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Archiv "Magenkarzinom-Diagnose immer noch zu spät" (05.01.1998)

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wird. Somit kann eine frühe Gendia- gnostik sehr sinnvoll sein. Für den Pa- tienten beziehungsweise die betroffe- ne Familie bleibt insgesamt konkreter Anlaß zur Hoffnung auf die Entwick- lung einer kausalen Therapie. Auch eine noch zu entwickelnde gezielte Prophylaxe zu einem sehr frühen Zeitpunkt sollte den Verlauf der Er- krankung (und ihre Verarbeitung) si- cherlich positiv beeinflussen. Vor ei- ner möglichen Gentherapie könnten neuroprotektive Behandlungsmög- lichkeiten in Erwägung gezogen wer- den, die eine Entwicklung der Er- krankung zumindest verzögern, bis gentherapeutische Maßnahmen letzt- lich möglich sind.

Gentherapie soll hier in einem weiten Sinn gefaßt werden und jede Form von ärztlichen Maßnahmen um- fassen, die mit gentechnologischen Werkzeugen vorgenommen werden.

Gegenwärtig entsprechen weniger als ein Fünftel der Gentherapie-Studien einem „Genersatz“ im engeren Sinn (Austausch des mutierten Genab- schnitts gegen eine normale Kopie), wie etwa bei der versuchten Korrek- tur von DNA-Mutationen bei klassi- schen Erbkrankheiten. Offensichtlich sind noch intensivere Anstrengungen in der Grundlagenforschung nötig, um die ersten gentherapeutischen Ziele und ihre klinische Anwendbar- keit in erreichbare Nähe rücken zu lassen. Ansätze für Gentherapie bei MH können mehrere Strategien ver- folgen: spezifische Ausschaltung des MH-Gens mit dem verlängerten (CAG)n-Block oder des Genprodukts mit expandiertem Polyglutamin- Trakt; Unterbrechung der noch kaum verstandenen pathophysiologischen Kausalkette bei MH; zeitliche Verzö- gerung der pathologischen Auswir- kungen der Erkrankung (zum Bei- spiel reduzierte Apoptose).

Beim heutigen Stand der Gen- therapie sind die aufzeigbaren Prä- ventions-Behandlungsoptionen für MH-Risikopersonen zwar noch un- zureichend. Im Rahmen der Gendia- gnostik und der klinischen Frühdia- gnose könnten sich aber für sympto- matische Therapie und vielleicht auch für präventive Therapie neue Ge- sichtspunkte in der MH-Behandlung ergeben. Nach wie vor bleibt die Fra- ge, ob man bereits heute Hoffnungen

auf zukünftige Behandlungsmöglich- keiten machen kann, zumal man nicht weiß, wann gentherapeutische Maß- nahmen greifen, und auch noch unsi- cher ist, inwieweit präventive Thera- pie über Jahre wirksam ist. Derzeit können leider keine konkreten Zeiträume für die Entwicklung von Gentherapieverfahren benannt wer- den, wobei aber in dieser Prognose höchstens ein Zeitraum von etwa fünf Jahren zu überschauen ist. In den regelmäßigen Team-Besprechungen der Berater, in die auch die Psycholo- gin, der Sozialpädagoge sowie die kli- nisch tätigen Neurologen einbezogen sind, wird immer wieder diskutiert, ob man bei den Risikopersonen oder Genträgern Hoffnung auf Therapie- optionen wecken beziehungsweise bestärken darf. Hierdurch sollten kei- nesfalls unrealistische Erwartungen entstehen; viele Klienten finden aber in dieser Form der Zuversicht eine sinnvolle Perspektive.

Für Gendiagnostik und -therapie wurden bisher verschwindend geringe Anteile der ausufernden Gesund- heitskosten aufgewandt. Wenn aber diese neuen Möglichkeiten auf breite- rer Basis Anwendung finden, könn- ten insbesondere die Therapieverfah- ren extrem aufwendig und kostenin- tensiv sein. Hierbei muß allerdings bedacht werden, daß die Unterbrin- gung in Heimen und die jahrelange symptomatische Therapie wesentlich teurer sein können als Gentherapie.

Die Auswertung molekulargeneti-

scher Befunde eröffnet neue Felder der molekularen Krankheitsfor- schung und liefert wichtige Erkennt- nisse, zum Beispiel im Hinblick auf die Beschreibung von Genotyp/Phä- notyp-Beziehungen und die Erfas- sung des kompletten klinischen Spek- trums bei MH. Gentherapeutische Durchbrüche in der Klinik werden den diagnostischen Errungenschaften aller Voraussicht nach um mehr als ein Jahrzehnt nachhinken. Augen- blicklich gehört es demnach zu den wichtigsten Aufgaben des humange- netisch tätigen Arztes, die Ratsuchen- den darin zu unterstützen, dieses Aus- einanderklaffen der diagnostischen und der kausaltherapeutischen Op- tionen vor dem Hintergrund einer ständig besseren symptomatischen Therapie für sich zu bewerten.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1998; 95: A-32–36 [Heft 1–2]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über die Inter- netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Jörg T. Epplen Molekulare Humangenetik Ruhr-Universität Bochum 44780 Bochum

A-36

M E D I Z I N

(36) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 1–2, 5. Januar 1998

AKTUELL/FÜR SIE REFERIERT

Auch in Großbritannien erfolgt die Diagnose des Ösophagus- bezie- hungsweise Magenkarzinoms nach wie vor zu spät. Die Autoren unter- suchten in einer chirurgischen Uni- versitätsklinik bei 27 Patienten mit Speiseröhrenkrebs und 88 Patienten mit Magenkarzinom das Intervall vom Auftreten der ersten klinischen Symptome bis zur histologischen Dia- gnose.

Dieses Intervall betrug im Durchschnitt 17 Wochen, bei 25 Pro- zent aller Patienten sogar mehr als 28 Wochen. Dabei verteilt sich die La- tenzperiode zu einem Drittel zu La-

sten des Patienten, der verzögert den Arzt aufsucht, zu einem Drittel bis zur Einweisung ins Krankenhaus und zu einem Drittel im Krankenhaus, bis die Diagnose histologisch gesichert ist.

Da die Prognose des Patienten ent- scheidend von einer frühzeitigen Dia- gnose abhängt, muß dieses lange In- tervall dringend verkürzt werden. w Martin IG, Young S, Sue-Ling H, John- ston D: Delays in the diagnosis of oeso- phagogastric cancer: a consecutive case series. Br Med J 1997; 314: 467–471.

Department of Surgery, Centre for Dige- stive Diseases, General Infirmary at Leeds, Leeds LS1 3EX, Großbritannien.

Magenkarzinom-Diagnose immer noch zu spät

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