FIEBER (LAT.: FEBRIS; GRIECH.: PYREXIE)
Fieber (1)
• ist ein Teil des Abwehrverhaltens (gegen eingedrungene Mikroorganismen) und beeinflusst das thermoregulatorische Verhalten
• es handelt sich dabei um eine Erhöhung des Sollwerts für Temperatur durch
zentrale Neuromediatoren, die durch Signale des aktiven peripheren
Immunsystems freigesetzt wurden https://innesein.files.wordpress.com/2011/0 5/fieber.jpg
Fieber (2)
• bei zu hoher Ist-Temperatur wird die Durchblutung der Hautgefäße durch Vasodilatation (Gefäßerweiterung) gesteigert
• vermehrte Wärmeabgabe an die Umgebung
• ermöglicht Schweißsekretion
• Körper wird durch die Verdunstung des Schweißes zusätzlich Wärme entzogen wird (Verdunstungskälte)
Fieber (3)
• bei zu niedriger Ist-Temperatur werden die Durchblutung der Hautgefäße durch Vasokonstriktion (Gefäßverengung) und die Schweißsekretion entsprechend verringert
• Unterbindung der Wärmeabgabe an die Umgebung
• durch vermehrte Stoffwechselaktivität, z.B. in Form von Muskelzittern, zusätzliche Wärmeenergie im Körper
erzeugt.
Temperaturregulation
http://user.medunigraz.at/helmut.hinghofer-szalkay/Neonat_Temp.jpg
Fieber (4)
Immunantwort
• Freisetzung von Pyrogenen
Merke: Temperaturerhöhung soll den Verlauf der Immunabwehr
beschleunigen, kann als nützliche Reaktion angesehen werden gapedi
a.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/12/thr/vlu_thr/aspirin_3_krankheiten.vlu/Page/vsc/de/ch/12/thr/wirkstoffe/aspirin/a3_3_fieber_ass/fieber_ass.vscml.html
Fieber (5)
Anzeichen & Symptome
• Zu Beginn einer Fiebererkrankung: müde, schlapp und abgeschlagen, Gelenk- oder Gliederschmerzen
Fieber (6)
Weitere typische Anzeichen von Fieber sind:
• Schweißausbrüche, Durstgefühl
• trockene, heiße Haut, glänzende Augen
• trockene und belegte Zunge
• Schüttelfrost (heiße Stirn, Frösteln, Kältegefühl)
• Appetitlosigkeit
• Übelkeit, Erbrechen
• Verstopfung
• beschleunigte Atemfrequenz
• Unruhe, Verwirrtheit, Halluzinationen
http://www.welovefamily.at/richtig-fieber-messen/
Fieber (7)
Temperaturstufen:
36,5°C - 37,4°C Normal-Temperatur 37,5°C - 38,0°C Subfebrile Temperatur 38,1°C - 38,5°C Leichtes Fieber
38,6°C - 39,0°C Mäßiges Fieber 39,1°C - 39,9°C Hohes Fieber
40,0°C - 42,0°C Sehr hohes Fieber
Fieber (8)
Auslöser
• Infektion mit Bakterien, Viren oder Pilzen (Pyrogene)
• Erkältung, Grippe
• Blasenentzündungen
• Magen- und Darminfektionen
• Rheuma
• Infektionskrankheiten im
Kindesalter, z. B. Mumps, Masern
http://www.apotheken-umschau.de/multimedia/189/197/40/74799972369.jpg
Fieber (9)
Fieber unbekannter Ursache (FUO, „fever of unknown origin" )
• Fieber ohne erkennbare Ursache von mehr als 3 Wochen Dauer mit Temperaturen über 38,3°C
Mediziner unterscheiden 4 Typen von Fieber unbekannter Ursache:
• Klassische FUO
• Nosokomiales FUO
• FUO bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem durch eine Erniedrigung der weißen Blutkörperchen (neutropenisches FUO)
• FUO bei Menschen mit HIV
FUO
Bei Fieber unklarer Genese handelt sich eigentlich um eine
Verlegenheitsdiagnose, die auf begrenzte Diagnostische Möglichkeiten zurückzuführen ist. Die meisten Fälle lassen sich im Nachhinein durch erweiterte Diagnostik herausstellen.
Fieberarten
- Fieber bei Infektionskrankheiten (Infektiöses Fieber)
- Resorptionsfieber
- Zentrales Fieber
- Toxisches Fieber (Allergisches Fieber)
Fieber bei Infektionskrankheiten
Mikroorganismen oder deren Toxine führen zur Temperaturerhöhung.
Ein Beispiel ist das septische Fieber in dem Toxine in die Blutbahn gelangen.
Dadurch kommt es zu Schüttelforst und Temperaturanstieg bis 40 Grad
Resorptionsfieber
Auch aseptisches Fieber genannt. Es entsteht durch den Abbau von Gewebetrümmer im Organismus.
Häufig bei großen Verletzungen oder Verbrennungen.
Tage später gelangen Pyrogene Abbauprodukte der abgestorbenen Zellen in die Blutbahn.
Deshalb typischer Zeitpunkt zwei bis drei Tage nach dem Ereignis
Zentralen Fieber
Infolge von Schädel-Hirn Verletzungen, Entzündungen oder Reanimationen entstehen.
Sollwert ist im Hypothalamus verstellt Medikamente greifen nicht mehr
Artic Sun oder Cool Gard
Toxisches oder Allergisches Fieber
Entsteht durch Körperfremdes oder artfremdes Eiweiß.
Zum Beispiel durch Impfungen, Bluttransfusionen und oder Tumore
Fieber (10)
Temperaturverläufe:
• Kontinuierliches Fieber
• Remittierendes Fieber
• Intermittierendes Fieber
• Undulierendes Fieber
• rezidivierendes
http://www.internisten-im-netz.de/de_fieber-typischer-verlauf_1667.html
Temperaturverläufe
Kontinuierliches Fieber Temperatur gleichbleibend hoch, Schwankung 1°C, z. B. bei Typhus abdominalis, Viruspneumonien
Remittierendes Fieber Temperatur abends höher als morgens, Schwankung unter 1,5°C, z. B. bei Tbc, Sepsis
Intermittierendes Fieber Wechsel von hohen Temperaturen mit fieberfreien Intervallen, Schwankung über 1,5°C, z. B. bei Sepsis, Brustfellentzündung
Rekurrierendes Fieber Fieberschübe über mehrere Tage im Wechsel mit zwei bis fünfzehntägigen fieberfreien Intervallen, z. B. bei Malaria, Borreliose
Undulierendes Fieber Langsamer Fieberanstieg, hohes Fieber über einige Tage, Fieberrückgang, mehrere Tage fieberfreies Intervall, dann Wiederholung, z. B. bei Tumoren, Carcinom
Biphasisches Fieber Fieber verläuft in zwei Phasen, erste Phase relativ kurz mit mäßig bis hohem Fieber, fieberfreies Intervall, dann Fieber wie in der ersten Phase, aber länger andauernd, z. B. bei Masern, Hepatitis
Rezidivierendes Fieber Regelmäßig wiederkehrendes Fieber
Fieber (12)
Fieber (13)
1. Phase: Fieberanstieg (Stadium incrementi)
• Schüttelfrost möglich, evtl. Zähneklappern
• Pulsanstieg ( pro 1°C Körpertemperatur um 8-12 Schläge) und die Atemfrequenz steigt an
• Kranken warm halten (Decken, Getränke)
• Puls, RR, Atmung, Temperaturkontrolle,
• Aussehen engmaschig kontrollieren
• Ruhe und Sicherheit vermitteln
• Vor Verletzungen schützenPfleg
emaßnahmen
Fieber (14)
2. Phase (Fastigum)
• Kein Schüttelfrost!
• Erreichen der Fieberhöhe
• beschleunigter Puls, erhöhte Atemfrequenz (erhöhte Stoffwechselaktivität)
• Schwächegefühl, ausgeprägtes Krankheitsgefühl
• Immobilität
• Appetitlosigkeit
• Unruhe, Sinnestäuschungen, Phantasien
• Halluzinationen / Fieberdelirium
• Gefahr von:
Thrombose, Obstipation, Pneumonie und Dekubitus
Symptome/Beobachtungen
http://www.welovefamily.at/richtig-fieber-messen/
Fieber (15)
2. Phase Fieberhöhe (Fastigum)
• kühlende Waschungen, Umschläge (AO), kühle Getränke
• Frischluftzufuhr, Vitalparameter kontrollieren
• Wäschewechsel
• Med.-Gabe nach AO
Pflegemaßnahmen
Fieber (16)
3. Phase: Fieberabsenkung (Stadium decrementi)
•
Körpertemperatur sinkt, vermehrte Hautdurchblutung (Rötung, Hitze)
•
Kranke schwitzt, Kreislauf sehr belastet, Ängste, Unruhe
•
Zuwendung
•
Vitalwerte kontrollieren
•
nicht zu früh mobilisieren
•
Prophylaxen
legemaßnahmen
Fieber (17)
Stadium decrementi
Lysis (lytische Fieberphase)
• Langsamer Fieberabfall (→Abklingen der Infektion → Wegfall der Pyrogene oder durch die Wirkung fiebersenkende Medikamente), kann mehrere Tage dauern
• warmer, großperliger Schweiß Krisis (kritische Fieberphase)
• Rascher Fieberabfall (innerhalb weniger Stunden), Temperatur fällt innerhalb von 24 Stunden auf Werte unter 38,0°C → Gefahr Kreislaufkollaps
Fieber (18)
4. Phase: Erschöpfungsschlaf
• Notwendigkeit von Ruhe nach körperlicher Belastung der erhöhten Körpertemperatur
• Zimmer abdunkeln, Besuchszeiten reduzieren
• Pflegemaßnahmen auf ein Minimum reduzieren, im Vordergrund stehen:
• Kontrolle der Vitalzeichen
• Für ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Elektrolytzufuhr) sorgen
• Körperpflege (z.B. Wäschewechsel) Pf
legemaßnahmen
http://www.schreibaer.de/Bilder/Bett-braun.gif
Fieber (19)
Mögliche Probleme, die durch Fieber auftreten können
1. Fieberdelir (Halluzinationen, Angst/Unruhe)
2. Exikkose (Schwitzen, Erbrechen, Durchfall schränken die Wärmeabgabe durch Verdunstung ein → nach AVO 2 Liter trinken, saure und salzige Getränke,
Flüssigkeitsbilanz)
3. Obstipation (→ leichte fettarme Kost)
4. Intertrigo, Dekubitus (bei langer Bettruhe → sorgfältige Hautbeobachtung und Pflege, sowie Druckentlastung)
5. Pneumonie (bei fieberhaften Erkrankungen der oberen Luftwege → Pneumonieprophylaxe)
6. Soor- und Parotitis (→ Lippen und Mundpflege)
7. Thrombose (bei langer Bettruhe → aktive und passive Übungen)
8. Erschöpfung mit Müdigkeit , Schwächegefühl u. Schlafbedürfnis, Ruhepausen → Maßnahmen auf Minimum reduzieren
Fieber (20)
Fieberdelir (Fieberwahn)
• Stoffwechselaktivierung als Folge des Fiebers → Körper verbraucht dadurch mehr Sauerstoff und setzt mehr Wasser um
• die Gehirnzellen werden reizbarer, was sich z. B. durch aktivere Träume bis hin zu Tagträumen und Halluzinationen äußert
• harmlose, insbesondere bei Kindern im Zusammenhang mit
Infektionskrankheiten auftretende, im Allgemeinen aber rasch wieder abklingende delirähnliche psychische Störung
http://www.gesundheit.de/sites/default/files/content-images/delir.jpg
Fieber (21)
Fieberkrampf
• ursächlich ungeklärter Krampfanfall (tonisch-klonisch, generalisiert) bei Säuglingen oder Kleinkindern, der im Zusammenhang mit Fieber auftritt
• Häufigkeit ca. 5 % aller Kinder im Alter vom 1.-4. Lebensjahr
• rezidivierendes Vorkommen
• Notfallmedikament: Diazepam®-Rektiole
http://www.paradisi.de/images_themen/8/834_0.jpg
Schalentemperatur
• Die Schalentemperatur an der Haut und den Gliedmaßen ist niedriger als die Kerntemperatur.
Sie kann 28 - 33 Grad Celsius betragen. Sie wird von der Durchblutung und der Umwelttemperatur bestimmt und schwankt daher stärker als die
Kerntemperatur. An heißen Tagen oder durch schwitzen kann die Schalentemperatur höher sein als die Kerntemperatur
Kerntemperatur
• Die Kerntemperatur, die in den stoffwechselintensiven Organen des Rumpfes und des Schädels herrscht, liegt zwischen 36 und 37,3° Celsius. Bei dieser Temperatur laufen die nötigen Stoffwechselprozesse in einem für den
Organismus günstigen Tempo ab.
Dieses Tempo wird bei einer Temperatursenkung verlangsamt und beschleunigt sich bei einer Temperaturerhöhung.
Bei allen Stoffwechselvorgängen im Körper wird Wärme produziert.
Hyperthermie
http://www.allgemeinarzt-online.de/_storage/asset/1562645/storage/kirchheim:article-lightbox/file/121551050/04241044.jpg
Hyperthermie
Maligne Hyperthermie
• sehr seltene, erblich bedingte Stoffwechselstörung der Muskulatur → Anstieg der Körpertemperatur bei einer Vollnarkose auf über 43°C
• ohne Behandlung häufig tödlich endende Komplikation
Maßnahmen bei Hyperthermie
• Für kühle Umgebung sorgen
• 30°-Oberkörper-Hoch-Lagerung
• Kühlung durch Auflegen von feuchten Tüchern
• Kontrolle der Vitalzeichen
• Fiebersenkende Maßnahmen - Wadenwickel
- kühle Getränke - Leichte Decken
- Raumtemperatur auf 17° bis 19° C senken - Körperwaschungen
Hypothermie
• Absinken der Körpertemperatur unter 35°C Pathophysiologie:
• IST-Temperatur ist unter SOLL-Wert im Hypothalamus
• Hypothalamus leitet Maßnahmen ein:
• z.B. Muskelbewegung (Zittern),
• Gefäßverengung (das Blut fließt schneller)
• Atmung wird flacher (dass die Wärme nicht so schnell aus dem Körper austritt)
Hypothermie
Ursachen:
•
langer Aufenthalt in kalter Umgebung, z.B. kaltes Wasser (Ertrinkungsunfall)
•
Unreife des Termperaturregulationszentrum bei einem Neugeborenen
•
hoher Wärmeverlust über die Haut, z.B. durch Verbrühungen, Verbrennungen
•
Schock
•
Störung des Temperaturregulationszentrum, z.B. durch einen
Tumor
Pflege bei Hypothermie
• Raumtemperatur erhöhen
• Neugeborene im Wärmebett oder Inkubator
• Erwachsenen eine Heizdecke anbieten
• Warme Getränke anbieten
• Warme Infusionen verabreichen nach Anordnung