Prognosen sind bekannt- lich ein schwieriges Geschäft, besonders wenn sie in die Zu- kunft gerichtet sind. Noch kniffeliger sind Aussagen über Währungsentwicklun- gen, weil sich hierbei schon viele bekannte Leute arg die Pfoten verbrannt haben und dem nachzueifern kaum lohnt.
Aber sei’s drum. Mit der gebotenen Vorsicht will ich mich also nun gleich zwei De- visenlieblingen widmen, dem amerikanischen Greenback und dem britischen Pfund.
Der US-Dollar war ja gerade Gegenstand des sogenannten G7-Gipfels in Washington.
Dort wurde ein großes Palaver abgehalten, und die
Oberindianer erklärten dann harsch, man werde einen wei- teren Anstieg des Dollars nicht hinnehmen. Na ja, so knackig klang das Ganze dann doch nicht, ganz im Ge- genteil. Es fehlten nämlich substantielle Aussagen über die Gründe eins vermeintlich zu hohen Dollarkurses (kon- junkturelle Ungleichgewich- te?) sowie über das konkrete Vorgehen bei Deviseninter- ventionen. Die Marktteilneh- mer werteten diese konturen- lose Aussage eher als Zei- chen von Schwäche und ho- ben die US-Valuta leicht auf die Marke von 1,74 Mark.
Unter diese Grenze sollte die amerikanische Währung wohl nicht mehr fallen. Zum
einen, weil es politisch nicht gewünscht wird – US-Finanz- minister Rubin redet sogar ei- nem starken Dollar das Wort – und weil zum anderen der Zinsabstand zu den deut- schen Zinsen groß genug ist, die US-Valuta auf diesem Ni- veau mindestens zu halten.
Die Frage ist mehr, wie weit kann es noch nach oben ge- hen? Meine persönliche Kan- te liegt bei 1,80 Mark für ei- nen Dollar. Aber bitte: Sie kennen das ja mit den Pro- gnosen.
Enormer Anstieg weshalb?
Eine wahre Renaissance hat hingegen das Pfund be- reits hinter sich. In der Ver- gangenheit war es eher ein Symbol für den Abstieg der britischen Wirtschaft; nun- mehr hat sich das Blatt
grundlegend geändert. Seit vergangenem August kletter- te die Valuta von 2,20, einem wahrhaft traurigen Tief, auf einen Höchststand von der- zeit 2,81 Mark für ein briti- sches Pfund. Alle Achtung.
Worin liegen die Gründe für den enormen Anstieg?
Zum einen erweist sich das höhere Zinsniveau als Ma- gnet für Investoren aus aller Welt. Zum anderen aber gilt die Währung als „safe haven“
gegenüber der Währungs- union; ob zu Unrecht oder nicht, mag an dieser Stelle of- fenbleiben. Lange bis über das Jahr 2002 hinaus scheint ein Eintritt der Briten un- wahrscheinlich. Auch ein Wahlsieg der Tories sollte den Aufwärtstrend des Pfundes nicht bremsen. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis wie- der drei Mark für ein Pfund zu zahlen sind. Bloß wann, das zu beantworten wäre zu ver- messen. Börsebius
[32] Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 19, 9. Mai 1997
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
V
or geraumer Zeit las ich in den „Münchner Ärztlichen Anzeigen“von einem Dr. Sauerberg ei- ne Fabel nach Äsop: Ein Ha- se und eine Ratte hörten, da sie gemeinsam wanderten, Stöhnen und Klagen; und fanden einen Löwen, der mit
beiden Vordertatzen in eine Schlinge geraten war. Sie durchnagten die Hanf- stricke, salbten und verban- den die Schwären an beiden Füßen, tränkten, nährten und versorgten den Löwen täglich und ließen ihm an
nichts fehlen. Da er nun aber nach vielen Wochen wieder genesen war, sprach er maje- stätisch: „Neben meiner Huld, die ich nicht zu gering anzusetzen bitte, gewähre ich euch gnädig, für euren medizinischen Beistand die Ordinationsgebühr zu be- rechnen. Du, Hase, magst sie mit 265 Punkten ansetzen;
du, Ratte, mit 195.“ – „Aber wie . . .!“ rief die Ratte verwirrt, wenn auch in ge- ziemender Untertänigkeit,
„hast du in meinem Behan- deln etwas Unziemliches, Unwürdiges oder Minder- wertiges gesehen? Versorgte ich nicht deine linke Tatze genauso wie der Hase deine rechte?“ – „Wohl!“ erwider- te der Löwe erhaben, „nur . . . dieser ist ein Allgemein-
arzt, du hingegen bist nur ein Dermatologe!“
Ich weiß nicht, was bei dem Deutschen Ärztetur- nier in Wiesbaden Dr. Biller aus Frankfurt „nur“ war (jedenfalls spielte er „trotz allem“ recht gut), doch Dr.
Moise gehört zur Brahma- nenkaste der Neurologen;
und diese haben in ihrem Cerebrum vermutlich spezi- elle Schachsynapsen oder im Gegensatz zu uns anderen Sterblichen nicht nur ein Brett vorm, sondern auch im Kopf – jedenfalls jagen bei den Krausenecks, Schnel- zers, Moises und wie sie alle heißen mögen, die Figuren so schnell und zielsicher übers Brett, daß es einem selbst beim Zuschauen schwindlig werden kann.
Doch Sie haben jetzt alle Muße der Welt.
Hier glückte Dr. Moise als Weißem am Zug gegen Dr. Biller eine hübsche Kombination, die ihm sieg- reichen Vorteil und einen Platz unter den Ersten ein- brachte. Was war’s?
Lösung:
Die Brahmanenkaste der Neurologen
DR. MED. HELMUT PFLEGER
Nach dem Springeropfer
1.Sxd6! ist Schwarz verloren, auch wenn er diese zweifelhaf-
te Gabe ablehnen sollte. Dr. Biller entschied sich dafür, dem Feind ins Auge zu blicken, also
1....
Dxd6. Doch nun folgte
2.
Lf4, was die Dame vom Blockadefeld d6 zurückzwang:
2....
Dd7 und das Abzugs-
schach 3. d6+ mit gleichzeiti-
gem Angriff des Springers c7
ermöglichte. Weiter ging’ s mit
3.
...Kh8 4. dxc7 T ae8 (der
Turm war vom Läufer g2 aus dem Hinterhalt bedroht).
5.Db5 Dd4 (einem Sterbenden ist alles recht). 6.
Txe8, und Schwarz gab bereits auf, weil
nach 6....
Txe8 das Damenop-
fer 7.Dxe8! Sxe8 die Geburt ei- ner neuen Dame aus dem Bau-
ern c7 (der hat Karriere ge-
macht) mit 8.c8D ermöglicht.