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Safawiden-Dynastie (1502 - 1736): Blütezeit

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[gandom]; Allium [piyāz va piyāzče]; Nicotiana [tanbāko]; Solanum melongena [bādemjān];

Oryza sativa [barej] und Cucumis melo [xarbeze] und an Großhändler verkauft.

4. Islamisch-arabische Eroberung (642 - 10/11. Jh.): Stagnation

Nachdem 642 die arabischen Eroberer éstāxr zerstört hatten, flüchteten aus Angst vor Repressalien viele Bewohner dieser Stadt nach širāz, und so stieg die Ew. Zahl der Stadt.

34 Vgl. Koch 1990, 41-43

35 ebd. 41

36 Zur Beginn der Sassaniden-Dynastie (224-642) wurde die Stadt ΄estāxr, nördlich von širāz als Hauptstadt gewählt. Der Oberpriester Sāssān, nach dem die Sassaniden benannt sind, hatte dort im

΄Ānāhitā Tempel, das Amt eines frātādārā (=Hüter des heiliges Feuers) vertreten.

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653 begann der arabische Statthalter Mohammad Ben Jossef Sāqfi eine planmäßige Erweiterung. Dadurch entwickelte sich širāz allmählich zu einer Regierungsstadt. 37 Über die damalige Entwicklung der Stadt ist wenig bekannt: fārs war zum einen durch Kriegszerstörungen geprägt, zum anderen durch den neuen Glauben d.h. vermutlich durch den Bau von Moscheen. Anzunehmen ist für die Oase die Dominanz der Subsistenz-Reproduktion, während die Voraussetzungen für Gartenkunst eher fehlten.

5. Buyiden-Dynastie (945 – 1055): Wiederbelebung der Stadt

Gleich zu Anfang der Regierungszeit der Buyiden ließ der Statthalter Ázed Dole Dailāmi aus Angst vor seinen Rivalen um die Stadt eine Mauer errichten (Abb. 3.14). Die Soldaten und Handwerker wurden im S außerhalb der Stadt, in einen neu gegründeten Ort [kerd fenā xosro] angesiedelt. Hier wurde auch Landwirtschaft betrieben und mit den Erzeugnissen die Stadtbevölkerung innerhalb der Mauer versorgt. Um die Residenz (Abb. 3.19, Nr.3) sowie weitere wichtige Bauten wie die Bibliothek (Abb. 3.14, Nr.2) Moschee (Abb. 3.14, Nr.1) und den bāzār mit dem notwendigen Wasser zu versorgen, ließ der Regent ein kāriz von der Stadt guyom westlich von širāz nach širāz errichten. Dieser kāriz wurde nach ihm als kāriz Ázedi benannt.38

Der arabische Geograph Ábu Šāms Aldin Moqādesi der nach dem Tod von Ázed Dole Dailāmi širāz besuchte, schreibt;

„Ázed Dole baute in širāz eine Residenz (Nr.3), die in O und W keinen Vergleich hatte. Im Garten strömte das Wasser durch die Kanäle und Bassins und die fruchttragenden und schattenspendenden Bäume erfreuten die Palastbewohner und ihre Gäste“.39

Einzelheiten über die Gestaltung dieses Residenzgartens oder anderer Hofgärten kennen wir nicht. Doch die Ausweitung der Stadt, des Handwerks und der Binnenwirtschaft begünstigten die Entstehung von Gärten.

In diesem Zusammenhang ließ 1072 der Stadthalter Roken Aldole den 9 km langen kāriz Roken΄ābād aus dem N in die Stadt führen. Damit erhielten die Bewohner und Gärten dieses Teils der Stadt erstmals eine stabile und ergiebige Wasserversorgung.40 Der Verlauf von Teilen der Stadtmauer, der Hauptstraße und der Standort der Moschee sind seit dieser Zeit konstant geblieben. Gebäude oder Gärten sind jedoch aus dieser Phase nicht mehr erhalten.

37 Áfser 1995, 37

38 ebd. 47

39 ebd., 51

40 ΄Āriānpur 1986, 134

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Abb. 3.14: širāz, 10. Jh. zur Zeit der Buyiden

Quelle: Qoli Najād et al. 2006, 19, verändert vom Autor

6. Átābek-Dynastie (1121 - 1286): Blütezeit

Über 100 Jahre regierte die Átābek-Dynastie in fārs. Sie behält širāz als Hauptstadt bei. In dieser Zeit entwickelte sich die Stadt westlich des bāzārs und der Moschee jāme atiq (Abb.

3.15, Nr.1). Hier entstand jetzt ein neuer Komplex herrschaftlicher Bauten, dessen (Abb.

3.15, Nr.3) wichtigstes Gebäude die Átābek Moschee mit 37.500 m² Fläche war (Abb. 3.15, Nr.2). Sie zählt seitdem zu den größten Moscheen in Iran.41 Ihre weitläufigen Höfe waren mit Sicherheit mit Blumenbeeten und Solitärgehölzen ausgestattet.

Abb. 3.15: širāz, 12. Jh. in der Zeit Átābek Qerāče (reg.1270-1335)

Quelle: Qoli Najād et al. 2006, 19, verändert vom Autor

Der Statthalter Átābek Qerāče ließ im NW der Stadt, am Fuße des Berges Bābā kuhi, eine weitere Residenz [bāq-e Qerāče/taxt] errichten (Abb. 3.15, Nr.5) und die Stadtmauer erneuern. Die imposante und großzügige Höhenlage des Palastes (Ca. 50m höher als die Talaue) verschaffte dem Herrscher den Blick über die Stadt und die Ebene und verkörperte seinen Herrschaftsanspruch. Die sieben Terrassen sind bis heute in ihrer Grundform

41 Im weitläufigen Moscheehof wurden Bäume gepflanzt, von denen 2007 noch mehrere Platanus orientalis existierten. Vor allem in Sommer beteten die Gläubigen unter diesen Bäumen und der Hof galt als angenehm kühler Erholungsort. Sommer 2011 wurden die alten Bäume mit der Begründung des Platzbedarfs gefällt.

k!riz Stadttor Trockner Fluß

Stadtmauer

Schotterweg

N

1 3 2

k!riz Roken ´!b!d

b!z!r

Trockner Fluß

Stadttor Stadtmauer k!riz

N

Schotterweg b!q-e

Qer!"e/Taxt

2 1 3

4 5

k!riz Roken ´!b!d

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erhalten. Sie sind landesweit einzigartig und bilden eines der wichtigsten Kulturdenkmäler von fārs. Die Bewässerung erfolgte durch einen Zweigkanal des nare á΄zam.

Die „Lustgärten“ der palastartigen Wohnanlagen der Herrschenden bildeten gartenbauliche Höhepunkte. Sie waren wie die gesamte Stadt eingebettet in eine weite Oase von Obstbaumkulturen. „Ibn Battutā, der im Juli 1347 zum zweiten Mal širāz besuchte, pries die Stadt als die zweitschönste, gleich nach Damaskus, vor allem wegen ihrer bāzāre, Obstgärten und Flüsse.42

Die Herrscher dieser Dynastie waren Kultur- interessiert und kümmerten sich um die Sorgen der Bevölkerung. Der Dichter Sadi, der zur Zeit von Sad Ben Zangi (reg. 1203 - 1231) in širāz lebte, wurde von ihm gefördert.

Sie haben sich noch mit einem zweiten prominenten Objekt der Gartengeschichte verewigt:

Vermutlich verdankt der später so berühmte bāq-e éram (s. Kap. 5) als Hofgarten bei der innerstädtischen Residenz dem Statthalter Átābek Qerāče seine erste Bauphase.43 In dieser Zeit erhielt širāz damit erstmals einen prominenten innerstädtischen und einen ebenso bedeutsamen außerstädtischen Palastgarten.

7. Erste Mongolen-Zeit (1220 - 1335): Zerstörung und Stagnation Die Entwicklung von širāz während dieser Zeit ist in zwei Phasen zu gliedern.

§ In der ersten Phase (1220 -1256) war die Stadt durch zwei Invasionen der Mongolen zerstört und geplündert.

§ In der zweiten Phase (1270 bis 1335) herrschte die Ilchaniden-Dynastie. Zuerst war širāz durch Machtkämpfe und Stagnation geprägt, 1317 - 1393 aber von politischer Stabilität, Ruhe und wirtschaftlicher Belebung. In dieser Zeit sind madresen, bāzār und Moscheen instand gesetzt. Auch wird der Garten bāg-e behešt [Paradies Garten] im W der Stadt erwähnt.44 In Allgemeinen ist diese Zeit jedoch von Stagnation geprägt.

8. Zweite Mongolen-Zeit (Timuriden 1370 - 1500): bauliche Stagnation, aber kulturelle Blüte

Während in dieser Periode širāz ökonomisch keine große Rolle spielte, war es gleichzeitig ein wichtiger Impulsgeber für die Gartenkunst in anderen Teilen des mongolischen Reiches, besonders Herat - im heutigen Afghanistan - und Samarkand profitierten vom Vorbild širāz.45

9. Safawiden-Dynastie (1502 - 1736): Blütezeit

Mit dem Beginn der Safawiden-Dynastie wurde der Regierungssitz nach isfahān verlegt.

Diese bevölkerungsreiche46 Oasenstadt lag im Zentrum des Landes. Durch den Fluss zāhyende rood stand für die aufwändige Stadterweiterung ausreichend Wasser zur Verfügung. Unter dem großen König und Bauherrn Šāh Abbās I. (reg.1587-1629) war der Èmām Qoli Xān Statthalter von fārs mit Regierungssitz in širāz. Angeregt von den Bautätigkeiten des Königs in isfahān ließ er die prächtige medrese Xān bauen, welche allseitig von Gärten umrahmt war.47 Heute existiert nur noch das Gebäude mit dem Hofgarten, während die grüne Außenanlage im 20. Jh. einer Wohnbebauung weichen

42 Bei den hier erwähnten Flüssen handelt es sich in Wirklichkeit um kāriz.

43 Xosxoi, M.; et al. 1995, 1-8

44 Áfser (1933) (1995), 99-108

45 Wilber, 2004, 57

46 1637 hatte die Stadt isfahān über 500.000 Ew. (Ehlers 1980, 166).

47 Áfser 1995, 125

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musste. Die dem grünen Innenhof zugewandte Fassade war z.T. mit Fliesen verkleidet, die Pflanzenmotive (Rosenblüten) zeigten.

Zu den weiteren Neubauten dieser Zeit gehörte ein Zoologischer Garten [bāq-e vašh-e pir benāb], von dem man sagt, er sei auch der Öffentlichkeit zugänglich gewesen. Er lag südlich von širāz an einem Berghang und wurde von der Stadtbevölkerung als Erholungsort genutzt.48 Diese Anlage existiert heute nicht mehr.

In der Safawiden-Dynastie wurde die Stadt entlang der NS-Achse erweitert. Auf ihrer NW-Seite ließ der Gouverneur seine Residenz errichten und durch eine breite Straße (damals čahār bāq Straße genannt), geschmückt mit Pflanzenbeeten und schattenwerfenden Bäumen, mit dem westlichen Stadttor verbinden.49 (Abb. 3.16). Gartenkunsthistorisch ist von Interesse, dass somit breite Boulevard-ähnliche Alleen in iranischen Städten zumindest zeitgleich mit Rom (und Umgebung) und Paris entstanden, sogar noch vor diesen tonangebenden Städten Europas. Den Ruf der Stadt als Zentrum der Literatur förderte Èmām Qoli Xān durch den Bau von Schulen. Straßenbrücken im N und S erleichterten den Handelsverkehr.50 Um die Stadtbewohner und Gärten mit frischen Wasser zu versorgen ließ er kāriz Roken΄ābād und Leitungen erweitern“.51

Abb.3.16: širāz, 16. Jh. zur Zeit der Safawiden-Dynastie

Quelle: Qoli Najād et al. 2006, 19, verändert vom Autor

Der englische Historiker Thomas Herbert, der um 1628 širāz besuchte, berichtet voll des Lobes über Gärten, Pflanzen und Früchte:

„The gardens are many, and both large and beautiful; so as I may say of this what the Syrians attribute to those of Damascus: Operatissimi sunt in hortis. Several of them (as I paced) are eight hundred paces long and four hundred broad. But Hony-shaw (which is the King’s) challenges superiority over all the rest, being square every way 2,000 paces. Most of them safeguarded with walls fourteen foot high and four foot thick; and which from their spaciousness and plenty of trees resemble groves or wildernesses, but by that name (the Persian word is bawt [bāgh] are called;

they abound in lofty pyramidical cypresses, broad spreading chenaers, tough elm, straight ash, knotty pines, fragrant mastics, kingly oaks, sweet myrtles, useful maples; and of fruit-trees are grapes (whose wood, though little worth, some say never rots), pomegranates, pomecitrons, oranges, lemons, pistachios, apples, pears, peaches, chestnuts, cherries, quinces, walnuts, apricots, plums, almonds, figs, dates, and melons of both sorts exceeding fair and of incomparable sweetness; also flowers

48 ΄Āriānpur 1986, 163

49 S. entsprechende Abbildung von Chardin für isfahān bei Gothein 1926/1988, Bd. 1, 170

50 Áfser (1933) 1995, 138-142

51 Herbert 1927, 73

b!q-e Taxt

Haft Tenān Mausoleum

"ehel Ten!n Mausoleum

Madresse X!n

N

"ah!r b!q-e Safawi

"ah!r b!q-e Safawi

Landwirtschaft

k!riz Roken ´!b!d

70

rare to the eye, sweet to the smell, and useful in physic. The earth dry, but green; the air salubrious, though sharp a little“.52

Die obenstehende Beschreibung der Gärten von širāz bezieht sich möglicherweise auf die Gärten bāq-e éram (seit 2011 Weltkulturerbe) und bāq-e delgošāh.

Zum Ende der Safawiden-Dynastie herrschten jedoch große politische Wirren (s. nächster Abschnitt), die vermutlich dafür verantwortlich zeichnen, dass es keine Dokumente aus eben jener Zeit gibt, die den Zustand der Gärten beschreiben. Dennoch kann man davon ausgehen, dass der Gouverneur und einflussreiche Familien diese Gärten als Empfangs- und Wohnanlage genutzt haben.