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Archiv "Karzinomserie: Zytologische Krebsfrüherkennung in der venerologischen Sprechstunde" (06.04.1978)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ÜBERSICHTSAUFSATZ

KARZINOMSERIE:

Zytologische

Krebsfrüherkennung in der

venerologischen Sprechstunde

Zur Frage der Erfassung einer Risikogruppe

Patientinnen einer venerologi- schen Sprechstunde müssen, wie einige Studien ergeben haben, als Risikogruppe hin- sichtlich des Kollumkarzi- noms angesehen werden. Die gesetzlich geregelte Vorsor- geuntersuchung bei der Frau findet hier eine besonders dringliche Indikation.

Nach epidemiologischen Untersu- chungen gehören zu den wesentli- chen Faktoren in der Genese des Kollumkarzinoms die frühe Koitus- erfahrung mit Beginn des Sexualal- ters vor dem 17. Lebensjahr und häufiger Partnerwechsel (Rotkin, 1973). Untersuchungen von Popula- tionen mit einer besonderen Bela- stung durch diese Faktoren stützen die Annahme einer höheren Gefähr- dung dieser Frauen durch das Kol- lumkarzinom und seine Vorstufen.

Green und Mitarbeiter (1965) fanden unter 9636 Frauen aus zwei Polikli- niken für Geschlechtskranke 3,2 Prozent mit positiven zytologischen Abstrichen von der Portio. Von 216 Patientinnen, bei denen eine histo- logische Abklärung erfolgte, wiesen 8 ein invasives Kollumkarzinom, 125 ein Ca. in situ, 44 eine Dysplasie und 39 eine chronische Zervizitis auf. Bei 1500 Patientinnen aus einer venero- logischen Sprechstunde, über die Lucas und Williams (1967) berichte- ten, wurde in 5,8 Prozent ein ver- dächtiger und in 1,1 Prozent ein po- sitiver Abstrichbefund erhoben. 80 Prozent der verdächtigen und 45 Prozent der positiven Abstriche ka- men bei Frauen unter 25 Jahren vor.

Von 14 Frauen, die konisiert wurden, wiesen 2 ein mikroinvasives Karzi- nom, 5 ein Ca. in situ, 6 eine schwere Dysplasie und eine kein atypisches

Epithel auf. Bei 1125 Prostituierten, die Campos da Paz und Mitarbeiter (1974) untersuchten, fanden sie in 1,8 Prozent verdächtige und positive Abstriche. In einer Kontrollgruppe lag die Häufigkeit atypischer zytolo- gischer Befunde bei 0,9 Prozent.

Wir konnten unter 100 Frauen aus einer venerologischen Sprechstun- de in 2 Fällen einen positiven Ab- strichbefund, allerdings ohne die Möglichkeit einer histologischen Klärung, erheben (Rogosaroff-Frik- ke, Naujoks, Milbradt, 1975). In einer Kontrollgruppe poliklinischer Pa- tientinnen lag der Prozentsatz posi- tiver Befunde bei 0,5 Prozent. Hein und Mitarbeiter (1977) untersuchten 762 Mädchen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren, von denen 99 Pro- zent eine sexuelle Aktivität angaben.

Zervikalabstriche wurden bei 403 Mädchen untersucht. Bei 14 dieser Patientinnen wurden verdächtige Abstriche gefunden (3,4 Prozent). 7 Mädchen waren, zum Teil bereits mehrfach, schwanger gewesen. Drei der Untersuchten konnten histolo- gisch abgeklärt werden. Eine hatte eine leichte Abnormität des Epithels, 2 hatten eine leichte bis mäßige Dys- plasie. Entzündliche Veränderungen im Abstrich fanden sich bei 149 Mädchen (38 Prozent der zytolo- gisch unverdächtigen Fälle). Kolpo- skopische Untersuchungen von

Coppleson (zit. bei Singer, 1976) bei 14- bis 17jährigen und von Singer (1976) bei 16- bis 21jährigen Mäd- chen mit sexueller Aktivität ergaben, daß atypische Umwandlungszonen drei- bis viermal häufiger als bei Vir- gines beobachtet werden konnten.

Auffallend war, daß in der Gruppe der sexuell aktiven Adoleszenten die Umwandlungszone häufiger als in der Kontrollgruppe eine Retraktion in den Zervikalkanal erkennen ließ und gegenüber Virgines doppelt so häufig junges metaplastisches Epi- thel im Bereich der Umwandlungs- zone gefunden wurde.

Der Beginn der atypischen Platten- epithelentwicklung fällt damit in ei- ne der dynamischen Perioden im Bereich des Portioepithels. Aus die- sen Untersuchungen ergibt sich, daß im Rahmen der Früherkennung des Kollumkarzinoms und seiner Vorstufen Patientinnen einer vene- rologischen Sprechstunde als Risi- kogruppe angesehen werden müs- sen. Gleiches wird für Frauen gelten, auf die die genannten Faktoren be- sonders zutreffen und die in ande- ren Institutionen einer ärztlichen Be- treuung unterliegen. Zytologische Abstriche von Portio und Zervikal- kanal zur Krebsfrüherkennung soll- ten in den Ablauf der obligaten bak- teriologischen Zervixuntersuchun- gen bei diesen Frauen mit aufge- nommen werden.

Literatur beim Verfasser Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. Horst Naujoks Abteilung für Klinische Zytologie ZFG, Klinikum der Universität Theodor-Stern-Kai 7

6000 Frankfurt-70

Horst Naujoks

Aus der Abteilung für klinische Zytologie

am Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Klinikums der Universität Frankfurt am Main

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 14 vom 6. April 1978

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