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it den besten Vorschuss- lorbeeren ausgestattet, ging die Geburt des Euro vonstatten. Als neue Leitwäh- rung sollte die europäische Va- luta dem Dollar und dem Yen global Paroli bieten.Heute herrscht Frust pur.
Der Euro kann in vielen Augen den Anspruch einer Leit- währung nicht durchhalten, er ist vielmehr zur Leidwährung verkommen. So stöhnen zumin- dest die Kritiker, die es von An- fang an gewusst haben wollen.
Der Grund für die entsetzten Blicke ist der stete Abstieg von 1,20 beim Start auf nunmehr er- schreckende 0,89 Euro für einen Dollar. Erschreckend? Wirklich erschreckend?
Zugegeben, es mag einen schon erschrecken, wie sehr die Finanzmärkte den Euro nach unten prügeln. Jüngster Anlass sind die Beitrittsquerelen um Griechenland. So berechtigt die Kritik (immense Verschuldung) auch ist, so überzogen bleibt sie
in diesem konkreten Fall alle- mal. Zu klein sind, relativ gese- hen, die Dimensionen, in denen die griechischen volkswirtschaft- lichen Daten tatsächlich ins Ge- wicht fallen. Es kommt ja auch keiner auf die Idee, Deutschland zu unterstellen, ökonomisch schwach auf der Brust zu sein, weil etwa das Saarland dem Steu- erzahler bloß auf der Tasche läge.
Wahr ist gleichwohl, dass allenthalben eine tiefe Verun- sicherung herrscht. Und es ist durchaus beunruhigend, auf welch populistischem Niveau die Euro-Dresche mittlerweile grassiert. Die Boulevard-Presse schreibt den Euro windelweich, die gleiche Journaille übrigens, die viele unerfahrene Anleger in den Neuen Markt gejagt hat
(Der schnelle Weg zum Reich- tum und so weiter), mit den ent- sprechend desaströsen Folgen.
Mittlerweile wird in Funk und Fernsehen schon die ge- samte Währungsunion infrage gestellt. Die Folge: Je mehr Menschen den Warnungen Glau- ben schenken, umso größer wird der Druck auf die Währung selbst und natürlich auch auf die Zentralbank, irgendetwas (Ver- kehrtes) zu tun, nur damit etwas geschieht. Aktionismus in Rein- kultur droht.
Ein Innehalten tut Not. Kein Mensch hat sich, als wir noch Dollar in Mark gerechnet ha- ben, über einen Kurs von 2,15 Dollar für eine Mark aufgeregt, und das entspricht ja der aktuel- len Parität Euro zum Dollar.
Selbst bei 2,25 oder 2,35 Mark für einen Dollar käme kaum je- mand auf die Idee, Toten- glöckchen läuten zu lassen.
Das aber ist es nicht alleine.
Fundamental ist der Euro alles andere als eine Prügelwährung.
Bei einer Inflationsrate von 2 Prozent hierzulande ist der Euro allemal wertstabiler als der Dollar. Und rechnet man alle Faktoren zusammen, die den Wert einer Währung ausmachen (Leistungsbilanz, Produktivität, Inflation und Wachstumsaus- sichten), dann ist der Euro sogar klar unterbewertet. Der faire Wert müsste gut 20 Prozent höher liegen.
Mitte der 90er-Jahre lag die Deutsche Mark 30 Prozent über ihrem fairen Wert und Anfang der 80er 40 Prozent darunter.
Die Erkenntnis daraus: Devi- senmärkte neigen zu Übertrei- bungen, aber langfristig setzen sich immer die fundamentalen Daten durch. So wird es auch beim Euro kommen. Börsebius
[60] Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 19, 12. Mai 2000
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Das stilisierte Porträt von August von Wasser- mann (1866 bis 1925) ziert den Sonderstempel, der aus Anlass des 103. Deutschen Ärztetages (9. bis 12. Mai in Köln) herausgekommen ist.
Das Motiv des Ärztetags- Sonderstempels wurde auf Vorschlag des Leiters der Motivgruppe Medizin und Pharmazie im Philatelisten- verband, Dr. med. Rudolf Wallossek, Orthopäde aus Odenthal, realisiert.
Von Wassermann, in Bamberg als Sohn des baye- rischen Hofbankiers Ange- lo von Wassermann gebo- ren, wurde vor allem be-
kannt durch die Entdek- kung der nach ihm benann- ten Blutreaktion bei Syphi- lis (Wassermannsche Reak- tion). Stationen seiner Tä- tigkeit:
1888 Promotion in Straßburg;
seit 1890 Tätigkeit am Robert Koch-Insti- tut für Infektionskrank- heiten in Berlin;
1911 Ernennung zum ordentlichen Honorar- professor der Univer- sität Berlin;
1913 Berufung zum Leiter des neu errichte- ten Instituts für experi- mentelle Therapie der Kaiser-Wilhelm-Gesell- schaft in Berlin-Dahlem
Mit dem von Wasser- mann entwickelten Test, der Wassermannschen Reakti- on, konnte man feststellen, ob Antikörper zu syphiliti-
schen Mikroorganismen im Blut nachweisbar sind. Da- mit war eine jahrhunderte- lange Unsicherheit der Dia- gnostik dieser Geschlechts- krankheit beseitigt. Wir können also mitteilen, dass es gelingt, eine spezifische Reaktion auf syphilitisches Material zu erhalten, wobei als Kontrolle stets festzu- stellen ist, dass das betref- fende Serum mit Körpersub- stanzen nichtsyphilitischer Menschen keine Reaktion gibt, schrieb von Wasser- mann.
Der Ärztetags-Sonder- stempel kann bestellt wer- den bei Willi Greiner, Mei- senweg 9, 47665 Sonsbeck, Telefon: 0 28 38/21 02. Kli
Ärztetags-Sonderstempel
Zu Ehren von August von Wassermann
Börsebius zum Euro
Tiefe Ängste
Foto: Archiv
A-57 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft ?, ??. März 1996 (0)
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