Ü
ber zwei neue Therapie- formen,die im Anschluss an eine Organtransplantation ein optimiertes Gleichge- wicht zwischen Immun- suppression und Ne- benwirkungen schaf- fen sollen, informiert derzeit der Bundes- verband für Gesund- heitsinformation und Verbraucherschutz – Info Gesundheit. Ziel des Verbandes ist es, Betroffene über die Möglichkeiten der Or- ganspende aufzuklären und die im ersten Halb- jahr 2004 erneut rückläufige Bereitschaft zur Organspende in der Bevölkerung zu er- höhen.„Es besteht jetzt die Mög- lichkeit, die Immunsuppres-
sion nach einer Organtrans- plantation maßzuschneidern und Komplikationen besser zu beherrschen“, sagte Prof. Dr.
med. Günter Kirste vom Vor- stand der Deutschen Stiftung Organtransplantation Ende September in Berlin. Der neue Wirkstoff Everolimus, der ziel- gerichtet an den primären Ur- sachen der chronischen Trans- plantatabstoßung angreift, so- wie Natrium-Mycophenolat, eine magensaftresistente und damit nebenwirkungsärmere
Formulierung der Mycophe- nolsäure, sollen die Lebens- qualität nach Transplantatio- nen deutlich verbessern.
Informationen: www.bgv- transplantation.de. ER A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4322. Oktober 2004 AA2849
Cox-2-Inhibitor
Auch andere
Präparate betroffen
W
enige Wochen nach der Marktrück- nahme von Rofecoxib (Vioxx) mehren sich die Hinweise, dass auch an- dere COX-2-Inhibitoren betroffen sein könnten. Erst kürzlich hatte der US-Ex- perte Garret FitzGerald von der Uni- versität Pennsylvania in Philadelphia einen Verdacht in diese Richtung ge- äußert. In einem Kommentar im New England Journal of Medicine forderte er eine „Beweislastumkehr“ für die an- deren noch zugelassenen Substanzen (NEJM 2004; 351: 1709–1711). Diese sollten vorerst bei kardialen Risikopati- enten nicht mehr eingesetzt werden, so- lange deren Unbedenklichkeit nicht durch Studien bewiesen sei.Betroffen sind vor allem die Rofeco- xib-„Ersatz“-Mittel Celecoxib und Val- decoxib des Konkurrenten Pfizer. Die- ser hatte zunächst in Pressemitteilun- gen und Mailings an Ärzte versichert, dass von den Produkten keinerlei kar- diovaskuläre Risiken ausgingen.
D
er Hersteller hat in den letzten Tagen jedoch die Richtung geändert. Zu- nächst wurden in einer Pressemitteilung erstmals mögliche Probleme eingeräumt.Danach ist es in zwei Studien an By- pass-Patienten zu einem Anstieg der kar- diovaskulären Ereignisse gekommen. Ei- ne Studie war bereits im Juni vergange- nen Jahres im Journal of Thoracic and Cardiovascular Surgery (2003; 125: 1481 –1492) publiziert worden.Valdecoxib plus Parecoxib (ein Prodrug von Valdecoxib) waren zur postoperativen Schmerzlinde- rung bei Bypass-Patienten eingesetzt worden – mit dem Ergebnis einer Ver- dopplung der schweren Komplikationen.
J
etzt kündigt der Hersteller den baldi- gen Beginn einer neuen Studie an, welche die Sicherheit von Celecoxib bei kardialen Risikopatienten belegen soll.Die Arzneimittelbehörden müssen jetzt klären, was bis zum Vorliegen dieser Evidenz geschehen soll. Die amerikani- sche FDA will sich bis Januar nächsten Jahres Zeit lassen. Die europäische Zu- lassungsbehörde EMEA beabsichtigt, sich noch im Oktober mit Sicherheits- aspekten aller Cox-2-Inhibitoren zu be- schäftigen, also auch mit Parecoxib (Dy- nastat) und Etoricoxib (Arcoxia). Der- weil ermahnen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, das Institut für Qualität und Wirtschaftlich- keit im Gesundheitswesen und die Arz- neimittelkommission der deutschen Ärz- teschaft in einer gemeinsamen Stellung- nahme Ärzte, Apotheker und Patienten, die bereits geltenden Anwendungsbe- schränkungen und Sicherheitshinweise für Coxibe zu beachten. Rüdiger Meyer Akut
Bereitschaft zur Organspende war im er- sten Halbjahr 2004 erneut rückläufig.
Kieler Studie
Teure Politik
GKV-Beiträge wären ohne Eingriffe niedriger.
B
undesregierungen aller Couleur haben die Gesetz- liche Krankenversicherung (GKV) mit Ausgaben ande- rer Sozialversicherungszwei- ge belastet und ihr zudem er- hebliche systemfremde Lei- stungen auferlegt. Das geht aus einer Studie des Fritz Bes- ke Instituts für Gesundheits- System-Forschung hervor.„Rund acht Milliarden Eu- ro werden der GKV dieses Jahr durch politische Ent- scheidungen entzogen. Näch- stes Jahr werden es knapp elf Milliarden Euro sein“, be- tonte Prof. Dr. med. Fritz Beske. Er und Dr. Thomas Drabinski haben aufgeschlüs- selt, in welchem Umfang die GKV seit 1977 durch den Ge- setzgeber belastet wurde.
Ohne solche Einflüsse, zahl- reiche versicherungsfremde Leistungen und Belastungen durch die Wiedervereinigung
könnte der durchschnittliche Beitragssatz heute unter zehn Prozent liegen, sagte Beske.
Die Studie ist für zehn Euro plus Versandkosten zu bezie- hen über Telefon 04 31/80 06-00.
Sie wurde mitfinanziert von der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung und den Spit- zenverbänden der GKV. Rie
Grippeschutzimpfung
Zuzahlung ist möglich
Ob die Praxisgebühr fällig wird, wissen die Kassen.
Z
ahlreiche Bürger erwägen derzeit, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Ob dafür zehn Euro an Praxisgebühr zu zahlen sind, lässt sich nicht pau- schal beantworten. Die Kran- kenkassen könnten Schutz- impfungen als Satzungslei- stung vorsehen, erläutert die Kassenärztliche Bundesverei- nigung. Fällt die Grippeschutz- impfung darunter, ist keine Praxisgebühr zu zahlen. EBOrgantransplantation
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Lebensqualität
Verband macht auf neue Therapieformen aufmerksam.
Foto:ddp