Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 12|
25. März 2011 A 661Z
ugegeben, es fällt mir ange- sichts der fast unbeschreibli- chen Ereignisse in Japan doch sehr schwer, mich aus Sicht der Finanz- märkte mit dem Thema zu befassen.Zum einen kann sich über Nacht eine völlig neue Entwicklung der Dinge ergeben mit der Folge, dass die eben gegebenen Einschätzungen nach Redaktionsschluss nicht mehr haltbar sind. Zum anderen darf hier nicht der Eindruck erweckt werden, trotz und gerade in einer Katastro- phe apokalyptischer Qualität „busi- ness as usual“ zu betreiben oder gar einen materiellen Nutzen daraus zu ziehen – etwa: welche Werte profi- tieren vom Unglück? –, das fände ich schon ziemlich unethisch.
Gleichwohl. Als unmittelbares Ergebnis des Erdbebens und der enormen Probleme mit Atomkraft- werken fielen die Aktienkurse welt- weit dramatisch. Auch der deutsche Leitindex DAX verlor zweistellig.
Vom Jahreshoch bis heute sind im- merhin schon gut 13 Prozent minus zu beklagen. Das weckt natürlich auch hierzulande Ängste, und die Anleger fragen sich, wie es denn weitergehen könne. Die tiefsitzen- den Sorgen und Befürchtungen ha-
be ich in den letzten Tagen in vielen Telefonaten und Mails unmittelbar mitbekommen, und daher denke ich, dass an dieser Stelle eine Orientie- rung schon hilfreich sein mag.
Zunächst einmal: Es kann sein, dass durch die Ereignisse in Japan ein grundlegender Wandel an den globalen Finanzmärkten stattfindet.
Traumatisch Erlebtes kann oft zu einer abrupten Veränderung des Risikobewusstseins führen mit der Folge, dass volatile Anlageinstru- mente (also Aktien) gemieden wer- den. Grundsätzlich glaube ich aber eher nicht an ein solches Szenario.
Die konjunkturellen Auftriebskräfte
weltweit (China, Europa) sind wei- terhin intakt, und je länger das eben Erlebte im Gedächtnis nach hinten rückt, umso mehr werden auch die an sich positiven Fakten wieder in den Vordergrund kommen. Selbst in Japan waren vor dem Unglück be- reits zarte Vorboten eines wirtschaft- lichen Aufschwungs sichtbar gewor- den, die dort allerdings nun erst mal gründlich und brutal ausgelöscht wurden.
So schlimm und bitter das Ge- schehen dort war und ist, global be- trachtet sollten sich die Marktkräfte am Ende doch wieder durchsetzen.
Mit anderen Worten: Für den in die- sen Tagen zu beobachtenden Nie- dergang des DAX gibt es eigentlich fundamental wenig Rechtfertigung.
Demnach besteht zur Panik bei den Anlegern hierzulande, relativ gese- hen, wenig Anlass. Es ist mir aller- dings auch klar, dass unter Umstän- den die Depotstruktur einer Über- prüfung und eventuellen Anpas- sung bedarf, also mehr in Richtung defensiver Werte zu steuern ist.
Einzeltitel zu nennen, dazu fehlte mir nicht der Mut, aber der Respekt vor dem Geschehen verbietet das heute und an dieser Stelle. ■ Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats, können Sie auch am 2. April 2011 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (0221 985480-20). Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
BÖRSEBIUS