Genetische Ursachen der Krebsentstehung Molekularbiologie menschlicher Tumoren
Literatur
Molekulare Onkologie
Entstehung und Progression maligner Tumoren C. Wagener
Thieme Verlag
•
Was ist Krebs ?
• Zellzyklus
• Onkogene
• Tumorsuppressorgene
• Genetische Veränderungen in menschlichen Tumoren Mutationen
Chromosomale Aberrationen
Epigenetik
Was ist Krebs ?
Neoplasie/Tumor : abnorme Vergrößerung eines Gewebes, welches durch autonome, progressive und überschießende Proliferation körpereigener Zellen entsteht.
“Krebs”: maligne Tumoren, die sich von benignen Tumoren durch infiltratives und destruktives Wachstum sowie die Fähigkeit zur Metastasenbildung
unterscheiden.
“Krebs”
Solide Tumoren Nichtsolide Tumoren
(Leukämien)
Karzinome
von Epithelien ausgehend
Sarkome
vom Mesoderm ausgehend
Was ist Krebs ?
pTis pT4
“Normal”
Was ist Krebs ?
Zellen teilen sich nicht unkontrolliert. Zellen teilen sich dann, wenn ein spezifischer Bedarf nach einer bestimmten Zellart besteht. Dieser Bedarf wird meist von anderen Zellen gemessen und durch Signalmoleküle mitgeteilt.
Wenn sich eine Zelle, die zur Proliferation fähig ist, teilen muß, müssen viele Gene die in G0/G1 aktiv waren, abgeschaltet werden und andere angeschaltet werden (zB die, die zur Replikation benötigt werden).
Dabei hat die Zelle mehrere „Kontrollpunkte”, an denen der Zellzyklus aufgehalten oder sogar unterbrochen werden kann, wenn etwas “schief läuft”.
ATM
p21 u.a.
Bax u.a.
Wachstums-Stop Apoptose
p14ARF MDM2
p53
Rb
cdk4/6 cycD P
p16
P
Rb
E2F E2F
Kontrolle: G1-S-Übergang
c-myc
cycA cycE
cdk2 cycA cycE
p21, p27, p57 P
Zell
G1-S
Zyklus
S-Phase G2-Phase
M-Phase
G1-Phase
Onkogene
Gen, das durch Veränderung kodierender oder regulatorischer Sequenzen den malignen Phänotyp aktiv beeinflußt
Klasse I : Wachstumsfaktoren
Klasse II : Rezeptoren für Wachstumsfaktoren Klasse III: Signaltransduktionsmoleküle
Klasse IV: Transkriptionsfaktoren
Klasse V : Bestandteile der Zellzykluskontrollmaschinerie
Onkogene
Beispiel: RAS Familie
Häufigkeiten von RAS Mutationen in menschliche Tumoren
> 50 % Ph negative CML
ca. 30 % Akute myeloische Leukämie
ca. 25 % Lungen Adenokarzinom
ca. 30 % Multiples Myelom
> 40 % Kolorektales Karzinom
> 50 % Schilddrüsenkarzinom
> 75 % Pankreaskarzinom
Häufigkeit von Mutationen Tumor
Bos, 1989
Onkogene
Beispiel: RAS Familie
Membran RAS:
Zentrale Schaltstelle
der Signalübertragung
Onkogene
Beispiel: RAS Familie
RAS
Überexpression
Tumorsuppressorgene
Definition
Gene, die durch Funktionsverlust die Entwicklung von Tumoren fördern
p14ARF
Zell
G1-S
Zyklus
M-Phase M-Phase
S-Phase G2-Phase
G1-Phase
Wachstums -Stop
Apoptose p53
ATM
p21 u.a.
MDM2
G1-Phase
Bax u.a.
Tumorsuppressorgene Beispiel p53
Häufigkeiten von p53 Mutationen in menschliche Tumoren
48 % Magen
55 % Kolon
71 – 74 % Lungenkarzinom
40 – 50%
Tumoren gesamt
42 % Prostata
40 % Blase
30 % Leber
24 % Mamma
3 % Cervix
< 10 % Leukämien
Häufigkeit von Mutationen
Tumor
Tumorsuppressorgene APC Modell
www.cancerhandbook.net
Genetische Veränderungen in Tumoren
Mutationen
• Punktmutationen
• Deletion
• Insertion
Chromosomal
• Polyploidisierung
• Verlust
• Zugewinn
• Translokation
• Inversion
Epigenetik
• Methylierungs- veränderungen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Punktmutationen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Punktmutationen
...
A C G T
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Punktmutationen
Wildtyp-Sequenz (T)
Mutante Sequenz (C+T)
A C G T
Normal A C G T
Tumor
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Punktmutationen Beispiel
Chemische Karzinogene:
Epidemiologische Untersuchungen:
Aromatische Amine Polyzyklische aromatische
Kohlenwasserstoffe Aflatoxine
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
Karzinogener Inhaltsstoff
Blase (Anilinfarbenarbeiter) Anilinfarben
Skrotum (Schornsteinfeger) Ruß
Leber Schimmelpilz
Mund, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Lunge, Blase Tabak
Tumorlokalisation
Karzinogen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Punktmutationen Beispiel
Aflatoxin B1 (Naturprodukt)
Es wird vom Pilz Aspergillus flavus gebildet, der gute Wachstumsbedigungen vorfindet, wenn Pistazien, Erdnüsse und Getreide warm und feucht gelagert werden.
Aflatoxin ist primär nicht mutagen.
Nach Aufnahme in den Darm gerät es in die Leber, wo es metabolisch aktiviert wird.
Dieses aktive Produkt ist ein Karzinogen, das mit N7 von Guanin reagiert. Durch Reparaturversuche findet sich schließlich ein Thymin an der Stelle des ursprünglichen Guanins.
G > T Mutationen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Mutationen
Mutationen treten auch spontan auf: 10–6 Mutationen pro Gen pro Zellteilung Ein Mensch macht ca 1016 Zellteilungen im Leben durch
⇒1010 Mutationen treffen im Lauf des Lebens jedes Gen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Two-Hit-Modell
http://pathology.uthscsa.edu/MSII/
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Deletionen
Beispiele Deletionen
del(11)(p13) del(13)(q14.11)
del(5)(q15-22)
Deletion
Wilms Tumor WT1
Retinoblastom RB
Familiäre adenomatöse Polyposis coli APC
Erkrankung Gen
Familiäre adenomatöse Polyposis coli
ist eine autosomal dominant erbliche Erkrankung. Im späten Kindesßund frühen Erwachsenenalter entwickeln sich bis zu 1000 und mehr Polypen in der Schleimhaut des Dickdarms. Jeder Polyp kann sich yu einem Kolon Karzinom entwickeln.
Retinoblastom
Ist ein von der undifferenyierten Retina (Netzhaut) ausgehender Tumor des Säuglings- und frühen Kindesalter in einem oder beiden Augen.
Wilms Tumor
Der Wilms-Tumor ist ein bösartiger relativ seltener, Tumor der Niere und die häufigste Form des Nierenkrebses im Kindesalter.
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Insertion
Cancer Res. 1992 Feb 1;52(3):643-5.
Disruption of the APC gene by a retrotransposal insertion of L1 sequence in a colon cancer.
Miki Y, Nishisho I, Horii A, Miyoshi Y, Utsunomiya J, Kinzler KW, Vogelstein B, Nakamura Y.
Department of Biochemistry, Cancer Institute, Tokyo, Japan.
Retroelement
Insertion
Gen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Translokation
Beispiel Philadelphia Translokation
Das Philadelphia Chromosom entsteht durch reziproke Translokation ywischen Chromosom 22 und Chromosom 9.
t(9;22)(q34;q22)
22 9
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Polyploidisierung
Vervielfältigung eines haploiden Chromsomensatzes um mehr als das Doppelte.
Chromosomaler Verlust (teilweise oder ganze Chromosom) Chromosomaler Zugewinn (teilweise oder ganze Chromosom)
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Zugewinn/Verlust
Kolorektales, Magen Karzinom 12p13
K RAS
Sarkom 12q14
MDM2
Kolorektales Karzinom 6q23
MYB
Mamma, Ovarial, Lunge, Speiseröhre Ka 8q22
MYC
Sarkom 12q14
CDK4
Glioblastom 7p12
ERBB
Mamma, Ovarialkarzinom 17q11
ERBB2
Mammakarzinom 8p12
FGFR1
Mammakarzinom 10q25
FGFR2
Kolorektales Karzinom 11p15
H RAS
2p24 19q12 11q13 19q13 Lokalisation
Neuroblastom N MYC
Magenkarzinom CyclinE
Speiseröhre, Mamma, Leber CyclinD1
Ovarialkarzinom AKT2
Tumor Gen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Methylierungsveränderungen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Methylierungsveränderungen
Beispiel
p53
p16
K-ras
C
mT
Punktmutation:
Gene silencing:
Fehler der DNA Methylatierung:
Activatierung von Protooncogenen:
Krebs:
Ursache oder Folge?
C
mC
Chromosomale Instabilität
C
mC
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Methylierungsveränderungen
TFs
Transkription
CH3 TFs
Transkription
(1) Methylierungsabhängige Transkriptionsfaktoren (2) Aktive Repression:
CH3 CH3 CH3
MBD MBD MBD
Methyl bindende Proteine zB: MeCP2
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Methylierungsveränderungen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Methylierungsveränderungen
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Methylierungsveränderungen
SAM
TGTGTACCGGTACGTAAACGTGCA
Genetische Veränderungen in Tumoren:
Methylierungsveränderungen
Transposable Elemente:
Können prinzipiell im Genom springen