A 1334 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 27|
9. Juli 2010 Die ersten Stufen einer malignen Entartungsind nicht immer Mehrschrittgenmutationen, wie früher vermutet wurde, sondern können sich gewissermaßen auf „höherer Ebene“ ereig- nen, und zwar auf der des Epigenoms. Epige - netische Phänomene wie die Methylierung von DNA und die Modifikation von Histonen lassen die Basenpaarsequenz der Erbsubstanz unver- ändert, modulieren aber die Packungsdichte des Chromatins und damit die Aktivität von Genen.
Während die DNA von Krebszellen in ihrer Gesamtheit eher hypomethyliert ist, gibt es „In- seln“ im Genom, die reich an Cytosin-Guanin- Paaren sind und bei einigen Tumoren auffällig viele Methylreste tragen. „Wir haben den Me- thylierungsgrad in Biospien von 235 Patienten mit kolorektalen Karzinomen untersucht und festgestellt, dass Mutationen im BRAF-Gen mit solchen im Methylierungsmuster auffälligen
Phänotypen assoziiert waren“, erläuterte Prof.
Dr. Peter Laird , Direktor am Norris Compre- hensive Cancer Center der University of Southern California (Los Angeles, USA) bei der 4th Mildred Scheel Cancer Conference der Deutschen Krebshilfe in Königswinter. „Weitere Analysen haben gezeigt, dass solche Hyper- methylierungen in CpG-Inseln wiederum tu- morfördernde BRAF-Mutationen begünstigen – nicht ungekehrt“, sagte der Experte. Die CpG- Inseln enthalten regulatorische Elemente, die die Aktivität von Genen für Signalwege der Proliferation, der Differenzierung und der Se- neszenz von Zellen beeinflussen. Der Grad der Methylierung nehme auf dem Weg von einer gesunden Darmepithelzelle zu einer hyper- und dysplastischen bis zur malignen Zelle ste- tig zu. Der Methylierungsphänotyp lasse sich für die Frühererkennung, die Subtypisierung
von Tumoren und die Einschätzung der Pro - gnose von Krebspatienten nutzen. Parallel zum International Cancer Genome Project, an dem auch Deutschland beteiligt ist, werde ein Krebs-Epigenom-Atlas erstellt, dessen sukzes- siv ermittelte Daten zeitnah und unentgeltlich ins Internet gestellt würden.
Von 90 Millionen Euro, die die Deutsche Krebshilfe im vergangenen Jahr ausgegeben hat, sind 40 Millionen Euro in die onkologische Forschung in Deutschland geflossen: mehr als von jedem anderen privaten Geldgeber. Die fi- nanzielle Unterstützung von wissenschaftlichen Verbünden zu Themen wie Molekularpatholo- gie und Bildgebung sei einer der Schwerpunk- te, sagte Prof. Dr. med. Reinhard Büttner (Bonn). Die Epigenomforschung, in der auch Deutschland sehr erfolgreich ist, gehört dazu.
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze
EPIGENOMFORSCHUNG WIRD FÜR KREBSKRANKE RELEVANT
Die Richtlinien für den Lungen- sport bei Patienten mit obstrukti- ven Atemwegs- und Lungener- krankungen aus dem Jahr 2000
sind im Bezug auf Teilnahmebe- dingungen, Ein- und Ausschluss- kriterien und Trainingsmodalitäten überarbeitet worden. Nach Angabe von Prof. Dr. med. Heinrich Worth, Vorsitzender der deutschen Atemwegsliga, wurden die Be- dürfnisse von schwerer erkrankten Patienten berücksichtigt. So wurde die Mindestbelastbarkeit von 50 Watt PNEUMOLOGIE
Lungensport auch für schwerer erkrankte Patienten
auf 25 Watt über drei Minuten im Steady state oder auf eine sechsmi- nütige Gehstrecke über 200 Meter herabgesetzt; weitere Vorausset-
zung ist eine Sauerstoffsät - tigung über 90 Prozent un - ter Belastung von 25 Watt.
Die Empfehlungen enthalten darüber hinaus Hinweise zu Trainingsaufbau, -intensität und -dauer.
Patienten mit schweren Herzerkrankungen, ausgepräg- tem Bluthochdruck und einer instabilen Lungenerkrankung seien allerdings nach wie vor vom Training ausgeschlossen, betonte Worth. Ziel des Lun- gensports sei die Steige - rung der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Patienten, die Freude an Bewegung und der Abbau von Ängsten vor Belastun- gen und somit eine Stärkung des Selbstbewusstseins. Derzeit sind in Deutschland zwar 700 Lun - gensportgruppen gemeldet, eine flächendeckende Versorgung ist damit aber noch nicht gewähr -
leistet. liw
Die Deutsche Gesellschaft für Neu- rologie (DGN) hat die Fußball- weltmeisterschaft zum Einstieg in eine Nachwuchskampagne genutzt.
Mit dem Imagefilm „Zukunft braucht Neurologen“ hat sie auf der Ber - liner Fanmeile vor dem Spiel Deutschland gegen Ghana für ihr Fachgebiet geworben. „Neurologie ist ein Fach mit Zukunft“, betonte DGN-Mitglied Prof. Dr. med. Mar- tin Grond. „Durch die intensive Er- forschung des Gehirns hat sich un- sere Disziplin zum innovativsten Gebiet der Medizin entwickelt.
Diesen Imagewechsel wollen wir mit der Kampagne transportieren.“
DGN-Geschäftsführer Dr. Thomas Thiekötter wies darauf hin, dass die Hälfte der Kliniken ihren Bedarf an neurologischen Fachkräften nicht decken könne. Dies müsse man durch Werbung bei Abiturienten und Me dizinstudierenden ändern. Des- halb informiert die Gesellschaft im Internet (www.nerven-behalten.de) und hat zudem ein Webangebot für die circa 2 000 Assistenzärztinnen und -ärzte in Weiterbildung geschaf- fen (www.junge-neurologen.de). Rie NACHWUCHSKAMPAGNE
Neurologen werben zur WM
Leistungsfähig- keit und Lebens- qualität steigern:
700 Lungensport- gruppen gibt es
derzeit in Deutschland.
Foto: dpa