B
ei der Deutschen Bank gibt es was Neues. Xa- vexheißt das Ding. Die sogar beim Bundespatentamt eingetragene Marke vermit- telt den Duft der großen wei- ten Börsenwelt, klingt ein biss- chen nach DAX, ein bisschen nach Exchange, eine Seife könnte gleichwohl auch so heißen.Der Anspruch der Deut- schen Bank ist nicht gerade bescheiden. Wörtlich: „Xa- vex steht für eine neue Idee der Kapitalanlage, nicht für ein bestimmtes Produkt oder eine spezielle Anlageform.
Xavex bedeutet Kreativität, Transparenz, Effizienz, Viel- seitigkeit, globale Reichweite und Präsenz, Liquidität und Wettbewerbsfähigkeit. Xa- vex öffnet Ihnen den Zugang zu neuen Anlagechancen.“
Das alles klingt nach dem Perpetuum mobile der Kapi- talanlage, also mit wenig Geld viel Kohle scheffeln, bei ge-
ringstem Risiko in kürzester Zeit. Doch hinter Xavex ver- bergen sich nichts anderes als Aktienanleihen. Das ist weder neu (andere Banken bieten solche Produkte längst an), noch hat das was mit Transpa- renz oder globaler Reichweite.
Beispiel aus Xavex: Die Aktienanleihe 12,75 Prozent p. a. auf die Continental AG.
Das läuft also so, dass Sie am 24. 1. 2000 für eine Anleihe im Nominalwert von 5 000 Euro zum Kurs von 101,09 kaufen müssen. Kapitalein- satz demnach 5 054,50 Euro.
Auf die 5 000 Euro Nennwert gibt es eine garantierte Ver- zinsung von 12,75 Prozent per
annum, also 647,5 Euro.
Klingt ja alles ganz gut.
Die Anleihe wird am 26. Juli 2001 zur Rückzahlung fällig. Rückzahlung? Ja, ge- nau hier liegt der (kreative) Haken. Wenn nämlich an die- sem Tag der Kurs der Conti- nental AG unter 15,57 Euro liegt, kann die Bank ihre Schuld in eben diesen Con- tinental-Aktien begleichen.
Sie würden dann nach der freien Entscheidung der Bank 321 Aktien erhalten.
Seien Sie also versichert.
Die Deutsche Bank weiß schon genau, was sie tut. Sie vermutet nämlich meiner Meinung nach, dass der Kurs
der Contintental-Aktie zum Rückzahlungstermin unter 15,57 Euro fällt. Je tiefer, de- sto besser für die Bank. Umso schlimmer für den Anleger, wie sich im Umkehrschluss leicht folgern lässt. Die üppi- ge Verzinsung gilt dann be- stenfalls als Schmerzensgeld für Kapitalverluste.
Xavex verheißt also alles oder nichts. Im Zweifel also nichts. Viel ist das nicht ge-
rade. Börsebius
[76] Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 5, 4. Februar 2000
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Börsebius zu Aktienanleihen
Neuer Name, alter Schlauch
Wir sind schon reichlich alt, die Medizin lässt uns fast kalt . . . doch ist es uns auch manchmal mies,
munter macht uns Püschel-Knies.
Wir könnens oft kaum fassen, was da so abgelassen,
und fragen uns vereint:
Ist das denn ernst gemeint?
Warum trafen wir im irdischen Gewimmel nur Menschen an wie ich und du?
Dann gibts die bestimmt als Engel im Himmel, legen wir uns einst zur Ruh’.
Dr. med. L. Hagedorn
Wir sind schon reichlich alt, die Medizin lässt uns fast kalt . . . doch ist es uns auch manchmal mies,
munter macht uns Püschel-Knies.
Wir könnens oft kaum fassen, was da so abgelassen,
und fragen uns vereint:
Ist das denn ernst gemeint?
Warum trafen wir im irdischen Gewimmel nur Menschen an wie ich und du?
Dann gibts die bestimmt als Engel im Himmel, legen wir uns einst zur Ruh’.
Dr. med. L. Hagedorn
Munter macht uns Püschel-Knies Munter macht uns Püschel-Knies
Leserservice: Börsebi- us-Telefonberatung – Wie an jedem 1. Samstag im Mo- nat können Sie auch am 5. Februar 2000 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Rein- hold Rombach) anrufen.
Wählen Sie bitte die 02 21/35 15 87. Die Telefon- beratung ist kostenlos und ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.