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3 Das Untersuchungsgebiet-širāz

3.2 Naturräumliche Bedingungen

3.2.1 Klima

Mit Monatsmitteln zwischen 5,3 (Januar) und 29,8 (Juli) herrscht in fārs ein moderat winter-kaltes und sommerheißes Klima. Der relativ milde Klima begünstigt Kulturpflanzen mit hohen Wärmeansprüchen und geringer Frostempfindlichkeit, wie Orangen, Granatapfel-, Feigen-, Aprikosen-, Pfirsich- und Weinreben. Doch Frosttage treten auf zwischen November und März, für viele Pflanzen wie Citrus-Bäume, Ölbaum, Agaven oder Opuntien sind sie ein limitierender Faktor. 2004 z.B. gab es 37 Frosttage mit dem absoluten Minimum im Dezember bei -5,4 °C.11

Tab. 3.1: širāz, Frosttage 1985 und 200412

Monat 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Frosttage1985 20 2 1 0 0 0 0 0 0 0 1 16

2004 18 1 0 0 0 0 0 0 0 0 10 18 Die Lufttemperatur ist in den Monaten März/April mild und angenehm und zwischen Juni bis August warm bis heiß (Abb. 3.5). In dieser Zeit wird die Stadt teilweise durch heiße, trockene und mit Sand beladene Winde heimgesucht (s.u.).

8„Chemismus des mahārlu-Sees: NaCl-MgCl2-Na2So4 (Carle-Frey 1977, 28)

9 Farhudi, Rahmatollāh 1976, 9

10 Bevölkerungsstatistik 2005. Vgl. http://www.bevoelkerungsstatistik.de (10.11.2006)

11 Sālnāme ΄āmāri ostāne fārs[Statistisches Jahrbuch - Provinz fārs 2004, 31]

12 Sālnāme ΄āmāri ostāne fārs [Statistisches Jahrbuch - Provinz fārs 2004-2005, 31]

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Grenze von Beckengruppen Grenze von Becken

Staatsgrenzen

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Die jährliche Sonnenscheindauer ist mit ca. 3.500 h sehr hoch. Sie ist zudem innerhalb des Jahres wie auch im langjährigen Vergleich relativ konstant. Die Tal-Ebene ist somit geradezu prädestiniert für die fotovoltaische Stromproduktion, womit gleichzeitig ein großer Beitrag zur verbesserten Luftqualität möglich wäre (Abb. 3.4).

Abb. 3.4: širāz, Tägliche Sonnenscheindauer (h)

Quelle:

http://de.allmetsat.com/klima/iran.php?code=4084 8 (27.01.2007)

Während der Jahresgang von Temperatur und Sonnenschein ziemlich stabil ist, unterliegen die Niederschläge nicht nur saisonal sondern vor allem auch langjährig einer erheblichen Variabilität. Das langjährige Mittel des Niederschlags liegt bei nur 300 mm, (Abb. 3.5). Doch sind die Schwankungen von Jahr zu Jahr so groß, dass Regenfeldbau ebenso unsicher bis ausgeschlossen ist wie eine geschlossene Vegetationsdecke. Die wesentlich höheren Niederschläge in den umliegenden Gebirgen sichern dennoch ein ausreichendes Wasserdargebot für die Oasenwirtschaft und die Stadt Dank der traditionellen Fernwasserversorgung. 100 km im NW von širāz in der Region sepidān fallen bereits 1.180 mm, womit ganzjährig ein Pflanzenkleid gewährleistet ist, sodass sich hier ein beliebter Erholungsraum für die Stadtbewohner in den heißen Sommermonaten anbietet. Dem gegenüber fallen 160 km südlich in der Region kāzerun nur noch 209 mm, womit kaum noch eine extensive Weidewirtschaft möglich ist.13

Abb. 3.5: širāz, Klimadiagramm und langjährige Mittel von T, N

Quelle: klimadiagramme.de14

Mon. Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Summe/

Jahr

[mm] 80 50 48 31 7 0 1 0 0 5 21 63 306

[°C] 5.3 7.7 11.8 16.2 22.5 27.7 29.8 28.7 24.5 18.4 11.7 6.8 17.6

13 ebd.

14 http://www.klimadiagramme.de/Asien/shiraz.html (29.01.2007). Abbildung vom Autor geändert.

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Der relativ hohe winterliche Niederschlag ergibt sich durch den Einfluss feuchter Luftmassen vom Roten Meer und Persischen Golf (Abb. 3.6). 15

Abb. 3.6: Irans/širāz, Bewegungsrichtung der Zyklone, die die Niederschläge aus W und SW verursachen.

Quelle: Sodoudi, Sahar, d. A., 1316

Die Luftfeuchtigkeit in der Stadt wird durch verschiedene Faktoren wie die anthropogene Zufuhr von Wärme, die Intensität der Sonnenstrahlung, die geringen Niederschläge und die austrocknende Wirkung des Windes beeinflusst. Je niedriger die Luftfeuchtigkeit und je trockener der Boden, desto mehr müssen die Pflanzen bewässert werden. Die relative Luftfeuchtigkeit verändert sich tageszeitlich und jahreszeitlich wie folgt (Tab. 3.3).

Tab. 3.2: širāz, relative Luftfeuchtigkeit (%) 17

Monat 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Uhrzeit: 6.30 77 82 72 52 12 16 42 53 53 75 83 83

12.30 39 47 31 19 16 15 17 24 13 28 54 50

Neben der Sonnenstrahlung prägt die Luftdynamik das Klima von fārs. Winde sind einerseits im Winter Träger der Feuchtigkeit, andererseits transportieren sie zur Sommerzeit Sand- und Staubpartikel. Die dominierenden Windrichtungen sind wie folgt:

§ Nord-Winde wehen aus Richtung Sibirien und bringen in den Wintermonaten sehr kalte und trockene Luft. In den höheren Lagen verursachen sie Fröste.18

§ West-Winde bringen vom Herbst bis zum Frühling Feuchtigkeit vom Atlantik und Mittelmeer. Am zāgros - Gebirge regnen sie sich ab.19

§ Süd-Winde bringen warm-heiße Luftmassen, oft gesättigt mit Stäuben und sandigen Partikeln, von der arabischen Halbinsel. Über dem Persischen Golf nehmen sie sehr viel Feuchtigkeit auf, für die die Partikel Kondensationskerne sein können.20 Durch diese Luftmassen entstehen typische Sand- und Staubstürme21 mit Windgeschwindigkeiten um 50 km/h bzw. ein windiger Staubnebel. Diese Wetterlage ist zwischen Juni und August nicht selten.22 Die Sicht ist eingeschränkt, die Atemwege sind belastet.

15 Sodoudi, Sahar, d. A., 31. Vgl. http://www.diss.fu-berlin.de/2005/56/Kap2.pdf (26.01.2007)

16 http://www.diss.fu-berlin.de/2005/56/Kap2.pdf (26.01.2007)

17 Quelle: sālnāme ΄āmāri ostāne fārs [Statistisches Jahrbuch - Provinz fārs 2004-2005, 31]

18 ebd. [Statistisches Jahrbuch- Provinz fārs 2001, 16]

19 ebd.

20 Ehlers, Eckart 1980, 68

21 “Meteorologisch werden derartige Klimaereignisse als sog. „Staubtage“ registriert. Man spricht von einem Staubtag, wenn an einem Tag mindestens 6 Stunden kontinuierlich wenigstens ca. 100 mg Staub pro m³ in der Luft enthalten sind (Halik 2003, 39).

22 Sālnāme ΄āmāri ostāne fārs [Statistisches Jahrbuch- Provinz fārs 2004-2005, 31]

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§ Die großräumige atmosphärische Dynamik wird ergänzt durch lokale Windsysteme, die als Berg- und Tal-Winde unmittelbar von der Topographie bestimmt sind und den täglichen Witterungsverlauf stark beeinflussen. Diesen Luftaustausch, der im Sommer stärker als im Winter ausgeprägt ist, kann man durch bauliche Maßnahmen fördern oder behindern. Ein weiteres lokales Windphänomen sind Wirbelstürme, die in den heißen Monaten über der sich täglich stark aufheizenden Tal-Aue entstehen.23

Diese kurzen Ausführungen führen zum kategorischen Imperativ für die Stadtgestaltung, Frischluftschneisen mit NO-Ausrichtung von der Bebauung auszunehmen. Die moderne Bebauung kann im Sinne optimaler Ventilation und Staubreduktion noch besser an das Klima angepasst werden. Gleichzeitig ist ersichtlich, dass die Tal-Aue mit ihrem ganzjährigen Wind-„Angebot“ sich als geeigneter Standort für die Nutzung von Windenergie darstellt.

Innerhalb der Stadt wird das Klima des Beckens von fārs durch anthropogene Einflüsse relativiert. Die Häufung von Baumassen und die zunehmende Versiegelung waren verbunden mit der Verminderung verdunstender Oberflächen, Sie begünstigen die Erwärmung des Stadtkörpers genauso wie die Anreicherung der Atmosphäre mit Schadstoffen durch steigenden Autoverkehr und die Produktion von Abwärme aller Art.

Standortangepasste, schattenspendende und trockenresistente Laubgehölze können viel zum menschlichen Wohlbefinden in der Stadt beitragen.

Noch ist das Stadtklima, das sich inzwischen erheblich vom traditionellen Binnen-klima in einer Oase unterscheidet, ein regionales Phänomen, dessen Rückwirkungen auf das Klima des Tales insgesamt noch nicht im Einzelnen untersucht sind.