A 2048 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 42|
22. Oktober 2010 intensivmedizinische Versorgung,5 künstliche Beatmung. Krank- heitsverläufe und Charakteristika dieser Patienten wurden mit denen von 234 Kindern verglichen, die zwischen 2004 und 2008 wegen saisonaler Influenza aufgenommen worden waren. In dieser Ver- gleichsgruppe hatten 16 Kinder neurologische Symptome, aber minder schwer: ohne Enzephalo - pathie (50 % in der H1N1- Gruppe), ohne Aphasien (33 % in der H1N1-Gruppe) und ohne fokale,
neurologische Symptomatik (28 % in der H1N1-Gruppe). Das durch- schnittliche Alter betrug 2,4 Jahre bei den Patienten mit saisonaler In- fluenza und 6,5 Jahre unter den Kinden mit H1N1, die Komorbidi- täten betrafen 25 % und 83 % (sai- sonale vs. neue Influenza). In der zweiten Welle Influenza H1N1 (August bis November 2009) war der Anteil der Kinder mit Enzepha- lopathie, fokal-neurologischen Be- funden und Aphasien höher als in der ersten (April bis Juli).
Fazit: Die Daten eines großen pädia- trischen Zentrums in den USA er - gaben, dass Infektionen mit dem H1N1-Virus häufiger schwere neu- rologische Komplikationen hervor- riefen als die saisonale Grippe; für dieses Risiko gab es einen Trend zur Verschiebung in ein höheres durch- schnittliches Alter.
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze
Ekstrand JJ et al.: Heightened neurological complications in children with pandemic H1N1 influenza. Annals of Neurology 2010; doi:
10.1002/ana.22184
In einer randomisierten, kontrol- lierten Studie über 5 Jahre mit ge- sunden älteren Frauen kam es bei Kalziumergänzung zu mehr kar- diovaskulären Ereignissen als er- wartet. Auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz wurden bei zu- sätzlicher Kalziumgabe vermehrte Gefäßkalzifizierung und erhöhte Sterblichkeit beobachtet. Die Fra- gestellung einer Metaanalyse ran- domisierter Studien war deshalb, welchen Einfluss eine zusätzliche Kalziumgabe auf das kardiovasku- läre Risiko hat.
Ausgewählt wurden doppelblinde Studien mit mindestens einem Jahr Dauer, in denen die Teilnehmer im Alter über 40 Jahre täglich mindes- tens 500 mg Ca2+ oder Placebo ein- nahmen. Wenn zusätzlich Vitamin D OSTEOPOROSEPROPHYLAXE
Mehr Myokardinfarkte durch Kalziumsupplemente?
gegeben wurde, musste dies auch für die Kontrollgruppe gelten. Insge- samt wurden 5 Studien auf Patien- tendatenebene (8 151 Patienten, Be- obachtungszeit im Median 3,6 Jah- re) und 11 randomisierte klinische Studien (11 921 Teilnehmer, mittlere Dauer 4 Jahre) berücksichtigt.
In den 5 Studien mit individuel- len Patientendaten erlitten 143 Per- sonen unter Kalziumsupplementen und 111 Teilnehmer unter Placebo einen Herzinfarkt (HR 1,31, p = 0,035). Das Risiko für Schlag- anfall, für den kombinierten End- punkt Herzinfarkt, Schlaganfall und plötzlicher Herztod sowie für die Gesamtsterblichkeit war jeweils leicht, aber nicht signifikant erhöht.
Subgruppenanalysen zeigten, dass das Risiko für einen Herzinfarkt durch die Supplementierung nur er- höht war, wenn im Median mehr als 805 mg Ca2+ proTag eingenommen wurden. Die Metaanalyse der Stu- diendaten führte zu ähnlichen Re- sultaten: 166 Personen erlitten unter Kalziumsupplementation, 130 unter Placebo einen Herzinfarkt (HR 1,27, p = 0,038). Die Risiken für Schlaganfall, für den kombinierten Endpunkt und die Gesamtsterblich- keit waren unverändert.
Aus pathogenetischer Sicht ist die Begünstigung der Atherosklerose durch Kalzium bei nierengesunden Patienten nach Aussage von Prof.
Dr. med. Johann D. Ringe, Leverku- sen, nicht plausibel. Schrittmacher
der Gefäßveränderungen sei der ge- störte Lipidstoffwechsel mit Ausbil- dung von Intimaplaques. Die orale diätetische oder substitutive Kalzi- umzufuhr habe keinen klinisch rele- vanten Anstieg des Serumkalziums zur Folge. Auch handele es sich um eine „Gefäßverfettung“; die sekun- däre Einlagerung von Kalziumsal- zen in nekrotisches Fettgewebe sei ein Epiphänomen.
Zudem könne bei nierengesunden Patienten durch zusätzliche Gabe von Vitamin D die enterale Kalzi- umresorption beliebig gesteigert werden. Dann müsste aber Vitamin D das kardiovaskuläre Risiko via Kalzium erhöhen. Daten aus der Framinghamstudie zum Beispiel be- legten jedoch, dass bei höheren Vita- min-D-Spiegeln im Blut bezie- hungsweise optimaler Versorgung das kardiovaskuläre Risiko hochsig- nifikant sinke. Aus Sicht der Bun- desärztekammer (BÄK) hat die Me- taanalyse methodische Mängel. Die BÄK sieht keinen Anlass, die aktu- ellen Empfehlungen zur Prävention und Behandlung von Osteoporose zu ändern.
Fazit: Die zusätzliche Gabe von Kalziumpräparaten (ohne gleich- zeitige Gabe von Vitamin D) erhöht nach den Daten einer neuen Meta - analyse das Risiko für einen Herz- infarkt mäßig. Die Studienergebnis- se gelten jedoch keinesfalls als be- weisend. Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Bolland MJ et al.: Effect of calcium supple- ments on risk of myocardial infarction and cardiovascular events: meta-analysis. BMJ 2010; 341: c3691, doi: 10.1136/bmj.c3691 GRAFIK
Baron 1999 Grant 2005 Grant 2005 Vit D Prince 2006 Reid 2006 Lappe 2007 Reid 2008 Alle Studien
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P = 0,038 1,27 (1,01 to 1,59) Relatives Risiko für Myokardinfarkt (95 %-KI)
Quelle: modifiziert nach BMJ 2010; 341: c3691