Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 5⏐⏐30. Januar 2009 A205
G E L D A N L A G E
auch Wahn dazu, erlassen wurde, um den Kapitalmarkt transparenter zu machen und Anleger besser zu schützen.
Das durchaus wünschenswerte Ziel „Anlegerschutz“ endete im Ergebnis in einem fulminanten Pa- pierkrieg sowohl beim Anleger als auch bei den Emittenten, und ob es eben diesem Anlegerschutz nun et- was gebracht hat, darüber streiten die Experten, wenn es sein muss, nächtelang.
Wie auch immer, in den Kon- zernzentralen wurde kurzer Pro- zess gemacht und die Kleinanleger einfach aus dem Rennen geworfen.
Wenn nämlich die auszugebenden Anleihen groß genug gestückelt werden, also eine Mindestanlage- summe von 50 000 Euro aufgeru- fen wird, dann greifen die MiFID- Regeln nicht (mehr), und der ganze Papierkram geht über die Wupper.
Vor MiFID hatten 92 Prozent aller Anleihen eine Stückelung von
1 000 Euro, nach der Einführung verblieb nur noch ein karges Drit- tel. Also, warum sich Arbeit ma- chen mit dem Sparerkleinzeugs, wo es doch auch anders geht, war die konsequente Devise der Herren Finanzchefs.
Mit der Arroganz hat es neuer- dings offenbar ein Ende. Wie aus heiterem Himmel nimmt die Zahl der Emissionen mit Tausender- stückelung wieder zu, und zwar in erheblichen Ausmaßen.
Des Rätsels Lösung für die Wie- derentdeckung des kleinen Mannes liegt schlichtweg in der Finanz- marktkrise begründet. Im großen Stil sind die Papiere einfach nicht mehr absetzbar, mangels klammer Kassen vieler Großinvestoren und Hedgefonds. Zu den Unternehmen, die erstmals seit Jahren wieder an den Privatanleger herantreten, ge- hört etwa der Autobauer Daimler mit einer fünfjährigen Anleihe über zwei Milliarden Euro.
Aber Achtung. Nicht alle Unter- nehmensanleihen sind eines Blickes würdig. Nur die erste Garde deut- scher Unternehmen sollte in das Depot gelassen werden. Alles ande-
re wäre fatal. n
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nternehmensanleihen mit gu- ten und soliden Ausstattungen waren in der Vergangenheit für Kleinanleger kein Thema. Aber nicht, weil sie die Bonds mangels Interesse nicht haben wollten, son- dern weil sie schlichtweg chancen- los waren, an die begehrten Papiere zu kommen.Das schnöde In-die-Ecke-Stellen kleinvolumiger Sparer hängt eng mit MiFID (Markets in Financial Instruments Directive) zusammen, dahinter verbirgt sich eine Trans- parenzrichtlinie, die im EU-Har- monisierungsstreben, manche sagen BÖRSEBIUS
Arroganz weicht der Not
Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats, können Sie auch am 7. Februar 2009 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (02 21/98 54 80-17). Die kostenlose Telefonberatung ist ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.