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Archiv "Belegärzte: Forderungen an den Gesetzgeber" (10.01.1980)

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NACHRICHTEN

Belegärzte:

Forderungen an den Gesetzgeber

Für eine „unverzügliche und un- eingeschränkte" Einbeziehung der Krankenhäuser in die Empfeh- lungen der „Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen" hat sich erneut der Bundesverband Deut- scher Belegärzte e. V. (BDB), Mün- chen, anläßlich der jüngsten Bun- desvorstandssitzung am 8. De- zember 1979 in Berlin eingesetzt.

Die Forderungen der Kranken- hausgesellschaften, „außen vor"

zu bleiben, wertete der Belegarzt- verband als „Gruppenegoismus und gesundheitspolitische Verant- wortungslosigkeit."

Die vom Bundestagsausschuß für Arbeit und Sozialordnung emp- fohlene Neufassung des umstritte- nen § 371 RVO, die den bereits am 1. Januar 1972 betriebenen Kran- kenhäusern Vertrauens- und Be- standsschutz garantiert, wird aus- drücklich begrüßt.

An den Gesetzgeber wird appel- liert, auch die Repräsentanten der Belegärzte unmittelbar an der Krankenhausbedarfsplanung zu beteiligen.

Nach Meinung der Belegärzte müsse der Gesetzgeber die Vor- aussetzungen dafür schaffen, daß der sogenannte nachgeordnete ärztliche Dienst in Belegkliniken zeitgemäß bezahlt werde.

Da die bisher durch den Pflege- satz abgedeckte Bezahlung er- satzlos gestrichen worden sei, sei es Aufgabe der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in Ver- tragsverhandlungen mit den Kran- kenkassen einen Ausgleich zu be- wirken.

Um die dauernde Präsenzpflicht des Belegarztes oder eines Vertre- ters finanziell abzugelten, biete sich die sogenannte Verweilge- bühr (Ziffer 9 des BMÄ bezie- hungsweise der E-GO) an. HC

AUS EUROPA

Brief aus Italien:

Der nationale Gesundheitsdienst Italiens, inzwischen unter der neu- en Abkürzung SSN (Servizio Sani- tario Nationale) bekannt, befand sich am Jahresende 1979 noch im- mer in heftigen Geburtswehen, obwohl er mit Beginn des neuen Jahrzehnts nun endlich nach Plan funktionieren soll.

Bei Redaktionsschluß dieses Be- richtes in den ersten Dezemberta- gen jedenfalls herrschte im Ge- sundheitswesen ein beachtliches Chaos — es fiel nur nicht allzusehr auf, weil der tägliche Streikkalen- der der Zeitungen neben den Ärz- ten und den Krankenhäusern re- gelmäßig auch noch durchschnitt- lich weitere sechs bis acht Streik- ankündigungen in anderen Be- reichen des öffentlichen oder des Wirtschaftslebens enthielt.

Es fing bereits im November an.

Verschiedene Gruppen von Kran- kenhausmitarbeitern kündigten für verschiedene Termine im De- zember kürzere oder längere Streiks an. Zunächst waren es drei verschiedene Verbände von Ärz- ten; einige Tage später meldeten sich die Angehörigen einer auto- nomen Gewerkschaft von medizi- nischen Hilfsberufen in den Kran- kenhäusern, dann der Verband der Verwaltungsleiter der Kran- kenhäuser. Bei einem Fachkon- greß in Florenz gab es dann einen heftigen Zusammenstoß zwischen dem liberalen Gesundheitsmini- ster Renato Altissimo — von Beruf Industriemanager aus Turin — und dem Präsidenten der Föderation der italienischen Ärztekammern, Prof. Eolo Parodi. Schließlich kün- digte Prof. Parodi einen ganz offi- ziellen Streik aller Ärzte an, zu dem die Kammern aufriefen. Alle dringenden und Notdienste ein- schließlich der dazugehörigen

Hilfsbereiche waren von dem Streik allerdings ausdrücklich ausgenommen.

Recht schweigsam verhielt sich in dieser ganzen Auseinanderset- zung der „Triplice", der „offiziel- le" Gewerkschaftsbund, der aus drei politischen Richtungsgewerk- schaften zusammengesetzt ist.

Letztendlich ist nämlich nicht al- lein die Regierung, sondern auch die Macht dieses Gewerkschafts- bundes das Ziel, gegen das sich die Unzufriedenheit richtet, die sich in den verschiedenen Streiks äußert. Wenige Wochen vor dem letzten Schritt zur Gründung des Gesundheitsdienstes ist nämlich für viele der im Gesundheitswesen Beschäftigten in Italien die zu- künftige Position im System völlig unklar.

Zum Teil ist daran nun auch die allgemeine politische Lage schuld: Die Vorgängerin von Mini- ster Altissimo, Tina Anselmi, konn- te die Vorarbeiten für die Dekrete, die den Status der verschiedenen Berufsgruppen regeln sollten, mo- natelang nicht weiterbetreiben, weil die Regierung Andreotti, der sie angehörte, nur noch amtierte.

Und dann wurde die Zeit knapp.

Nun fürchten nicht nur die Ärzte, sondern beispielsweise auch die Verwaltungsleiter, daß es ab 1980 ein einziges Personalstatut geben wird, das vom Chefarzt bis zum Pförtner alle im Gesundheitswe- sen Beschäftigten umfaßt — für die Ärzte bedeutet dies, daß die ihnen im Gesetz zugesagte Freiberuf- lichkeit für die im ambulanten Be- reich tätigen Ärzte verschwindet und die professionelle Freiheit der Krankenhausärzte zumindest ge- fährdet ist. Die autonome Gewerk- schaft der „Paramedici", die also

Geburtswehen

des Gesundheitsdienstes

50 Heft 2 vom 10. Januar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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GESCHICHTE DER MEDIZIN

MARGINALIEN

Kartenkunst

Ärztlich-medizinische Thematik spiegelt sich auch in der Ge- schichte der Spielkarten und ih- ren Variationen in Wahrsagekar- ten, Lehrkarten und Zauber- karten.

Berufsdarstellungen des Arztes in den gebräuchlichsten Spiel- kartensätzen mit König, Ober oder Reiter oder Dame, Unter oder Bube, As und Wahlkarten sind relativ selten. Sie finden sich wohl auch nur in so frühen hand- gemalten Variationen, wie dem Wiener Hofämter-Spiel aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und in den zusätzlichen 21 Trumpfkar- ten der Tarock-Spiele, die vor al- lem im italienisch-spanischen Farbsystem der künstlerischen und emblematischen Phantasie viel Spielraum ließen.

Darstellungen von Krankheiten und Tod sind gerade in diesen Tarock-Spielen relativ häufig, ge- hören geradezu zum festen Be- stand dieser Serien. Hier finden sich auch relativ häufig Darstel- lungen der Mäßigkeit.

Gerade die Tarockkarten wurden auch als Wahrsagekarten, vor al- lem von den Zigeunern benutzt.

Die eigens als Wahrsagekarten entstandenen Kartensätze ent- halten Krankheit und Tod als Thematik ganz besonders häufig.

Die erstmals von Thomas Murner für den Bereich der Jurisprudenz entwickelten lehrhaften Karten- spiele, die vor allem in den noch heute beliebten Quartettspielen eine breite Thematik enthalten, haben damit auch Raum für Arzt und Medizin.

Für die zu verblüffenden Ge- schicklichkeitsspielen besonders präparierten „Zauberkarten" ist die hier abgebildete, auf das En- de des 19. Jahrhunderts datierte englische Zauberkarte mit ihrem Bezug auf Leben und Tod, mit Schlangenstab und Totenköpfen

Englische Zauberkarte aus dem En- de des 19. Jahrhunderts

Foto: Deutsches Spielkarten-Museum

ein besonders reizvolles Motiv.

Hier klingt an, wie sehr die für Arzt und Medizin stehenden Sym- bole zugleich Symbole der Magie und Zauberkraft sind. Die Datie- rung dieser Karte weist zugleich darauf hin, wie lange sich in der volkstümlichen Gebrauchskunst Herstellungstechniken, Formen, Farben und Symbole geradezu archaisch überliefern.

Diese englische Zauberkarte gibt zugleich das Plakatmotiv für die Sonderausstellung „Karten zum Zaubern" des von der Firma ASS

= Vereinigte Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken getragenen Deutschen Spielkar- ten-Museums in Leinfelden-Ech- terdingen vom 19. Oktober 1979 bis 30. September 1980. Es schmückt den Titel des von Det- lev Hoffmann und Margot Diet- rich gestalteten Kataloges zu die- ser Ausstellung und des im Heimeran-Verlag erscheinenden gleichnamigen Buches zu dieser Ausstellung, die wie alle jährlich wechselnden Ausstellungen die- ses mit viel persönlichem Enga- gement geführten Museums aus der Fülle der Bestände wiederum einen thematisch besonders ak- zentuierten Querschnitt durch die etwa sechshundertjährige Geschichte der Spielkarte bie- tet.

AUS EUROPA

nicht dem großen Gewerkschafts- bund angehört, wehrt sich dage- gen, daß sie bisher in der ganzen Struktur überhaupt nicht vor- kommt, weil die Dreiergewerk- schaft einen Alleinvertretungsan- spruch geltend macht. Dies ist üb- rigens eine Erscheinung, die nicht auf das Gesundheitswesen be- schränkt ist — der größere Teil der in den letzten Monaten in Italien ablaufenden Streiks dreht sich um diesen Kampf zwischen dem gro- ßen Gewerkschaftsbund und den

„Autonomen".

Öl ins Feuer goß ein weiterer Ge- setzentwurf, der primär gar nichts mit dem Gesundheitswesen zu tun hat: ein Versuch, eine umfassende Neuregelung für den gesamten öf- fentlichen Dienst zu schaffen. Der Entwurf liegt zwar bisher unbear- beitet im Parlament; die Ärzte be- fürchten aber, daß sie unverse- hens auf diese Weise selbst dann zu ganz gewöhnlichen Staatsan- gestellten gemacht werden, wenn zunächst einmal noch Sonderre- gelungen vereinbart werden soll- ten. Der Gesetzentwurf enthält nämlich eine Auflistung derjeni- gen Gruppen öffentlich Bedienste- ter, die ausdrücklich ausgenom- men werden sollten: die Richter, die Diplomaten, die Staatsanwälte, die leitenden Ministerialbeamten, die Soldaten und die Angestellten der Staatsbank. Die Ärzte sind nicht genannt. Eine Folge dieses Gesetzes — falls es verwirklicht wird — wäre es, daß Ärzte nicht mehr Abgeordnete in Gemeinden, Provinz-, Regionalparlamenten oder in der Nationalversammlung werden könnten.

Professor Parodi hat im übrigen noch einen schwerwiegenden Vorwurf: Lenkungsorgan des SSN ist der „Consiglio Sanitario Nazio- nale". Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem auch der Budget- Voranschlag für das gesamte Gesundheitswesen. Dieser Vor- anschlag ist inzwischen gemacht worden — sechs Monate später als vorgesehen, und er beläuft sich auf 16 Billionen Lire für drei Jahre, das sind rund 36 Milliarden DM. Im>

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 2 vom 10. Januar 1980 51

(3)

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Brief aus Italien

„Consiglio Sanitario Nazionale"

sind die Ärzte überhaupt nicht ver- treten. Professor Parodi gehört ihm allerdings als Vertreter einer ganz anderen Organisation an, und infolgedessen kennt er seine Arbeitsweise: In einer Pressekon- ferenz sagte er, er habe die Erfah- rung gemacht, daß er als „Stören- fried" angesehen werde, wenn er das Wort ergreift. Er habe als ein- ziges der 47 Mitglieder dem Vor- anschlag nicht zugestimmt, den er als „Serie abstrakter Hoffnungen ohne jegliche Verbindung zur Realität" betrachte.

Wenigstens an einer Stelle scheint hingegen die Situation etwas friedlicher zu werden: Monatelang war die Verwaltung mehrerer Mai- länder Krankenhäuser lahmgelegt.

Die Verwaltungsräte der Kranken- häuser sind nach dem politischen Proporz von Parteienvertretern besetzt, und es bestand auch ein proportionaler Ausgleich zwi- schen den Parteien hinsichtlich der Präsidentenposten in den fünf Krankenhäusern. In einem Kran- kenhaus jedoch setzte der Verwal- tungsrat seinen Präsidenten, ei- nen Kommunisten, ab, weil man mit einigen Sach- und Personal- entscheidungen nicht einverstan- den war. Ein sozialdemokrati- sches Mitglied des Verwaltungsra- tes brach die Parteidisziplin und verhalf dadurch einem christde-

mokratischen Verwaltungsratsmit- glied zum Präsidentenposten. Da- mit war der ganze Proporz durch- einandergeraten. Inzwischen ha- ben sich die Parteien darauf geei- nigt, den Versuch zu machen, eine parteipolitisch neutrale Sachent- scheidung über die weitere Ver- waltung der Krankenhäuser zu treffen.

Blutspender,

Pharmagrossisten und Straßenkehrer

Aufgeschreckt wurden hingegen die Einwohner der Region Cam- pania rund um Neapel Ende No- vember durch den Beschluß der Vereinigung der freiwilligen Blut- spender, jegliche Aktivität einzu- stellen.

Der Verband folgte einer Empfeh- lung seines nationalen Vorstan- des, weil die staatlich festgesetz- ten Vergütungen für Blutkonser- ven und Blutplasma nicht mehr ausreichten, die Kosten zu dek- ken. Praktisch alle privaten Kran- kenhäuser, aber auch ein Teil der öffentlichen Hospitäler hängen von den Leistungen der Vereini- gung ab.

Zur Wehr gesetzt hat sich auch die Pharmaindustrie gegen ein Regie- rungsvorhaben, das im Zusam-

menhang mit der Begründung des nationalen Gesundheitsdienstes steht: Der Verband „Farmindu- stria" wendete sich dagegen, ein staatliches Verteilungsmonopol für Medikamente aufzubauen. Das bestehende System, so sagte der Verbandspräsident Mario Mate- razzi, habe sich bewährt: Die Kran- kenhäuser werden von einem öf- fentlichen System versorgt, wäh- rend ein privates Grossistennetz die 13 700 Apotheken beliefert, in denen die ambulant verschriebe- nen Medikamente vertrieben werden.

Der Grossistenmarkt erscheint al- lerdings reichlich übersetzt; bei 286 Grossisten entfallen auf jeden Großhändler 48 Apotheken.

Anekdoten am Rande begleiten die Auseinandersetzung: So hat der Staatsanwalt in Palermo An- fang Dezember sechs Straßenkeh- rer und sechs Ärzte angeklagt. Er wirft den Straßenkehrern vor, un- berechtigt „krankgefeiert" zu ha- ben, und den Ärzten, die entspre- chenden falschen Bescheinigun- gen ausgestellt zu haben.

Einer der Ärzte ist übrigens christ- lich-demokratischer Landtagsab- geordneter; bis vor zwei Jahren war er Präsident eben des Stra- ßenreinigungsunternehmens von Palermo. bt

52 Heft 2 vom 10. Januar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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