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Archiv "Die OP-Umkleide oder moralischer Notstand" (05.01.1998)

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ragen Sie einen Börsen- experten mittlerer Qua- lität nach der Agiv-Ak- tie, so wird er ihnen vermut- lich vom Kauf abraten. Das sei doch ein Schmuddelkind, ziemlich ins Gerede gekom- men, selbst die Metallgesell- schaft habe die vor geraumer Zeit lange umworbene Agiv nicht mehr haben wollen, zu sehr sei dort im Management gemauschelt und getrickst worden.

Wahr ist daran nur, daß die Geschichte durchaus zutraf, jetzt aber nicht mehr stimmt. Vom ehemaligen Sanierungsfall ist die Agiv, ausgeschrieben Aktiengesell- schaft für Industrie und Verkehrswesen, zu einem straff geführten Unterneh- men mutiert, und es dürfte nur eine Frage von kurzer Dauer sein, bis die Börse den saftigen Braten endlich wie- der riecht.

Die Agiv hat in der Tat ih- re Absicht, sich von einer rei- nen Beteiligungsgesellschaft zu einer operativen Unter- nehmensholding in den Be- reichen Maschinenbau und Elektronik zu wandeln, mit aller Konsequenz umgesetzt.

Im März wurde die Betei- ligung an der österreichi- schen Andritz AG auf 93 Pro- zent aufgestockt. Der sehr er- tragsstarke Grazer Maschi- nenbauer verfügt über eine weltweit führende Marktstel- lung in der Umwelttechnik und der Öberflächenverede- lung. Auf der anderen Seite wurden Ladenhüter oder er-

tragsarme Gesellschaften ab- gestoßen, unter anderem der Baukonzern Wayss & Freitag oder die Tourplan Reiseser- vice GmbH.

Die Barmag AG, Welt- marktführer im Bereich Tex- til- und Chemiefasern, gehört weiterhin zum Agiv-Kon- zern. Gerade wegen dieser Verbindung ziehen manche Anlegeberater sorgenvoll die Stirn kraus, sei doch die Bar- mag in Asien sehr stark enga- giert. Da ist aber nichts dran.

Die Aufträge für das Jahr 1998 sind bereits fakturiert, und außerdem werden alle Geschäfte in Hartwährungen

abgerechnet und nicht etwa in teilweise maroden und ver- fallenen asiatischen Devisen.

Die einzige, die noch et- was in die Suppe spucken könnte, ist die BHF-Bank.

Deren Vorstandssprecher be- kräftigte die Absicht der Bank, sich von der Agiv-Be- teiligung zu trennen. Als Zeithorizont nannte der Ban- ker den Sommer nächsten Jahres. Bei einem Wunsch- kurs um die 45 Mark würden dem Geldinstitut dann rund 900 Millionen Mark in die Kassen fließen. Die aktuelle Börsennotiz ist mit etwa 38 Mark noch deutlich vom BHF-Bank-Kursziel entfernt, und damit weiß der Leser auch schon, daß er seine Or- der in dieser Preisspanne li- mitieren sollte. Die Aktie ist allerdings wohl eher etwas für langfristig orientierte An- leger und nichts für nervöse Hemden. Börsebius

[44] Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 1–2, 5. Januar 1998

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

Ach, was mußte man vordem beim OP-Umbau hör’n und sehn!

Kaum daß der Morgen dämmerte, es bohrte, klopfte, hämmerte,

und während es hier stank, dort kracht’, ward mancher halb „bekloppt“ gemacht.

Der Hammer war, man glaubt es kaum, ein einziger Umkleideraum

für Ärzte, Schwestern, Männer, Weiber, für schöne und auch and're Leiber, für Katholiken, Protestanten, für Spezialisten, Dilettanten, für Große, Kleine und auch so ’ne, die gerne rumstehen oben ohne, weil sie im Gegensatz zu allen sich selber, wie sie sind, gefallen!

So mancher zieht sich Stück für Stück ins dunkle Eckchen still zurück, während ein and’rer es genießt,

– weil ihm ein Pelz am Brustkorb sprießt –, daß heimlich ihn die Blicke streifen.

Ein weit’rer läßt die Augen schweifen, ganz ungeniert und ohne Scheu:

Er sondert still das Korn von Spreu.

Was konnt’ man da an Moden sehn, Galoschen auf dem Boden stehn, wie sie den Urahnen war’n eigen,

robust, um Berge zu besteigen!

So manche, welche jeans-berockt, wirkt mit Plateauschuh hochgebockt!

Doch mit besonderem Genuß betrachtet mancher die Dessous.

Ob eng, ob schlotternd, knieumspielt, ob heiß, ob medium, abgekühlt, ob Makko, Drillich oder Seide, gar selten ist die Augenweide!

Viel häufiger als Hochgenuß empfindet der Voyeur – Verdruß.

So mancher sich von nun an stylt, und vom Geschäft zur Boutique eilt, die jenes neu’ste Beinwerk führt, das ihn zum „Mann der Leggins“ kürt!

Ja, mancher sich die Haare rauft, als Blümchenwäsche ausverkauft!

Ob Sloggy longlong, mittel, kurz, ob Strapse oder Lendenschurz, man brauchte nicht in Bars zu gehn:

Beim Umkleiden war’n sie zu sehn!

Ein Glück, daß uns’re Geistlichkeit, sterile Zonen nicht betreut!

So glich in uns’rem Krankenhaus die Direktion die Unbill aus:

Denn während aller Ohr gelitten, gewann das Auge – unbestritten!

Wie schade, daß dann eins, zwei, drei der Spuk mit einem Mal vorbei!

Jetzt langweilt sich ein jeder wieder mit des Geschlechtsgenossen Mieder!

An farblos weißer Unterwäsche fehlt halt das prickelnd Neue, Fesche.

Wenn niemand schaut und keiner gafft, dann schwindet das, was Anreiz schafft.

Nach kurzer Bitte sank es hin, – das Prickeln in der Medizin.

Und wenn nicht bei den Herrn bisweilen zwei Damen in den Schrankraum eilen, um sie im Hemd zu überraschen, und offiziell, die Schuh’ zu waschen, dann wär’ das Leben im OP zum Gähnen, so, wie ich es seh’!

Und ging der Wasserhahn vor Ort nicht rechtsrum hier und linksrum dort, so daß beim Zudrehn man apart vor nasser Hose nur so starrt, dann gäb es nicht den kalten Schauer, nein, tote Hosen – auf die Dauer!

Und die Moral von der Geschicht, steht schon im Wilhelm-Busch-Gedicht:

„Wie wirksam ist’s doch allemal, pfeift man mitunter auf Moral!“

Dieter Schnell (Beobachtungen im Krankenhaus Waldbröl 1996 während eines großen OP-Umbaus)

Die OP-Umkleide oder moralischer Notstand

Börsebius zur Agiv-Aktie

Verschmähter

Leckerbissen

Referenzen

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