S C H L U S S P U N K T
[72] Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 25½½½½22. Juni 2001
E
s kommt ja nun wirklich knüppeldick. Nokia, der finnische Weltmarktführer im Handy-Geschäft hat seine Prognosen für Umsatz und Er- gebnis drastisch herunterge- schraubt. Das Umsatztempo werde sich halbieren, nur noch zehn Prozent mehr sollen es im Vergleich zum Vorjahr sein.Der Kurs von Nokia fiel binnen weniger Stunden um ein Fünftel und zog die gesam- te Telekombranche mit in den Abgrund. Wenn Nokia und Ericsson als das TopDuo der Branche eine Gewinnwar- nung nach der anderen her- ausgeben und nur noch ein moderates Plus im Handy- Geschäft erwarten, kann die- ser Umstand schlicht mit Sta- gnation betitelt werden.
Die Finanzmärkte schok- kiert überdies, dass die Um- satzprognosen noch vor kur- zer Zeit ganz anders einge- färbt waren. Noch am 24.
April posaunte Nokia-Chef Jorma Ollila – erwartungshal- ber – noch die besten Zahlen für das laufende Geschäftsjahr durch den Äther. Die drama- tisch verkürzte Halbwertszeit für Prognosen spricht Bände und verheißt der gesamten Telekombranche nichts Gutes.
Der jüngste Börsengang der Fraport-Aktie zeigt, dass die Bäume am Aktienmarkt der- zeit nicht in den Himmel wachsen. Mit Hängen und Würgen wurde die Erstnotiz am ersten Börsentag auf dem Niveau des Emissionspreises gehalten. Ein klares Indiz, dass die Fraport AG und die betei- ligten Banken – wieder einmal – nicht das richtige Augenmaß bei der Festsetzung des Emis-
sionspreises bewiesen haben.
Die Aktie hat kein großes Po- tenzial für die nächsten 12 bis 24 Monate, jede Wette.
Auch die Essanelle-Aktie muss ziemlich Haare lassen.
Ursprünglich wollte die Essa- nelle-Hair Group die Anleger mit einem Preis zwischen zehn bis 12 Euro an die Börse locken. Doch kaum jemand wollte das Wertpapier haben.
Also blieb dem Management und den Emissionsbanken nur der Ausweg, die Bookbuil- dingsspanne von sieben bis neun Euro zu senken und auch noch die Zeichnungsfrist auf den 19. Juni zu verlängern.
Ob es hilft? Eher nicht, für mich ist die Preisreduzierung nicht wirklich eine Überra-
schung. Erstens ist der größte deutsche Haarfilialist nicht sehr ertragsstark. Zweitens kann Essanelle für die Zu- kunft keine neuen Geldquel- len erschließen und drittens hat die Gesellschaft bislang nicht so recht erklären kön- nen, wofür sie die Mittel aus dem Börsengang braucht.
Möglicherweise hat das GoingPublic nur den Sinn, die Altgesellschafter reich zu machen. Das wäre dann zum
Haare raufen. ✮
Aktien
Schlechte Nachrichten
❃Als vaskuläre Risikofaktoren waren eine arterielle Hyperto- nie und ein erhöhter Toter für Chlamydia pneumoniae auf- fällig.
❃Innerhalb kürzester Zeit wa- ren keine wesentlichen Fort- schritte zu erreichen.
❃Bei durch die transkardiale Echokardiographie nachge- wiesenen....
❃Der Patient erlernte wieder Treppen zu steigen, und die Gehwege innerhalb des Hau- ses wurden deutlich länger.
❃Intracerebrale Blutung mit Standganglienbeteiligung.
❃...röntgenologisch Infiltrat im linken Untergeschoss...
❃...sodass die Patientin zu- nehmend in den Stationsall- tag intrigiert werden konnte.
❃Unter krankengymnasti- scher Übungsbehandlung
konnte die Patientin zuneh- mend Gang- und Standsicher- heit hinzu gewinnen und ein physiologisches Krankenbild entwickeln.
❃Mit stromförmigen Parästhesien an beiden Bei- nen...
❃Die klinische Verdachtsdia- gnose ließ sich bei entspre- chender neurophyiologischer Zusatzdiagnostik petrifizieren.
❃...behandelten wir mit Al- pha-Lipomsäure.
❃...trat ein durch Schlager- wechsel provozierbarer Schwindel auf. (Anm.: Roy Black?)
❃Empfehlung: Krankenhym- nastik auf neurophysiologi- scher Basis.
❃Dislokation eines Prostata- Stents bei Restless-legs-Syn- drom.
❃Wir klärten den Pati- enten über das derzeit be- stehende Autofahrverbot in Gegenwart der Lebensgefähr- tin auf.
❃Zum Aufnahmezeitpunkt bleibt die Ideologie des jetzi- gen Infarktereignisses unklar.
❃Dopplersonographie der hirnzuführenden Gefäße.
❃Bei Aufnahme war der Pati- ent auf die Benutzung eines Harnstocks angewiesen.
❃Es handelt sich bei der Pati- entin um einen Dauerzustand.
❃Die Zehennägel sind normal durchblutet.
❃Diagnose: Flipitis mit Sepsis (gemeint war Phlebitis)
❃Wir entließen die Patientin in ihre gewohnte asoziale Um- gebung.
Gesammelt von: Dr. A. Nachtmann
In den Stationsalltag intrigiert
Stilblüten aus Arztbriefen, Akten und Gutachten
Post Scriptum
Börsebius
Leserservice:
Börsebius-Telefonberatung
„rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 7. Juli 2001 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Rein- hold Rombach) anrufen. Wählen Sie bitte die 02 21/35 15 87. Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deut- schen Ärzteblattes für seine Le- ser.
❃Reizlose Bügelnarbe (Anm.: gemeint ist eine Nar- be nach Bügelschnitt).
Zeichnung: Ralf Brunner