Jahr dort. […] Anfang 1666 begann er in Iran seinen Reisebericht -Travels in Persia- zu schreiben und blieb für etwa achtzehn Monate im Land“ 22, überwiegend in isfahān. Chardin erwähnt Baumarten wie „Platane, Weide, Hartriegel, Zeder, Stechbaum und Tamariske, welche in vielen Städten in Iran wie in širāz zu sehen sind“ (ebd. S.140), schildert die Vielfalt der Blumen und präsentiert eine freimütige Bewertung der persischen Gartenkunst, die gegenüber der britischen und französischen jener Zeit eher zurückhaltend ausfällt (ebd. S. 161).

Dem französischen Maler Eugène Flandin (1809 - 1889) verdanken wir Bilder aus Persien für die Jahre 1840/41 von hohem dokumentarischem Wert, auch von Gärten in širāz. Während seiner Audienz beim Statthalter in der Gartenanlage bāq-e no zeichnete er z.B. den Springbrunnen vor der Residenz. Über diese Gartenanlage schreibt er:

“Bâgh-e nou ist ein hübscher kleiner Palast inmitten eines großen Gartens mit Zypressen, Orangen-, Granatapfel- und Zitronenbäumen, Myrten und anderen Gewächsen des warmen Klimas. Ihr fortdauerndes Grün, auf das die milde Sonne scheint, versprach auch in dieser vorgerückten Jahreszeit noch einen sehr behaglichen Aufenthalt. Die Räume sind wenig aufwendig, doch sehr elegant. Die Empfangshalle oder das diwân-e châne gibt den Blick auf eine herrliche Landschaft frei, in der die Stadt, das Flachland und die Hügel die verschiedenen Ebenen bilden und der Hintergrund von den schönen Gebirgszügen im Süden beherrscht wird. Vor den Fenstern liegt ein von weißem Marmor eingefasstes großes achteckiges Becken, dessen stilles, klares Wasser die reiche Vegetation des Bâghs wie ein Spiegel zurückwirft.“(S. 440)

Zur Pflanzenverwendung in den Gärten von širāz verweist ΄Āriānpur (1986) auf den persischen Autor Nuri, Mohammad Yousef, dessen Buch „Beste Wege zur Nutzung der

20 Vgl. Tavernier, Jean-Baptiste Neuauflage 1970, 305

21 Die digitale Ausgabe von Engelbert Kämpfer (1651-1716), sein Leben und seine Reise 2001, o. S. ist durch den Landesverband Lippe und die Stadt Lemgo herausgegeben und unter folgender Internetadresse erhältlich: http://www.perlentaucher.de/buch/10552.html (19.05.2007)

22 Vgl. Percy Sykes (1927), in: Chardin, John (1643-1713), S. xiv

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