Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESSNACHRICHTEN
Wetter,
Seele und Migräne
Migränekranke pflegen zwar fast immer einen Zusammenhang zwischen diesen Umweltfaktoren und der Anfallsauslösung anzu- geben. Objektiv gesehen, handelt es sich jedoch nicht um wirkliche Kausalitäten, sondern eher um
„persönliche Arrangements".
Das gilt auch für psychische Zu- sammenhänge (Diplompsychia- ter H. Erzigkeit, Universitätsner- venklinik Erlangen). Es sind stets individuelle, sehr unterschied- liche Faktoren, die höchstens beim einzelnen Kranken aus noch nicht geklärten Gründen, aber zufällig an der Anfallauslö- sung beteiligt sind. Gesetzmäßig- keiten findet man nicht. WP
(Migräne-Workshop, Dezember 1976, Er- langen)
Orale Kontrazeptiva und Kanzerogenese des Zervixepithels
Die Frage, ob die Ovulationshem- mer Einfluß auf die Kanzerogene- se haben, wird nicht zuletzt des- halb immer wieder zum Problem, weil hier Behauptungen aufge- stellt wurden, die zwar durch nichts bewiesen sind, sich aber aus methodischen Gründen ebenso schwer widerlegen las- sen. Es gibt nicht nur eine Viel- zahl von Substanzen, die in ver- schiedener Dosierung und Kom- bination zur Konzeptionsverhü- tung eingesetzt werden. Auch die multifaktorielle Ätiologie des Krebses und die lange Entwick- lungszeit maligner Tumoren ma- chen eine epidemiologisch-stati- stische Bearbeitung äußerst schwierig. Tatsächlich gibt es auf Grund der bisher veröffentlichten Arbeiten keinen Beweis dafür, daß die Entstehung von Zervix- karzinomen durch direkten Ein- fluß der Ovulationshemmer ge- fördert wird. Es stellt sich doch heraus, daß durch die Änderung
des Sexualverhaltens (frühere Aufnahme des Geschlechtsver- kehrs, Partnerwechsel, häufige- rer Geschlechtsverkehr) bei Frauen, welche die Pille nehmen, mit einer erhöhten Dysplasierate zu rechnen ist. Obwohl eine kanzerogene Wirkung der Pille sehr unwahrscheinlich ist, muß daher eine regelmäßige Kontrolle mit zytologischen Abstrichunter- suchungen empfohlen werden.
(Professor H. J. Soost, Institut für klinische Zytologie der Techni- schen Hochschule München) Stl
(6. Europäischer Zytologenkongreß, Wei- mar 1976)
Myokardiopathie im Alter
Gelegentlich verschlechtert sich der Zustand eines herzinsuffi- zienten Patienten unter Digitalis schnell. Dann auch im höheren Alter an konzentrische obstrukti- ve Herzhypertrophie denken! UI- traschall-Kardiographie! (Dr. Chr.
Werner, I. Medizinische Abtei- lung im Universitäts-Klinikum Kiel). Höheres Alter schließt je- denfalls eine Myokardiopathie nicht aus. Differentialdiagnose:
Aortenstenose, Mitralinsuffi- zienz, Septumdefekt. WP
(88. Tagung der Nordwestdeutschen Ge- sellschaft für innere Medizin, Januar 1977, Hamburg)
Zytologische Präparate von Lymphknoten
„Lymphknotenpunktion" und
„Lymphknotenexstirpation" sind hinsichtlich Indikation, Material- aufbereitung und Befunderhe- bung recht unterschiedlich ein- zustufen. Die endgültige Ent- scheidung zu dem einen oder an- deren Verfahren beeinflußt den Stellenwert der Lymphknotenzy- tologie im Rahmen der Diagnose- stellung. Das Vorgehen bei der Lymphknotenpunktion erfordert einen geringen technischen Auf- wand. Methodik und dazu benö-
tigte Hilfsmittel werden vielfach ausschließlich durch die Erfah- rungen des einzelnen bestimmt.
Die verschiedenen Variationen werden vorgetragen und sind als Grundlage für einen Erfahrungs- austausch in der Diskussion ge- dacht. Dies gilt auch für die ver- schiedenen Verfahren der Aufbe- reitung von Gewebsmaterial, das im Rahmen einer Exstirpation von Lymphknoten gewonnen wird. Von uns aus werden Quetschpräparate von kleinsten Lymphknotenstückchen bevor- zugt. Werden Lymphknotenex- stirpationen durchgeführt, so muß es heute als eine Vernach- lässigung der gegebenen dia- gnostischen Möglichkeiten ge- wertet werden, wenn nicht so- wohl Zytologie äls auch Histolo- gie zur Klärung unbestimmter Befunde herangezogen werden.
(Professor Dr. H. Stobbe, I. Medi- zinische Klinik Charitö, Berlin [Ost]) St1
(6. Europäischer Zytologenkongreß, Wei- mar 1976)
Funktionelle Verschlüsse
der Mesenterialgefäße
Vasokonstriktion im Mesenterial- trakt als besondere Form einer Digitalisnebenwirkung ist durch- aus möglich. - Deshalb muß man bei gegeböner Symptomätik, speziell im höheren Alter, auch damit rechnen (Professor Dr. L.
Pippig, Kreiskrankenhaus Gü- tersloh). Beim Neunzigjährigen ist in den Gefäßwänden etwa zehnmal mehr Kalzium konzen- triert als bei jungen Menschen.
Deshalb kann Digitalis nicht nur die Koronarien, sondern auch Mesenterialgefäße und die Ge- fäßtherapie enger stellen (zum Beispiel Reduktion der Magen- durchblutung). Aus diesem Grunde greift offenbar auch schon mancher Kliniker zusätz- lich zu Kalziumantagonisten. WP
(88. Tagung der Nordwestdeutschen Ge- sellschaft für innere Medizin, Januar 1977, Hamburg)