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3 Das Untersuchungsgebiet-širāz

3.2 Naturräumliche Bedingungen

3.2.4 Vegetation

Die mehr als 2000 Jahre kontinuierlicher Landnutzung kann man auch beschreiben als einen Prozess der Vegetationszerstörung. Heute gibt es weder in der Tal-Aue noch an den Gebirgshängen noch naturnahe Vegetation. Von den ursprünglichen Gebirgs- und Auenwäldern sowie Feuchtbiotopen ist fast nichts mehr erhalten. Die Artenzusammensetzung bei den Gehölzen hat sich besonders im 20. Jh., vor allem seit Beginn der Industrialisierung nach 1925 durch die Einfuhr von Gehölzen aus Nordamerika und Europa verändert. Zu den Gehölzen, die offenbar an das regionale Klima anpasst sind und beinah als heimisch betrachtet werden. gehören z.B. die häufig gepflanzte Pinus eldarica [kāje tehrāni], Cupressus arizonica [serve noqre-i], Eucalyptus camaldulensi [akaliptus], Robinia pseudoacacia [áqāqiyā] und Prosopis juliflora [kahore pakestani amrikai]“.28

Das N-S - Landschaftsprofil (Abb. 3.8) deutet innerhalb einer allgemeinen Situation der Vegetationsverarmung eine relativ vielfältige kulturell geprägte Pflanzenwelt an.

27 Untersuchung der Verunreinigung des Grundwassers in der Shiraz-Ebene mittels GIS. Quelle:

http://seminar.sid.ir/web/guest/paperdetail?p_p_id=JSidSeminarPaper_WAR_JSidPortlets&p_p_lifecy

cle=1&p_p_url_type=0&p_p_state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column-1&p_p_col_count=1&_JSidSeminarPaper_WAR_JSidPortlets_paperID=329 (02.08.2012)

28 Die Pflanzenarten sind nicht nach Archäo- und Neophyten unterschieden. M.W. sind die Wege der Einwanderung von Nutz- und Zierpflanzen in den Iran bisher noch nicht untersucht worden.

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Abb. 3.8: širāz, Schematisches N-S – Vegetationsprofil

Eigene Darstellung

3.2.4.1 Vegetation der Gebirgszüge

Die Vegetation der umrahmenden Gebirgszüge im N und S der Region širāz sind als Teile der zāgros Vegetation zu betrachten. Diese wurde von Bobek (1951), Zohary (1963) und Kramer(1984)29 detailliert beschrieben.

Die Hochlagen des Berges bābā kuhi im N der Stadt werden von einem kältekahlen offenen xeromorphen Gebüsch - Amygdalus scoparia, Acer monspessulanum ssp. persicum, Pistacia - eingenommen. Hier treten auch einzelne Zwerg-Gesträuche von wilden „Pistazien und Bergmandeln“ auf, die als Überreste von Offenwäldern der zāgros-Region betrachtet werden.30 In den 80er- und 90er Jahren gab es Aufforstungen der tieferen Hanglagen mit Cupressus arizonica, Myrtus comminis, Pinus eldarica und Olea europaea.

Die stadtnahen Vorhügel sind bis zu einer Höhe von ca. 1.600 m, vor allem auf der NW- Seite der Stadt, von bewässerten Forsten mit Platanus orientalis; Quercus spp; Cupressus sempervirens; Ulmus minor; Citrus aurantium sowie Palmengewächsen wie Phoenix raphia und Washingtonia robusta geprägt. Diese Gehölze wurden größtenteils von privaten Geschäftsleuten gepflanzt und gepflegt. Ursprünglich waren die Flächen von den Investoren als potentielles Bauland gedacht. Doch konnte die Stadtverwaltung ein Bebauungsverbot durchsetzen, stimmte aber zu, dass diese Grünflächen kommerziell als Erholungs- und Spielflächen vor allem im Sommer genutzt werden (Abb. 3.9).

Abb. 3.9: širāz, Private Aufforstung eines kommerziellen

Erholungsgebiets am Fuße des bābā kuhi-Berges im N

B. B. August 2007

29 Vgl. Kramer (1984)

30 Vgl. Bobek 1951, zit. n. Kortum, Gerhard 1976, 279

1491m 2100m subtropische Mittelstufe (n. Bobek 1951) Schiraz

N S

2800m subtropische Mittelstufe (n. Bobek 1951)

Berg baba Kuhi Berg

sebz poschan

Vegetation der Gebirgszüge Park- und Grünflächenvegetation Straßengrün

Auenvegetation

Kulturland (Bewässerungsfeldbau und Weideflächen) Lehm

Schotter

N

S

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Auf den Hochlagen der Berge kuh-e qare bāq (2100-2800 m) und sabz pošān im S kommen reliktisch und punktuell noch einzelne Exemplare von Amygdalus (Mandelbaum) scoparia [bādom vaši], Pistacia atlantica [bane], Quercus brantii [balut] und Quercus persica vor Weiterhin ist diese Region im Frühjahr zu 30 bis 50% mit „Artemisia spp., div.

Chenopodiaceen und Stipa spp. bedeckt“ (Kramer 1984).

3.2.4.2 Park- und Gartenvegetation

Das Profil quert den öffentlichen Park Xāju-e Karmāni im N der Stadt.31 Er wurde 1994 mit 1,57 ha Fläche, davon 1.156 m² Grünfläche errichtet (s. Kap. 4, Abb. 4. 5). Der Park wird im Sommer ab spätem Nachmittag und am Wochenende zur Erholung genutzt. Zur Bewässerung wurde zwei Tanks installiert. Bewässert wird normalerweise vormittags mit Schläuchen. Es dominieren die folgenden Arten (Tab. 3.3):

Tab. 3.3: širāz, Pflanzenarten im öffentlichen Park Xāju-e Kermāni, geordnet nach Familie

Nr. Art Familie Deutscher Name fārsi Name

1 Berberis orientalis Berberidaceae Berberitze, Sauerdorn zarešk-e zinati 2 Buxus hyracana Buxaceae Buchsbaum šamšād

3 Jasminum spp. Oleaceae Jasmin jāsmān

4 Juniperus communis L. Cupressaceae Gemeiner Wacholder sarv-e kuhi

5 Ligustrum latifolium Oleaceae Liguster barg-e no

6 Morus alba Moraceae Maulbeerbaum tut-e majnun

6 Rosa spp.

R. moschata Mill.

R. canina

Rosaceae Moschusrose Heckenrose

gol-e nastaran-e širāzi

7 Syringa persica L. Oleaceae Persischer Flieder jās-e Irani 8 Phoenix canariensis Palmaceae Kanarische Dattelpalme fanix 9 Punica granatun L. Punicaceae Granatapfelbaum anār Quelle: Eigene Erhebung und amtliche Daten

3.2.4.3 Straßengrün

Die Grüngestaltung der Hauptstraßen auf dem NS Profil dient der Schattenspende. Die Bäume sind in einer Reihe aber in unterschiedlichen Abständen gepflanzt: die Nadelbäume i.d.R. in einem Abstand von 4-5 m, Laubbäume mit breiten Baumkronen mit 10-15 m Abstand Sie werden im Sommer bis zu 3 x wöchentlich durch Tankwagen oder mit gestautem Wasser im Wasserkanal am Straßenrand bewässert (Abb. 3.10).

31 Diese öffentliche Grünanlage wird hier beispielhaft erwähnt, weil sie einerseits auf dem weiter vorne dargestellten N-S-Vegetationsprofil liegt und andererseits die Vegetationsgestaltung und die

Pflanzenarten dieser Anlage typisch sind für öffentliche Grünanlagen der Region.

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Abb. 3.10: širāz, Bewässerung der Straßenbäume

B. B. Juli 2007

Als Unterwuchs zwischen Schattengehölzen sind Buxus hyrcana [šamšāhād], Buxus sempervirens [šamšāhād], Euonymus japonica [šamšāhāde ábláqe zard] und Rosen wie Rosa canina [nasteren-e vahši] gebräuchlich. Doch begleitet er selten eine Allee vollständig.

Die Mittelstreifen einiger Hauptstraßen sind häufig durch Rasen bedeckt und mit Gehölzarten wie Citrus aurantium; Cupressus spp.; Caesalpinia gilliesii, Ligustrum spp. und Phoenix dactylifera L. gepflanzt. Zu den häufig gepflanzten Baumarten gehören (Tab. 3.4):

Tab. 3.4: širāz, Die dominierenden Straßenbäume (Stand 2006), geordnet nach Familie.

Nr. Art Familie Deutscher Name fārsi Name

1 Acer negundo L. Aceraceae Eschenahorn afrā-ye siyā 2 Acer psedudoplatanus L. Aceraceae Berg-Ahorn afrā-ye šabhe čenāri 3 Ailanthus altissima Simaroubaceae Götterbaum ΄ilān - ár ár

4 Celtis australis L. Ulmaceae Zürgelbaum dāqdāqān 5 Fraxinus excelsior Oleaceae Gemeine Esche zabān-gonješk 6 Fraxinus ornus L. Oleaceae Mana- Esche zabān-gonješk-gol 7 Morus spp.

(M. nigra; M. alba)

Moraceae Maulbeerbaum tut; šāh-tut

8 Pinus eldarica Pinaceae Kiefer kāj-e tehrani

9 Platanus orientalis Platanaceae Morgenländische Platane

čenār 10 Robinia pseudoacacia L. Leguminosae Scheinakazie aqāqiā čátri

11 Ulmus densa Ulmaceae Ulme nārvān čatri

12 Ulmus carpinifolia var. Ulmaceae Feldulme nārvān, (vazak) Quelle: Eigene Erhebung und amtliche Daten

3.2.4.4 Auenvegetation

širāz war und ist eine Flussoase. Dank des hohen Grundwasserstands und der alljährlichen Schmelzwasserzufuhr bildete die Aue mit ihren Pappel- und Ulmenwäldern stets den grünen

„Kern“ der Oase. Gelegentliche Flutschäden nahmen die Bewohner bei dem relativ reichen Wasserdargebot, der hohen Bodenfruchtbarkeit und üppigen Biomasseproduktion gerne hin.

Über die Auenvegetation und ihre Entwicklung in der Vergangenheit kann wenig berichtet werden. In der historischen oder Reiseliteratur wurde dieses Thema kaum erwähnt. Bis zum Anfang des 20. Jhs. soll „am Rande des Trockenen Flusses [rodxāe xošk] und entlang von Bächen Süßholz“ (Glycyrrhiza glabra L. [širin bayān]) geerntet worden sein.32

Das Bett des Trockenen Flusses ist inzwischen so stark verändert, dass die Ansiedlung von Pflanzen an den meisten Stellen fast unmöglich ist. Hierzu trägt nicht nur die lange wasserlose Zeit im Sommer bei sondern auch der ständige Abbau der Kiese, Sande und

32 Vgl. Áfser 1995, 11

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Schotter für die Bauwirtschaft, die Befestigung und Versiegelung der Flussränder, sowie die Anlage von Fußgängerzonen und Straßen an beiden Seiten des Flusses. An manchen Stellen, an denen es weniger Aufschüttungen gibt, wachsen inselförmig Halophyten wie z.B.

Tamarix aphylla [šore gaz]. An den Einleitungen von Siedlung- und Industrieabwässern wachsen Algenfluren und Schilfrohr (Arundo donax) Am Rande wachsen stellenweise Xerophyten wie Artemisia siberia [darman-e] und Carthamus oxyacantha [xār zard], ein willkommenes Futter für die Tiere der Nomaden (Abb. 3.11/12).

Abb. 3.11: širāz, Pionierpflanzen im trockenen Fluss, Tamarix, Artemisia

B. B. August 2007

Abb. 3.12: širāz, trockener Fluss, Auenpflanzen als Tierfutter

B. B. Juli 2008

2002 wurde am Oberlauf des Trockenen Flusses ein Staudamm aus Beton gebaut, um winterlichen Niederschlag zu speichern. Darüber hinaus wird der Teil des Wassers, der vom NW der Stadt durch kāriz zur Bewässerung der Obstgärten transportiert und nicht gebraucht wurde, in den Stausee eingeleitet. Das hier gestaute Wasser dient im trocken-heißen Sommer zur Bewässerung der Obstgärten und Straßenbäume. Als Begrünungsmaßnahme wurde unterhalb des Staudamms fleckartig Populus alba [sepidār] gepflanzt (Abb. 3.13).

Abb. 3.13: širāz, trockenen Fluss,

Begrünungsmaßnahme

B. B. Juli 2007

3.2.4.5 Kulturland (Bewässerungsfeldbau und Weideflächen)

Wie erwähnt, bildet die mächtige Lehmdecke die Grundlage für die Fruchtbarkeit der Talaue.

Im Süden der Stadt und vor allem an den unteren Berghängen des kuh-e sabz pošān wird Bewässerungsfeldbau betrieben. Die Wasserversorgung wird durch Tiefbrunnen gesichert.

Die Ackerflächen sind i.d.R. privates Eigentum und befinden sich überwiegend im SO, außerhalb des Untersuchungsgebietes. Angebaut werden Gossypium [panbeh]; Triticum L.

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[gandom]; Allium [piyāz va piyāzče]; Nicotiana [tanbāko]; Solanum melongena [bādemjān];

Oryza sativa [barej] und Cucumis melo [xarbeze] und an Großhändler verkauft.