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Medien, Moden, Medizin

ARS MEDICI 24 2011

1021

Der neu gewählte Ständerat hatte ein Einsehen und hat das unselige Prä - ventionsgesetz vorderhand bachab ge- schickt. Knapp zwar, aber immerhin:

Mit 20 zu 19 Stimmen wurde Nichtein- treten beschlossen. Der Ständerat ist – wieder einmal anders als unsere FMH- Führung – der Auffassung, dass der Staat den Bürgern nicht vorschreiben soll, was sie essen und trinken dürfen.

❖ ❖ ❖

Die Idee für ein Präventionsgesetz ist – leider noch nicht: war – ein Paradebei- spiel einer sich schrittweise etablieren- den staatlichen Bevormundung. Wie immer würde (seien wir optimistisch und bleiben wir beim Konjunktiv) es mit Empfehlungen beginnen. Auf die dann Lenkungsabgaben und sanfte gesetzliche Einschränkungen folgten.

Und erst, wenn das Volk dann immer noch nicht reagierte, käme – im Inter - esse der Uneinsichtigen, denen man ihr Glück aufzwingen muss – die Phase der Verbote und Gebote. Der Staat würde bestimmen, welche Nahrungsmittel ge- sund sind, wie viel Sport zu treiben ist, wofür geworben werden darf und end- lich, was wann an wen in welcher Menge und zu welchem Preis verkauft werden darf.

❖ ❖ ❖

Die ersten Profiteure eines solchen Prä- ventionsgesetzes wären neben der statt- lichen Zahl von Planern und Organisa- toren mit Sicherheit eine oder mehrere Kommunikationsagenturen (vorzugs- weise solche, von denen man sicher sein kann, dass sie auf der gleichen ideolo - gischen Linie liegen, was am ehesten gewährleistet ist, wenn Freunde, Be- kannte oder Verwandte daran beteiligt sind). Die dürften dann, vom BAG oder der Stiftung Gesundheitsförde- rung Schweiz mit Millionen ausgestat- tet, eine schweizweite, dreisprachige Plakat-, Radio-, Event- und TV-Kam- pagne lancieren. Es ist zu hoffen, dass der Nationalrat, an den das Geschäft nun zurückgeht, diesem Unsinn ein endgültiges Ende bereitet und dem Universal-«Argument», nur das Beste

zu wollen für die Bevölkerung, stand- hält.

❖ ❖ ❖

Die Zürcher Ärztegesellschaft hat ge - nug von der juristischen Verzögerungs- taktik der Zürcher Apotheker in Sa- chen Selbstdispensation und reagiert ziemlich genervt. Sehr zu Recht! Egal, ob politischer und juristischer Laie oder einigermassen Politerfahrener, kaum einer hat sich vorstellen können, dass ein Rechtsstaat so viele Mittel bie- tet, Recht zu verhindern oder zu verzö- gern. Ist trölerische (Zitat Pressemittei- lung AGZ) Verzögerung nicht bereits Unrecht? Natürlich ist es das. Wie sagte der Jurist eines damals noch IV-Kom- mission genannten Gremiums: Es gibt ein Recht auf einen Entscheid. (Ge- meint war: selbst wenn er nicht so aus- fällt, wie Kläger oder Gegenkläger er- warten.) Nicht einmal er hätte sich träumen lassen, dass er hätte anfügen sollen: Es gibt auch ein Recht auf die Umsetzung eines Entscheids. Ohne Umsetzung bleibt Recht nämlich Pa- pier ohne Wert.

❖ ❖ ❖

Irgendwie passt dazu der Vorstossauf nationaler Ebene zur Einführung eines Verfassungsgerichts. Was auf den ers- ten Blick plausibel erscheint: Ein Ge- richt soll die Verfassungsmässigkeit von politischen Entscheiden beurteilen, entpuppt sich beim zweiten Hin- schauen als weiterer Versuch, Juristen Macht über unliebsame politische Ent- scheide – des Volkes oder des Parla- mentes – zu geben. Ob die Herren Richter, die eher zufällig, mit 3 zu 2 Stimmen, den mehrfach dokumentier- ten Willen der Zürcher Bevölkerung, die Selbstdispensation auch in den grossen Städten einzuführen, bestätigt haben, besser befugt sind als «das Volk», zu bestimmen, was hier und heute Recht sein soll, darf bezweifelt werden. Auch Bundesrichter werden von Politikern und dementsprechend nach ideologischen Kriterien gewählt.

Das Wahlverfahren garantiert nicht richterliche Unabhängigkeit, sondern

auf die Gesamtheit der Bundesrichter bezogen ideologische Ausgewogenheit.

Und das ist beileibe nicht das Gleiche.

❖ ❖ ❖

Harold Hackett hat auch eine Art Face - book erfunden, schon vor 15 Jahren.

Sein Desktop ist allerdings so gross wie das Meer. 4800 Plastikflaschen hat Ha- rold Hackett seit Mitte der Neunziger- jahre bei Prince Edward Island in Ka- nada bei Westwind ins Meer geworfen.

Alle versehen mit einer Nachricht und der Bitte um Antwort. Rund 3000 Briefe sind seither bei ihm eingetroffen, von den USA, aus Europa, Südame- rika, Afrika; viele mit Souvenirs vom Fundort. Wer hat schon 3000 Freunde auf Facebook, die einem richtige Geschenke schicken und nicht bloss

«Leben» oder «Energien», um bei den elektronischen Spielen vorwärtszukom - men? (Interview mit Hackett: www.

bbc.co.uk/news/magazine-1485 9116)

❖ ❖ ❖

Und wieder mal Neues von der EU: In Brüssel glaubt man, auch in der Fami- lie schützend eingreifen zu müssen.

Ballone aufblasen dürfen Kinder ge- mäss einer EU-Erziehungsrichtlinie nur noch unter elterlicher Aufsicht.

Das Blasen von Papiertröten soll gar bis zum Alter von 14 Jahren überwacht werden. Begründung: Es bestehe die Gefahr von Erstickungsfällen. (Übri- gens, eine Tröte ist «etwas, das laut ist, wenn man hinein bläst». Anleitungen zum Selberbasteln auf www.zzebra.de oder www.kidsweb.de.) Häufiger als beim Tröten- oder Ballonaufblasen kommt es übrigens beim Essen zu Er- stickungsanfällen. Gut denkbar, dass Europas Kinder in Zukunft nur noch unter Aufsicht essen dürfen.

❖ ❖ ❖

Und das meint Walti: Wem das Wasser bis zum Halse steht, der sollte den Kopf keinesfalls hängen lassen.

Richard Altorfer

Rosenbergstrasse 115

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