A K T U E L L
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A624 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1011. März 2005
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er Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) hat Anfang März die bundesweite Initiative „Mit Migranten – Für Migranten“gestartet. Ziel ist es, diese Be- völkerungsgruppe wirksam in die Gesundheitsförderung einzubinden. Ab April kön- nen sich Migranten zu inter- kulturellen Gesundheitsme- diatoren schulen lassen. In verschiedenen Großstädten und Regionen sollen sie künf- tig Menschen mit denselben kulturellen und sprachlichen Wurzeln über das Gesund- heitssystem und Präventions- möglichkeiten informieren.
Erfolge kann der BKK- Bundesverband nach eigenen Angaben bereits verbuchen.
In Kooperation mit dem Eth- no-Medizinischen Zentrum Hannover seien im vergange- nen Jahr 75 Migranten zu in- terkulturellen Gesundheits- mediatoren ausgebildet wor- den. Sie hätten erfolgreich da- zu beigetragen, soziale Hin- dernisse zu beseitigen und ge- sundheitliche Prävention, In- formation und Bildung zu fördern. Informationen im In- ternet unter www.bkk.de/
mehr-gesundheit-fuer-alle.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Caritasverband der Diözese Osnabrück.
Zehn „Sprach- und Kultur- mittler“ werden dort im Mai ihre Ausbildung im Rahmen
des Projektes „Sprache und Kultur“ (SPuK) beenden. Mit ihrer Qualifikation sollen sie Asylbewerber im Gesund- heitswesen unterstützen.
Eine angemessene Behand- lung von Asylbewerbern und Flüchtlingen scheitert nach Einschätzung des Caritasver- bandes häufig an sprach- lichen und kulturellen Missverständnissen. Hier werden die „Sprach- und Kulturmittler“ aktiv. Ihre zweieinhalbjährige Aus- bildung vermittelt neben Deutschkenntnissen Er- fahrungen in Kranken- häusern, Gesundheitsäm- tern und Arztpraxen. Fi- nanziell gefördert wird das Projekt unter ande- rem im Rahmen der EU- Gemeinschaftsinitiative
„EQUAL“ (zum Thema siehe auch die Beiträge „Insellösun- gen vermeiden“ und „Zusam- menprall der Kulturen“ in die-
sem Heft). BH
Klimawandel
„Tropische“
Krankheiten in Nordeuropa
Gesundheitliche Folgen der Wetterextreme
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ünftig müsse in Deutsch- land immer häufiger mit extremen Winterstürmen, Un- wettern, Überschwemmun- gen, Sturzfluten, Hitzewellen und Dürren gerechnet wer- den. „Drastische“ gesundheit-liche und wirtschaftliche Fol- gen werden erwartet. Dies re- sümierten Klimaforscher bei der Fachtagung „Klimawan- del und Wetterextreme – die Folgen für Deutschland“, die das GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit zusammen mit der Münche- ner Rückversicherungsgesell- schaft Ende Februar in Mün- chen veranstaltete. Als Ursa- che sahen die Experten unter anderem zunehmende Verän- derungen bei den atmosphäri- schen Extremwerten als Folge der globalen Erwärmung.
Der Klimawandel werde allein in Deutschland Schä-
den in Milliardenhöhe verur- sachen, wenn die internatio- nen Staaten sich nicht auf eine einheitliche Linie zur Treibhausgasreduktion eini- gen könnten, warnte Prof. Dr.
Claudia Kemfert vom Deut- schen Institut für Wirtschafts- forschung der Humboldt-Uni- versität Berlin. Das Kyoto- Protokoll, das am 16. Februar in Kraft trat, sei ein „wichti- ger, wenn auch erster Schritt zur Treibhausgasminderung“.
Gesundheitliche Risiken des Klimawandels werden vor allem durch die zunehmen- den Hitzeperioden erwartet.
„Das bereits bestehende In- fektionsrisiko für Zeckenbisse wird steigen“, prognostizierte Prof. Dr. Peter Höppe, Geo- RisikoForschung der Mün- chener Rückversicherungs- Gesellschaft. Bei einer weite- ren Erwärmung müsse mit Zunahme von tropischen In- fektionskrankheiten wie Ma- laria oder Dengue-Fieber ge- rechnet werden.
Ausführliche Informatio- nen zu der Fachtagung im In- ternet: www.gsf.de/flugs/klima wandel-nachlese.phtml. PB
Nichtraucherschutz
Einigung erzielt
Gaststätten sollen die Hälfte ihrer Plätze für Nichtraucher ausweisen.
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uf eine Regelung zum Nichtraucherschutz in Hotellerie und Gastronomie haben sich das Bundesge- sundheitsministerium und der Deutsche Hotel- und Gast- stättenverband (DEHOGA) geeinigt. Bis zum 1. März 2006 sollen mindestens 30 Prozent aller Restaurants 30 Prozent ihres Platzangebotes für Nichtraucher bereitstel- len. Bis zum 1. März 2007 sol- len mindestens 60 Prozent der Betriebe 40 Prozent ihres Platzangebots und bis zum1. März 2008 90 Prozent der Betriebe 50 Prozent als rauchfreie Plätze ausweisen.
Marion Caspers-Merk, Drogenbeauftragte der Bun- desregierung, wies jedoch darauf hin, dass ein gesetzli- ches Rauchverbot nur durch eine erfolgreiche Umsetzung der Vereinbarung vermieden werden könne. Um zu kon- trollieren, ob sich die Gast- stätten an die Vorgabe halten, will die DEHOGA regel- mäßig den Stand der Umset- zung abfragen. Darüber hin- aus will das Ministerium stichprobenartig prüfen, ob die Angaben des Gaststät- tenverbandes stimmen.
Die Vereinbarung gilt für alle Speisebetriebe, die über mindestens 75 Quadratmeter oder 40 Sitzplätze verfügen.
Imbisse oder Bistros sind von der Regelung ausgeschlos- sen. Informationen: www.
drogenbeauftragte.de MM
Migranten
Versorgung verbessern
Betriebskrankenkassen fördern Integration.
Migranten: Effektive Behandlung scheitert oft an Missverständnissen.
Foto:Daniel Rühmkorf
Mit der globalen Erwärmung nehmen Überschwemmungen zu.
Foto:ddp