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Medien, Moden, Medizin

ARS MEDICI 8 2011

311

Auf www.23andme.com erfahren Sie, was Sie tun müssen, um alles über Ihr Erkrankungsrisiko herauszufinden. Sie senden eine Speichelprobe (Wattetup- fer samt einem mit Barcode markierten Röhrchen wird geliefert) ein und einige Tage später erhalten Sie ein genetisches Profil, das Ihnen Auskunft über Ihr Risiko gibt, an einer oder mehreren von 189 Störungen zu erkranken: von Dia- betes bis Morbus Crohn, von Prostata- bis Mammakarzinom, von Behçet bis Narkolepsie, von Tourette bis Restless Legs, von Parkinson bis ALS. Ausser- dem erfahren Sie Ihren Carrier-Status für die Canavan-Krankheit und das Bloom-Syndrom (auch wenn Sie nicht wissen, was das ist), ebenso für Tay- Sachs und Morbus Gaucher sowie für weitere 20 Störungen. Sie möchten mehr wissen über die Reaktion Ihres Körpers auf Arzneimittel? Auch das ist kein Problem. Von Floxacillin, Met- formin, Fluorouracil, Clopidogrel und weiteren 15 Stoffen wissen Sie am Ende, wie Sie reagieren. Und dann gibt es da noch Informationen über Dinge, die Sie eh wissen, wie Haarfarbe, Schmerzempfindlichkeit oder Menar- chealter sowie 46 weitere Merkmale und Eigenschaften. Sie denken, das kostet eine Unmenge? Für 199 Dollar sind Sie dabei! Und die Versicherungen sind es möglicherweise auch.

❖ ❖ ❖

Finanziert wird 23andMe übrigens von Google. Jener Organisation, die in naher Zukunft vermutlich mehr über jeden von uns weiss als irgendeine an- dere Organisation. Gegründet wurde 23andMe von Anne Wojcicki und Linda Avey, Erstere ist mit Google-Gründer Sergei Brin verheiratet. Synergien nut- zen, nennt man das.

❖ ❖ ❖

Der Film «The Social Network» – die Geschichte des Mark Zuckerberg, der Facebook erfunden und entwickelt und damit Milliarden verdient hat, zeigt

eines: Man gewinnt nicht 500 Millio- nen (Facebook-)Freunde, ohne sich ein paar Feinde zu machen.

❖ ❖ ❖

Manchmal sind wir in der gleichen Situation wie Zuckerberg. Wir stehen vor der unangenehmen Entscheidung:

Geld oder Freund. 100 000Franken ver- lieren oder einen guten Freund? Mark Zuckerberg wäre nicht Milliardär ge- worden, wenn er seine Idee mit anderen geteilt hätte. Frau Widmer-Schlumpf nie Bundesrätin, wenn sie nicht auf ein paar Hundert Parteifreunde gepfiffen hätte.

Wer Macht oder Geld (oder beides) will, kann nicht immer Rücksicht nehmen.

Oder doch? Vielleicht gibt es ja Leute, die anders handeln. Hoffentlich. Nur, von denen hört man selten etwas – viel- leicht weil sie nie Milliardäre oder Bun- desräte werden.

❖ ❖ ❖

Gesichtswahrungsverlautbarung beim Versuch, ein unsinniges Projekt endlich zu beerdigen oder ernst zu nehmende Drohung? Man weiss es nicht so recht.

Didier Burkhalter, Nachfolger Pascals, des Königs der Walliser, will die Selbst- dispensation nicht mehr unbedingt so- fort und total versenken. Die Kantone sind mehrheitlich dagegen, und vor der Ärzteschaft hat der Neuenburger Bun- desrat offensichtlich ziemlich Respekt.

Er weiss: Gegen den Widerstand der Ärzte – der einigen Ärzte jedenfalls – lässt sich auch ein ansonsten moderates Heilmittel- oder Krankenversicherungs- gesetz nicht durchsetzen.

❖ ❖ ❖

Man merke sich das gut: Ein Bundes- rat, der sich nicht traut! Das müsste eigentlich zu mutigem Verhandeln ani- mieren und nicht zu ängstlichen Rück- zugsgefechten. Und zu Sätzen wie: Wir werden unsere Selbstdispensation ver- teidigen – ohne Einschränkungen und mitsamt der Marge.

❖ ❖ ❖

Zitat: «E-bay» ist die moderne Form der Müllentsorgung: Früher musste man extra in den Wald, um den Kühl- schrank zu vergraben.

❖ ❖ ❖

Dauerbrenner Fukushima: Wir müss- ten eben immer vom Unvorstellbaren ausgehen, um uns zu schützen, meint ein Leserbriefschreiber. Will wohl heis- sen: von einem Tsunami, der übers ganze Mittelland schwappt, und Erd- beben, so stark, dass ganz Zürich in Trümmern liegt. Womit wir rechnen müssen, wenn die Politik darangeht, uns vor dem Unvorstellbaren zu be- wahren, ist leicht vorstellbar, wenn man sich anschaut, mit welchen Gebo- ten und Verboten man uns nur schon vor dem Vorstellbaren zu schützen ver- sucht.

❖ ❖ ❖

Und warum eigentlich muss das Un- vorstellbare immer Katastrophencha- rakter haben? Fernsehen? Vor hundert Jahren unvorstellbar. Computer, Mo- biltelefonie, Internet? Vor 30 Jahren unvorstellbar. Heilbarer Krebs? Vor Kurzem unvorstellbar. Radioaktive Abfälle, die nicht mehr vergraben, son- dern unter Energiegewinn rezykliert werden? Unvorstellbar – wenn man sich es nicht vorstellen will. (Übrigens:

Tschernobyl als Touristenattraktion – unvorstellbar? Irrtum! Demnächst als Gruppenreise zu buchen! Zugegeben:

De gustibus …)

❖ ❖ ❖

Und das meint Walti: Du sollst deinen Nächsten lieben … – nicht den Nächst- besten!

Richard Altorfer

Rosenbergstrasse 115

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